Wir frühstücken sehr früh. Denn wir wollen alle auf den Wochenmarkt in St. Affrique. Trotz des Nebels! Aber den sind wir ja schon gewohnt. Und es ist nicht so kalt wie die Tage vorher.
Und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Fast die ganze Innenstadt ist mit Marktständen zugebaut.
Im Centrum mit Ständen der regionalen Erzeuger mit einer großen Vielfalt an Obst, Gemüse, Käse und Fleisch. Große Händler mit erdrückend großen Ständen spielen hier fast überhaupt keine Rolle. Das ist anders als bei uns zu Hause. Und es gibt schon zu dieser frühen Zeit auch schon richtig was Warmes zu Essen: Muscheln auf Reis, gebratenes Geflügel und vieles mehr. Leider bin ich noch vom Frühstück satt.
Auf der angrenzenden Hauptstraße bieten dann die Non-Food Händler ihre Waren an: Vom Anzug bis zur Mütze, Weihnachtsschmuck, Plastikblumen fürs Grab und mehr. Und es gibt ein großes Zelt mit eine Eislaufbahn. Allerdings auf Plastikeis.

Irgendwann piept was bei Aischa in der Tasche: Ein Feuerwehrpieper. Ich bin überrascht. Es kommt Unruhe auf. Sie ist mit viel Engagement bei den freiwilligen Pompiers. Es brennt im Millau. Schon seit der Nacht. Ein Dachstuhlbrand über mehrere Häuser hinweg und es werden jetzt zusätzliche Kräfte aus dem Umland zusammen gezogen. Da ist hier so. Wir setzen sie in der Feuerwehrzentrale ab und fahren nach Hause.
Ich mache einen ausgiebigen Spaziergang.

Dann lade ich mit Harry seine Pakete, die ich aus Deutschland mitgebracht habe, aus. Dort ist seine neue Betätigung drin: Werkzeuge zur Schuherstellung. Er will in Zukunft in seiner Lederwerkstatt nicht nur Taschen und Accessoires, sondern auch Schuhe fertigen. So war Harry schon immer (hat Heidi, die mit Harry ja mal zusammen gelebt und das Haus in Buchholz gekauft und saniert hat, erzählt). Kaum ist eine Sache, die er angefangen hat am Laufen, fängt er was Neues an. Immer auf der Such nach neuen Herausforderungen.
Dann setze ich mich hin und lade endlich das offline vorbereitete Reisetagebuch hoch.
Wolfgang recherchiert Mautkosten für die Strecke Montpellier – Barcelona. Wir wollen mal ein bisschen Strecke machen. Und wir werden uns ganz schnell einig, bevor e weiter geht, machen wir hier noch einen Tag Pause. Wenn unsere Gastgeber uns nicht vorher rauswerfen. Aber sie sind einverstanden.
Dann können wir morgen mit Harry uns noch einmal in Ruhe die Mautseite im Internet ansehen. Denn sie ist auf Französisch. Und da verstehen wir nicht alles.
Um 16:00 Uhr fahren wir dann nach Roquefort, dem Käsedorf von Weltrang. Ich war das ja vor ungefähr 15 Jahren schon einmal mit Barikissou. So etwas soll man wohl nicht machen. Dieses Dorf, was ich damals total quirlig erlebte, man konnte in die kleinen Käsereien hingehen und zusehen wie die Leute den Käse produzierten. Davon ist nichts übrig. Das Dorf ist ausgestorben. Der Käse wird im Tal in großen Fabriken industriell hergestellt und nur aus markenrechtlichen Gründen dann mit LKW’s hier hoch gekarrt und in den Höhlen zur Reifung eine vorgeschriebene Zeit deponiert. Und wegen der Verschärfung der Hygienevorschriften ist ein wirklicher Besuch dieser Produktionsstätten und der Reifungshöhlen auch nicht mehr möglich. Es gibt nur noch für Touristen eingerichtete Schauvorführungen.
Stark enttäuscht verlassen wir diesen Ort schon nach einer halben Stunde.
Auf der Rückfahrt werden wir dann am Col des Aiguières Zeuge eines wunderbaren Naturschauspiels: Ein riesiger Talkessel füllt sich mit Wolken oder Hochnebel. Und wir stehen oben drüber und sehen uns das von oben an. Faszinierend!
Beim Abendessen beschließen Wolfgang und ich, nicht über Carcassonne zu fahren, sondern zuzusehen, möglichst schnell in den Süden zu kommen. Auch mautpflichtige Autobahn wird eine Option. Und wir möchten einen Tag länger bei Harry und Familie einen Tag länger die Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Den Tag möchte ich zum Radfahren nutzen. Wolfgang will Wandern und wir wollen die eventuellen Mautkosten abklären.