2016-08-06 – Ans Kepi i Rodotit

Heidi hat schlecht geschlafen. In der Nacht haben Jugendliche irgendwann beim Heimweg vom Strand eines ihrer Autos im Strand festgefahren und unter lautem Lärm dann zurück gelassen. Ich habe davon nicht mitbekommen. Heidi meint, weil ich gestern einen Liter Rotwein – den uns Marco vom Natura Camping in Koman geschenkt hatte – getrunken habe. Mag ja sein, aber so hat die Alkoholsucht eben auch sein Gutes.

Schon um 7:00 Uhr haben die Albaner uns fast komplett zugeparkt. So sehen wir zu das wir mit dem Frühstück fertig werden, packen und loskommen.

Aber auch das ist ein Wunschtraum. Der albanisch englische Busfahrer kommt noch vorbei und lädt uns zu einem Morgencafe ein. Auch heute erklärt er uns sehr viel, wie er das alles mit Albanien sieht. Anlass ist unsere Frage, warum der Albaner jeden Dreck einfach irgendwo hinwirft. Die Strände sehen hier, ich habe es bereits angesprochen, hier wie Müllhalden aus. Er meint, es wären nicht genug Mülltonnen. Aber das können wir nicht nachvollziehen. Wenn man den Strand verlässt, stehen auf dem Weg zum Parkplatz überall riesige Müllcontainer. Und die werden sogar geleert. Und die Müllwerker bücken sich sogar und sammeln den Unrat sogar noch auf, den die Einheimischen aus Faulheit einfach neben die Tonnen geworfen haben, denn es ist wohl zu anstrengend, den Beutel über die Kante zu werfen. Für uns ist dieses Verhalten unverständlich.

Dann geht’s los. Erste einmal auf die SH 1 Richtung Tirana. Und gleich wieder von der Autobahn ähnlichen Strecke in die Laguna e Patokut. Die hat uns der Vater von unserem Busfahrer empfohlen. Einmalig schön anzusehen. Aber auch ganz schnell wieder weg, denn hier wimmelt es von Mücken, das es eine wahre Pracht ist.

Und dann der Supergau. Heidi wird von einer Wespe oder Biene in die Bauchdecke etwas oberhalb des Beckenknochens gestochen und macht fast einen Abklapper. Am Straßenrand vor der SH 1 machen wir circa ein halbe Stunde Pause, Heidi tupft sich mit Ballistol und Schwedenkräutern ein und versucht die Schnappatmung zu vermeiden. Nach dieser Erholung geht es weiter nach Fushë Krujë. Hier müssen wir dann irgendwo nach rechts abbiegen, um auf meine Halbinsel mit dem Kepi i Rodotit zu gelangen. Eine Baustelle ohne Wegweiser verhindert das Abbiegen an der richtigen Stelle. Dann fummeln wir uns über Hasan, Breg Shkozë, Bubq, Gjuricaj, Kërtushaj, Hamallaj und Draç nach Shetaj  durch. Eine landschaftlich absolut beeindruckende Strecke. Wir können diese jedem empfehlen. Und geht auch ohne 4×4. Kurz hinter Kërtushaj merken wir, dass wir nicht mehr auf dem richtigen Weg, sondern schon wieder Richtung Festland unterwegs sind. Ein italienischer Exilalbaner weist und den Weg nach Hamallaj mit dem Hinweis, dass hier über Maminas vor einiger Zeit eine komplett neue Straße zum Kap gebaut worden ist. Die lässt sich auch sehr gut fahren. Erst der Anstieg nach Draç wird wieder anspruchsvoll und bleibt es bis zum Kap.

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Wir halten direkt hinter Shetaj an einem kleinen Restaurant/Bar. Etwas den Feldweg bergan, eigentlich kein schlechter Stellplatz.

Aber auch hier direkt eine Baustelle für ein neues Ferienresort. Wir erleben hier in Bezug auf die Bebauung einen Albtraum nach dem anderen. Auf der Google-Map-Seite ist die ganze Halbinsel, vor allem die letzten zehn Kilometer nahezu unbebaut. Einheimische haben uns erklärt, dass das zu Hodschas Zeiten alles, wie fast die gesamte Küste, militärisches Sperrgebiet war. Heute bauen hier alle, die es sich leisten können und die entsprechenden Beziehungen haben, diesen gesamten Landstrich voll. Und die Zwischenräume werden zu wilden Müllkippen. Wir haben auf der Suche nach einem besseren Stellplatz einen kleinen Strand gefunden, auf dem circa 20 Kühe standen. Auf einem Drittel davon. Die anderen zwei Drittel waren wirklich bis zu 50 cm mit Müll zugedeckt. Flächendeckend. Kaum vorstellbar. Und mittendrin zwei Angler und der Kuhhirt. Das wäre der Stellplatz für uns gewesen. Aber in das Wasser wollten wir wirklich nicht reingehen.

Diese Suche nach einem besseren Stellplatz, als den, den wir schon haben, machen wir mit dem Fahrrad. Das erste Mal, dass wir auf dieser Tour unsere Fahrräder ausgepackt haben. Und wir werden es auch nicht noch einmal machen. Die Straßen geben es einfach nicht her, entspannt zu radeln. Zu bergig, zu schlecht und die Albaner betrachten Radfahrer als ein störendes Hindernis, was beseitigt werden muss. Das war letztes Jahr in Tschechien völlig anders. Und zu allem Überfluss trifft Heidi mit ihrem Kopf noch eine Wespe. Der zweite Stich heute. Am Big Blue zurück ist Heidi einem Kollaps nahe. Ich habe auch eine kurze Schwächephase. Nach erneutem Eintupfen des neuen Stichs und einer weiteren Zwangspause, setze ich das Ultimatum: Entweder gehen wir beide jetzt die 50 m runter zu dem kleinen Restaurant am Beginn unseres Feldweges oder ich gehe dorthin! Wir gehen beide.

Es wird dann mehr als ein paar kühle Getränke: Ein gegrillter Fisch, Kartoffeln (die ungleichmäßig selbst geschnitten, also keine Bratkartoffeln aber auch keine Pommes), Salat und Käse. Alles total lecker. Und trotz der vielen Getränke dazu mal gerade 10,00 €. Kaum zu glauben.

Die Tochter des Besitzers spricht uns an und weist uns darauf hin, dass der Grund auf dem Big Blue steht, seiner ist, es aber überhaupt kein Problem für ihn ist, wenn wir das übernachten. Das freut uns natürlich und wir bedanken uns für das Gastangebot.

Wir setzen uns anschließend in den Schatten von Big Blue und haben einen atemberaubenden Ausblick Richtung Norden und können Lezhë sehen. Vielleicht sogar bis Montenegro. Das lässt sich anhand der doch recht ungenauen Karten trotz des detaillierten Maßstabs nicht endgültig feststellen.

Um 19:00 Uhr gehen wir noch einmal in das kleine Restaurant. Dieses Mal: Kartoffeln, Salat und gegrillter Fisch. Und über den Daumen acht Halbe. Leider aus der Dose. Zwei junge polnische Frauen leisten uns Gesellschaft. Später am Abend kommt noch der Sicherheitsfritze von der Baustelle bei Big Blue für ein Bier.

Es über das südliche Mittelmeer ein Unwetter auf. Wir können die Blitze beobachten, wie sie immer näher kommen. Gegenüber im Tal fängt eine Musiktruppe in einer Kneipe an albanische Musik zu machen. Das wird der dritte Abend, an dem wir zu landestypischer Musik einschlafen werden. Wir zahlen und kaufen noch einen Käse. Den, der uns heute nachmittag so gut geschmeckt hat. Der Gastgeber und seine Frau ließen es sich nehmen, uns den zu schenken. Wale minderi!

Heidi geht schlafen. Ich schreibe noch etwas am Reisebericht. Es tröpfelt. Der erste Regen auf unserer diesjährigen Tour. Es kühlt auf erträgliche Temperaturen ab.

Morgen gehts weiter ->

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