2016-08-01 – Zum Komanisee

Beate und Joachim sind schon auf und frühstücken. Unsere „Wagenburg“ bewährt sich hervorragend: Big Blue spendet zusammen mit dem Sonnendach so viel Schatten, dass wir bei erträglichen Temperaturen ausgiebig Kaffee und Tee trinken und ich mein Müsli essen kann.

 

Dann Packen, noch einmal ins Wasser, noch schnell die Adressen ausgetauscht und dann los. Der Tipp von den Beiden, ausreichend Zeit einzuplanen für unsere Tour nach Koman bewahrheitet sich. Durch Shkodra Verkehrsstau mit der positiven Auswirkung, dass wir uns ganz gemütlich das tosende Leben an den Straßenränder anschauen können. Eigentlich wollen wir anhalten, aussteigen und selbst ein bisschen durch die Stadt laufen. Aber kein Parkplatz in Big Blue Abmessungen in Sicht. Nur Bushaltestellen bieten sich an. Aber haben wir ja schon vor zwei Tagen schlechte Erfahrungen gemacht. Also verlassen wir Shkodra schweren Herzens über die SH 1 Richtung Pukë. Hinter Vau i Dejës links ab. Hier ist Koman schon ausgeschildert, mit ab hier noch 35 Kilometern. Also ist doch etwas weiter, als wir bislang Tipps bekommen haben. Die ersten 10 Kilometer ist die Straße noch wirklich gut zu befahren. An einem Gemüsestand kaufen wir noch Zwiebeln, Tomaten, Paprika und eine Honigmelone ein. Danach sind es noch 25 Kilometer. Die Straße wird zusehends anspruchsvoller, Wellen, Löcher, eng und bergig. Aber zwischen zweitem und drittem Gang mit einer Geschwindigkeit zwischen 10 kmh und 25 km/h kann auch ich mal die Landschaft genießen. Und die ist atemberaubend. Hoch über den See, dann wieder runter bis zum Ufer. Oder aber auch mal hinter einem Berg rum ohne Sicht auf den See. Irgendwo fangen dann auch Ziegen an auf der Straße rum zu laufen.

 

Ein Bäuerlein treibt seine Tiere auf der Straße.

 

Für Schweine ist ein Lager auf der Straße eingerichtet. Da muss ich natürlich für Heidi anhalten.

 

Und dann, und das habe ich so noch nicht erlebt, unsere Seite der Straße wurde über circa 20 Meter dazu genutzt, Rosmarin zu trocknen.

Später kommen uns mehrere Wohnmobile entgegen. Dabei ist eins, welches wir schon mal getroffen haben. Kennzeichen GE-??-??. Ich glaube die waren auch auf dem Platz an den Plitvicer Seen. Ein kurzer Austausch durch das Seitenfenster, vor allem die Frage: „Wie weit noch?“ Diese wird jetzt schon mit etwas unter 15 Kilometer beantwortet. Aber immer mit dem Zusatz: „Besser wird die Straße nicht!“

Da komme ich mit klar. Sicher, die Straße ist nicht das, was wir so in unserer Heimat gewohnt sind. Noch nicht einmal von Feldwegen. Aber in der Ruhe liegt die Kraft und immer um die Löcher drum rum fahren. Am Ende ist die Zeiteinschätzung von Beate und Joachim sehr realistisch gewesen.

 

In Koman angekommen. Dieser Ort besteht aus circa 20 Häusern, einem Minimarkt, fünf Bars/Cafes/Restaurants, einem Campingplatz und einem riesigen Stromerzeuger am Fuß des Stausees. Die Einfahrt zum Campingplatz Natura sieht zu niedrig aus, besteht aber nur aus hängendem Wein. Der drückt sich weg. Aber dann sollen wir durch einen „Laubengang“ aus Wein fahren. Ich schätze es als knapp ein. Marco, der Platzbesitzer schwört Stein auf Bein: „Das passt!“. Nun, Marco und ich liegen knapp daneben. Big Blue hängt fest. Mit vereinten Kräften wird das Dach aus Wein angehoben und ich setze den steilen Berg hinauf zurück. So finden wir unseren Stellplatz gleich oben hinter der Einfahrt. Es ist ein bisschen der Abstellplatz für alles, was zurzeit nicht gebraucht wird. Und kein Schatten. Für uns aber wunderschön auch wieder mit Wein überdachte, auf Terrassen angelegte Sitzgruppen.

 

Wir sind ganz zufrieden und gehen erst einmal ins Wasser. Das ist hier genauso kalt, wie der kleine Bach am Platz in der Bucht von Kotor. Aber ideal zum kurzen Abtauchen um sich runter zu kühlen.

Dann machen wir uns auf den Weg zum Staudamm, da wir uns nach der Fähre erkundigen möchten, die nach Fierzë fährt. Diese Tour soll ein Erlebnis sein. Also 1,5 Kilometer den Berg weiter rauf. Kein Baum, kein Strauch, kein Schatten. Und der Ausblick von oben auf das riesige Gelände des Stromerzeugers ist auch nicht das, was es rausreißt. Aber das sonstige Panorama: einmalig. Im Kraftwerksgelände ist ein Park und die Grundmauern einer ehemaligen Kirche zu erkennen. Und in dieser Ruine werden die beiden Altäre immer noch gepflegt.

 

Oben angekommen ein Tunnel und schon zum zweiten Mal ein verwegener, aber auch schon alter, Albaner mit Kalaschnikow. Ober er die verkaufen würde?

Wir gehen in den Tunnel, verlaufen uns und werden gleich von drei bewaffneten Mitarbeitern in den richtigen Tunnel verwiesen.

Am anderen Ende des Tunnels eine betonierte Fläche von circa 50 mal 50 Meter, die Anlegestelle der Fähre und einiger sonstiger kleiner Rundfahrtkähne. An die Felswand ein paar Bars geklebt. Und alles zugeparkt. Wie sollen da denn die Autos von der Fähre runterkommen?

 

Auf einer der Rampen „repariert“ eine Gruppe von Männern einen Außenbordmotor. Also, an der Vorgehensweise dieser Südmänner in Bezug auf Technik hat sich in den letzten 40 Jahren nicht viel geändert: Einer fummelt, zwei hocken dabei und haben Tipps, einer steht und raucht und einer, der auch ein bisschen seriöser gekleidet ist hat mit ungefähr drei Meter Abstand alles im Blick. In den zwei Stunden, die wir in der Bar auf dem Balkon sitzen, ist diese Gruppe von Technikern über das auch schon anfänglich praktizierte Drehen an der Anreißscheibe und das Einfüllen verschiedener Flüssigkeit in den offenen Vergaser nicht hinaus gekommen. Auch eine Art der Arbeitsplatzerhaltung. Hoffentlich ist der Motor der Fähre, die wir schon für morgen buchen, besser in Schuss und der Techniker weiß, was er bei der letzten Wartung gemacht hat.

Danach gehen wir wieder zurück zum Campingplatz. Noch beim Minimarkt vorbei: Bier und Würstchen kaufen. Dann erst einmal wieder ins kalte Wasser.

Zum Abendessen macht Heidi unsere letzten beiden Gläser Heidschnuckenstelzen in Zitronengras auf. Damit ist dann auch diese Geschichte unserer Schäferei abgeschlossen. So gut wie die schmecken, eigentlich schade, dass es so etwas nie mehr geben wird.

 

Dann ließt Heidi mir aus unserem neuen Reiseführer aus Shkrodra vor. Schade, dass wir dort keinen Parkplatz gefunden haben! Anschließend Infos über den Koman See. Mit diesem Bildungsschub mache ich mich an unseren Reisebericht. Heute erst einmal Offline, denn WiFi gibt es hier nicht. Ein idealer Ort zum Urlaub machen.

Diese Tätigkeit breche ich dann irgendwann ab, um mit Heidi in die Außenbewirtung des Restaurants des Campingplatzes zu wechseln und noch ein paar Bier und ich Rotwein zu trinken. Der Wein, gezapft aus Eichenfässern ist trocken und mit einem hohen Gerbsäureanteil. Er schmeckt sehr fruchtig und macht trotz der Menge keinen dicken Kopf.

 

Im Dunkeln gehen wir noch einmal über die Brücke zum anderen Ufer. Auch dort auf jeder Seite der Straße eine Bar/Restaurant. Es riecht nach Gegrilltem.

Dann ab ins Bett.

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