2020-04-27 – Ein vergessener Baum
Er war in Vergessenheit geraten. Sven hat diese kleine Eiche zu seinem 50-sten Geburtstag im letzten Jahr geschenkt bekommen. Aber auf seinem Land hat er keinen Platz gefunden. So hat er ihn uns zu treuen Händen übergeben. Den Winter hat er im Topf gut überlebt. Jetzt schiebt er schon Knospen. Die Tage werden wir einen Platz für ihn suchen. Heidi mäht schon mal den Rasen um das Umfeld dafür zu bereiten.
2020-04-28 – Ab heute Regen und noch mehr
Heute soll es ab 16:00 Uhr regnen. Darauf warten wir schon seit Wochen. Der Garten und auch ein paar unserer neu gepflanzten Bäume brauchen das Nass ganz dringend.
So mache ich mich nach dem Frühstück erst einmal an das linke Heck von Big Blue. Es ist jetzt alles dran. Ich löse die Montagehilfsvorrichtungen und reinige die Klebenähte. Zum Spachteln der Kanten komme ich leider nicht mehr, denn wir wollen noch Blumen für unser „Anwesen“ bei der hiesigen Gärtnerei einkaufen und anschließend uns schon mal für unser neues Projekt umschauen.
Wir haben vor, für unseren Schäferwagen ein kleines Sanitärhäuschen aufzustellen. Die Motivation dazu ist nicht zuletzt durch unsere Probleme mit der Corona-Pandemie gewachsen. Wir möchten unsere Feriengäste nicht mehr in unserer Wohnung beziehungsweise auf unserer Toilette und unserem Badezimmer haben. Leider gibt es in unserer Kreisstadt und Umgebung keinen Laden mehr, der diese kleinen hölzernen Gartenhäuschen aufgebaut zum Ansehen präsentiert. So sammeln wir Kataloge und in mir reift der Entschluss, das Ganze über das Internet abzuwickeln.
Auf dem Heimweg schauen wir noch bei der Tanke unseres Vertrauens vorbei. Diesel heute für 0,97 €/Liter. Da muss der Tank vollgemacht werden. Aber eigentlich wollen wir durch die Waschstraße um das Wintersalz von unserem Kangoo los zu werden. Leider funktioniert die Unterbodenwäsche nicht so richtig. Und bis der Mitarbeiter das im Griff hat, ist eine Stunde vergangen.
Zwischenzeitlich habe ich Radio gehört. Auch Nachrichten und Reportagen. Und da lief es mit heiß und kalt den Rücken runter. Führende Fachleute und Institute berichten, dass die Reproduktionsquote, der „R-Wert“ wieder über 1 und die Neuinfektionsrate gestiegen ist. Wenn ich jetzt die Inkubationszeit berücksichtige, sind das die Auswirkungen der Ostertage. Nicht die Einführung der Maskenpflicht ab dem heutigen Tag! Gut, solche Schwankungen können vorkommen. Was mich dann aber endgültig fassungslos macht, ist, dass trotz dieser neuen Entwicklung sich alle möglichen Politiker darin übertreffen wollen, wer die meisten Lockerungen auf dem Zettel hat. Das halte ich für absolut verantwortungslos! Bevor weiter über Lockerungen nachgedacht werden darf, muss diese neue Entwicklung erst einmal über ein paar weitere Tage (zumindest die 14-tägige Inkubationszeit) beobachtet werden. Aber hier haben jetzt wohl einige schon auf Wahlkampfmodus umgestellt. Auch um den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur.
Bevor wir die Tanke verlassen, haben innerhalb einer Stunde mindestens drei Menschen die Tanke ohne vorgeschriebenen Nase-Mundschutz betreten und wurden vom Personal weder auf die Maskenpflicht hingewiesen noch aufgefordert den Ladenbereich zu verlassen. Soviel mal wieder zum Thema: Wir können das alles auf Freiwilligkeit organisieren, denn wir haben es mit mündigen Bürgern zu tun. Mündigen Bürgern, die zurzeit ihre Tätigkeit als Sofatrainer der Bundesliga gegen das Aufgabenfeld von Wissenschaftlern eintauscht haben.
2020-04-29 – Euthanasiegedanken machen die Runde
In den letzten Tagen überbieten sich Politiker verschiedenster Couleur mit der Darlegung ihrer menschenverachtenden Überzeugungen. Darunter auch:
2020-04-26 Wolfgang Schäuble Bundestagspräsident und CDU-Mitglied: Anders als die Menschenwürde sei das Grundrecht auf Leben und Gesundheit kein absoluter Wert, sondern durch andere Grundrechte einschränkbar, findet er.
2020-04-28 Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen und Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, Zitat: „Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr wegen ihres Alters oder wegen schwerer Vorerkrankungen sowieso tot wären.“
Mir fällt dazu nur eins ein: Die Politik unserer Republik hat sich über Jahrzehnte stramm geweigert, ein Gesetz zu erarbeiten, welches die passive und aktive Sterbehilfe ermöglichen und regeln könnte. Der „absolute und durch das Grundgesetz geschützte Vorrang des Lebens wurde immer in den Vordergrund geschoben. Das Gesetz, welches dann in den letzten Jahren geschaffen wurde erlaubt nur die passive Sterbehilfe. Und das auch nur unter unwahrscheinlich schwierigen Bedingungen.
Erst 2020-02-06 hat das Bundesverfassungsgericht ein weitreichendes Urteil zur Sterbehilfe, ‑ sogar mit geschäftsmäßiger Hilfe ‑ gefällt. Hier wurde dem Gesetzgeber in sein Stammbuch geschrieben, dass er falsch liegt, wenn er es Menschen verbietet, über den Abgang aus ihrem Leben selbstbestimmt zu entscheiden.
Die Politik hat sich also über Jahrzehnte gewehrt, einen Rahmen zu schaffen, in dem es möglich ist selbstbestimmt in Freiheit selbst zu entscheiden, wie man in Würde aus dem Leben scheiden möchte.
Ähnliche Diskussionen gab es auch um die Abtreibung. Auch hier wurde der Schutz des ungeborenen Lebens über alle anderen Rechte der Mutter und der Gesellschaft gestellt.
Seit wenigen Tagen, getrieben von unserer Wirtschaftslobby, möchten diese Politiker jetzt darüber entscheiden, wer fremdbestimmt, würdelos in Unfreiheit zu sterben hat.
Trotz alledem habe ich heute auch wieder was bei uns auf dem Hof geschafft. Die Ecke hinten links an Big Blue ist mit Glasfaserpaste gespachtelt. Morgen wird die Kante rund geschliffen.
Bei unserer Halle habe ich an der Front das dritte Fenster eingesetzt und den Rest der Wand mit der Boden-Deckelschalung geschlossen.
Und die Sitzplatte eines unserer alten Holzstühle repariert. Genauer: Angefangen zu reparieren. Sitzplatte drauf geschraubt. Das Lochmuster rein gebohrt. Zum Schleifen und Steichen bin ich nicht mehr gekommen. Morgen geht es auch auf dieser Baustelle weiter. Der sehnsüchtig erwartete und nun auch angekommene Regen lässt ja glücklicherweise Arbeiten immer wieder in seinen Verschnaufpausen zu.
2020-05-05 – Mal ganz locker lockern
Seit gestern übertreffen sich alle unsere Politiker mit Lockerungsübungen. Einige Länder preschen auch wieder mal vor und können wieder mal nicht bis Mittwoch, dem Treffen der Länderchefs auf Bundesebene, warten, um untereinander ein weiteres Vorgehen abzustimmen. Und vor allem sich auch mal wieder die Zahlen vor Augen zu führen. Bei uns zum Beispiel (zugegeben, wir waren hier bislang vom Glück geküsst: ~90 Infizierte, tagelang keine Neuinfektionen und 1 Tote(r) im „Bestand“). Das hat sich gerade in den letzten Tagen geändert. Jetzt innerhalb von wenigen Tagen 3 zusätzliche Tote! Und Neuinfektionen. Die Inkubationszeit mal eingerechnet – das sind Auswirkungen des guten Wetters zu Ostern und des damit verbundenen laxen Umgang der Kontaktbeschränkungen. Da sollte man doch mal genauer hinsehen und noch etwas innehalten, bis man diese Entwicklung richtiger einschätzen kann.
Und was unser Weltclown Trump zurzeit abzieht. Echt gut – aber von einem seiner Vorgänger kopiert. Das hatten wir schon einmal. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der U.S. Secretary of State Colin Powell an einer Leinwand mit Strichzeichnungen von mobilen Giftgasfabriken auf LKW verladen der UN klargemacht, dass wir alle jetzt den Irak überfallen und Saddam Hussein killen müssen. Viele sind darauf reingefallen. Ergebnis: Saddam Hussein ist nach einem Überfall der „Koalition der Willigen/Wollenden“ auf das Land nach einem Schauprozess ermordet worden. Die Giftgasfabriken sind nie gefunden worden.
Ähnliches hat jetzt Trump vor: Immer wieder behaupten, die Chinesen hätten den Virus absichtlich entwickelt und in die Welt gesetzt, oder zumindest dieses grobfahrlässig getan. Beweise legt er nicht vor. Ich warte auf die Bleistift Kritzeleien. Lange kann es ja nicht mehr dauern. Denn die Welt will mal wieder „Beweise“ sehen. Egal wie fadenscheinig sie sind. Um mit gutem Gewissen mitmachen zu können oder zumindest ohne schlechtes Gefühl wegschauen zu können.
So, aber jetzt zu unserem eigentlichen Leben. Im Garten können wir schon erkennen, dass wir wohl keinen Hunger leiden werden. Wenn nicht, ja wenn nicht die nächsten Nächte doch noch einmal Frost angesagt wäre. Heidi hat vorgebeugt. Hat im Garten die frostempfindlichen Pflänzchen (Zucchini und Gurken) mit Gaze abgedeckt. Die Tomaten kommen noch dran. Die Farben aus der Werkstatthalte habe ich schon in Sicherheit gebracht.
Und der Flieder blüht (und riecht) so schön.
Und heute Abend gibt es Spargelpizza.
Da haben wir noch ’ne Fußnote zu. Früher gab es bei unserem Edekahändler unseres Vertrauens Hefe in kleinen Würfeln. Dieses Produkt hat jetzt das Klopapiersyndrom eingeholt. Das Regal ist leer. Nun gibt es wieder Hefe als Block. Nun schneiden und die Mitarbeiterinnen am Käsetresen die gewünschte Menge von einem großen Klotz runter. Denn irgendwie haben die Hersteller zur Zeit nicht die Kapazitäten, die Hefe selber als Kleingebinde zu verpacken. Daraus ergeben sich folgende Vorteile: 1) Diese Hefe macht ihre Arbeit im Teig wesentlich besser und 2) es spart Platsikverpackung. So hat Corona auch an dieser Stelle was Gutes.
2020-05-06 – Noch mehr Lockerungsübungen
Heute hat unsere Bundeskanzlerin, die in unseren Augen bislang eine gute Arbeit in Bezug auf die Corona-Pandemie abgeliefert hat, sich wieder mit unseren Landesfürsten zusammengesetzt, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Da unsere Länderchefs in den letzten Tagen schon mit Öffnungsbeschlüssen ihrer Länder hervorgetan haben, ist nicht mehr viel für eine ernsthafte Beratung übrig.
Und ganz verdrängt wird, dass seit gestern Abend feststeht, das die frühe Schulöffnung in NRW wohl als Schuss nach hinten losgehen wird. An drei Schulen sind schon nach kurzer Zeit Infektionen aufgetreten.
Aber das Spiel wird immer durchschaubarer. Als es um die Verkündung von Einschränkungen ging, wurde von unseren (meist männlichen) Länderchefs und Fachministern der Auftritt vor der Öffentlichkeit gerne Angela überlassen. Denn wer verkündet gerne etwas, was keiner haben will. Nun hat sich das Blatt komplett gewendet.
Nun geht es darum, Leckerlies zu verteilen: Rücknahmen der Einschränkungen. Da drängt sich dann wieder unsere Männerwelt in den Vordergrund. Und jeder versucht der Erste und Freizügigste zu sein. Und ich sage jetzt schon voraus, wenn es schief geht, dann wird sich wieder hinter der Bundeskanzlerin versteckt. (Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin nun wahrlich kein Freund unserer bürgerlichen Parteien „der Mitte“ und auch nicht unserer Kanzlerin. Aber in meinen Augen hat sie bis zum Zeitpunkt, als die Länderfürsten wieder das Zepter in die Hand genommen haben, eine sehr gute Arbeit abgeliefert.) Denn nicht umsonst stehen wir recht gut da.
Und wenn die Wirtschaft, allen voran die großen Konzerne – jetzt am Jammern ist, dann buche ich das unter „Klappern gehört zum Handwerk“ und „Jammern auf ganz hohem Niveau“. Hier wollen die Lobbyisten die Bühne dafür bereiten, in Form von Mitnahmeeffekten sich die Kassen füllen. Und das sind diejenigen, die wenn es gut läuft immer mit dem Argument „Der freie Markt wird es richten“ sehr schnell bei der Hand sind. Und wenn der Ponnyhof mal Pause macht, dann soll der Steuerzahler einspringen. Wofür eigentlich? Eigentlich dafür, dass die Konzerne lieber das erwirtschaftete Kapital in Form von Dividenen und Bonies ausschütten, anstatt auch für schlechte Zeiten Vorsorge zu treffen. Das immer wieder kehrende Argument, dass die Wirtschaft „unverschuldet“ in diese Krise „gestolpert“ ist, mag ja richtig sein. Aber haben wir Steuerzahler das verschuldet?