2023-04-12 – Weser – Werra – Fulda – Weser

Dieser Reisebericht fügt zwei Bewegungsfahrten zusammen. Die erste Tour, beginnend am 2023-04-12 musste ich leider in Altenburschla abbrechen – Wichtige Termine zuhause. (Leider habe ich von dieser ersten Tour kaum Fotos, da ich mein Handy in Lauenförde kaputt gebissen habe)

Am 2023-06-21 starte ich dann neu. In zwei großen Schritten knüpfe ich dort wieder am 2023-06-22 wieder an. Leider nicht auf dem Platz in Altenburschla, sondern in der Nachbarschaft auf einem Landvergnügenhof. (Dazu mehr unten im Text)

2023-04-12: Mein erstes Ziel – Bodenwerder

Bei Regen losgefahren und bei Regen angekommen. Der Platz an der Weser ist trotz der Osterferien nur sehr spärlich belegt, was mir sehr entgegen kommt. Der Kiosk, der Platz und der Bringdienst wird von einer pakistanischen Familie betrieben. (Was würden wir nur ohne unsere Freunde mit Migrationshintergrund machen? Es gäbe keine Restaurants, keine Kioske und keine Frisöre mehr.) Sie bieten auf Vorbestellung eine „Pakistanisches Wohnmobil-Dinner“ an. Leider bin ich zu spät angekommen, nur alleine und bleibe auch nur eine Nacht/Tag.
Und wie auf jedem Stellplatz kommt auch hier einer von der Sorte „So geht das aber nicht“-Typen auf mich zu. Er will damit nicht leben können, dass er geplant hat, genau dort entlang, wo ich jetzt stehe, morgen den Platz zu verlassen. Dabei bräuchte er nur vier Meter weiter links zu fahren oder zwei Meter zurück zu stoßen und wäre schon auf dem befestigten Weg. Aber auch er kann scheinbar nur vorwärts geradeaus fahren. Und Rasenfläche ist für ihn schon ein Offroad-Gelände. Dabei gibt es hier auch mit Schotter und Asphalt befestigte Plätze. Nun ja. Mir springt noch ein anderer Gast hier zur Seite und der „Wohnmobilist mit deutscher Kleingärtnermentalität verpisst sich. So wird es doch noch ein schöner Abend an der Hochwasser führenden Weser, an der ich tagsüber stromauf und -ab mit dem Fahrrad unterwegs war. Schöne Gegend hier. Zumindest in der Nicht- und Nebensaison.

Für eine Ortserkundung habe ich irgendwie keinen Bock. Aber mit dem Fahrrad an der Weser stromab entlang, das kann ich mir dann in den Regenpausen dann doch nicht verkneifen. Und es hat sich gelohnt!

2023-04-13: Lauenförde

Irgendwie bin ich beim Frühstück am überlegen, ob ich hier noch einen Tag bleibe und versuche, zwischen den Regenschauern mit dem Rad die Gegend etwas weitläufiger zu erkunden. Entscheide mich aber gegen Mittag dagegen. An der Weser entlang geht es über Höxter und Beverungen auf die andere Seite der Weser in die Marina in Lauenförde. Ein kleiner Stellplatz direkt auf der Landzunge zwischen Weser und der Einfahrt in die Marina. Die Zufahrt ist etwas abtörnend, da sie mehrere hundert Meter an einer Dauercamper Ansiedlung vorbeiführt, gegen die Käfighaltung ein Schiss ist. Aber vorne auf der Spitze ist es wirklich schön, da auch nur zu einem Drittel belegt. Bei Sonnenauf- und -untergang kann ich auf der gegenüberliegenden Seite wunderbar deutsche Camper in ihrem Wohnfühlambiente beobachten. Erinnerungen an die Ziegenwiese bei Mazarrón werden wach. Nun ja. Wunderschone Radwege auf beiden Seiten des Flusses laden zum Radeln ein. Der Wechsel der Uferseiten ist auf mehreren Brücken und einer kleinen Fähre möglich. So komme ich auch noch einmal nach Beverungen hinüber und kann mir eine Mütze kaufen. Denn die habe ich zuhause vergessen. Die Suche nach einem neuen Handy bleibt jedoch erfolglos. (Ich habe das Handy beim Umpacken meiner Satteltaschen mit dem Mund festgehalten. Und dabei haben meine Dracula ähnlichen Eckzähne gezielt das Objektiv der Kamera zerstört.) Aber eine Eisdiele habe ich an der Hauptstraße gefunden und konnte bei Kakao und Bananasplitt das Treiben der Einheimischen genießen.

Ein kleiner Wehrmutstropfen hat aber dann doch noch den Weg in meinen grünen Tee gefunden: In Sichtweite steht das (abgeschaltete) Kernkraftwerk Würgassen. Und hier stehen großflächige Wahlplakate der (verlogenen) CDU herum, wo sie gegen die Einrichtung eines Zwischenlagers in den Räumen es Kraftwerkes protestieren. Es gibt halt immer noch ein weiteres Gewinde im Wendehals.

2023-04-14/15: Lippoldsberg

Irgendwie war ich bei der, sicherlich oberflächlichen, Planung dieser Bewegungsfahrt auf Lippoldsberg gestoßen und wollte aus nicht näher erklärbaren Gründen hier auf alle Fälle hin. Mag es daran gelegen haben, dass der Stellplatz an einer Fähre liegt, mag es sein, dass er bei Google Maps so schön klein und ungeordnet aussieht? Ich weiß es nicht. Es ist ein wohlsortierter, vielleicht auch geordneter Platz auf dem fast nichts dem Zufall überlassen wird. Selbst eine bestimmte Stellrichtung der Fahrzeuge ist gewünscht. Und er Rasen wird gerade auf vier Zentimeter gemäht. Und in der Saison wird es hier sicherlich sehr eng. Aber wie schon auf den anderen Plätzen kann ich mich hier in eine einsame Ecke drücken mit vollem Blick auf die Weser. Wie auch schon auf den anderen Plätzen sind die Plätze direkt am Wasser auf Grund des – zwar zurück gehenden – Hochwassers noch gesperrt. Es gibt aber immer wieder Menschen, die es wissen wollen und tragen damit auch immer wieder zur Unterhaltung der anderen bei. So auch hier mal wieder. Leider hat der Platzbetreiber, der auch gleichzeitig der Inhaber des angrenzenden Restaurants ist, einen SUV mit Allradantrieb. So ist die Livesatire dann doch recht zügig beendet. Auch von diesem Stellplatz kann ich hier während der Regenpausen – ja das Wetter wird immer noch vom Regen dominiert – ausgiebige Radtouren unternehmen. Und zwar eigentlich immer mit Blick auf’s Wasser. Nicht so wie bei uns zuhause zwischen irgendwelchen Maisäckern hindurch. Und da der Radweg in Ufernähe verläuft, brauche ich mich – obwohl ich mich ja im Weserbergland befinde – nicht mit Bergauf Passagen quälen. Einfach toll. So bleibe ich einen zweiten Tag.

2023-04-16: Gut SteimkeLandvergnügen

Nur circa 10 Kilometer entfernt ist der Selbstversorgerhof Gut Steimke. Da ein Freund dort schon einmal war und begeistert von dem Hof und den Leuten, die in Form einer Kommune, dort zusammenleben, berichtet hat, ist es für mich ein Muss, dort mal aufzuschlagen.

Ich komme gerade an, als die Bewohner an der Einfahrt ein aus Sandstein gemeißeltes Buch mit großem technischen Aufwand aufstellen. In diesen ist die Einladung an alle Vorbeikommenden eingemeißelt, doch einmal hereinzuschauen. Der Steinmetz, der im Rahmen seiner Wanderschaft diesen Stein geschaffen hat, lässt es sich nicht nehmen, diesen selbst an Ort und Stelle auf dem Fundament zu platzieren. Wandergesellen aus anderen Gewerken und ein Teil der Bewohner helfen und freuen sich über ihr gelungenes Werk. Ich selbst habe mit dem Eigentümer des Gutes und mit Torsten, einem Freund unseres oben erwähnten Freundes lange Gespräche über dieses Lebensprojekt. Torsten und ich sind uns schon mal über den Weg gelaufen, können uns aber nicht erinnern, wo und wann. Alles unsere Ideen laufen ins Leere. Aber das macht ja nichts. Es ist ein schöner Tags. Und am nächsten Morgen scheint die Sonne. Endlich! Bleibe ich noch einen Tag? Lust hätte ich ja. Aber Radfahren ist hier nicht so optimal. Es geht rauf und runter. Und eigentlich will ich ja die Weser und die Werra bis zur Quelle abklappern. Ich sage Torsten Tschüss nachdem ich mir vier Eier aus dem Hühnerstall genommen habe und fahre weiter.

2023-04-17: Hannoversch Münden

Mir ist klar, dass der Stellplatz, der am Weserstein liegt, dort wo Werra und Fulda zusammenstoßen und als Weser weiter gen Norden fließen, den Charm eines Parkplatzes hat. Ich werde eines Besseren belehrt: … eines hässlichen Parkplatzes hat!

So strebe ich mit meinem Fahrrad in die Stadt. Es wirklich schönes Fachwerkstädtchen. Die verkehrsberuhigte Zone ist angenehm zu besichtigen. Ein Eiscafé ist auch schnell gefunden. So habe ich Zeit, mir das Treiben hier genauer anzusehen.

Es scheint nicht nur: Die Mehrheit der Läden hier ist in der Hand von Betreibern mit Migrationshintergrund. Egal ob Cafés, Obst- und Gemüseläden, Handyshops oder Frisöre sind oder was hier sonst noch so angesiedelt ist. Und die Menschen die hier in der Fußgängerzone rumlaufen sind entweder adipöse Deutsche, Muslime und herausgeputzte Ukrainerinnen. Und bei genauerem Hinsehen erkenne ich auch den Charm des beginnenden Verfalls der eigentlich wunderschönen alten Fachwerkfassaden. Allerdings finde ich keinen Leerstand, wie in vielen Kleinstädten üblich. Ein bisschen erinnert es mich hier an Hrensko, die tschechische Grenzstadt an der Elbe, die mehrheitlich in der Hand vietnamesischer Händler ist. (Dazu mehr im Reisebericht über unsere erste Reise mit Big Blue an der Elbe entlang.)

Um nicht missverstanden zu werden: Ich freue mich über die Mehrheit unserer ausländischen Mitbewohner in unserem Land. Sie tragen zur belebenden Vielfalt in unserem Land bei. Und sie tragen dazu bei, dass viele Geschäfte aller Art noch vorhanden sind – die von uns Deutschen aus vielfachen Gründen schon aufgegeben wurden. Ich möchte hiermit nur ein Ambiente beschreiben, welches hierdurch entstanden ist, welches sicherlich sehr unterschiedlich bewertet werden kann.

2023-04-18: Witzenhausen

Ja. Was sagt mir dieser Ort? In vielen Bereichen der gleiche morbide Charm in dem eigentlich schnuckeligen Fachwerkstädtchen. Nur dass hier durch die vielen Studenten der Universität für Ökologischen Landbau eine große Vielfalt in die Straßen gebracht wird – junges Leben halt. Ansonsten hat mich dieser Ort enttäuscht. Der Stellplatz im angehenden Gewerbegebiet recht lieblos und schattenfrei angelegt und im Ort war keine Eisdiele auffindbar. Und der Radweg an der Werra entlang ist hier auch nicht so prickelnd. Ein kleiner Pluspunkt: Fußläufig erreichbar ein gut sortierter Bio-Supermarkt.

2023-04-19: Bad Sooden – Allendorf

Im Vergleich zu den letzten beiden Übernachtungen ist Bad Sooden – Allendorf ein richtiges Goldstück: Der Stellplatzpreis ist mit 20,00 €/Nacht echt sportlich. Hält aber auch viele von den Billigheimern ab, sich hier niederzulassen. Daher ein angenehmes Ambiente auf dem Rasenplatz auf einer Landzunge zwischen den mäandernden Werraarmen – und kein Gedrängel. Ich bin fast alleine hier! Und das Kleinstädtchen wieder ganz in Fachwerk und sehr schön – und auch nachhaltig – restauriert und saniert. Mit einer ansprechenden Geschäftswelt und Restaurants. Nur finde ich keine Eisdiele. Das mag aber auch an der Vorsaison und dem nicht besonders guten Wetter liegen.

2023-04-20 bis 2023-04-22: Altenburschla

Meine nächste Übernachtung soll eigentlich an den Seen von Eschwege sein. Aber das wird nichts. Der Natur-Campingplatz hat noch nicht offen. Und die Betreiber, die ihn dort für die Saison vorbereiten, haben die Befürchtung, dass der durchnässte Boden noch zu weich ist. So fahre ich weiter und lande in Altenburschlaauf einer kleinen Wiese direkt am Wasser. Der Betreiber, ein Holländer, wie viele hier in der Gegend, hatte mir schon am Telefon zugesagt. Da auch hier das Gras noch feucht ist, fahre ich erst einmal nur wenige Meter auf den Platz um zu überprüfen, ob die Grasnarbe hält: Ich hinterlasse keine sichtbare Spuren, außer dass die Grashalme niedergedrückt sind. Also kein Problem.

Hier ist es so schön, dass ich zuletzt drei Tage hierbleibe. Das Wetter wird auch besser: Lange Unterhosenzeit ist scheinbar endlich vorüber.

Mit dem Fahrrad unternehme ich auf der alten Eisenbahnstrecke, die zu einem komfortablen Radweg umgenutzt wurde, Trips in die Umgebung. Besonders hat mit Wahnfried gefallen. Dort am „historischen Hafen“, der eigentlich nichts anderes ist als ein Kai am Werraufer, ist das ehemalige Hafengebäude zu einem Restaurant mit Biergarten direkt am Wasser umsaniert worden. Ist scheinbar ein Geheimtipp unter Motorradfahrern. Um die 60 Maschinen aus allen Regionen Deutschlands stehen hier und die Biker trinken Weißbier. Dafür ist für mich noch zu früh am Tag dazu. Ich gebe mich mit meiner heimlichen Liebe, einem großen Eis, zufrieden.

Auf der Rückfahrt noch schnell ein bisschen Gemüse einkaufen und dann zurück, die Stille auf dem Campingplatz genießen. Außer mir ist da nur noch ein Wohnwagen aus Göttingen.

Bei weiteren Ausflügen ins Dorf oder nach Großburschla auf der anderen Seite der Werra überrascht mich doch die sehr ausgeprägte Sanierung der Dorfkerne. Die alten Häuser und die sie umgebenden Strukturen sind weitgehend erhalten und liebevoll restauriert worden. Ich finde kaum Leerstand. Als Info dazu erhalte ich von Einheimischen dazu: Diese Dörfer waren – auch schon zurzeit, als dass hier alles Zonenrandgebiet war – stark durch den Wegzug der jüngeren Generation geprägt. Viel daraus resultierender Leerstand und Verfall. Die Bürgermeister von Wahnfried und der umgebenden Ortschaften haben dann in einer konzertierten Aktion für ihre Region als Wohnort geworben: Vor allem in Holland. Und das mit Erfolg. Viele „Eingeborene“ sind hier „Zugereiste“, eben aus den Niederlanden. Denn was für uns Deutsche erschien diese Region als unattraktiv und dafür die Grundstücke und Immobilien zu teuer. Die Niederländer sind aus ihrer Heimat ein ganz anderes – höheres – Preisniveau gewohnt. Daher haben sie hier gerne investiert. Selbst die verbliebenen hiesigen Handwerker waren für sie günstig. So haben die Neubürger hier einen guten Eindruck bei den Alteingesessenen hinterlassen, da sie die Arbeiten an ihren Neuerwerbungen von ortsansässigen Betrieben haben ausführen lassen und damit das weitere Sterben alt eingesessener Firmen zumindest verringert haben.

Trotz des schönen Ortes hier und des besser werdenden Wetters muss ich hier meine Tour an der Werra hinaus ab- beziehungsweise unterbrechen, denn ich werde zuhause gebraucht.

Die Rückfahrt ist unspektakulär, außer dass mir der Auspuff direkt vor der Auspuffklappenbremse und die Rückholfeder an der Einspritzpumpe abgerissen sind. Ersteres hat mir bei den Ortsdurchfahrten viel Aufmerksam beschert, zweiten Defekt habe ich leider bei der Fehlersuche übersehen/nicht gefunden. Daher war es schon anstrengend, gerade in den Ortschaften mit immer höher drehendem Motor an Ampeln und Kreuzungen zum Stehen zu kommen. Aber zwei Tage nach meiner Ankunft zuhause hat mein Schrauber meines Vertrauens die unbeschwerte Fahrtüchtigkeit von Big Blue wiederhergestellt! Somit alles gut.

Ende der ersten Tour

2023-06-21: Neustart mit Übernachtung in Ottenstein

Ich habe mir für die Anreise an den Endpunkt meiner ersten Teilroute zwei Tage vorgenommen. Mit einer Pause Bei Sonja in Ottenstein. Sonja, eine Freundin, die ich bei meinen Spanienüberwinterungen kennengelernt habe. Die seit Jahren jetzt hier wohnt und ihrem Handwerk (Schmuckherstellung als Goldschmiedin in Verbindung mit Glasbläserei) weiterhin nachgeht. Und sie hat nun neben ihren Katzen auch Hühner und Kaninchen. Als ich ankomme, ist sie gerade dabei Honig ihrer Bienenvölker aufzurühren.

Wir haben uns einiges zu erzählen. Aber das ist Privatsache und wird es auch bleiben!

2023-06-22: Wahnfried OT Völkershausen auf dem Landvergnügenhof Grebenstein

Eigentlich wollte ich heute mit meinen zweiten Besuch auf dem Campingplatz Altenburschla dort wieder weitermachen, wo ich am 2023-04-22 abbrechen musste. Leider verweigert mir der niederländische Besitzer und Betreiber, der mich bei meinem ersten Besuch sehr zuvorkommend behandelt hat und sich über meinen damaligen Besuch freute (denn mit mir waren zu dem Zeitpunkt nur zwei Gäste auf dem Platz), dieses Mal den Zutritt mit der Begründung, unser Big Blue wäre zu groß und zu schwer für seinen Untergrund. Nun gut. Es ist sein Platz und er hat hier den Hut auf. Aber den Vorwurf, ich hätte ihm damals tiefe Spuren in den Platz gefahren, kann ich so nicht auf mir sitzen lassen. Es war damals sicherlich noch etwas Feuchte im Boden, aber ich habe mir beim Auffahren auf den Platz und auch beim Verlassen genau meine Spuren angesehen. Da war nichts, was über das normale Maß an „Spuren“ hinausging: Das Gras war heruntergedrückt und nicht mehr! Und ich denke, ich weiß wovon ich spreche, denn auch wir haben ja – wie ihr ja wisst, auf unserem Hof einen Wohnmobilstellplatz. Und ich weiß wie Spuren aussehen können und dürfen. Und da war nichts! Ich denke, der Hintergrund für seine Entscheidung war eine andere: In der Nebensaison, damals begleitet durch schlechtes Wetter, war ich als einer der wenigen (zahlenden) Gäste willkommen. Jetzt in der Hauptsaison ist es für ihn wirtschaftlicher den einen Platz, den ich auf Grund meiner Länge einnehme, doch besser an zwei „normale“ Wohnmobile zu vermieten. Nun ja, wie schon oben angesprochen, er ist der Chef und es ist seine Entscheidung. Ich bin auch nicht wirklich böse darüber. Ich würde ja mir auf unserem Platz auch nicht von so renitenten Gästen, wie ich es sein kann, vorschreiben lassen, wie ich mich zu entscheiden habe.

So, nun aber genug davon.

Ich habe mich entschieden, dann auf die andere Seite der Werra nach Völkershausen, ein Ortsteil von Wahnfried, zu fahren und mich dort auf dem Landvergnügenhof Grebensteineinzuquartieren. Pünktlich zur Ankunft dort erklärt mir meine Warn-APP und auch meine Gastgeberin, dass hier ein größeres Unwetter zu erwarten ist.

Nun ja. Jetzt bin ich schon vier Stunden hier und bis auf ein Gewitter am Horizont, einem kurzen mittelprächtigen Schauer ist noch nichts passiert.

Ich habe mir aber in weiser Voraussicht den für ein Unwetter am besten geeigneten Platz hier ausgesucht. Gegenüber vom Hofgebäude hätte ich am Rand des Friedhofs in einer kleinen Obstbaumwiese stehen können. Der Platz hinter dem Hofgebäude in Angrenzung an den dörflichen Sportplatz und der Werra im Hintergrund liegt unter Hochstammobstbäumen. (Übrigens: Hier sind die Süßkirschen schon reif!) Der sagte mir mehr zu. Und hier stehe ich auch geschützter, wenn es wirklich noch stürmen sollte.

Über den Nachmittag hat sich das Wetter radikal verändert: Es kühlt sich extrem ab, es wird windig und fängt an zu regnen. Und das nicht knapp. Diese Wetterveränderung hält sich auch zäh über die Nacht. Aber Unwetter sind was anderes!

Bei meinem Rundgang durch den Ort und die Umgebung, treffe ich auf das Rittergut Völkershausen. Ein riesiges Anwesen mit einer langen Geschichte, die bis zur Ritterzeit zurück reicht.

2023-06-23 bis 2023-06-25: Biwak Platz Heldra

Es hat die ganze Nacht geregnet. Und das setzt sich heute Morgen auch so in Form eines seichten Frühlingsregen fort. Aber, wenn ich den Nachrichten und den Berichten von Heidi und meiner Gastgeberin glauben darf, sind wir hier wirklich glimpflich davongekommen. Nicht weit entfernt – in Kassel – sollen ja Autos Straßenzugweise davon geschwemmt worden sein.

Nichts desto trotz. Nach meinem Einkauf im wirklich gut mit regionalen Produkten sortierten Hofladen wechsele ich auf den nur wenige Kilometer entfernten Biwak Platz in Heldra, in der Hoffnung, dass sich das Wetter wieder in Richtung Sonnenschein und 30°C verändert und ich dann in der Werra planschen kann.

Mein Wunsch hat sich bis 16:00 Uhr leider noch nicht erfüllt. Aber bis eben hatte ich den ganzen Platz für mich alleine. Aber nun haben sich ein Joghurtbecher und ein Nasenbär dazu gesellt. Aber die kuscheln am anderen Ende des Rasenplatzes, der dort nahtlos in den örtlichen Fußballplatz übergeht. So habe ich hier weiterhin meine Ruhe. (Die vier haben sich aber als ganz angenehme Nachbarn herausgestellt.)

Der Kollege, der für den ehrenamtlich erstellten und betreuten Platz hier das Geld einsammelt ist auch gerade da und sammelt 10,00 €/Wohnmobil/Übernachtung ein. Wer die sanitären Anlagen nutzen will muss 12,00 €/Erwachsene/Übernachtung zahlen und bekommt einen Schlüssel für das Sanitärhaus. Den soll man bei Abreise dort in den Briefkasten stecken. So einfach kann das sein!

Am Abend sitze ich für circa zwei Stunden auf dem Bootsanleger und beobachte, wie das Wetter in der Dämmerung „umschwingt“ und sich nach und nach auf der Wasseroberfläche kleine zarte Nebelschwaden bilden. Tja. Da brauche ich kein Yoga um herunter zu kommen und meine Mitte zu finden. (Eigentlich habe ich beides auch gar nicht ver-/gesucht.)

Am Samstag stellt sich dann extremes Eisdielenwetter ein. So radele ich an der Werra entlang in die ehemalige DDR nach Treffurt. Auch wieder ein schön restauriertes kleines Fachwerkstädtchen. Zumindest im alten Ortskern. Die Peripherie ist mit neuen Einfamilienhäusern von der Stange zugebaut. Wie bei uns zuhause auch. Auf dem Marktplatz werde ich dann auch fündig auf der Suche nach Eis. Der Eigentümer der Eisdiele zeigt mir dann ganz stolz, wie er die drei Häuser auf „seiner Seite“ gekauft und wiederhergestellt hat. Endlose Bilderserien auf seinem Handy. Aber nichts destotrotz: Er hat dort nicht nur viel Geld, nein auch viel Herzblut investiert. Hut ab. Und das Eis ist auch total lecker.

Nach zwei Stunden „Innenstadtbesichtigung“ schaue ich mir noch den Wohnmobil Stellplatz „Unter den Linden“ an der Bundesstraßenbrücke an. Eigentlich ein schönes Plätzchen mit viel Schatten unter hohen, alten Bäumen. Aber 1) Der Betreiber ist wohl letztes oder vorletztes Jahr gestorben und es gibt keinen Nachfolger. Daher hat auf dem Platz der Vandalismus an den Stromsäulen und der Entsorgungsstation zugeschlagen und 2) die Bundesstraße ist nicht zu überhören. Vor allem wenn werktags um 4:00 Uhr der LKW-Verkehr beginnt. Aber der Platz ist zurzeit gratis und immer noch legal für Übernachtungen zu nutzen.

Zurück in Heldra verkrieche ich mich erst einmal im Schatten und warte auf humanere Temperaturen. Das ist dann so ab 18:00 Uhr der Fall und ich nehme Anlauf zum Heldra-Stein. Aber das Unterfangen bleibt auf 1/3 der Strecke erfolglos. Denn es wären um die 450 Höhenmeter zu überwinden. Das mute ich mir weder zu Fuß noch per Fahrrad zu. Es ist ja jetzt auch so langsam Zeit für Bier und in eineinhalb Stunden für Abendessen.

Am Sonntagmorgen lasse ich es mal ganz besonders ruhig angehen. Noch vor dem Aufwachen schreibe ich für Heidis Gäste zuhause noch schnell eine Rechnung. Dann suche ich mir ein schattiges Plätzchen und beobachte die Kanuten, die gestern Abend noch angekommen sind beim Aufstehen, Frühstücken, Packen und Starten. Niemand ist dabei ins Wasser gefallen und auch das Schwan Pärchen ist völlig unbeeindruckt. So leert sich der Platz. Diese Abreisen der Anderen beobachte ich ja immer wieder gerne.

2023-06-25 bis 2023-06-27: Weiterfahrt nach Ebenshausen/Mihla

Gegen 13:50 Uhr mache ich mich dann selbst auf den Weg. Bei Google Maps habe ich in circa 13 Kilometer einen Naturcampingplatz gefunden. Von oben sieht der noch schnuckeliger aus als der hier in Heldra.

Nach ungefähr 30 Minuten Fahrt, dieses Mal echt durch die Berge (es geht in Serpentinen raus und runter) verpasse ich fast di kleine Einfahrt. Auch hier ein ganz unkompliziertes CheckIn: Da liegt eine Liste. Trage dich da irgendwann ein und -wiederum – irgendwann kommt dann der Kollege zu kassieren. Und dann die Ansage: 1) Such dir selber ein Plätzchen, aber nicht ganz hinten, denn da haben wir erst frisch angeschüttet, das könnt für dich noch zu weich sein. 2) Die Toiletten sind dort und 3) die Freiluftdusche (Kaltwasser) ist dort unten. Meine Frage, ob ich hier irgendwo die Trenntoilettenpisse irgendwo entsorgen kann bekomme ich die Toilettenentsorgungsstation gezeigt. Nur Grau- und Schwarzwasserentsorgung gibt es nicht. Was will ich mehr.

Jetzt sitze ich hier und beobachte die vorüberfahrenden KanutenInnen und KajakfahrerInnen sowie das Schwanenpärchen, welches hier, wenn ich richtig gezählt habe 6 (in Worten sechs) Küken aufziehen. Das (!) habe ich noch nie gesehen! Ob das am Salzgehalt in der Werra liegt?

Irgendwann bin ich nach Mihlageradelt. Auch hier gibt es einen Tegut Supermarkt. Aber keine Eisdiele. Schade. So bleibt es beim kleinen Einkauf – Gemüse und so.

Meine Nachbarin, Sabrina aus Frankfurt, ist ständig mit ihrem SUB unterwegs. Meist stromab und dann lässt sie die Luft raus und trägt das Teil zurück. Da neige ich dazu, meinen Tag anders zu verplanen! Aber ihr macht das Spaß. Jedem das seine.

Heute Abend schmeißen wir unsere Gekochtes/Gebratenes/Gesottenes zusammen. Und Sabrina hat auf ihrer Wandertour Bier aus der Region mitgebracht. Echt leckeres Mischmasch.

Irgendwann die Tage hier gehe ich an meine Drohne bei. Die hatte in den letzten Jahren immer wieder Schwierigkeiten mit der Bildübertragung. Die brach immer zusammen, wenn sie sich mehr als 20 Meter von mir entfernte. Dann brauchte ich immer direkten Sichtkontakt, um zu überprüfen, was sie gerade machte. Und gut filmen konnte ich so auch nicht. Nachdem ich mein neues Handy auf die Drohne eingenordet habe, überrascht mich das Teil doch angenehm: Es funktioniert jetzt so, wie es funktionieren soll. So mache ich dann wieder mal seit langem Bilder von meinem aktuellen Quartier. Aber die Übung fehlt jetzt doch. Zweieinhalb Jahre Abstinenz machen sich bemerkbar. Und hier immer habe ich ständig die Angst im Nacken, dass die Flugroute in der Werra endet. Aber es geht alles gut.

Am Dienstagmorgen mache ich dann mal „klar Schiff“. Ist doch schon eine ganze Menge Gras (nicht das zum Rauchen) und Blätter im Auto. Und letzte Nacht haben die Mücken irgendwo ein Loch nach drinnen gefunden und liegen nach meinem nächtlichen Abwehrkampf zu Hunderten tot auf dem Teppich rum. Irgendwie fehlt heute ein Staubsauger. So muss ich die Teppiche rausschmeißen und dort ausklopfen. So ganz „old school“. Klo entleeren, Trinkwasser überprüfen und Toilettenwasser auffüllen. Der Trinkwassertank ist überraschender Weise noch fast voll. Da wundere ich mich doch sehr.

2023-06-27 – Nach langer Suche an die Kiesgruben Immelborn bei Barchfeld

Bislang waren – bis Mihla– die Übernachtungsplätze, die ich liebe (klein und naturbelassen), recht dicht gesät. Alle paar Kilometer habe ich, unter anderem, Biwak Plätze für Wasserwanderer gefunden, die auch die Möglichkeiten für Zelter und Wohnmobile boten.

Bis hierhin konnte ich beobachten, dass der Tourismus von der dort ansässigen Bevölkerung als eine Einnahmequelle erkannt und genutzt wird. Dementsprechend haben sie die dafür nötige Infrastruktur geschaffen und ihre Dörfer gepflegt, wenn nicht sogar herausgeputzt. Es gibt eben Übernachtungsmöglichkeiten für die verschiedenen Reiseformen, aber auch Radwege, Anlegestellen sowie geöffnete (!) Gastronomie und es werden Sehenswürdigkeiten geboten.

Jetzt, auf der heutigen Strecke von Mihla her stromaufwärts komme ich immer mehr in das Kaliabbaugebiet der ehemaligen DDR. Hier leben die Menschen mehr von diesem hier dominierenden Industriezweig und dessen Zulieferbetrieben. Diejenigen, die dort keine berufliche Perspektive gefunden haben, sind abgewandert. Die Dörfer hier sind meist von Leerstand und Verfall geprägt. Es gibt kaum noch Ferienwohnungen, Wohnmobil Stell- oder Campingplätze. Die Anlegestellen für die Kanuten sind auf ein Minimum reduziert: Kaum Platz zum Zelten, geschweige denn um sich dort mit dem Wohnmobil hinzu zu stellen. In meinen Augen wäre das eine echte Frechheit, in diesen kleinen Biwaks den Ruderern die Plätze mit einem Wohnmobil wegzunehmen.

So bin ich nach einer Marathontour von 63 Kilometer an den Kiesgruben von Immelbornbei Barchfeld gelandet. Nicht so mein Traum von Übernachtungsplatz. Aber am See gibt es auch einen wirklich schön angelegten FKK-Strand. Das entschädigt natürlich für vieles.

Hier habe ich dann genau die Nachbarn, von denen ich albträume. Ein Carthago-Rudel aus dem Ruhrpott, die hier auf Sachsen (linguistisch) machen und für die Campen hauptsächlich aus Grillgut und Alkohol besteht. Und das Ganze verbunden mit einem gewissen Lärmpegel. Nun gut.

Ich werde dann wohl morgen nach Breitungen/Werra weiterfahren und dort auf besseres Publikum hoffen. Und an einem Teich liegt das auch! Dort ist nach meinen Recherchen der letzte Platz, auf dem ich vor der Werraquelle legal übernachten kann. Danach sieht es dann ganz lau aus. Mal sehen, wie ich das dann manage.

2023-06-28 – Wasungen

Mein obiger Plan, heute nach Breitungen/Werra weiter zu fahren ist gecancelt. Da ich nach ausführlicher Recherche doch noch mehrere Plätze gefunden habe, die eine angenehme Übernachtung in schönem Ambiente versprechen, habe ich mich halt umentschieden. Es geht nach Wasungen. Einmal ist es schon ein näher an den Werraquellen und es erwartet mich tatsächlich ein wunderschöner kleiner Wasserwanderer Biwak Platz mit der Möglichkeit mit dem Wohnmobil dort zu stehen. Den Platzbetreuer muss ich anrufen. Der kommt dann auch gleich vorbei, gibt mir den Schlüssel für die Sanitärräume und erlaubt mir – entgegen der dort ausgehängten Platzordnung – mich auf die Grasfläche direkt am Wasser hinzustellen. Da stehe ich wirklich gut.

Mit dem Fahrrad erkunde ich ein bisschen den Ort. Viel zu sehen gibt da aber nicht. Zwei Gaststätten, die laut Platzbetreuer es wert sind, dort zu essen. Kommt für mich aber nicht in Frage, denn ich koche lieber selbst. Und ein Eiscafé. Das ist dann schon mehr meine Kragenweite. Aber die haben hier, wie es in der ehemaligen DDR häufig der Fall ist, nur Softeis. Also wieder nichts für Heidis Mann. Dabei hätte ich bei der Hitze schon sehr gerne ein anständiges Eis gehabt.

Zurück auf dem Platz werde ich von einer hippiemäßig gekleideten Frau angesprochen, die in der einen Ecke das Biwak Platzes ihr Zelt aufgebaut hat. Sie ist wohl in der vergangenen Nacht dort von einem Mann belästigt worden und freut sich jetzt darüber, die kommende Nacht hier nicht alleine hausen zu müssen. (Nun ja, es werden noch ein Radfahrer aus Nürnberg und zwei Puchboot Paddler (Pouch ist das DDR Pendant zu den Klepperbooten aus dem Westen) kommen.) Im weiteren Gespräch fing sie dann aber an, und ich dachte ich bin auf dem falschen Dampfer, über die „grün-versifften“ Politiker und Ausländer in sauberster Höcke-Spreche herzuziehen. Da ist bei mir dann doch sehr schnell der Punkt erreicht, sie aufzufordern, sich jemand anderen zu suchen, den sie mit ihrem Blödsinn belästigen kann. Sie hat es dann später bei den Anderen versucht, ist dort aber genauso abgeblitzt.

Aber ein fahler Geschmack bleibt dann doch übrig. Denn ich erkenne die wehenden Flaggen über einigen angrenzenden Datschen: Reichskriegsflaggen.

Am Abend sitze ich noch mit dem Nürnberger recht lange zusammen und er erzählt mir von seiner aktuellen Radtour. Er ist jetzt schon circa sechs Wochen unterwegs und hat so um die 1000 Kilometer auf der Uhr. Jetzt ist er jedoch schon auf dem Weg nach Hause zu seiner Familie.

In der Nacht werde ich zweimal wach, weil im Ort mit halbautomatischen Pistolen geschossen wird – ganze Magazine werden da durchgejagt. Und es kommen nicht, wie es üblich sein sollte, die Polizei, um sich darum zu kümmern. Es gehört hier scheinbar zum geduldeten guten Ton, nachts mit Schusswaffen in der Gegend rumzuballern. Für die Einheimischen kein Anlass zur Sorge. Für mich heißt das aber, morgen geht’s weiter. Hier will ich nicht länger bleiben.

2023-06-29 bis 2023-06-30 – Eisfeld OT Bockstadt

Da ich mich, wenn ich mir noch die beiden Werraquellen hier ansehen möchte, ich mich verschärft im Umfeld von Sonneberg bewege, mache ich heute einen großen Sprung bis nach Bockstadt – gehört zum Kreis Eisfeld. Nicht zuletzt auch wegen der Erfahrungen in Wasungen.

Hier quartiere ich mich auf einem – ich sage mal recht bürgerlich rüberkommenden – kleinen Campingplatz ein. Die ausführliche Begrüßung durch einen Freund des Betreibers, der hier im Sommer mit seinem Wohnmobil auf dem Platz wohnt fällt echt herzlich aus. Ein bisschen wenig Schatten auf dem Platz, aber ich finde schon noch einen sehr passablen Standplatz.

Leider liegt der Platz nicht direkt an der Werra. Die ist einige hundert Meter entfernt. Aber man nicht alles haben. Zumindest fühle ich mich nach der letzten Nacht hier um einiges sicherer. Ich hätte nie gedacht, dass solche Zustände in unserem Land noch einmal entstehen können und einem das Leben vermiesen können.

Ich überprüfe noch meinen Roller, ob er gewillt ist, anzuspringen, wenn ich es wünsche. Er will natürlich nicht. Scheinbar ist die Batterie tatsächlich breit. So schließe ich ihn an das Ladegerät und hoffe, dass ich ihm doch noch einmal Leben einblasen kann.

Heute, am zweiten Tag hier, zeigt sich mein Chinaroller von seiner besten Seite. Er springt problemlos an. So kann es dann losgehen. 20 Kilometer bis zu der einen, den näheren Werraquelle. Ich bin bass erstaunt, wie das alte Gefährt auch die nicht unerheblichen Berge mit Bravour nimmt. Leider ist die Quelle selbst für mich – wie auch früher schon die Quellen der Elbe (Labe) und der Donau – eine Enttäuschung. Der kleine, in Natursteinen gefasste, Brunnen, geht im ganzen touristischen Getümmel unter. Die Gastronomie ist von schon angetrunken krakeelenden (Rad-) Wanderern okkupiert. Und die Werra selbst ist auf ihren ersten Metern mit so viel Krimskrams zugebaut, dass das Magische, was eine solche Quelle eigentlich darstellt, überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. An einer Schautafel sind auch Fotos aus der Zeit vor der Grenzöffnung ausgestellt. Da gab es nur den in einer schönen Natursteinmauer gefassten Brunnen und drum herum nur einen Weg, ein paar behauene Stämme zum Sitzen und ganz viel Wald. Das hätte mir auch heute besser gefallen.

Zur zweiten Quelle der Werra und dem kleinen Werra See hier fahre ich dann doch nicht mehr, da es anfängt zu regnen. Und die Wetter-APP sagt für heute (Nach-) Mittag auch noch Gewitter voraus. So mache ich mich auf den Rückweg und versuche in Eisfeld noch ein Eis zu ergattern. Denn kaum bin ich runter vom Rennsteig, war es das auch mit dem Regen. Aber auch hier bleibe ich erfolglos. So komme ich Nachmittag wieder auf dem Campingplatz an. Hier bin ich bis auf die beiden Langzeitgäste wieder alleine auf dem Platz. So habe ich meine Ruhe und kann mal unser Anmeldeformular auf unserer Homepage für unsere Feriengäste neugestalten. Das alte ist aus unerfindlichen Gründen seit einiger Zeit etwas defekt. Erstaunlicher Weise bekomme ich das recht schnell hin. So kann ich mich noch diesem Tagebuch widmen und jetzt, da es 18:30 Uhr ist auch mein erstes Bier aufmachen. Prost und schlaft gut.

2023-07-01 – Wasserkuppe/FuldaquelleFuldaSchlitz

Nach einem gemütlichen Vormittag, nach nochmaligen Gesprächen mit dem Campingplatzbetreiber, Abwasch und Duschen mache ich mich auf den Weg zur Fuldaquelle. Das sind so 90 Kilometer. Auf dem Weg dorthin verlasse ich Thüringen und wechsele rüber nach Hessen. Ich hätte ich in der ehemaligen DDR tanke sollen. Die verdienen da immer noch nicht auf dem Niveau der Westlöhne, aber dafür ist der Sprit dort auch erheblich billiger: Diesel 1,52 € im Gegensatz zu Hessen 1,68 €.

Das Wetter wird unbeständiger und windiger. Beim Erklimmen der Wasserkuppe muss ich mir dann doch schon etwas Mühe geben, auf der Straße zu bleiben.

Die Quelle der Fulda und das ganze Ambiente auf der Wasserkuppe mit ihrem Freizeitflughafen und den touristischen Attraktionen (Restaurants und Nippes/Furz und Trallala Läden), dem Linien- und Touristenbusshuttles und den Touristenreisegruppen, größtenteils aus den „gelbasiatischen“ Ländern ist für mich dann doch wieder sehr enttäuschend. (Irgendwie habe(n) ich/wir, wie schon erwähnt, wirklich kein glückliches Händchen mit den Quellen unserer heimatlichen Flüsse). Die Quelle ist an einen der vielfachen gebührenpflichtigen Parkplätze so als „ach, die haben wir ja auch noch“ angegliedert. Auch hier eine Natursteinansammlung, aus der ein bisschen Wasser austritt und sogleich wieder im Bewuchs des Landschaftsschutzgebietes verschwindet. Wo bleibt die Magie der Geburt unserer Flüsse?

Der Wohnmobil-Stellplatz hier oben ist in etwa genauso einladend wie teuer. Ein Parkplatz zwischen Reise- und Linienbussen, flankiert von PKW’s souvenirheischender Menschenmassen. Und mit einer wirklich super Gebührentafel. 5,00 € von 0:00 bis 24:00 Uhr. Wenn ich also übernachten möchte, muss ich um Mitternacht zu Parkscheinautomaten quälen und ein neues Ticket lösen. So bekommt der Stellplatz hier oben dann doch noch einen Wert – mit 10,00 € für eine Übernachtung einen völlig überzogenen.

So mache ich mich nach den obligatorischen Fotos der hiesigen Sehenswürdigkeiten und des, wirklich nicht schlechten Mittelgebirgspanoramas, auf den Weg nach Fulda.

Hier komme ich vom Regen in die Traufe. Das meine ich jetzt nicht nur auf’s Wetter bezogen. Nein, in Fulda ist zurzeit die Landesgartenschau am wüten. Ein, beziehungsweise der, Stellplatz auf der Aue, liegt eigentlich recht schön an der Fulda im Stadtgebiet. Das Gelände der Gartenvergewaltiger liegt genau auf der anderen Seite des Flusses, der hier vielleicht 5,00 Meter bis 10,00 Meter breit ist. Und genau gegenüber haben sie eine Outdoor Disco platziert. Und die musiziert jetzt schon am helllichten Mittag. Ich frage also einige derer, die hier schon stehen, wie das wohl über Nacht sich fortsetzt mit dem Buffda/Buffda/Buffda Musizieren. Aber keine(r) von ihnen war schon letzte Nacht hier. Das sagt ja auch schon was aus. Ein Blick ins Internet raubt mir dann zumindest die Sicherheit für eine ruhige, von Schlaf dominierte Nacht. Also raffe ich mich auf und hänge noch ein paar Kilometer dran und fahre nach Schlitz. Hier finde ich neben der Landesmusikakademie einen Campingplatz und Stellplatz angrenzend an ein Freischwimmbad und Sportplatz. Das Schwimmbad ist seit letztem Jahr geschlossen wegen Sanierungsarbeiten. So fällt eine Runde Schwimmen auch wieder flach. Der Campingplatz wird jetzt schon am Nachmittag von mallorcierenden Ballermännern und -frauen bevölkert. Der Stellplatz ist einfach gestrickt und ruhig. Und recht leer. Ich schlage hier mein Zelt auf, beziehungsweise ziehe meine Leitern aus.

Dann drehe ich eine Runde auf dem „barrierefreien Rundweg“ mit dem Rad. Er ist kürzer als gedacht. Aber führt durch schöne naturbelassene Auen der Schlitz. Ja, hier heißt der Ort genauso wie das zur Fulda hinfließende Flüsschen.

Anschließend setze ich mich vors Auto und lese ein bisschen. Das nimmt mein Nachbar als Aufforderung, mir über eine längere Zeit davon zu erzählen, dass er holländische Wohnwagen aufkauft, die restauriert und dann mit Gewinn wieder unters Volk bringt.

Aber gegen 18:00 Uhr (traditionelle Bierzeit in der Familie Hamann/Kowalski) setze ich dem ganzen einen Punkt vor und mache mich über mein Zipfelbier her.

Nach der ersten Flasche stelle ich mich dann in die Küche und schmore mir einen schönen Gemüseauflauf und binde den mit Rührei ab. Diejenigen, die mich schon auf Reisen kennengelernt haben wissen zwei Dinge von mir: 1) Morgens bis nach dem Frühstück trifft man mich im Morgenmantel an und akzeptiert sinnigerweise meine Kommunikationsunwilligkeit bis nach dem morgendlichen Stuhlgang und 2) die oben genannte Speise firmiert unter „Tortilla für Arme“.

Gegen 21:00 Uhr ist der Teller und die zweite Flasche Zipfel leer und ich kann mich noch eben noch mal an die Aktualisierung der Google Karten dieser Bewegungsfahrt machen.

Dann ist aber Schluss für heute.

2023-07-02 – Braach, stromab von Rotenburg an der Fulda

Heute Morgen drehe ich nach einem ausgiebigen Gespräch mit meiner Nachbarin mit dem Rad eine Runde durch die „BurgenstadtSchlitz. Ein schönes kleines Städtchen in typisch hessischer Bauweise: Fachwerk und/oder mit ehemals Schieferschindeln verkleidete Häuser.

Aber auch viel Leerstand. Der Ort wird von einer großen Burg/Schloss überthront in der/m ein riesiges Brauhaus integriert ist.

Und unten an der Schlitz im Schlossgarten ist die Landesmusikakademie beheimatet. (Wenn ich so an die gestrigen „Gesänge“ auf dem Campingplatz zurückdenke, haben die noch ein weites Feld zu beackern! Die Bildungsarbeit wird denen so schnell nicht ausgehen!)

Die Eisdiele hat noch zu. Also breche ich auf.

Ein kurzer Besuch bei dem Biwak Platz in Rimbach lässt eine kurzen Augenblick Trauer aufkommen. Hier wäre es doch möglich direkt an der Fulda zu übernachten. Und zwar landschaftlich schöner als in Schlitz. Aber was solls?

Bad Hersfeld lasse ich „links liegen“. Bebra auch. Rotenburg an der Fulda bietet einen Campingplatz und drei Stellplätze. Und heute auch das „Strandfest“. Ich komme mir vor wie auf der Tour de France. Sämtliche Straßen sind von wartenden Menschen gesäumt. Nein nicht gesäumt, sondern bevölkert. Ein Durchkommen ist schwer. Aber noch ist die Durchfahrt nicht untersagt. Glücklicherweise. Der erste Stellplatz ist recht bevölkert, nicht so besonders schön und kostenpflichtig. So fahre ich zwei Kilometer weiter nach Braach an die Bracher Brücke. Hier finde ich einen Stellplatz, der wirklich sehr einfach zwischen der Fulda und dem Braacher Angelteich angelegt ist. Aber auch fast leer. Vielleicht weil er kostenlos ist? So etwas trauen ja manche nicht.

Der Süßkirschbaum ist zwar erntereif, aber in den Bereichen, die man ohne Leiter erreichen kann, schon abgenagt.

In mir rumort immer noch der Wunsch nach einem schönen großen Eis. So mache ich mich mit dem Rad auf den Weg nach Rotenburg – und stoße da auf den großen Umzug durch den Ort, auch durch die Fußgängerzone. Jugendliche auf LKW’s oder Trecker Anhängern grölen im Vollsuff zu den Ballermann Hits vom Ghettoblaster. Ich, als einer derer die in zwei Karnevalshochburgen groß geworden ist, kann sich da nur feststellen: Das Niveau solcher Veranstaltungen war ja nie besonders hoch. Aber die Höhe – nein Tiefe – die es jetzt unter (!) dem der Mainzer oder Wiesbadener Fastnacht liegt, ist nicht mehr zu unterbieten. Oder doch. Vielleicht sollte man sich das im nächsten Jahr noch einmal reinziehen. Wer hat Lust dazu und berichtet dann über seine Erfahrungen?

Lange Rede kurzer Sinne: Mit dem Eis ist es wieder nix!

Also zurück an der Fulda Richtung rollendes Heim. Natürlich wieder gegen den Wind. Dann schön auf den Sitzgarnituren des Platzes hier breitmachen und eine Runde Lesen.

Nebenbei einer sich noch sehr jung fühlenden älteren Radfahrerin, die heute schon 90 Kilometer auf dem Buckel hat und noch weiter will/muss, da der Campingplatz im Ort auf Grund des oben schon erwähnten Strandfestes mit Gästen vollgepfropft ist, unter denen sie sich nicht wohlfühlen wollte, mit Wasser für ihre Flasche ausgeholfen.

Und jetzt, nach der ersten Flasche Zipfel ist es wieder Zeit, mich ans Essen zu machen. In diesem Sinn, auch euch einen guten Appetit und eine schöne Nacht.

2023-07-03 – An die Weser bei Weißehütte

Ich wache bei Sonnenschein auf. Um diese Zeit ist es auf dem Platz noch wirklich ruhig. Gegen halb neun schäle ich mich dann aus dem Bett und setze mich zum Frühstück draußen in eines der Sitz Arrangements. Ich wundere mich immer wieder. Schon gestern konnte ich beobachten, dass neue Gäste hier ankamen, ihre Jalousien zu machten und nicht – wirklich überhaupt nicht – aus ihrem Auto herauskamen. Nicht einmal Gucken. Geschweige denn hier am Ufer auf den wunderschönen Tischen und Bänken ihre Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Das gleiche passiert auch wieder heute Morgen. So sitze ich hier alleine. Das hat natürlich auch Vorteile – für mich. Denn ich kann es ja auf den Tod nicht ab, schon zum Frühstück kommunikationsbereit zu sein. Aber komisch ist das doch. Warum bleiben die nicht zuhause? Mit ihrem Wohnmobil in ihrem Vorgarten oder in der Wohnstraße ihrer Einfamilienhaussiedlung? Da könnten sie viel Geld für den Sprit sparen. Und dieses, hier beschriebene, Verhalten legen nicht nur die FahrerInnen der bewussten Weißware an den Tag, nein auch die VanLifer, Dachzelt Kutscher und Selbstbauer.

Nach dem Frühstück noch eine kleine Radtour, dieses Mal stromab. Nicht nur zur Verdauung.

Als „Reiseziel habe ich mir einen kleinen (er sollte sich im Nachhinein nicht unbedingt als klein herausstellen) Campingplatz an der Weser, circa 20 Kilometer stromab von Hannoversch-Münden, ausgesucht.

Und die Route habe ich so festgelegt, dass ich fast die gesamte Zeit erst an der Fulda und dann an der Weser fahre. So fahre ich über Dennhausen. Hier schaue ich mir einen kleinen, familiär geführten Campingplatz an. Die Anfahrt dorthin im Dorf war schon abenteuerlich. Aber auch der Platz an sich war – ich sage mal – sehenswert. Terrassenförmig in einer wohl ehemaligen Kleingartenkolonie am Hang direkt an der Fulda. Eigentlich landschaftlich sehr schön gelegen und da er heute auch nicht so voll war, kann ich mir vorstellen, dass es dort sicherlich Spaß macht, hier ein paar Nächte – und natürlich auch Tage – zu verweilen. Aber ich nicht dieses Mal.

Als nächsten Platz schaue ich mir noch einen Campingplatz am Kanu Club in Hannoversch-Münden. Denn bei meiner ersten Tour war ich ja von dem städtischen Stellplatz dieser Stadt so enttäuscht. Dieser kleine Rasenplatz direkt an der Fulda, schon im Stadtgebiet, ist schön bis sehr schön gelegen. Auch hier würde mein Wunsch direkt am Wasser zu stehen, sicherlich in Erfüllung gehen. Ein bisschen stören könnte die Bundesstraße am gegenüberliegenden Ufer. So fällt es mir auch hier nicht sooo schwer, doch noch weiter zu fahren. (Morgen will ich ja zuhause sein, dort warten die Johannis- und Stachelbeeren auf ihre Verarbeitung und Konservierung).

Gestern habe ich mir ja auf Google bei Oedelsheim drei Plätze rausgesucht. Die zwei auf der Ostseite der Weser wollte ich meiden, denn deutsch parzellierte Plätze sind nichts für mich. Aber auf der Westseite der Weser bin ich auf den Platz „Weißehütte“ gestoßen. Ich kann mich auch dran erinnern, diesen Platz auf Rückfahrt meiner ersten Tour gesehen zu haben. Eine riesige Wiese direkt am Ufer und kaum Autos drauf. Und bei den Google Rezensionen einige umgebaute Feuerwehren zu sehen. Da kann ich mir vorstellen, dass ich da ganz gut hinpasse.

Und so kommt es auch. Der Platz ist mit circa sieben Autos belegt. (Die anderen beiden Plätze die zum „Weser Camping“ gehören waren bickebacke voll.) Also alles gut.

Jetzt sitze ich hier am Ufer der Weser und schreibe meinen erst einmal letzten Tagesbericht meiner Weser-Werra-Fulda-Weser-Tour. Ein Schwan schaut mich neugierig an. Und die Nilgänse machen hier genauso ein Spektakel wie die bei uns zuhause.

Und es ist jetzt Bierzeit. Ich werde also den Text jetzt noch hochladen. Dann das Laptop wieder an die Ladestation hängen und dann später noch die Bilder einfügen. Mal sehen. Denn die nächsten Tage komme ich sicherlich nicht mehr dazu. Und was dann ab dem 10-ten im Krankenhaus und danach mit mir los sein wird, das steht ja erst einmal in den Sternen.

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