2017-08-01 – Kukës
Hier soll unser erster Stopp dieses Jahr sein. Schon viel über diese Stadt im ärmsten Teil Albanien gelesen und gehört. Für uns ist der größte Schock, als wir um die Ecke kommen, im riesigen Stausee fehlen mindestens zehn Höhenmeter an Wasser. Hier im Stadtbereich kein Herankommen an das kühlende Nass. So lassen wir Big Blue erst einmal an einer großen Tankstelle an der A1 stehen und wursteln uns zu Fuß an die Wasserlinie durch. Für Lara, die das auch dankend annimmt mal wieder zwischen Kühen zu baden.
Dann fahren wir in den Ort auf einen der Plätze und suchen uns an einer Sackgasse unter Bäumen einen schattigen Platz. Albanien Telekom und eine Bank haben wir schon entdeckt. Also Geld ziehen und dann endlich eine Simkarte für das Handy/den W-LAN Router. Das geht auch alles recht unspektakulär. Aber im Nachhinein zeigt sich erstens, die versprochene englisch Gebrauchsanweisung besteht eben nur aus einer albanischen. Und die verstehe ich mal wieder nicht und vielleicht bin ich auch nur zu dumm. Mit dem PIN die Karte entsperrt und es gibt auch die Anzeige, dass das Netz vorhanden ist. Aber trotzdem kein Internetzugang. Also morgen früh noch einmal hin und helfen lassen. Für mich ist jetzt die Entscheidung für die Zukunft gefallen: Zu Hause einen Datenvertrag für den W-LAN Router abschließen, der zumindest in ganz Europa gilt. Diesen Scheiß mit den Prepaid Karten, das tun wir uns nicht mehr rein!
Ein Spaziergang durch die Hauptstraße dieser Stadt lässt uns erahnen, wie diese Stadt, die nach dem Absaufen der alten im Stausee aufgebaut wurde, tickt. Fast keine Touristen: zwei Spanier auf Geländemaschinen und zwei Landrover aus Tschechien. Der Bevölkerung sieht man an, dass sie wirtschaftlich nicht auf der Sonnenseite geboren wurden. Aber trotzdem strahlen sie eine grundlegende Zufriedenheit aus.
Als wir zu Big Blue zurück kommen und ein bisschen Pause einlegen wollen, so gegen 18:00 Uhr, laufen immer mehr Menschen an uns vorbei. Schick gemacht für den Feierabend. Ein 15-jähriges Mädchen klärt uns auf: Jeden Abend ist die Hauptstraße von 18:00 bis 23:00 Uhr für den Autoverkehr gesperrt und die ganze Stadt geht promenieren. Jeden Abend!!!! Wir gehen mit der Kleinen mit. Sie erzählt uns in bestem Englisch, dass die in Mazedonien geboren ist, hier zur Schule geht, ihr Bruder seit seinem 16-ten Lebensjahr in Dortmund in einer Kneipe arbeitet. Sie erklärt uns viel über die mögliche Schulbildung hier im Land und der Erkenntnis der Jugendlichen und deren Familien über die Wichtigkeit einer guten Ausbildung.
Gegen 22:00 Uhr finden wir uns in dem Gartenlokal 50 Meter von Big Blue entfernt beim letzten Bier von heute wieder. Die den Tag über angehaltende Schwüle weicht so langsam bei 33°C auf der Quecksilbersäule.
Bei albanischen Klängen von irgendwo aus der Kleinstadt sitze ich hier uns schreibe schon wieder auf Vorrat: Kein Internet.
Jetzt noch die Bilder abarbeiten und dann ins Bett.
2017-08-02 – Nach Peshkopi
Im Schatten stehend können wir ausschlafen. Frühstücken und dann noch einmal (!) zum Telecomshop. Das Mädel heute macht meine Karte funktionieren und erklärt mir auch, was ich falsch beziehungsweise nicht gemacht habe.
Dann kauft Heidi noch was für ihren Hunger zwischendurch und los geht es.
Wenige Meter vor Big Blue steht das Hinweisschild nach Peshkopi. Dieses zeigt uns den Weg zur neuen Straße an unser Ziel. Auf unserer Karte ist diese noch nicht vorhanden. Bei Google und beim Hobo-Team wird diese aber schon angezeigt. So sind wir guten Mutes.
Außerhalb der Grenzen von Kukës kommen wir dann schnell in der Realität an. Hier fehlen Wegweiser und Ortschilder komplett. Die Straße ist gut. Und es geht gleich richtig hoch. Und wieder runter. Und wieder hoch. Auf der ersten Höhe finden wir einen typischen Friedhof.
Auf einer der nächsten Berge eine ganz tolle „Almwiese“. Das wäre ein wunderbarer Stellplatz. Für einen Tag und eine Nacht, oder für mehrere.
Wir entscheiden uns aber dagegen. Heidi möchte heute Abend Fleisch und wir haben noch nicht genug Bier im Auto. Und Trinkwasser geht eventuell zur Neige. So fahren wir weiter durch ein wunderbares Bergpanorama. Die Straße immer noch gut. Wenn man von den albanientypischen Fahrbahnabsenkungen oder ‑abbrüchen absieht.
Irgendwo in einem tiefen Tal an einem Kraftwerk trinken wir in einer Bar ein Kaffee und einen Tee. Kaltes Wasser ist obligatorisch.
Aber irgendwie kommt so langsam die Erkenntnis auf, dass wir zwar auf dem Weg nach Peshkopi sind, aber auf der alten Straße. Das wird sich später auch bewahrheiten.
Aber macht nichts. Irgendwann glaube ich, dass wir in Kastriot sind. Sind wir aber nicht. Denn da ist ein Schild an der Laterne: Camping links ab! Und es gibt hier nur einen Campingplatz. Den MiniCamping Kapxhiu Rruga Llixha. Wir hatten schon per Handy Kontakt aufzunehmen. Denn die Infos dazu waren sehr unterschiedlich. Beim Hobo-Team sind alle Fahrzeuge möglich. Auf mein Wohnmobil.net nur bis zu einer maximalen Höhe von zwei Metern. Da liegen Welten dazwischen. Und es wurde avisiert, dass die Betreiberfamilie englisch und italienisch beherrscht. Italienisch mag sein, englisch, naja!
Bei Ankunft war die Einfahrt doch sehr speziell. Gut, mit unseren 2,55 Metern Breite haben wir das gerade noch Hinbekommen. Aber 3,75 Meter Höhe sind in Deutsch und Albanisch gemessen zwei Welten. Das erinnert mich dann doch an unser Erlebnis letztes Jahr am Liqeni i Komanit. Auch dort scheiterten wir an einem aus Weinreben bestehenden Laubengang. Also rückwärts wieder raus aus der steilen Einfahrt. Wir parken dann aus der Straße direkt hinter der Einfahrt.
Der Betreiberin ist das alles sehr peinlich. Sollte es auch. Denn wir haben sicherlich viel Verständnis dafür, dass hier nicht alles perfekt ist. Das macht ja auch den Reiz Albaniens aus. Aber die Höhe seiner Einfahrt sollte man doch kennen. Vor allem, weil hier schon häufiger hohe (Allrad-) Fahrzeuge drin waren, die sicherlich auch so um die 3,60 Meter Höhe hatten. Also unser Tipp: Hier nur mit Karossen, die nicht länger als 8,00 Meter und nicht höher als 3,50 Meter sind. Dann steht man hier wirklich wunderschön zwischen Weinreben und einem Gemüsegarten. Die Familie gibt sich wahnsinnig viel Mühe, einem jeden Wunsch von den Augen abzulesen und für diese arme Region hat dieser Platz gute Sanitäranlagen. Es gibt Kinderbespaßungsinstallationen, überdachte Sitzgruppen und man kann den Grill benutzen. Und wir haben oben auf der Straße auch nicht schlecht geschlafen.
Aber vorher gehen wir noch in den Ort. Wie auch schon in Kukës schlägt hier originäres albanisches Leben zu. Auf der Hauptautostraße alles an Geschäften, die man braucht um sich durchs Leben schlagen zu können. Und dann gibt es auch noch eine groß angelegte Fußgängerzone, die teilweise noch in Arbeit ist. Man könnte sagen, hier ist es schon etwas touristischer. Aber wir finden kaum welche. Gut, es gibt einen Hinweis auf ein Backpacker Hostel. Aber wo sind die Backpacker?
Und es ist wieder Hochzeitstime.
Für unsere Bedürfnisse finden wir alles was wir brauchen: Ein Eis in Tüte, Grillwurst für heute Abend und kaltes Bier. Hier mal Tirana.
Und wir gucken uns schon eine Bar mit einem Balkon an verkehrstechnisch beeindruckender Stelle. Da wollen wir heute Abend hin. Nicht zuletzt um zu beobachten, ob hier auch den ganzen Abend die Leute hier über den Boulevard flanieren. (Das wird nicht klappen, aber wir werden versuchen es am zweiten Abend nachzuholen.)
Gegen 19:00 Uhr fangen wir an zu Grillen. Mittlerweile ist auch ein niederländisches Ehepaar mit einem Hymer und drei Kindern eingetroffen. Sie sind auf dem Heimweg, kommend aus dem Iran. Am meisten hat sie Georgien und Armenien auf der Strecke begeistert.
Irgendwann bin ich (endlich) alleine und kann schreiben und den ganzen Kram der letzten Tage nachholen. Und wir haben hier WiFi. Es geht also nicht auf unser Datenvolumen. Gut. Es wird spät bei mir. Heidi schläft schon komatös.
2017-08-03 – In Peshkopi
Es ist eine gute Entscheidung, hier in Peshkopi zu bleiben. Wie auch schon in Kukës treffen wir hier auf originäres albanisches Leben. Auch diese Region gehört zu den ärmsten des Landes. Durch die zurzeit massenhaft anwesenden „Exilalbaner“, die ihre Großfamilien in ihrem Urlaub besuchen, wird der einfache Lebensstil allerdings ganz schön verdeckt. Ständige Hochzeitskonvois in dicken Autos, bis zum Brechen gefüllte Restaurants, Bars und Cafés und nicht zuletzt die aufwendige Kleidung der Einwohner schaffen eine ganz anderen Eindruck. Aber wir lassen uns sagen, dass mit Ende August es hier wieder ganz anders aussehen wird, wenn das normale Leben wieder Einzug findet.
Trotz allem ist es aber wirklich spannend mit offenen Augen und Herzen hier durch die Straßen zu ziehen, in Hinterhofbäckereien mit Oliven gefülltes Brot zu kaufen, im moslemischen Laden Wurst und Fleisch – natürlich kein Schwein – zu erhalten, aber Bier gibt es nicht. Da werden wir an seinen christlichen oder orthodoxen Freund verwiesen. Ohne Neid oder Grimm.
Am späten Vormittag suchen wir die überall angekündigte Schwefelheilquelle. Wir finden sie dann bergauf fasst am Ende der Straße, an dem auch unser Campingplatz liegt. An einem kleinen Bach links ab. Dann wirklich sehr attaktiv: Der Bach wird zur Müllkippe. Weiter bergauf, vorbei an Müll und an einem neu aufgeschütteten Plateau. Dort soll wohl mal ein Hotel entstehen. Über den Hang des Plateaus kann man einen schwefeligen Abfluss erahnen. Und so ist es dann auch. Die eigentliche Quelle ist durch die Anlage des Bauplatzes zerstört. Das Schwefelwasser wird in einer kleinen provisorischen Rinne hinter dem Gelände herumgeleitet. Es gibt keine Möglichkeit in das Wasser zu gehen, weder mit den Füßen noch ganz. Kein Vergleich mit den Quellen in Benjë-Novoselë im letzten Jahr.
So kann man hier keinen Tourismus fördern! Da hilft auch kein EU-finanzierter Boulevard in der Stadt oder eine Universität, aus der übrigens gerade alle „Innereien“ auf LKW verladen werden. Pleite wegen Ablauf des Förderzeitraums. Aber vielleicht macht auch das den besonderen Reiz dieses Landes aus.
Auf einem Balkon zwischen einer Moschee, in der die letzten Augenblicke einer Hochzeit abgewickelt und gefilmt werden und einer der Hauptkreuzungen dieser Kleinstadt trinken wir ein Bier und essen eine Pizza. Der beste Tisch ist besetzt. Die drei Jungs, die das sitzen stehen auf und bieten uns diesen Tisch an. Und gehen mit ihrem Bier an einen Stehtisch im Hintergrund. Am Tisch neben uns, macht gerade der „Dorfdealer“ mit zugekifften Augen einen circa 20 Zentimeter langen Wall aus Grass. Und steckt sich einen Joint nach dem anderen an. Wie der sich noch aufrecht halten kann ist mir ein Rätsel. Kumpels von ihm kommen und gehen, rauchen mit ihm einen, nehmen was mit und hauen sich Döner gegen den Flashhunger rein.
Gestärkt gehen wir noch einmal auf den Boulevard – die Fußgängerzone – und müssen erkennen, auch hier leiden die Leute unter der „Laufkrankheit“. Die ganze Stadt promeniert auf und ab. Aus einem Cafe beobachten wir das und müssen feststellen, es sind immer Gruppen von Jungmannen oder jungen Frauen. Oder älteren Männern und älteren Frauen. Aber immer geschlechtergetrennt! Oder aber zwei Jungs mit einem Mädchen oder zwei Mädchen mit einem Jungen.
Jetzt treffen wir auch wieder die ersten Larastreichler. Männer im besten Alter fragen, ob sie unseren Hund streicheln dürfen. Das haben wir ja letztes Jahr auch schon erlebt. Die haben Lara bis zur Selbstaufgabe gestreichelt, geküsst und geherzt und sich dann bei uns dafür bedankt, dass wir das zugelassen haben.
Auf dem Weg zurück zu unserem rollenden Bett finden wir durch Zufall einen Bücherladen. Bildung wird hier scheinbar in den Hintergassen angesiedelt. Und hinter der Tür steht ein Ständer mit Postkarten. Wir werden morgen früh hier vor unserer Weiterreise noch einmal vorbei kommen müssen. Heidi will Postkarten an unsere Freunde versenden.
In unserem Weingarten (unser Stellplatz) zurück unterhalte ich mich noch lange mit einem Ehepaar aus Südtirol, die fließend deutsch sprechen. Er war Trucker und hat Möbel aus Italien in ganz Deutschland, Skandinavien und in den baltischen Staaten ausgeliefert. Jetzt hat er seinen Job gekündigt, weil er mehr zu Hause sein möchte. Morgen feiert er sein elften Jahrestag mit sein Frau. Elf Jahre in wilder Ehe, und das als Katholiken in Italien. Der Papst, zumindest der letzte, kommt nicht in den Schlaf.
2017-08-04 – Zum Ohridsee
Die Fahrt heute ist unspektakulär. Wir haben uns entschieden die einfache Route über Mazedonien zu nehmen. Die Route auf albanischer Seite durch das Naturreservat wäre natürlich auch interessant. Aber nicht nur Lara schreit nach Wasser. Wasser zum Reinspringen, Planschen und Schwimmen.
Und da ist der Ohridsee das richtige. Und auf Grund seine phänomenalen Tier erwarten wir auch ein erfrischendes Bad. Wir werden nicht enttäuscht werden!
Die Straße SH 6 von Peshkopi angeblich neu. Aber scheinbar nicht in diesem Abschnitt. Macht aber nichts. Sie lässt sich fahren. Manchmal ein bisschen eng. Aber wir kommen gut voran. Es sind bis zur Grenze ja auch nur irgendwas um die 25 Kilometer. Dann die Grenzstation. Erstmals muffelige albanische Grenzer. Die Arbeit haben die nicht erfunden. Es dauert. Zehn Autos, 30 Minuten. Und das erste Mal, dass wir wirklich alles aufmachen müssen. Und in den Wohnbereich traut der Zöllner nicht rein. Lara steht im Weg. Aber irgendwann hat er begriffen, bei uns gibt’s kein Bier und er lässt und fahren. Auf der mazedonischen Seite auch Warten ohne sichtbaren Grund. Und hier werde ich an die DDR-Abfertigungen von früher erinnert. Die Polizei hat uns auf die LKW-Spur gewunken und abgestellt. Die Papier bekommen wir irgendwann wieder mit dem Hinweis zur Zollabfertigung zu gehen. Die ist vier Meter weiter. Ich gehe zu der Frau hin. Aber sie bedeutet mich, die vier Meter vorzufahren, da sonst keine Abfertigung möglich sein. Oh Herr lass Hirn regnen!
Dann geht es zügig über die 1202 und 1201 zügig Richtung Ohridsee. Auch die Ausschilderung ist zielführend. Wir passieren einen recht langen Stausee. Den Lake Debar. Hier finden wir mehrere Plätze, die sich hervorragend zum Übernachten und Baden eignen. Bei unseren Stopps haben wir auch sofort Kaffeeeinladungen der Anwohner am Hals.
Aber wir haben mal wieder einen Plan: Camping Rei am Ohridsee. Rein springen in nicht so lauwarme Brühe, Baden mit Erfrischungscharakter eben. Und Bier trinken.
So geht’s weiter. Die Grenze wieder nach Albanien rein ist hier etwas geschmeidiger. Aber der Berg hoch zur Grenzstation fordert von Big Blue bei den heutigen Temperaturen einiges. Kühlwassertemperatur bei Ankunft am Grenzhäuschen 98°C. Geht aber gleich wieder runter.
Dann geht’s runter auf der neuen Straße von Tirana über Elbasan nach Pogradec zum Ohridsee. Vierter Gang und Backstein auf die Motorbremse. Links liegt Lin. Auf der EU-geförderten Straße fehlt immer noch die Verschleißschicht. Aber die ärgsten Löcher vom letzten Jahr sind verschlossen worden. Dann kommt unser Ziel in Sicht. Blinker links und rauf. Direkt neben den Pavillons rückwärts rein und ab ins Wasser. Dann bei den Jungs vom Platz vorbeigeschaut. Sie erkennen uns wieder, fragen wie es uns geht und was wir trinken wollen. Sie freuen sich scheinbar genauso über uns, wie wir uns freuen hier wieder zu Gast zu sein.
2017-08-05 – Am Ohridsee
Bis 9:00 Uhr schlafen. Dann frühstücken, mit dem Hund eine Runde gehen, die erste Schildkröte treffen, Baden, die Leute beobachten, der Platz und das Restaurant füllen sich, Baden, E-Mails checken, Tagebuch schreiben, sechs Ordner mit alten Gebrauchsanweisungen seit 30 Jahren durchsortieren und ausmisten, Baden, Salat mit Tsatsiki essen, Baden, mit dem Hund gehen, Postkarten schreiben.
Diese Routine wird jäh unterbrochen. Auf dem Weg zum Wasser wird Lara von einer Katze, die ihr Junges bewacht, aus heiterem Himmel angegriffen. Lara weiß sich nicht zu verhalten, denn ihr Fletschen und Abwehrbeißen bringt keinen Erfolg. Ich lasse sie frei, damit sie sich richtig wehren kann. Sie ergreift sofort die Flucht und versucht sich in Big Blue in Sicherheit zu bringen. Ein auf Katzen bezogen völlig ungewöhnliches Verhalten. Sonst sind die Katzen die Leidtragenden solcher Begegnungen. Mal sehen, ob wir das noch einmal im Foto festhalten können.
Und dann bekommen wir von unserem heiß geliebten Nachbarn Peter einen Zeitungsartikel zugemailt, der am 2017-08-05 in der Lebenslust als Leitartikel veröffentlicht wurde. Er handelt unter Anderem von unserer Albanienreise. Nicht von dieser, sondern der vom letzten Jahr
Oder als PDF-Datei © bei Die Harke (Nienburg)
2017-08-06 – Immer noch am Ohridsee
Ich habe heute Nacht draußen geschlafen. Auf einer Sonnenliege direkt am Wasser. Es war gestern Abend eine so stickige Luft – den ganzen Tag brannte die Sonne und ab 17:00 Uhr zog es sich mit Wolken zu -, dass ich es drinnen, vor allem nach unserem guten Essen hier im Restaurant einfach nicht in den Schlaf kam. Kaum war ich draußen, riss der Himmel auf, es kam ein seichter Wind auf und die Luft kühlte sofort auf ein erträgliches Maß ab. So habe ich, als dann um circa 2:00 Uhr mal wach wurde, Unmengen an Sternschnuppen beobachten können.
Nach unserem Frühstück, dem Spaziergang mit Lara und unserem morgendlichem Schwimmen fahren wir mit unseren Fahrrädern nach Lin. Das Fischerdörfchen im nördlichen Teil des Ohridsees auf albanischer Seite.
Wir kommen wieder an den vielen Ständen der Straßenhändler vorbei. Hier werden eigentlich nur Zwiebeln angeboten. Das muss hier ein Zwiebelgebiet sein. Vereinzelt gibt es auch Tomaten und Paprika. Und ein Fischstand. Fisch wird hauptsächlich südlich von unserem Campingplatz Rei in Richtung Pogradec offeriert. Da wir uns schon gestern dazu entschieden haben, hier nicht selbst zu kochen sondern die Küche des Rei zu genießen, schaffen wir es bis nach Lin ohne Shopping.
Dieser Fischerort macht zurzeit einen Wandel durch. Nämlich vom Fischerdorf zu einer touristischen Fischerdorfkulisse.
Es ist schön hier und in dem Fischlokal (das zweite links wenn man reinkommt) hat eine schöne Terrasse und exzellenten Fisch. Wir begnügen uns aber mit ein paar kühlen Getränken und machen uns nach einer Stunde auf den Rückweg.
Dabei schauen wir uns noch den Campingplatz Erlin an. Von dem haben wir schon viel gehört. Tja. Zaun drum und Wohnmobilstellplätze in Parklücken im Parkplatzstil. Und nebendran ein großes Restaurant mit viel und lauter Musik. Das Ganze ist eingebunden in ein Konglomerat an Freizeiteinrichtungen bis hin zu einem Spa und Relax Resort am Ende der Straße. Das hat mit dem originären Leben der Albaner nicht mehr viel zu tun. Das hier ist ein Ort für Touristen, die unterhalten werden wollen und einen Sicherheit vermittelnden Zaun um sich rum brauchen. Da sind wir auf unserem Rei zufriedener! Aber jeder so, wie er es braucht.
Aber ich will dieser Ort nicht ganz schlecht schreiben. Denn hinter dem Campingplatz ist auf der rechten Seite ein kleines Restaurant. Das ist wirklich gut. Man sitzt unter Wein und Bäumen im Schatten, kann den Strand beobachten (als wir hier sind wurde hier wohl gerade ein Trailer für einen Softporno gedreht) und lecker essen. Hier haben wir ein für uns neue Form des Tsatsiki kennengelernt.
An unserem Stellplatz zurück gehen wir wieder den Notwendigkeiten des Tages nach: Schwimmen mit dem Hund, Schatten suchen, Bier bestellen (aber heute vergisst der Kellner es irgendwie) und Tagebuch schreiben. Und dann von vorne.
2017-08-07 – Pogradec mit dem Rad (und nachdenkliches)
Wie auch letztes Jahr fahren wir heute nach Pogradec. So gegen 10:00 Uhr kommen wir mit unseren Fahrrädern los.
Dieses Jahr erleben wir die Stadt völlig anders als 2016. Damals war die Stadt leer. Der Strand verwaist. Dieses Jahr kommen wir uns vor wie auf Damm 2000. Die Stadt quillt über von Touristen. Glücklicherweise vor allem von albanischen Touristen.
Wir ziehen uns von der Promenade zurück auf die Durchgangsstraße mit ihren kleinen Bars, Berber- (Männerfriseure) und Floktarläden (Frauenfrieseure), Obstständen, Küchenbedarf und vieles mehr.
In der Bar, in der wir etwas trinken, werden wir vom jungen Kellner auf fließendem Deutsch angesprochen. Er erzählt von sich und warum er Deutsch lernt. Er will nach Deutschland und als Kranken- oder Altenpfleger arbeiten. Hallo Altin, du bekommst Konkurrenz!
Mir fällt am heutigen Tag mehrerlei auf:
- Am Ortseingang nach Pogradec wird gebaut. Im großen Stil wird hier der Berg abgetragen um die Straße neu in einem Tunnel zu verlegen. Diese Baustelle gab es schon letztes Jahr. Sie sind ein bisschen weiter gekommen. Aber mir fällt dieses Jahr vor allem das Bauschild auf: Die Albaner bauen an ihrer Zukunft.
- Ich sehe heute eine mobile Betonpumpe am Campingplatz vorbei fahren. Da fällt mir ein Zitat eines Freundes von vor 35 Jahren ein. Er, als einer, der schon damals auf Naxos heimisch geworden ist, hat zu jener Zeit schon erkannt, dass mit dem Auftreten dieser großen Baumaschinen endgültig die Veränderungen im Land unumkehrbar werden.
- Wenn ich einen Chai (Tee) bestelle, bekomme ich häufig einen Instant Zitronen Tee. Egal ob kalt oder warm. Für die Albaner mag das eine Form von Modernität und/oder Wohlstand ausdrücken. Mich schüttelt es.
- Und die Autos, die hier auf der Straße unterwegs sind, und ich rede jetzt nicht von den Autos der „Exilalbaner“, die ihr Geld im Ausland verdienen, sondern von den Kleinlastern, von den großen LKW, den Bussen und den kleinen Furgons, brauchen keinen Vergleich mehr mit den Fuhrparks des nordwestlichen Europas scheuen.
- Letztes Jahr waren auch hier am Ohridsee noch viele Selbstbau (4×4) Mobile unterwegs. Jetzt dominieren Joghurtbecher und weiße Ware. Und diese zieht es zu den Komfortcampingplätzen, wo sie unter sich sind. Mit einer Mauer drum herum. Und Albaner nur als Diener auftreten.
In Albanien bauen die Einheimischen stolz und mit Macht an dem, was ihnen eine moderne Zukunft zu versprechen scheint. Das Land ist im Umbruch. Damit werden auch die Gäste des Landes ändern. Es wird ein professionalisierter Tourismus entstehen. Gäste wie wir werden sich in ein paar Jahren andere Ziele suchen. Hoffentlich werden wir die Kontakte zu unseren Freunden aufrecht erhalten können! (Das sind einmal ein paar nachdenkliche Zeilen, die sich so durch unser Erlebtes ergeben haben.)
Aber ich will den heutigen Tag mit ein paar schönen Bilder beenden!
Und mit dem Aufgang des Vollmondes.
2017-08-08 – Immer noch Ohridsee
Heute wollen wir noch einmal den See mit allen seine Vorzügen genießen. Hier am Campingplatz Rei mit klarem Wasser, in das man mehrere Meter tief blicken kann. Was nicht überall an diesem See möglich ist.
Und die Bilderserie solle heute auch nur ein Hommage an diesen – in unseren Augen – den tollsten Platz am Ohridsee sein.
2017-08-09 – Nach Farma Sotira bei Erseke
Auch letztes Jahr sind wir diese über Strecke Korce, Mollaj, Mollas, Erseke und Barmash gefahren. Für Autos wie Big Blue gibt es da auch keine Alternativen, wenn man Albanien nicht verlassen und über Mazedonien und Griechenland fahren möchte.
Die Straße ist jetzt im Großen und Ganzen fertig bis zur Baustelle der Pipeline, die Gas von Russland über das Schwarze Meer und Albanien nach Italien liefern soll. Die Straße ist wichtig, um den für die Baustelle notwendigen Schwerverkehr von Tirana aus beherrschen zu können. Und natürlich, damit die Politiker und die Ingenieure in ihren dicken SUV’s zwischen Tirana und Baustelle hin- und hergleiten können.
Wenige Kilometer hinter der Baustelle, bei Ujëbardheë ist mit dieser Superstraße dann Schluss. Die Straße selbst ist zwar fertig und führt über Damme und Schneisen durch die Berge. Ist aber für den öffentlichen Verkehr immer noch gesperrt. So wechseln wir hier auf die alte Route und überqueren noch drei Pässe und durchqueren noch ebenso viele Hochtäler, bis wir dann auf 1000 Meter Höhe im Tal (!) auf unser Etappenziel, den Campingplatz Farma Sotira eintreffen.
Bei Helmes, Kurz vor Mollas, haben wir vor, eventuell an einem östlich von der SH75 gelegenen See Rezervuari i Mollasit Pause zu machen und zu übernachten. Aber der See ist, wie viele dieses Jahr, nahezu trocken gefallen und daher nicht besonders einladend. An der Stelle, an dem der Feldweg zu dem See von der Hauptstraße abzweigt, steht ein sehr schön gestaltetes Restaurant mit ansprechendem Gartenambiente und eigenen Tieren. Zu dem Anwesen gehört ein ganz neu angelegter Campingplatz Sofra Kolonjare. Leider ist an den Albanern scheinbar wirklich vorbeigegangen, dass Wohnmobile heute sehr häufig höher als 2,60 Meter sind. So endet diese Übernachtungsalternative am schönen „Bonanzator“. Wir haben auch noch nicht für eine Outdoor Übernachtung eingekauft. Und ohne Bier gehen Heidi und Stephan nicht ins Bett!
Auf der Farma werden wir, wie alle hier, freundlich begrüßt. Platz ist auch noch genug da. Wir haben ja in den Bergen einige Offroader hinter uns gelassen. Die können sich später um die Restplätze streiten. Aber soweit kommt es gar nicht. Ganz entspannt findet jeder seinen Platz. Auch die Radfahrer, die erst gegen 22:00 Uhr hier eintreffen. Recht mutig im Dunkeln und das per Fahrrad hier unterwegs zu sein.
Der Pool ist dieses Mal nicht ganz so kalt wie letztes Jahr. Und überhaupt: Die Wettervorhersage hatte hier kühleres Wetter vorhergesagt als am Ohridsee. Nun ja. Auch zwischen 36°C und 35°C ist ja ein gewisses Temperaturgefälle nicht zu verleugnen. Aber lange Rede kurzer Sinn: Der Pool erfrischt einen doch ganz gut. Und Lara findet auch gleich was für ihr Wohlfühlgefühl.
2017-08-10 – Farma Sotira
Wir verdaddeln den heutigen Tag. Der Versuch nach dem Frühstück mal in die Berge zu wandern, scheiterte an den Temperaturen. Und dem für lange Strecken abwesenden Schatten. Und das schon in den Vormittagsstunden. Also bleibt nur der Pool. Den erkämpfen wir uns von den Gänsen zurück.
Gegen 13:30 rollt ein blauer Landcruiser auf’s Gelände. An der Seite flattern eine deutsche und eine albanische Flagge. Das können nur Rolf und Anita sein.
Das ist ein Hallo! Seit Jahren touren die Beiden durch Albanien und sind irgendwie Spezialisten, wenn es darum geht, etwas über dieses Land zu erfahren. Wir haben schon letztes Jahr viel von ihnen gelernt. Und sie bringen die Nachricht mit, das Max morgen auch kommen wird. Toll. Schon beim Begrüßungsbier haben wir uns viel zu erzählen. Der Landcruiser war gerade bei der Fußpflege. Der rechte Vorderreifen hat ein Vulkaniserpflaster. Auf dem Mantel wohlgemerkt. Für Nordwesteuropäer mutet diese Reparatur schon recht merkwürdig an. Hier ist das eine Standardreparatur.
Die Beiden haben im seit unserem letzten Treffen viel erlebt. Das kann man sich gar nicht alles merken. Aber die Beiden können wirklich schön erzählen. Auch Anita, wenn Rolf sie mal zu Wort kommen lässt. So teilen wir uns auf. Anita und Heidi gehen in den Schatten und Rolf und ich gesellen uns zu Clara und Thomas, zwei Österreichern, die mit ihrer Gitarre neben Big Blue ihren Platz gefunden haben. Ich muss bei Clara, wenn sie singt, an eine mit Dirndl bekleidete, vollbusige Sennerin denken. Diese Sprache, dieser Dialekt!
2017-08-12 – Nach Benjë-Novoselë
Es dauert lange, bis wir unsere Freunde von der Farma dazu bekommen, uns mal für die letzten drei Tage eine Rechnung zu geben. Aber irgendwann ist es dann doch soweit. Alles ist gepackt, wir tauchen noch einmal im Pool ab, Heidi duscht und wäscht sich die Haare, wir drücken Max, Anita und Rolf. Dabei verabreden wir uns schon mal ganz locker für den 24‑sten August in Himarë bei Dennis. Anita hat Geburtstag.
Direkt vor dem Campingplatz geht es gleich wieder richtig hoch. Und gleich auf dem ersten Joch haben wir wieder einen phänomenalen Ausblick über die hiesige Bergwelt.
Wenige Kilometer weiter passieren wir auf der Hochebene am Abzweig nach Vrepckë einen See. Jetzt wo ich ihn sehe, erinnere ich mich dran, letztes Jahr ihn eigentlich auf meine Liste „Da müssen wir mal dran übernachten“ gesetzt hatte. Aber wir sind heute erst wenige Kilometer gefahren und wollen nicht jetzt schon wieder unser Nachtlager aufschlagen. Aber vielleicht mal in einem der nächsten Jahre.
Dann geht es aus den Bergen „runter“ nach Leskovik. Runter ist relativ, denn diese Kleinstadt liegt auf 900 Meter über dem Meeresspiegel. Hier wollen wir für die nächsten zwei Tage einkaufen. Denn es ist mal wieder Freistehen angesagt. Wenn es uns an den Schwefelquellen bei Benjë gefällt wollen wir dort ja nicht nur übernachten, sondern morgen mal im Bachbett in die Berge aufsteigen zu den höheren Pools.
In dieser Bergstadt wird gerade eine große Fußgängerzone angelegt. Max hatte uns erzählt, dass auch hier abends der ganze Ort promeniert. So wie wir es schon in Kukës und Peshkopi erlebt haben.
Im Zentrum dieser Baustelle bekommen wir im Minimarkt unser Gemüse und Bier.
Dann geht es über die neue SH65 endlos weiter runter bis Vendkalimi Kufitar, dem Grenzübergang nach Griechenland, den nach Max´ Worten maximal zwei Personen/Autos pro Tag passieren. Die neue Straße, die erst zwischen unserem letztjährigen Befahren und heute fertig gestellt wurde, endet circa 120 Meter vor der Brücke über den Grenzfluss Vjosa. Dieser Teer wird wohl die Garageneinfahrt einiger ortsansässiger Politiker oder leitender Bauingenieure zieren.
Jetzt auf der SH80 kommen wir recht zügig am Flusslauf voran bis Çarshovë. Dann geht es wieder hoch in die Bergwand. Diese Straße kann man nur als abgängig bezeichnen. In einigen Spitzkehren ist auf der Talseite der Asphalt soweit weggebrochen, dass es schon einiger Umsicht bedarf, um nicht mit dem Hinterrad in das Loch zu geraten.
Die Landschaft ist traumhaft. Wir halten noch einmal an einer Hängebrücke für den kleinen Grenzverkehr an und gehen runter ans Wasser. Übrigens der erste Fluss, den wir in unserem Urlaubsland sehen, der eine nennenswerte Menge Wasser führt. Die Pylone der Brücke sind wie Festungen gebaut, dass nur wirklich kleine Fahrzeuge passieren können. Kleiner Grenzverkehr eben.
Es zieht sich bis Petran. Kurz hinter dem Dorf geht es rechts rein nach Benjë. Die schönen und ausführlichen Infotafeln direkt neben dem Wegweiser sind scheinbar gezielt umgefahren worden. Aber wir kennen den Weg ja.
Die Schranke ist offen. Die Anlage, deren Bau wir ja letztes Jahr beobachten konnten, ist scheinbar fertig. Vom irgendeinem Schweizer Bergverein geplant und gefördert.
Die Anlage ist ein Witz. Große Teile der Fläche sind durch Stein- und Totholzbarrieren abgesperrt. Dort sind kleine Bäume gepflanzt. Aber jetzt kümmert sich keiner mehr drum. Sie werden nicht gewässert und werden bald vertrocknen oder haben dieses Ziel schon errreicht.
Der Parkplatz ist jetzt noch kleiner geworden, dass der Ansturm der PKW der hauptsächlich albanischen Gäste kaum noch Platz findet. Aber es sind kleine Wege mit Parkbänken in der prallen Sonne angelegt worden. Wir werden während unseres Aufenthaltes niemanden sehen, der dieses Angebot nutzt.
In meinen Augen mal wieder eine Geldverbrennung unter dem Decknamen Förderung. Hilfe zur Selbsthilfe wäre hier sinnvoller gewesen. Den Betreibern der beiden kleinen Bars mit kleinem Essensangebot hätte man diese Fläche zur Verfügung stellen und sie dort auf einem Teil Wohnmobilstellplätze einrichten lassen sollen. Diese hätten damit dann die Möglichkeit im Rahmen einer Eigenmotivation diesen Platz zu bewirtschaften. Bis jetzt schließen sie gegen 19:00 Uhr. Denn der albanische Tourist und Bader haut spätestens um diese Zeit ab. Wohnmobilleute würden jedoch noch bis 23:00 Uhr Umsatz bringen. Und das ist der Zeitpunkt, bis zu dem die meisten Bars/Restaurants offen haben, obwohl kaum noch Gäste zu erwarten sind. Hilfe zur Selbsthilfe eben. Aber da können die großen „Subventionsspender“ kein Geld mit verdienen. Und so entstehen dann so unsinnige Anlagen wie diese. Eins jedoch haben sie begriffen: Dieses Jahr kostet der Parkplatz schon 200 Lek, statt 100 Lek wie im letzten Jahr. Mehr Geld für eine schlechtere Leistung.
Nun aber zu den schönen Dingen des Lebens. Ab in die warmen Schwefelpools. Naja, es ist nicht so richtig zu erkennen, was heute wärmer ist, das Wasser oder die Luft. Wir haben schon wieder 37°C.
Nach unserem Bad, bei dem wir Gäste von der Farma, die die Tage neben uns im Restaurant gegessen haben, treffen, stellen wir Big Blue um auf einen Platz, der nicht in der Einflugschneise liegt. Natürlich hat sich mal wieder ein albanischer Benz in die Einfahrt gestellt. So wird die Kurve doch recht eng. Ein Furgonfahrer winkt mich ein. Er merkt schnell, dass Zentimeterfahren für mich kein Problem ist. Am Ende empfiehlt er mir sogar noch den optimalen Stellplatz. Vielleicht auch aus Eigeninteresse: Damit genug schattiger Platz für ihn morgen bleibt, wenn er mit seinem Furgon hier wieder Pause macht. Heute sind wieder Keile angesagt um Big Blue waagerecht zu bekommen. Dann Tisch und Stühle raus und erst einmal was Kaltes. Ein kühles Blondes hatte ich ja schon auf dem Rückweg von der Schwefelquelle. Dabei haben wir in der Bar gesehen, dass sie dort die von Anita und Rolf empfohlene Suppe servieren. Vielleicht morgen.
Aber jetzt kocht Heidi erst einmal. Lecker, lecker lecker!
Internet ist hier mal wieder totale Pleite. Scheinbar ist die Albanien Telekom genauso eine Pleite wie unsere deutsche Telekom. Funkloch an Funkloch. Andere Netze funktionieren scheinbar problemlos. Selbst der Kooperationspartner der deutschen Telekom für meine Telefonkarte bietet mir hier ein Netz. Aber nicht die albanische Telekom für das Datennetz. Naja, muss ich wieder offline schreiben. In Gjirokastra werden wir wieder eine Spitzenverbindung haben. Und wenn es das Wifi vom Camping Gjirokastra von Zhanisa und Julien ist.
2017-08-13 – In den Schwefelquellen von Benjë-Novoselë
Heute steigen wir in dem Bachbett hoch. Uns wurde gesagt, dass die Pools dort erstens nicht so überlaufen sind und zweitens die Schlucht sensationell sein soll. Beides ist richtig. Die Pools, von denen übrigens jeder für eine andere Krankheit heilsam sein soll, da die dazu gehörige Quelle durch ein anderes Mineral im Fels fließt, sind nur von wenigen Menschen frequentiert. Und die Felsplatten im Bachbett laden zum trocknen, sonnen und „toasten“ ein. Und die Schlucht als Formation erinnert mir etwas an das Ardèchetal in Südfrankreich in klein. Der Schatten der hohen Felswände schafft Temperaturverhältnisse, bei denen man gut wandern kann.
Ansonsten verdaddeln wir den restlichen Nachmittag. Aber dann passiert etwas, was ich in einen Einwurf thematisieren möchte.
Albanien dankt Österreich für die milde Gabe.
Vor uns steht ein Wohnmobil aus Österreich. Als sie aus dem Tal am frühen Abend zurück kommen, erkläre ich den beiden, das der Parkplatzwächter schon da gewesen sei wegen der 200 Lek täglicher Standgebühr. Ihr Kommentar: „Tja, wenn er jetzt nicht mehr da ist, dann hat er eben Pech. Wir fahren jetzt nach Përmet. Da wollen wir morgen an einer Raftingtour teilnehmen.“ Naja, sind eben arme Österreicher, die sind froh, wenn die 200 Lek (140,00 Lek = 1,00 €) sparen können. Und dann kam die Krönung. Als die beiden den Platz verlassen, haben sie an der Stelle, wo ihr Auto vorher stand, ein Mülltüte hinterlassen. In 50 Meter Entfernung wäre ein Mülleimer gewesen. Als wir noch ein Bier trinken gehen, wollen wir die Mülltüte mitnehmen und sehen, dass die beiden neben die Tüte 20 Lek (0,15 €) in den Sand gelegt haben. Da sind wir, obwohl wir schon viele Arschlöcher auf dieser Welt getroffen haben, doch platt. Für uns ein Verhalten nach dem Motto: Was kostet ein Neger, der mir meinen Dreck weg macht. Wohl noch am Träumen von den Zeiten, das die österreichischen Herrschaftshäuser einen großen Teil Europas unter der Knute hatten.
(Im übrigen danken wir Martin Staber für den Hinweis auf unseren – jetzt korrigierten – Rechenfehler!)
2017-08-14 – Nach Gjirokastra
Nach Baden und Frühstück geht’s weiter. Ich habe meine linke Schulter diese Nacht verlegen und habe starke Schmerzen. (Diese sind aber nach 20 Kilometer kurvige Strecke am Vjosa entlang „wegmassiert“.)
Wieder eine Strecke durch dieses wunderschöne Tal bis zur SH4 die am Drinos entlang Richtung Gjirokastra führt. Bei Tepelenë füllen wir bei den Honigständen unsere Wasserreserven auf. Hier kommt kristallklares Wasser aus den Felswänden. Ein bisschen die Schläuche zusammengepfriemelt und das Wasser läuft.
Dann auf dieser breiten SH4 unserem heutigen Ziel entgegen: Camping Gjirokastra. Hier werden wir von Max (siehe Farma Sotira) begrüßt. Später auch von Zhenisa und Julien, die Beiden müssen ja auch noch arbeiten.
Mit Max geht es erst einmal ins Schwimmbad. Ein Bad mit Bar, Restaurant und Disko. Und einem großen Pool. Der und das Bier steht im Mittelpunkt unseres Interessen.
Danach fahren Heidi und ich noch mit dem Fahrrad nach Gjirokastra. Um Brot zu kaufen und ich wieder mal die nicht funktionierende SIM-Karte in Ordnung bringen lassen.
Dann Abends im Restaurant von Zhenisa und Julien nur eine Kleinigkeit essen. Es artet natürlich wieder in eine Völlerei aus. Kleine Portionen können die hier einfach nicht.
Aber wir schlafen gut. Trotz zu vollem Bauch.
2017-08-15 – In Gjirokastra
Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Fahrrad in die Stadt. Es hat sich einige getan. Gjirokastra putzt sich so langsam für den Tourismus raus. Die einfachen Märkte der Einheimischen sind in den Hintergrund gedrängt. Leider. Der Chai Mali (Bergtee) in der Bar ist wieder aus dem Teebeutel. Der Kaffee geht. Das Ursprüngliche und Traditionelle ist auf dem Rückmarsch. Auf dem Gemüse-, Obst- und Gewürzmarkt noch eine Honigmelone und Zitronen gekauft.
Jetzt wird es so langsam zu warm. Also ab zum Stellplatz, Max aufgegabelt und in das Freibad. Anita und Rolf, die mittlerweile auch hier aufgelaufen sind, gehen nicht Schwimmen.
Kaltes gezapftes Bier am Pool, im Viertelstunden Rhythmus zwischen Sonnenliege und Wasser pendeln und unseren Stellplatz im Blick. Die ersten Nasenbären laufen dort ab 17:00 Uhr auf. Zeit zurück zu gehen und den Auftrieb aus bequemer Position beobachten und kommentieren. Mit Max macht das Kommentieren solcher „Erscheinungen“ wirklich Spaß.
Heute Abend haben wir das mit der Essensbestellung im Griff. Nur den Teller, der gestern quasi die Vorspeise war und wir sind pappsatt und zufrieden. Und endlich der hauseigene Wein. Das ist was für den Mann meiner Frau.
2017-08-16 – Immer noch Gjirokastra
Heute Morgen mit Heidi auf den Platz, auf dem Albaniens erste Schule gegründet wurde, mit dem Fahrrad gefahren. Der liegt kurz unterhalb der Burg. Hier können wir unseren Status als Tourist nicht verbergen. Wir kaufen Postkarten, albanische Fahnen und Aufkleber.
Und wir bekommen in der kleinen Eckbar einen exzellenten Chai Mali (Bergtee). Richtig mit ganzen Teestrunken und in dem Gefäß, in dem er gebrüht wird. Und Kuchen gibt es dazu. So muss es sein.
Auch heute wird es uns zu schnell zu warm. Also das Programm von gestern. Schwimmbad, Ankunft der Jogurtbecher und Nasenbären beobachten und Essen bei unseren Freunden.
Am Abend kommen wir endlich dazu, mit Zhanisa und Julien mal zusammen zu sitzen und uns Geschichten aus unseren Leben zu erzählen. Vieles lässt tief blicken in die Mentalität der Menschen hier und die Umstände, in denen sie leben. Für uns als Gäste auf Zeit hat das sicherlich etwas von „traumhaft“. Aber für die Leute hier sicherlich nicht einfach. Am Ende des Abends, gegen Mitternacht, haben wir alle wieder einmal viel zu viel gegessen. Weil so lecker, was Julien da so an traditionellem albanischen Essen kocht. Wir sind glücklich, die Beiden hier als Freunde zu haben. Wir kommen sicherlich wieder. Max geht es ebenso. Aber er hat uns gegenüber den Vorteil, er wohnt hier unten in seinem LKW und wird in drei Wochen schon wieder hier sein können.
2017-08-17 – Zum Rezervari i Bulos (und weiter zum Blue Eye)
Nach dem Frühstück sitzen wir noch lange mit Zhanisa und ihrer Tochter Sahra zusammen. Sahra hat sich gewünscht, unsere LKW mal von innen zu sehen. Diesem Wunsch kommen wir natürlich gerne nach. Aber sie ist sehr schüchtern. Jeweils ein kurzer Rundblick und sie will wieder raus.
Der Abschied fällt uns allen schwer. Für mich ist das hier schon fast ein Zuhause. Letztes Jahr die Hilfen mit meinem kaputten Fuß, dieses Jahr die nahtlose Aufnahme in das familiären Ambiente.
Aber es hilft alles nichts. Max muss nach Ksamil und wir wollen an den Rezervari i Bulos oder auch Doftisë genannt. Ich hatte diesen See letztes Jahr schon von der Ausgrabungsstätte Antigone bei Gjirokastra entdeckt. Er liegt traumhaft.
Von Bulo aus erkunden wir erst einmal den Schotterweg zu Fuß. Das ist mit Big Blue machbar. Aber leider ist in dem See auf Grund der hier anhaltenden Trockenheit kaum noch Wasser und er eignet sich in diesem Zustand nicht zum Baden.
Trotz der wirklich schönen Stellmöglichkeiten entscheiden wir uns weiter zu fahren: Zum Blue Eye. Ich war letztes Jahr schon einmal dort und war maßlos enttäuscht. Völlig überlaufen, man konnte kein Wasser sehen.
Wir haben dieses Jahr den Tipp bekommen, nicht vor 16:00 Uhr dort einzutreffen. Dann wäre es schon leerer. Nun, diesen Tipp in Gottes Ohr. Wir müssen jedoch feststellen, jetzt rächt es sich, aus der Kirche ausgetreten zu sein. Bis 18:00 Uhr kommen und fahren große Reisebusse im ½ Stundenrhythmus und schütten ihre Ladung für einen eine Stunde andauernde Besichtigung der Quelle auf dem staubigen Weg aus. An der Quelle können wir auch dieses Jahr das Wasser nur erahnen und wir müssen höllisch aufpassen, dass uns irgendwelche Japaner oder Chinesen die Augen nicht mit ihren Selfiesticks die Augen ausstechen.
Wir setzen uns in eines der beiden Restaurants mit völlig unmotivierten Kellnern und warten mit einem Bier auf bessere Zeiten. Diese werden nicht kommen. So geben wir uns der Hoffnung hin, es morgen früh um 7:00 Uhr noch einmal zu versuchen.
Dieses Jahr faszinieren mich die alten, teilweise absterbenden, Bäume hier im Tal.
Durch die Staubwolken der immer noch anreisenden Albaner, die natürlich am liebsten mit ihrem Auto bis in die Quelle fahren würden, kämpfen wir uns an Ziegen vorbei zu Big Blue zurück und suchen uns einen Stellplatz direkt vorne an der Abfahrt von der Hauptstraße.
Hier stehen wir gut und haben das Gewühle auf dem Weg zur Quelle gut im Blick. Ruhe kehrt erst ansatzweise gegen 10:00 Uhr ein.
Zu uns gesellen sich noch irgendwann zwei italienische Wohnmobile. Die italienischen Jogurtbecher erobern ganz offensichtlich Albanien. Sieben von zehn Wohnmobilen sind Italiener.
2017-08-18 – Nach Ksamil
Punkt 7:00 Uhr geht es noch einmal zu der Quelle. Auch jetzt schon reger Anreiseverkehr und Staubwolken in Wanderdünenstärke. Dieses Mal ist die Quelle zu sehen. Das Wasser ist so kalt, dass es sich nicht zum Baden eignet. Als Heidi sich abtrocknet sind schon die ersten Selfiesticks auf Motivsuche. Es füllt sich rasend schnell. Wir hauen ab.
Fazit: Blue Eye ist für Leute wie uns in der Saison (Juli/August) ganztägig und -nächtig kein lohnendes Ziel! Nur für Sarkasten wie mich, die ein Gefallen daran finden, die Einheimischen und die Touristen zu beobachten, wie sie hier die Stau- und Verkehrsprobleme lösen.
Bei unserem Frühstück, so gegen 8:15 Uhr hat sich der Weg zu den Quellen schon zu einem endlosen Stau entwickelt. Wir wollen trotzdem noch etwas auf dem Platz hier bleiben. Heidi möchte Klamotten waschen im Bach und ich will endlich wieder Schreiben. Und Bilder hochladen.
Gegen 12:00 Uhr wird es (sehr) warm und wir brechen auf nach Ksamil über Sarandë. Es geht lange Zeit an einem Bewässerungskanal entlang, dessen Wasser mindestens so einladend aussieht, wie es das von Blue Eye sein sollte. Aber es gibt keine Möglichkeit anzuhalten und zu baden. So kommen wir nach Sarandë. Die neue Straße leitet uns hinter der Stadt durch Gewerbe- und Neubaugebiete. Das Meer ist nicht zu sehen. Kurz hinter Sarandë kommt im Naturschutzgebiet Butrint die große Lagune ins Blickfeld. Voll mir Fischzucht-, Muschel oder Krebszuchtanlagen. Prägend für einen Naturschutzpark. Manchmal haben wir das Gefühl, das Naturschutzparks Gebiete sind, in denen es keine Müllabfuhr gibt und man daher den Müll der Natur übergibt. So sieht es jedenfalls häufig aus.
In Ksamil wird es kompliziert. Drei Plätze stehen zu Verfügung. Auf welchem ist Max. Mit ihm sind wir verabredet auf dem Ksamil Caravan Camping. Die von der Hauptstraße her ausgeschilderten Zufahrten veranlassen uns, Big Blue erst einmal abzustellen und die Durchfahrtsmöglichkeiten zu Fuß erkunden. Wir finden Max und seinen Bruno schnell. Max ist beim Auberginen braten. Schnell ist die Zufahrt erklärt und ich beeile mich Big Blue hier her zu holen. Und dann ab ins Meer.
Ein Strandleben erwartet uns, wie wir es uns nie gewünscht haben. Aber es gibt zurzeit nichts anderes am Meer. Es ist noch Hauptsaison bis 31.sten August. Dann soll es sich schlagartig ändern. Auch in diesen Touri Hochburgen. Also noch zwölf Tage „abwettern“.
Auch hier ist wohnmobilmäßig alles in der Hand der italienischen Jogurtbecher. Mit einem Hang, sich als die wahrend Touristen darzustellen. Ich sage: 31-ster August!
Den Strand – 100 Meter entfernt – haben sich einige Geschäftsleute unter den Nagel gerissen und tun so als ob sie hier die Regeln machen können. Eigentlich gibt es in Albanien keinen privaten Strandbesitz. Aber keiner tut etwas, wenn irgendjemand eine Betonpumpe mit ein paar Fertigbeton-LKW bestellt und den Strand zubetoniert, und dann seine Bar- oder Pommesbude hinstellt. Und so sieht es hier aus. Eigentlich schönes Wasser in kleinen Buchten. Leichter Wellengang und schnell so tief, dass wir bis zum Hals im Wasser stehen.
Seite langem kochen wir abends mal wieder selbst. Max hat Auberginen mit Scampi vorbereitet. Heidi einen Salat mit leckerem Balsamico Dressing. Und das Bier aus Max Kühlschrank ist um einiges kälter als das unsere.
Alles schön bis zu diesem Zeitpunkt. In der Nacht erleben wir, warum es hier in Albanien mittlerweile einige Campingplätze gibt, die keine Polen mehr aufnehmen. Gegen 23:00 Uhr fängt ein Pole an, mit seinem Wohnmobil von seinem Platz auf einen neuen zu rangieren. Anschließend lässt er den Motor und die Klimaanlage laufen. An Schlafen ist nicht mehr zu denken. Auf meinen Hinweis, dass es Schlafenszeit ist und er doch bitte den Motor abstellen soll, reagiert er nur murrend. Als er eine halbe Stunde später er den Motor wieder startet, muss ich ihm schon wirklich mit dem Entzug seines Schlüssels drohen, damit er den Motor wieder abschaltet. In der folgenden Stunde hat er oder seine Kumpels mehrfach versucht, sein Wohnmobil zu öffnen, jedoch jedes Mal nicht daran gedacht, das seine Alarmanlage scharf geschaltet war. Und bis dann der Schlüssel zum Abschalten gefunden war, verging auch wieder eine geraume Zeit, da der Pole ansich gerne alle an seinen technischen Errungenschaften teilhaben lässt und daher auch gar nicht bemüht ist, sich zu beeilen.
Heidi kann nicht Schlafen, hat schon wieder Herzstiche und will nur noch Koman oder Rei.
2017-08-19 – In Ksamil
Ab 7:00 Uhr geht das Theater mit diesen Klotzköpfen weiter. Aber um 8:00 Uhr sind sie weg. Max und ich stellen unsere Autos so um, das auf unseren Platz keine Polen mehr drauf passen. Jetzt stehen wir auch Wind- und Aussichtsmäßig besser und Heidi kann sich damit anfreunden, diesen Platz, der eigentlich sehr schön ist, doch nicht heute zu verlassen. Und nach dem Frühstück, beziehungsweise Heidis Morgenkaffee, sieht die Welt auch schon wieder sonnig aus.
Nach unserem Morgenbad schleppt Heidi mich an der Promenade um die Ecke und zeigt mir Korfu. Und die großen Fährschiffe, die sich zwischen Griechenland und Albanien durchdrängeln. Das sieht so eng aus, das ich unwillkürlich an die vielen Fährunfälle in Griechenland erinnert werde.
Nicht zu übersehen: Die von der Regierung unbewohnbar gemachten Schwarzbauten mitten im Ort. Einfach die Stützen wegsprengen und gut ist.
Aber alles in allem ist es heute hier doch so schön, dass wir hierbleiben. Trotz der vergangenen Nacht.
2017-08-20 – Dritter Tag in Ksamil
Heute Nacht sehr gut geschlafen bis auf einen Hund, der eine Zeit lang nicht die Schnautze halten konnte. Durch das Umstellen unserer beiden Autos kommt der Wind jetzt besser an (es ist kühler beim Schlafen) und der Ausblick ist schöner.
Ansonsten das Übliche: Baden, Sonnen, Klönen und für’s Abendessen einkaufen. Kochen und den Abend genießen.
2017-08-21 – Nach Borsh
Linda ist wieder da. Max haut vor uns ab, da er nach Himarë will. Wir gehen noch Einkaufen und verabschieden uns. Das geht natürlich nicht ohne Verabschiedungskaffee. Dabei haben wir noch ein sehr interessantes Gespräch mit Linda über Albanien mit und ohne Enver Hoxha. Wir fühlen uns an die Gespräche letztes Jahr mit zwei Albanern erinnert – der eine arbeitet als lohnabhängiger Busfahrer in London, der andere als „freier“ Taxenunternehmer in der gleichen Stadt. Dann kommen neue Gäste und wir fahren los.
Die Strecke an der Küste ist faszinierend. Mal auf Meeresspiegel, mal 1000 Meter hoch. für Big Blue scheinbar immer noch kein Problem.
Bei der letzten Talfahrt nach Borsh sehen wir die ersten Obst- und Gemüsestände, die auch die von uns so vermissten Feigen anbieten. Aber wir sind immer zu schnell. Da wir hier jedoch drei Tage bleiben wollen, nehmen wir uns den Feigenkauf für die nächsten Tage vor.
Am Strand deponieren wir Big Blue erst einmal im nördlichen Teil des Strandes und laufen den gesamten Bereich ab. Schnell sind wir uns einig, dass wir im einsameren, nördlichen Teil bleiben werden. Im Süden steht ein(e) Bar/Restaurant neben der/m anderen. Und voll ist es mit Leuten und Autos. Wir stellen uns in Rufnähe zu Anselm und Joe von Afrika-Spuren.blogspot.com.
Über einen kurzen Smalltalk kommen wir jedoch erst einmal nicht hinaus. Sie müssen sich um ihre beiden Kids und wir um das Einkochen unserer hier am Strand von einem Jungen erstandenen Feigen kümmern. Fünf Gläser werden wir heute erfolgreich konservieren. Und Morgen den Rest in drei Gläsern. Das hatten wir uns zwar anders vorgestellt. Eigentlich wollten wir die Feigen ja selber pflücken. Aber bislang haben wir keine namhaften Mengen in freier Natur gefunden. Und aus den Gärten der Einheimischen wollten wir keine klauen.
Das Meer ist hier etwas erfrischender als in Ksamil. Das liegt sicherlich an der Größe dieser Bucht. Im Hintergrund sehen wir immer noch Korfu. Ab und zu eine Fähre von oder nach Italien oder ein Kreuzfahrtschiff. Das Schwimmen in den Wellen macht vor diesem Panorama Spaß und kühlt gut den Körper. Denn es ist wieder mächtig heiß geworden.
Am Abend gibt es seit langem mal wieder selbst gegrilltes Schweinefleisch. Es ist erstaunlich, wie viel Schweineschlachter es in diesem mehrheitlich moslemischen Land gibt. Sicherlich auch ein Ausdruck der sehr großen Toleranz der verschiedenen Ethnien hier im Land den anderen Volksgruppen und Religionen gegenüber.
Zurück zum eigentlichen Thema: Unser Muh Ka Ta muss mal wieder ran. Er ist so vielseitig einsetzbar. Das war vor zwei Jahren ein wirklich guter Kauf bei der Familie Henning auf dem Magdeburger Campingplatz.
Vollgefressen hocken wir noch lange beim Meeresrauschen neben Big Blue und beobachten die Brandung. Mächtig früh wird es jetzt schon dunkel!
Dazu eine Mischung aus albanischer und griechischer Musik aus der letzten Bar am nördlichen Ende.
2017-08-22 – Borsh Strand
Heute werden wir wirklich spät wach. Heidis erster Gang ist nicht auf Klo wie sonst sondern raus. Nach den Einmachgläsern schauen. Ob sie alle zu sind. Sie sind es. Alle fünf. Die Sicherung der Versorgung mit Obst in diesem Winter kommt voran.
Schon vor dem Frühstück bereitet Heidi die restlichen Feigen zum einkochen vor. Noch drei Kilogläser und zwei 400 Gramm Twist Off. Da waren vorher noch Heidschnuckenprodukte drin.
Ab 9:30 Uhr füllt sich der Strand mit Tagesgästen. Mehrheitlich albanische Besucher.
Nach ihrem Frühstück – so gegen 11:00 Uhr – kommen Anselm und Joe noch einmal zu uns rüber. Tipps holen für ihre weitere Tour. Sie werden wohl unsere Tour bis zum Ohridsee rückwärtsfahren. Von dort aus wollen sie dann über Mazedonien nach Rumänien und Bulgarien. Die haben mit ihren beiden kleinen Kids noch mehr Zeit als wir.
Wir machen uns anschließend auf unsere Fahrraderkundungstour. Wir werden insofern enttäuscht, dass die Bar, die wir an dem Abzweig von der Hauptstraße in Erinnerung haben, ein Wunschtraum war. Nur eine Tankstelle und ein Autowasch. In den Ort Borsh hoch ist uns die Straße zu steil. Daher gondeln wir zurück auf die Strandpromenade. Dann erkunden wir sie in Richtung Süden. Wo laut Max das schönere Ende sein soll. Wir können das auch heute nicht nachvollziehen. Wie auch schon gestern kommen wir zu dem Schluss, dass wir am Nordende besser stehen. Hier zwischen den ganzen Bars, Restaurants und Hotels, den SUV-fahrenden Italo-Albanern, da würden wir uns nicht wohl fühlen!
Ein Eis auf die Faust – doppelt so teuer wie in Gjirokastra – und zurück zu unserem Stellplatz. Ab ins Wasser, trocknen und dann auf ein Bier in das Restaurant am nördlichen Ende. Es ist 15:00 Uhr.
Irgendwann läuft die Polizei auf. Wie immer im ersten Moment ein flaues Gefühl. Denn so dicht am Auto, das muss doch was bedeuten. Doch es ist wohl die Sondertruppe aus Tirana, die gegen Schwarzbauten ermitteln. Ein fast fertiges Gebäude steht in ihrem Fokus.
Am Abend vor unserem Abendmahl noch in die andere Kneipe. Deutsche Bierdeckel, deutsche Biergläser, deutsche Speisekarte. Tschechisches Bier, gezapft und kalt. Gut und lecker.
Auf dem Rückweg sammeln wir noch Treibholz und machen zum eigenen Abendessen ein Feuerchen.
2017-08-23 – Immer noch Borsh Strand
Heute Morgen werden wir von Schafsglocken geweckt. Es sind aber Kuhglocken. Zwei Braune – wir Niedersachsen sagen Rotvieh – fressen sich durch das getrocknete Kraut, welches von den Strandbesuchern in Schattendächern verbaut wurde.
Heute geht’s mal hoch in die Steilküste. Heidi hat sich in den Kopf gesetzt, auf halber Höhe Richtung Norden zu wandern. Von unten sieht es auch so aus, als ob es da einen Weg gibt. Bis zur nächsten Ansiedlung wo ein Haus steht, welches von hier einen bemerkenswerten Eindruck macht. Das Haus, welches gestern von der Polizei begutachtet wurde bietet sich an, vom Weg auf eine Wasserrinne zu wechseln, die von unten wie ein Weg aussah. Wir nehmen dann doch Abstand davon. Es geht doch zu weit und zu steil daneben runter. Wenn wir oder Lara dort abschmiert, haben wir sicherlich am Rest – Bergfest hatten wir Anfang der Woche – des Urlaubes keinen Spaß mehr.
Später am Auto zurück, macht sich Heidi auf den Weg, unseren Feigenhändler zu suchen. Es lässt ihr keine Ruhe. Sie will sicher gehen, dass wir genug Eingemachtes mit nach Hause bringen. Gerade als Heidi beginnt, die Feigen für’s Einkochen vorzubereiten kommt eine PN über Facebook von Max, in der er uns mitteilt, dass es in Himarë, wo wir ja morgen auch hinfahren werden, genug Feigen zum Selbstpflücken gibt. Naja, dann werde ich die eben alle gleich aufessen.
Ich schaue heute mal gezielter mir die Berge zum Hinterland an. Dabei erkenne ich recht neu in die Berge geschlagene Wege. Dieser aufwendige Wegebau ist scheinbar nur für die Errichtung von Stromfernleitungsmasten betrieben worden. Schwierigkeiten für die Errichtung von Infrastrukuren, die sich bei uns kaum noch jemand vorstellen kann.
Am Abend noch lecker Kalamari Fritti und Octopussalat gegessen. Bei der Warsteinerbude. Schon wirklich erstaunlich, was die hier so in einer Bretterbude esstechnisch zusammenzaubern.
2017-08-24 – Nach Himarë
Über Nacht ist eine Gruppe im Konvoi fahrende italiensiche Jogurtbecher und Nasenbären eingefallen. Haben sich ganz dicht an uns ran gekuschelt. Und als erstes sich am Morgen über unseren Hund beschwert. Weil ihre Hunde an der Kette sich darüber aufgeregt haben, das unsere Lara frei rumlaufen kann.
Als ihnen klar wird, dass wir nach dem Morgenbad und Frühstück abhauen werden, stehen sie wie die Geier um uns rum. Es fehlt nur noch, dass sie uns auffordern uns zu beeilen. Damit sie unseren Stellplatz besetzten können.
Es ist Zeit, diesen bislang wirklich schönen, Ort zu verlassen. Wir verabschieden uns bei unseren Nachbarn und an unserer Bar von gestern abend noch von unserem Hausschwein und los geht es.
Es sind nur cirka 17 Kilometer. Schön zu fahren mit wunderbarem Ausblick auf die Küste. Und immer schön rauf und runter.
In Himarë nehmen wir die neue Umgehungsstraße. So kommen wir hinter der Stadt gleich wieder auf die Straße nach Vlore. Gleich wieder links ab und schon lacht uns der Strand an. Der Camping Kranea von Denis.
Max hat uns einen Platz reserviert. Allerdings hat er das mit Denis irgendwie zu ungenau gemacht. Denis geht von draußen aus. Wir wollen aber rein. Das geht dann auch. Aber zuviele geben den Einweiser und schon ist wieder ein Kratzer im Lack. Dieses Mal ein etwas tieferer als die vergangenen. Muss ich zu Hause wohl Farbe drüber machen. Vielleicht auch ein bischen Spachtel. Mal sehen. Anita, Rolf und Max sind sitzen schon in der Bar. Ist wohl auch der richtige Ort die Hauptmittagshitze zu erwarten.
Tische und Stühle raus und dann ins Wasser. Keine 50 Meter. Es ist hier frischer als in Borsh. Und klarer.
Anschließend zeigt Max uns im „Hinterland“ die Feigenbäume, auf denen die reifen Früchte förmlich auf uns gewartet haben. Erst einmal den Tagesbedarf gepfückt. Morgen noch einmal mit unserer Leiter herkommen und für die letzten Einmachgläser pflücken.
Ein Bier in der Bar und dann zu Hause einen kleinen Salat. Der Platz ist hier genial. Wir stehen unter Olivenbäumen und haben Schatten ohne Ende. So lassen sich die 36°C ertragen.
Ab 19:00 Uhr tafeln wir mit Anita im platzeigenen Restaurant und warten auf ihren Geburtstag. Und sie wartet mit Rolf einen guten Freund, der seit zwei Tagen mit seiner Harley von Deutschland hier her unterwegs ist – um zu Gratulieren. Man merkt den Beiden die Entspannung an, als Thomas im Dunkeln hupend auf den Platz rollt. Mit Bier uns Raki geht es weiter. Denis – der Platzbetreiber – hat für Mitternacht eine Torte vorbereitet. Eine leckere Schokoladencremetorte. Die eine Hälfte essen wir sofort nachdem wir unsere Gratulationen an das Geburtstagskind losgeworden sind. Nun ist Anita 60. Und immer noch schön!
2017-08-25 – Himarë Camping Kranea – noch ein Tag
Es wird ein Tag werden, an dem Heidi mit ihrem Bewegungsdrang das Zepter führt. Nach dem Frühstück gehen wir endlich Feigen pflücken. Die Leiter vom Heck von Big Blue unter den Arm, einen großen Korb, Heidi mit langen Hosen und mit festem Schuhwerk gehen wir in die ehemaligen Plantagen hinter dem Campingplatz.
Leider haben die Albaner – ähnlich wie unsere Freunde aus der DDR – nach Ende der sozialistischen Vergangenheit, in Erwartung des Schlaraffenlandes Europa ihre alten landwirtschaftlichen Produktionsstätten sinnlos zerstört. Ungepflegte und/oder zerschlagene Bewässerungsanlagen prägen das Bild der unbewirtschafteten Plantagen mit Oliven-, Zitronen-, Apfelsinen- und Feigenbäumen. Die Einheimischen wissen scheinbar nicht mehr, welche Schätze hier verkommen.
Für uns jedoch ein Paradies. Zwischen weidenden Ziegen- und Schafsherden ernten wir einen ganzen Korb voll. Das werden ungefähr acht Gläser. So langsam kann der Winter kommen. Meine Vorräte für mein morgendliches Müsli sind gesichert.
Nach dem Einkochen erst einmal Baden und dann zum Minimarkt. Wir wollen heute Abend mal wieder selbst kochen.
Anschließend, nach der größten Mittagshitze starten wir nach Himarë. Die Wegbeschreibung von Max ist für die erste halbe Stunde gut. Aber dann verlaufen wir uns. Die Furcht im Nacken, eventuell im Dunkeln diesen Trampelpfad in der Steilküste zurück zu müssen, lässt uns diese Tour abbrechen.
Auf dem Campingplatz zurück überrascht uns Anita mit einer Einladung zum Abendessen, welches ihr albanischer Freund und Architekt des benachbarten Hotelneubaus für uns zubereitet. Ein traditionell zusammengestelltes Mahl. Mit einer sensationell gestalteten Melone als Nachspeise. Danke für diesen Abend an Anita und ihren Freund.
2017-08-27 – Heute geht es über den Llogara-Pass nach Vlora
Heute Morgen haben wir ein strammes Programm. Einkaufen, denn wir wollen die nächsten beiden Tage frei stehen. Irgendwo bei Vlora und dann irgendwo vor Dürres. Dann noch einmal Feigen pflücken. Leider sind uns schon zwei unserer eingemachten Gläser aufgegangen. Sie gären aus irgend einem Grund. Selbst Lara will da nicht dran. Noch einmal schwimmen, einladen, bezahlen und duschen.
Abschied von Max, Anita, Rolf, Thomas und Denis. Und los geht es.
Gleich mit 10% Steigung Richtung Norden aus Himarë raus. Dann in wunderschöner Felsküstenlandschaft immer wieder auf Meeresspiegel und wieder hoch. Und dann wird er sichtbar, der Llogara Pass. Von fast Null auf 1300 Meter in circa sieben Schleifen hoch.
Um die 10%. Big Blue macht das alles zwischen dem dritten und vierten Gang. Und weil so ein faules Schwein bin bleibe ich bald im Dritten. Irgendwo kommt uns der einsame Wolf mit seinem grauen Kurzhauber entgegen. Er spricht uns durch das Seitenfenster von Auto zu Auto an und wir machen den Parkplatz frei. Aber er wollte wohl auch mit uns Quatschen. War wohl ein Missverständnis. Unsere Versuche Honig an den Straßenständen zu kaufen scheitern an den unverschämten Preisen der Händler. Und der Honig ist nichts Besonderes. Weder von der Tracht noch vom Geschmack.
Auf der Nordseite runter ist schon schwieriger. Im oberen Teil sehr kurze Schleifen und enge Spitzkehren mit schlechter Sicht. Und die Ablenkung ist auch groß. Denn auf dieser Seite des Passes stehen viele wirklich einladende Restaurants. Aber wir sind noch satt. Der mittlere Teil ist gut zu fahren. Im unteren Teil wurde die Straße zwar neu angelegt, ist aber auf vielen Stellen abgesackt oder wegerutscht. Da eine Bodenwelle übersehen und du hast das ganze Mobiliar umgeräumt.
Bei Orikum treffen wir wieder an die Küste. Zwei Campingplätze, die hier auf der Strecke bis Vlora zwischen Straße und Strand liegen, treffen überhaupt nicht unseren Geschmack. Wir haben zehn Kilometer nördlich von Vlora einen Platz an dem Übergang zur Klosterinsel Manastiri i Shën Mërisë në Zvërnec im Blick. Leider ist die vogelreiche Lagune fast ohne Wasser. Wir sehen Flamingos und eine Art Kormorane. Baden können wir hier nicht. Und zwei Leipziger, die die letzte Nacht hier mit ihrem 310 Benz gestanden haben, berichten von Mücken. Und zuletzt ist der Platz auch mächtig vermüllt. So verlassen wir nach einem Rundgang auf der Klosterinsel diese Stellplatzmöglichkeit trotz des schönen Ausblicks.
Wir fahren circa einen Kilometer zurück nach Flora, dorthin wo die Pinienwälder beginnen. Aber hier müssen wir unseren Wunsch auf Freistehen begraben. Wir haben die Wahl zwischen einem durch Tagestouristen in eine Müllhalde verwandelten Strand oder einen schattigen Platz unter Nadelbäumen auf dem Grund eines Restaurants, welches die Chance dieses Jahr erblickt hat, mit Campern Geld zu verdienen. Kompleksi Algedi. Da wir wissen, dass nördlich von Vlora Richtung Durrës nichts Vernünftiges am Wasser mehr gibt, bleiben wir hier.
Hier haben wir Sandstrand mit ungefähr 300 Meter Flachwasser. So kann Lara mit mir richtig weit rauslaufen.
Am Abend genießen wir das Schauspiel des Sonnenuntergangs in der Bucht von Vlora.
Es ist kühl geworden. Das Thermometer zeigt zwar immer noch etwas um die 30°C an. Aber es fühlt sich frisch an. Ich sitze das erste Mal seit langer Zeit beim Schreiben mit einem langärmeligen Hemd draußen. Max hatte heute Morgen schon so etwas angedeutet. Er hat sich nach dem Wetterbericht überlegt, ob er wirklich an den Ohridsee fährt. Er hat was von 24°C erzählt.
Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen Spaziergang am Strand. Alle 100 Meter eine neue(s) Bar/Restaurant, welche im angrenzenden Wald auch Plätze für Zelte, Wohnwagen und -mobile anbieten. Einige nur „Standardware“, andere mit pfiffigen Ideen, zum Beispiel mit Tipis oder kleinen Hüttchen. Und die Leute, die hier arbeiten sind im Gegensatz zu denen, die wir im Blue Eye genießen durften, hoch motiviert aus dem Bisschen, was sie haben für den Gast ein Maximum rauszuholen. Aufmerksam, freundlich und hilfsbereit. Wie wir es meist auch an anderen Orten kennengelernt haben.
2017-08-28 – Richtung Norden nach Karpen bei Kavaja
Dieser Teil unserer Route ist recht unspektakulär. Es geht in der (langweiligen) Ebene hoch bis in die Gegend von Kavaja an den Strand von Karpen. Bei der Durchfahrt von Vlorë treffen wir noch auf die typischen Heldenverehrungen und etwas nördlich die großen Salzlagunen Albaniens.
Unser Wunsch für eine Nacht mal wieder frei zu stehen wird allerdings torpediert. Der an den gesuchten Strand liegende Kamping Pa Emer mit seiner vorgelagerten kleinen, künstlich angelegten, Insel lockt Heidi doch. Trotz des für albanische Verhältnisse hohen Preises. Aber es werden hier wunderschöne Stellplätze direkt am Wasser oder auf kleinen Terrassen am Hang angeboten. Und alle verschattet, entweder von Bäumen oder Sonnendächern. Egal wo wir uns hinstellen würden, man käme sich vor wie alleine in der Natur. So wird die Alternative des Freistehens am öffentlichen Strand, der natürlich mal wieder für unsere Empfindungen recht stark vermüllt ist, hinten an gestellt und wir fummeln uns unter ein Sonnendach direkt am Wasser, mit Blick auf die Insel zur südlichen und Durrës in der Ferne auf der nördlichen Seite.
Ein sauberer Sandstrand, mit einer sehr tief in Meer reichenden Kinderzone, lädt zum sofortigen Baden ein. Nach 300 Metern immer noch nur bis zur Hüfte im Wasser.
Ich habe mit dem Betreiber, der mit seiner Familie und der seines Vaters hier im Sommer auf der Anlage lebt ein Gespräch über die Geschichte dieses Platzes. Nach dem Ende der Enver Hoxha Ära haben die Behörden hier den Bewohnern des Umlandes das Gelände, welches Militärareal war, in Parzellen zurück gegeben. Drei Familien kauften die heutigen Betreiber ihre Grundstücke ab und bauten in zehn Jahren diesen Platz auf und verwandelten die ehemaligen Bunkerbefestigungen in ein kleines Naturparadies. Übrigens, die Brücke zur kleinen Insel hat nicht aus Zufall Ähnlichkeit mit der zur Klosterinsel Manastiri i Shën Mërisë në Zvërnec (s.o.). Die hat der Junge nämlich auch gebaut. Er ist von Beruf so etwas wie ein Landschaftsbauer und verdient vor allem im Winter damit sein Geld.
Bei einem Spaziergang entlang der Küste sind die Relikte aus der sozialistischen Vorzeit nicht zu übersehen. Größtenteils von der Natur zurück erobert oder in neue Nutzungen mit einbezogen bilden sie ein interessantes Ambiente.
Ein ruhiger Abend mit Selbstgekochtem am Wasser mit wunderschönen Sonnenuntergang und Fischern die ihr Netz eiziehen rundet dieses Tag ab.
2017-08-29 – Am Stand bei Karpen und Besuch von Kavaja
Heidi hat schlecht geschlafen. Ich lag auch etwas wach. Mich haben die Tauben wach gehalten.
Bei meinem Rundgang mit dem Hund finde ich am Strand Anzeichen für Dynamitfischen. Am Strand treiben tote Fische mit geplatzter Schwimmblase. Übrigens eine Fischart, die ich nicht kenne. Aber das will nichts heißen.
Als Heidi wieder unter den Lebenden weilt, machen wir eine Radtour. Flach ist es hier und so finden wir uns unvermittelt in der acht Kilometer entfernten Stadt Kavaja wieder. Auf dem Weg finden wir einen Kuh- und einen Hühnerstall der besonderen Art.
In der Stadt haben wir mit Altin, unser albanischer Freund aus unserer Heimat Nienburg, letztes Jahr ein sehr schmackhaftes Eis nach albanischen Rezept gegessen. Er hat das hier schon als Kind gemacht. Und der Eismann kennt ihn immer noch.
Heidi staunt immer wieder über meinen Orientierungssinn. Ich finde diese Eisdiele auf Anhieb wieder. Beim Eis essen im Schatten werden wir das erste Mal in diesem Jahr von kleinen Sinti-/Romakindern angebettelt. Überhaupt nicht aggressiv. Aber für uns eben ungewohnt und daher nervend, da wir es nicht gewohnt sind, uns entsprechend zu verhalten.
Auf der weiteren Tour durch die Stadt treffen wir auf eine als „Bazar“ angelegte Einkaufsmeile und mehrere Straßenmärkte.
Im Fußballstation zeigt uns der Platzwart stolz die Bilder der Helden des Vereins, von denen auch einige von großen internationalen Vereinen gekauft wurden.
Auf dem Rückweg noch schnell unsere Daten Prepaid Karte verlängern lassen.
Beim Abbiegen von der Hauptstraße nach links Richtung momentanem zu Hause, übersieht Heidi ein von hinten kommendes Auto. Es ist knapp, aber Albaner treten wirklich bevor es zu eng wird beherzt auf die Bremse. Das haben wir schon häufiger erlebt. Heidis Aussetzer ist in ihrem Hunger begründet. Immer wieder passiert es, dass Heidi nicht genug isst und dann unterzuckert ist. Naja, ist ja noch einmal gut gegangen.
Zurück auf unserem Stellplatz gehen wir erst einmal ins Wasser. Dieses Mal von der Insel aus. Hier ist das Wasser gleich tief genug. Lara schwimmt das erste Mal mit uns eine Strecke von einem Ufer zum anderen. Das ist neu. Sonst hat sie immer kehrt gemacht und ist zum Ausgangspunkt zurück geschwommen. Vielleicht versuchen wir heute noch, sie zu überreden, von dem zwei Meter hohen Steg ins Wasser zu springen. Mal sehen.
Frisch ist es heute. Morgentemperaturen zwischen 22°C und 24°C die letzten Tage und tagsüber nur noch maximal 30°C. Das kommt schon dem Nacht- und Bodenfrost nahe. Ich habe gestern Abend schon im langärmeligen Hemd gesessen.
Heute Abend gehen wir noch einmal nach unserem Abendessen in die Bar auf der Insel um mit einem Raki und Kaffee den Tag zu beschließen. Zu unserer Verwunderung gibt es diese beiden Getränke hier nicht (!). Als sich der Platzbetreiber zu uns setzt, erklärt er uns das Warum. Aber ich verstehe es nicht (Sprachprobleme). Jetzt fällt uns auf, dass es nicht nur hier in der Bar sondern auch auf dem gesamten Campingplatz ungewohnt ruhig ist. Werder in der Bar, noch der Rezeption noch sonst wo auf dem Platz gibt es die für Albanien übliche Beschallung. Hier herrscht entspannende Ruhe. Auch mal toll.
2017-08-30 – An den Shkopet Stausee, ein Déjà-vu
Nach den fast zwei Wochen am Mittelmeer zieht es uns wieder in die Berge. Da nach unseren Informationen zurzeit die meisten Seen, so wie wir es ja selbst auch schon erfahren haben, auf Grund der langanhaltenden Trockenheit nur wenig Wasser führen und sehr veralgt sind, haben wir uns entschlossen auf Bekanntes und Bewährtes zurück zu greifen. Am Strand des Restorant Liqieni des Shkopet Stausees haben wir schon letztes Jahr schöne Tage verbracht.
Von Lac aus zuerst auf der Schnellstraße nach Kukës, dann Richtung Burrel und Peshkopi durchfahren wir den zweiten Tunnel und es fällt uns ein Stein vom Herzen. Trotz Ende der Hauptsaison sind die Jungs noch da und werden das Restorant auch noch länger geöffnet halten. Beim Begrüßungsbier wird schon mal das Abendessen besprochen und einer fährt mit dem Boot über den See um eine Ziege zu schießen und schlachten.
Das Abendessen ist dann auch wieder entsprechend: Ziegenfleisch mit riesigen Salaten, Kartoffeln und selbstgebackenem Brot, Tsatsiki und Feta. Den Grundstoff für den Käse können wir am nächsten Morgen sehen. Einer der drei Jungs hier kommt mit dem Motorboot von anderen Ufer, wo deren Ziegen im Wald und der Felswand stehen mit einem 25 Literkanister Ziegenmilch zurück. Die käsen hier selbst!
Dann kommen noch Christian und Ruth, Luise Vale und Jakob mit ihrem Allrad MAN auf den Platz. So stehen wir jetzt nicht mehr alleine hier.
2017-08-31 – Shkopet Stausee
Heute fahren wir ein reduziertes Programm: Nach dem Frühstück schwimmen.
Dann kommt aber wieder was dazwischen. Ein weiterer Allrad LKW gesellt sich zu uns. Die Beiden wollen aber nach einem Small Talk weiter.
Auf dem Weg treffen wir wieder auf die Bude, an deren Außenwand unzählige Plastikflaschen von Autopolitur, Ölen und sonstigen Autoflüssigkeiten befestigt sind. Wir haben uns im letzten Jahr in unserem Bericht auf die Aussage von anderen Leuten verlassen, dass in diesen Flaschen Honig verkauft wird. Das müssen wir korrigieren: Diese Flaschen sind alle leer und dienen scheinbar nur der Dekoration.
Dann geht es aber zurück auf den Stellplatz und wir leben viel zwischen Baden, Sonnen, Welpen beobachten und sonstigem sinnfreien Freizeitbeschäftigungen.
Den Abend beschließen wir dann mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant.
2017-09-01 – Immer noch Shkopet Stausee
Eigentlich wollen Christian, Ruth und Kinder heute abreisen. Aber irgendwie sieht es nicht danach aus, dass das was wird. Spät Frühstücken, Schwimmen, nach den Welpen gucken und vieles Anderes lassen die Hoffnung aufkommen, dass sie es nicht schaffen werden. Dann jedoch beginnt gegen 14:00 Uhr die Packphase. Als alles verpackt ist, kommt unsere gute Seele aus dem Restaurant und fragt uns alle, ob wir eine Bootsfahrt mit ihm machen möchten. Rauf zur Hängebrücke und zu dem Wasserfall. Wieder keimt die Hoffnung auf, dass das mit der Abreise nichts wird.
Eine wirklich schöne Rundfahrt mit dem Motorbötchen, mit dem sonst die Brautpaare herum chauffiert werden. Und endlich sehen wir auch mal den Wasserfall, den wir sonst immer nur hören konnten. Wirklich schön in einer kleinen Schlucht gelegen und durch die Bäume übertunnelt. Das hat was.
Vale will dann noch einmal von der Brücke springen. Gedacht, getan. Er schwimmt vor und klettert auf die marode Hängebrücke. Wir warten im Boot unten und fotografieren den „Todessprung“. Der Akku von Ruth‘s Smartphone gibt gerade jetzt den Geist auf und ich habe mit meiner Lumix keine Erfahrung mit Serienbildern. Entsprechend ist die Ausbeute der Bilder.
Zurück an unserem Stellplatz schaffen unsere Nachbarn dann doch recht zügig los zu kommen. Sie wollen nach Shkodra und eventuell noch über die Grenze nach Montenegro. Sie haben da einen Stellplatz neben einem Gemüsestand im Auge.
Lieb gewonnene Nachbarn reisen ab. Na dann gute Fahrt.
2017-09-02 – Noch ein Tag am Shkopet Stausee
Wieder alleine auf dem Platz geht es heute nach dem Frühstück in die Berge. Heidi wegen der Natur und ich will mal nachsehen, was sich hinter den Geröllbeulen am Berg verbirgt. Bunkerbau aus Envers Hoxhas Zeiten? Schwarzer Silberabbau? Seltene Erden?
Wir finden oberhalb der Müllgrenze aber nur intakte (im Gegensatz zu denen, die wir unter Anderem bei Himarë sahen) traditionelle Bewässerungsanlagen bei den beiden Schäfereien, eine gefasste Quelle zur Trinkwasserversorgung und ein verlassenes Haus.
An den Köpfen der Abraumhalden ist nichts zu entdecken, was auf deren Entstehung schließen lässt. Aber trotzdem wieder eine schöne Wandertour durch die Berge hier.
Am Mittag füllt sich das Restaurant mit Gästen und der Strand mit Albanern, die nicht nur Schwimmen wollen. Einer, der es sich leisten kann einen Jetski zu besitzen, ist in Begleitung einer Claqueurgruppe von Jungmannen angereist. Nach einer ausgeprägten Phase der Selbstdarstellung wird es für uns wirklich lustig, die gesamte Scene intensiv zu beobachten. Albanische Jungmannen spielen!
Irgendwann taucht dann auch die erste Braut für ihre Hochzeitsaufnahmen auf. Dieses Jahr die Erste, die wir in Albanien bewusst wahrnehmen. Das war letztes Jahr ganz anders. Gerade hier am Platz bis zu drei je Tag.
Es kündigt sich Regen an, im Wetterbericht und auch am Himmel. Aber unser Abendessen ist noch ungestört. Aber beim letzten Raki wird es Zeit in Big Blue zurück zu ziehen. Die Jungs vom Restaurant haben die säugende Hündin mit ihren vier Welpen in Sicherheit gebracht und die Stühle von der Terrasse geräumt.
Gegen 4:00 Uhr morgens fängt es dann richtig an zu regnen.
2017-09-03 – Regen am Shkopet Stausee
Die Wetterverschlechterung, die im Wetterbericht vorausgesagt ist, tritt nicht so ein. Es ist zwar kühler und nicht mehr durchgehend wolkenlos. Für mich ist das Wasser immer noch warm genug.
So nutzen wir die Zeit mal durch den Tunnel stromab zu gehen. Leider ist der Weg über die alte Straße um die Felsspitze versperrt. Sicherheits- und Sperrgebiet wie viele Staudämme in diesen ehemaligen sozialistischen Staaten. Durch den Tunnel ist nicht so prickelnd, da wir nie wissen, ob die Wochenendtrunkenen Albaner und – trotz Taschenlampe – überhaupt sehen. Unterhalb des Tunnel ist der Blick frei auf das Kraftwerk, und viel spannender, auf eine Ansammlung von Häusern (wohl die Wohnungen der KarftwerksarbeiterInnen) mit Nutzgärten bis hin zum Weinanbau sowie einer Autowaschbude, eine Bar und Restaurant, Toiletten für die Furgon Fahrgäste und Wasserzapfstelle. Heute laufen die Gäste von Bar und Restaurant im Anzug rum. Es ist Sonntag! Die Furgons fahren trotzdem. Fast im Viertelstundentakt. Und die LKW auch!
Irgendwann gegen 14:00 Uhr schifft es aus Kübeln. Ich nutze die Gelegenheit, Big Blue mal abzubürsten. Reicht aber nicht ganz. Der Schauer war heftig aber kurz.
Nach dem Schauer erfüllt sich Heidi ihren Wunsch. Wir gehen noch einmal stromauf. Dort hatte sie schon vor zwei Tagen ein verlassenes Haus gesehen. Da will sie mal drin rum spionieren. Ich warte an der Straße da das Haus umzäunt ist und die (Garten-) Tore geschlossen. Das hat was mit dem Respektieren von Privatsphäre zu tun. Da sind wir etwas unterschiedlich gestrickt.
Anschließend schmeckt uns noch ein Bier und ein Kaffee Turk bei der hiesigen Furgonhaltestelle.
Beim Abendessen schenkt uns der eine Schafshirt selbst gesammelte Walnüsse. Vorgestern haben die Beiden uns säuerlich schmeckende rote Beeren mit Kern mitgebracht. Leider konnten wir nicht klären, wie diese heißen.
Zur Erläuterung: Dieses Restaurant wird von der Familie von Aleks, Gjioni und drei bis vier Männern ihrer Familie betrieben, der einiges von dem Land auf dieser und der anderen Seite des Sees gehören. Auf der anderen Seite haben sie im Berg eine Ziegenherde laufen und einen Stall in dem sie melken. Die Herde wird täglich von Zweien der Familie betreut. Fleisch und Milch wird hier selbst verarbeitet und im Restaurant und auf dem Markt als lebende Tiere, als Fleisch und Käse verkauft.
2017-09-04 – Noch einmal Shkopet Stausee
Heute bleiben wir noch hier. Das Wetter ist „rauer“ geworden. Aber immer noch ist das ein Jammern auf ganz hohem Niveau. Tagsüber werden es immer noch 27°C werden. Es ist windiger geworden.
Wir krabbeln heute mal im „Seitental“ die andere Richtung hoch. Bei der Gabelung an der Schäferei müssen wir alle falschen Wege ausprobieren. Der letzte ist dann der richtige. Der Weg ist scheinbar für das Aufstellen neuer Hochspannungsstrommasten vor Kürzerem mal neu gemacht worden. Und am Ende erwartet uns dann ein verlassenes Haus. Es wird wohl bei schlechtem Wetter von Schäfern als Wetterschutz genutzt. Für ein Haus in dieser Lage würden viele ein Vermögen hinlegen. Hier steht es einfach rum und wird Restgenutzt. Einerseits schade, andererseits gehört das so zu diesem Land.
Zurück auf unserem Lagerplatz bringt uns Aleks (einer der Jungs aus dem Restaurant) einen Obstteller.
Dann geht er wieder los Netze auslegen. Er braucht Fisch fürs Restaurant. Der war gestern Abend alle.
Trotzdem wird es am Abend keinen Fisch geben. Wir möchten heute mal etwas kürzer treten. Aber Aleks, Gjioni und seine Kumpels haben irgendwie raus bekommen, dass wir morgen abreisen.
Aus unserer Bestellung: Gegrilltes Gemüse, Tsatsiki, frittierte Kartoffeln und Brot wird das Genannte plus (!) Salat und ein riesiger Teller mit gebackenem Käse und Gemüse. Wir sitzen lange zusammen. Die Drei erzählen von ihrem Leben vor allem als Schäfer hier in den Bergen. Das Leben hier ist hart, aber die Drei lieben es offensichtlich. Wir zeigen ihnen dann mal, wie wir das mit der Schäferei bei uns machen. Den Trailer, den Barbara mal bei uns gedreht für den NDR gedreht hat und den Film „Der Bioschäfer“ aus der Serie NDR typisch. Am meisten beeindruckte sie unser altes Haus und unsere Arbeit im Schnee. Nach einigen Rakis geht es dann für unsere Verhältnisse spät ins Bett.
2017-09-05 – Abschied vom Shkopet Stausee. An den Strand von Tale
Frühstück, packen und abrechnen. Honig von Aleks kaufen. Dann unter Tränen den Platz in Richtung Tunnel verlassen. So ein Tunnel hat beim Abschied so etwas Endgültiges. Wir trösten uns damit, dass wir sicherlich hier mal wieder aufschlagen werden.
Tipp: Wer auf seinen Stellplätzen Wert auf Panorama, Landschaft, Wasser zum Schwimmen und albanisches Leben und liebenswerte Leute Wert legt, sollte hier unbedingt den einen oder anderen Tag Pause einplanen. Wir haben in den beiden Jahren hier Freunde gefunden.
Auf der anderen Seite des Tunnels füllen wir noch einmal Wasser auf. Hier werde ich Zeuge, wie die Küchenfrauen tatsächlich vier große Mülleimer mit Verpackungsmaterial einfach in den Graben neben ihrem Restaurant kippen. Die Müllhalde, die wir also gestern dort gesehen haben ist also keine Altlast, nein sie ist aktuell. Und dieser Dreck landet unten im Fluss. Glücklicherweise unterhalb der Staumauer.
Am Kreuzungspunkt der Schnellstraße von Kukës und der Schnellstraße von Durrës nach Shkodra stehen Unmengen an Obstverkaufsständen. Hier decken wir uns mit Gemüse, Obst und einem Eimer Oliven ein. Denn wir möchten an den Strand von Tale, südlich des gleichnamigen Naturschutzgebietes.
Am Strand angekommen, versuchen wir zuerst wieder die Stelle am Südende. Dort wo wir letztes Jahr standen. Das war jetzt aber nicht so prickelnd. Süßwasser im Rücken, Verdacht auf Mücken am Abend. So wandern wir den gesamten Strand Richtung Norden ab. Überall eifrige Männer beim Abbau der touristischen Infrastruktur: Sonnenschirme, Liegen, Autoscooter, kleine Strandbars und vieles mehr. Ist schon komisch. Hier erleben wir erstmalig, was Nachsaison hier bedeutet. Aber der Strand ist jetzt recht sauber und nur von wenigen Gästen besucht. Genau das was wir erwarten.
Ein Bier in einem Restaurant, welches auf einer Brücke über dem Wasser steht. Und gegen Abend endlich mal wieder selbst kochen.
2017-09-06 – Am Strand bei Tale
Ich habe heute Nacht lange wach gelegen. Irgendwie den Blues gehabt. Es mag daran liegen, dass unsere diesjährige Tour sich dem Ende zuneigt. Es mag daran liegen, dass bei mir das Thema Vermüllung des Landes wieder hochkommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Zukunft für Albanien nicht mehr so rosig sehe, vor allem für die einfachen Leute, wenn sich hier nicht bestimmte Dinge ändern. (Dazu aber später auf einer eigenen Seite.)
Das laut Wetterbericht schlechter werdende Wetter lässt auf sich warten. Es ist zwar im Norden und in den Bergen bewölkt. Richtung Süden und Meer sieht es besser aus.
So unternehmen wir einen ausgedehnten Spaziergang am Strand Richtung Norden. Sobald wir die während der Saison bewirtschafteten Strände verlassen haben finden wir uns in einer Müllhalde wieder.
Und das obwohl das hier ein Naturschutzgebiet sein soll. Nämlich der Parku Natyror Kune-Vain-Tale.
Direkt an der Wasserlinie finden wir aber auch Sehenswertes: Quallen mit lila Umriss, bunte Schwämme und Baumwurzeln aus der Zeit, als der Strand noch nicht so weit durch das Meer abgetragen war.
Und immer wieder Relikte von Träumen, die Einheimische hatten, um am großen Geldverdienen teilzuhaben.
Nach diesem langen Spaziergang erst einmal ein Bier in der Kneipe nebendran. Hier gibt sich einer ganz viel Mühe, auch in der gerade begonnenen Nebensaison seinen Betrieb attraktiv zu halten.
Mit dem Fahrrad besuchen wir noch eine Bunkeranlage aus der Enver Hoxha Ära. Den Wachturm haben wohl Regisseure für Star Treck als Vorlage genommen.
Gegen Abend gesellen sich noch zwei aus dem Main-Spessart-Kreis mit ihrem Peugeotbus zu uns.
2017-09-07 – Zum Komansee
Die schönen Erinnerungen des letzten Jahres im Kopf, wollen wir, bevor wir unsere Rückreise antreten, noch einmal am Komansee und auf dem Campingplatz Natura Camping vorbei.
In Lezha kaufen wir zur Vorsicht noch einmal ein. Wir wissen nicht was uns oben am See außerhalb der Saison erwartet. Lezha ist mal wieder ein Erlebnis. Natürlich sind alle Straßen für so ein Auto wie Big Blue verboten. Wir finden dann aber im Halteverbot 50 Meter von der Polizeischule einen Platz, damit wir im Big Market einkaufen können. Anschließend unter den Augen der Verkehrspolizei in der zweiten Reihe einen Platz um an der Bank noch ein letztes Mal Lek zu ziehen.
Auf der Straße hoch zum See ist im Dorf Vai i Dejes die Hauptstraße gesperrt worden und zu einer Fußgängerzone umgebaut worden. Aber jeder fährt da einfach trotzdem durch. Wir auch! Die weitere Straße hinter dem Abzweig nach Puke ist teilweise repariert worden.
Die Betonung liegt auf teilweise. Dazwischen ist sie noch schlechter geworden als im letzten Jahr. Trotzdem kommen wir gut oben an und haben auf der Stecke noch tolles Gemüse und Honig kaufen können. Bei Honig wissen wir nicht so genau, ob wir da beschissen worden sind. Eigentlich wollten wir eine etwas festeren, haben dann aber einen sehr flüssigen. Mit Wasser aufgerührt? Keine Ahnung.
Die Schweinchen auf der Straße sind noch genauso da wie die Esel.
Die fischzuchtanlage ist noch größer geworden und verschandelt den See immer mehr.
Vor dem weinbehangenen Tor der Campingplatzes fällt mir sofort auf, dass der Weinlaubengang, der letztes Jahr es unmöglich machte, auf die Terrassen direkt ans Wasser hinunter fahren zu können, weil zu niedrig, abgebaut ist. Für das optische Ambiente wirklich sehr schade. Aber so kommen wir dieses Mal auf die schöne Terrasse. Marko ist dieses Mal nicht so schnell wie 2016. Damals stand er sofort am Tor. Heute bemerkt er uns erst, als wir förmlich an seinem Tisch stehen, an dem er mit Freunden sitzt.

Mit dem Begrüßungsbier in der Hand setzen wir uns erst einmal ans Wasser: Back in Koman! Einfach nur schön. Wie zu Hause ankommen. Und das schlechte Wetter, was schon seit Tagen prophezeit ist, ist nicht irgendwo, aber nicht hier. Blauer Himmel und so um die 30°C. So lässt es sich aushalten.
Auch Wasser ist heute mehr im Fluss. Und die Strömung nicht so schnell wie im letzten Jahr. So kann ich im – ich sage mal erfrischenden – Wasser eine Runde schwimmen. Bewegen ist allerdings wichtig um nicht „fest zu frieren“.
Einen Happen essen und dann gehen wir hoch zu Fährhafen. Da hat sich nicht viel geändert. Es ist nur weniger los. Es ist halt Nachsaison. Dann kommen gegen 16:00 Uhr die beiden Fähren um die Ecke. Es hat sich doch einiges verändert. Die Fähren sind überholt worden. Zumindest neu gestrichen. Es sind andere Besatzungen an Bord, als die, mit denen wir uns 2016 angefreundet haben. Vor allem Lara. Die Rozafafähre hat jetzt einen Stahlboden und nicht mehr Holzbretter, durch die man auf das Wasser durchschauen konnte. Trotzdem werden wir morgen mit dieser wieder unsere Tour über den See machen. Wieder hin und zurück, ohne Big Blue. Denn trotz eines neuen Schildes am Tunnel, der die Höhen dieses neu definiert und den Erfahrungen eines Facebook Bekannten, der vor kurzem mit einem 3,90 Meter hohen LKW hier durchgefahren ist, werden wir dieses Wagnis nicht eingehen.
Auf dem Rückweg noch wilden Salbei und Thymian gepflückt. Auf dem Campingplatz treffen wir vier Backpacker, die mit der Fähre angekommen sind. Ein Australier, eine Österreicherin, eine Malaysianerin und ein Allgäuer. Englisch ist die Gebrauchssprache. Die haben sich erst hier in Albanien kennengelernt. Ein lustiges Trüppchen. Es macht Spaß, sich bei Bier, Wein und Raki mit ihnen zu unterhalten.
Heute kocht Heidi mal wieder selbst. Nudeln mit Schmorgemüse. Lecker.
Gegen 20:00 Uhr füllt sich der Platz mit albanischen Männern, die hier in den Hotelzimmern unter der Brücke wohnen. Sie trinken Raki und essen Markos Leckereien. Sie haben Feierabend. Höchstwahrscheinlich arbeiten sie hier im Wasserkraftwerk. Dort wird gebaut. In dieses Werk wird zurzeit wohl richtig investiert. Anders als in das Kraftwerk am Shkopet Stausee. Das haben ja die Türken übernommen. Und dort hatten wir den Eindruck, als ob diese hier eine Restnutzung vornehmen um noch einmal richtig Kohle zu machen und nach ihnen die Sintflut.
2017-09-08 – Bootchen fahren auf dem Komansee
Das Wetter soll heute schlecht werden. Regen bis Gewitter und so. Hier auf dem Platz ist das Wetter noch gut. Aber Richtung Firze sieht das ganz anders aus. Die Bergspitzen in Wolken, teilweise bis in die Seitentäler des Stausees. Bei unserem Fußmarsch zum Fähranleger wird es uns noch richtig warm. Auf der Rozafafähre wird das gleich anders. Regen. Und jedesmal, wenn der Kapitän zwischen zwei Wasserstraßen entscheiden kann, fährt er immer in die, die vom Wetter her noch schlechter aussieht. Ich bereue es irgendwann, mir keine warme Jacke mitgenommen zu haben.
Nach circa drei Stunden kommen wir in Firze an. Hier hat sich viel verändert. Es ist ein neuer Anleger gebaut worden. Übrigens nachdem man den alten durch den asphaltieren Anschluss an die Straße aufgewertet hat. Auch hier am neuen Anleger sind wieder verschieden hohe Rampen betoniert worden. Der Albaner liebt Beton. Aber alle drei Rampen sind heute von der Fähre nicht nutzbar. Wegen des aktuellen Wasserstandes. Ungefähr einen Meter unter Normal. So muss auch dieses Mal an der Stelle angelegt werden, wo mit der Rampe der Fähre und der Schaufel des Rampenmeisters erst eine Anlegestelle präpariert werden muss.
Das hat sich also nicht geändert. In Albanien wird bei Planungen nach wie vor an alles Mögliche nur nie wirklich zu Ende gedacht.
Und die Fähre, die LKW in die Nebentäler bringt für den Kiesabbau lebt auch noch. Unvorstellbar. Uns fallen die mit Ziergittern zugeschweißten Kabinenfenster auf. Sollen die den Einbruch oder das aus Angst vor dem Sinken Flüchten der Mitarbeiter verhindern?
An der neuen Anlegestelle gibt es jetzt eine Bar. Hier bekommen wir statt Tee (Nestee Zitronentee) Kaffee Turk und einen Schokocroissant serviert. Was würden die hier verdienen, hätten sie vor der Tür einen Grill. Aber die Zukunft dieser Bar ist sowieso auf Sand gebaut. Denn wenige Meter näher am Anleger wird schon die zweite Bar errichtet. Dann kann diese hier, so neu sie auch sein mag, zumachen. Aber so ist das hier. Wenn einer eine gute Idee und damit Erfolg hat, machen es gleich Andere nach. Jeder für sich und gegen die Anderen. Zwar ohne Neid und Missgunst, aber nicht unbedingt nachhaltig Zielführend.

Auf der Rückfahrt wird das Wetter wieder zusehend besser. Wir können auf dem Sonnendeck sitzen. Eine Delegation der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, der Nachfolger der DED [Deutscher Entwicklungsdienst] und GTZ [Gesellschaft für technische Zusammenarbeit], beide führend in der deutschen Entwicklungshilfe tätig) ist an Bord. Hoffentlich nur auf Urlaubstour. Denn das Letzte was dieses Land braucht, um sich authentisch weiter zu entwickeln, ist die Hilfe von deutschen Intellektuellen, die sich im Honeckerstil die „Schönheiten“ des Landes vorführen lassen, um sich dann in Supervisionen, mit EU-Millionen unterstützt Projekte, auszudenken. Das mag sich zwar arrogant anhören. Aber durch meine Erfahrungen mit solchen Projekten nach der Grenzöffnung zur DDR glaube das wirklich realistisch einschätzen zu können, welche Interessen hinter solchen Organisationen stehen und wo das hinführt. Blühende Landschaften, versprochen durch unseren Kanzler Birne, können so oder so aussehen. Und die Frage ist immer, wer profitiert davon.
Auf dem Rückweg vom Fähranleger zum Campingplatz treffen wir noch einen Rad fahrenden Belgier. Wir bewahren ihn davor, sich vergeblich heute noch bis zur Fähre hoch zu strampeln. Denn heute geht kein Schiff mehr. So können wir ihn davon überzeugen, sich auch bei uns auf dem Campingplatz nieder zu lassen.
Beim gemeinsamen Abendessen von Markos Grill erzählt er uns, dass er bei der Belgischen Marine als Soldat zur See fährt. So hat er ja Erfahrung mit Wasser. Die wird er Morgen brauchen können. Es wird schiffen was das Zeug hält.
2017-09-09 – Abwettern in Koman

Dieses Mal liegt der Wetterbericht mal richtig. Schon in der Nacht hat es angefangen zu regnen. Und zwar vom Feinsten. Wir haben am Küchenfenster nicht aufgepasst, und damit haben wir jetzt eine ganze Menge Wasser im Auto. Glücklicherweise ist es an den Laptops und dem Beamer so gut wie komplett vorbei gelaufen. Aber die rechte vordere Ecke der Küche und des Fußbodens müssen wir trocken legen. Und einige unserer Straßenkarten sind aufgeweicht. Bis heute Nachmittag werden diese Schäden vergessen sein.
Marko ist heute nicht da. Wir werden später merken, er ist Einkaufen, was hier schon ein größerer Akt ist, da die Einkaufsmöglichkeiten doch recht weit weg sind. Alberto, sein Sohn sagt uns, dass er seine Familie besuchen fährt und wir daher einige Zeit dann hier alleine sein werden. Da haben wir nicht gegen, wenn nur das Bier, der Wein und Raki für uns erreichbar bleiben. Er hat sowieso nicht vor, das Restaurant abzuschließen. So ist alles in bester Ordnung. Bis Marco zurück kommt haben wir zwei Wohnmobile von der Straße gefischt und animiert hier auf die nächste Fähre – morgen früh – zu warten. Später kommt noch ein MB 208D dazu sowie ein Pärchen mit Mietwagen. Und ein französisches Paar per Motorrad. Der Platz wird voll. Man gut, das Marco eingekauft hat. So wird das Essen heute Abend wohl reichen.
Heidi und ich versuchen einen Spaziergang in einer Regenpause. Allerdings brechen wir diesen Versuch ab, da uns ein ausgewachsenes Schwein und vier Läufer den Weg versperren. Wir sind uns nicht einig ob die uns beißen wollen oder nur mit dem Rüssel ein wenig stupsen. Es fängt auch wieder an zu regnen. Auch das angekündigte Gewitter – ein Blitz und ein Donner – meldet sich zu Wort. Aber dann auch wieder sonnige Phasen. Wir rutschen mit unseren Stühlen immer hin und her: Unter freien Himmel und dann wieder in den Durchgang zum Brückenhotel.
Eigentlich will ich die Gelegenheit – Heidi ist mit den T3 Leuten noch einmal spazieren gegangen – meinen Blues von vor zwei Tagen aufzuschreiben. Aber der ist schon zu weit weg und es wäre zu gezwungen, das jetzt noch einmal aufzudröseln. Also daher jetzt kein Seelenstriptease.
16:00 Uhr. Ich hab Durst auf Rotwein. Und ich kann die Drei auf der Brücke hören. Sie kommen schon zurück. Also schnell einen Halben holen. Dann kommt der Mecker erst hinterher.
2017-09-10 – Koman, abhängen
Heute bleiben wir noch hier. Das Wetter hat sich wieder gebessert. Den letzten Tag hier noch einmal richtig abhängen.
Erika und Michael, die Beiden aus dem T3, nehmen uns noch einmal mit zum Fähranleger hoch. Sie wollen mit der Fähre nach Fierza und dann weiter ins Valbonëtal. Endlich können wir mal jemanden an der Fähre verabschieden.
Auf dem Rückweg treffen wir noch nette Tierchen.
Den Rest des Tages vertrödeln wir so vor uns hin.
Am Abend essen wir mit zwei Österreichern, die sich tatsächlich mit einem circa 40 Jahre alten T2 hierher getraut haben. Hochachtung!
Die Beiden gehen früher ins Bett und nun wird das Ganze wieder zu einer Abschiedsfeier von Marko, Alberto und uns. Essen, Wein und dann Raki. Den vor allem zum Probieren, denn von dem wollen wir morgen eine ganze Menge mitnehmen. An diesem Abend hinterlässt der recht leere – es ist unübersehbar Nachsaison – aber trotzdem illuminierte Platz mit seinen bewachsenen Terrassen wieder wehmütige Gefühle. Auch hier fällt der Abschied schwer.
2017-09-11 – Unser letztes Ziel in Albanien: Shkrodra.
Shkodra ist, wie wir letztes Jahr erfahren mussten, wirklich einen Aufenthalt wert. Als Teil der alten Handelswege, der Seidenstraße, bietet diese Stadt eine Vielfalt von Kulturen geprägt von circa sieben Ethnien.
Wir haben dieses Jahr aber vor allem vor, uns mit verschiedenen Produkten hier einzudecken. Geschenke für liebe Menschen aus unserem Umfeld und Spezialitäten, die wir bei unseren Vorträgen im Rahmen des dabei gebotenen albanischen Essens mit einbauen möchten.
Wir entscheiden uns deshalb dieses Jahr für den Campingplatz Lejienda an der Südeinfahrt von Shkodra. Ein mit viel Liebe und künstlerischem Aufwand am Fuß der Rozafaburg betriebener Platz. Die Zuwegung und auch die Nachbarschaft muss man unter „albanisch im nicht positiven Sinn“ verbuchen. Leider. Dafür haben die hier einen exzellenten Pool, vielfältigste Einrichtungen für Alle und ein herausragendes Restaurant.
Von hier aus ist es leicht möglich mit dem Fahrrad ins Zentrum zu gelangen. Was wir auch gleich nach der Ankunft machen um dem aufziehenden Gewitter zuvor zu kommen. Was auch klappt. Dann öffnet der Himmel unter Blitz und Donne seine Schleusen. Die Nacht wird nass.
2017-09-12 – Einkaufen in Shkodra
Heute Morgen scheint, nach einer Nacht mit Wolkenbrüchen der besonderen Art, die Sonne. Also rauf auf’s Rad und los.
Dabei können wir die Bergung eines PKW aus dem Fluss beobachten, der heute Morgen da von der Brücke aus reingefallen ist. Das ist unser erster erlebter Unfall in den zwei Jahren Albanien. Polizei ist in Unmengen vor Ort. Und sie tun, was sie immer tun. Sie stehen auf der Brücke rum, wedeln unkontrolliert mit ihren Kellen, trillern auf ihren Pfeifen und bringen den Verkehr fast vollständig zum Erliegen. Der Unfall selbst und die Bergung hätte diese „Verkehrslenker“ nicht benötigt.
In Shkodra plündern wir einen Supermarkt und suchen die Adresse einer Fahnenmanufaktur. Das mit dem Supermarkt ist einfach. Die Fahnenbude finden wir auch auf Anhieb in der nordöstlichen Vorstadt. Es steht auch noch so etwas wie ein Firmenschild ganz groß an der Halle. Aber das mit den Fahnen ist wohl schon seit längerem Geschichte.
Auf dem Rückweg treffen wir doch tatsächlich Erika und Michael (die Beiden mit dem T3 in Koman) auf dem Rückweg aus dem Valbonëtal. Dort stehen jetzt auch schon die Reisebusse Schlange. Und geregnet hat es auch heftig und andauernd. Jetzt wollen sie noch kurz in Shkodra schlendern gehen und dann ab nach Montenegro. Gute Reise euch Beiden!
So kommen wir schon vor 13:00 Uhr wieder zurück auf den Platz und hüpfen erst einmal in den Pool. Heidi macht sich dann mit dem Hund auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Und kommt ernüchtert zurück. Der Platz ist von Gewerbegebiet umgeben. Was in Albanien die Müllkippe gleich mit liefert. Der Fluss ist kaum zu erkennen zwischen dem Abfall. Und dem Hinweisschild „Zoo“ folgend, findet sie einen Bären und Affen, in verdreckten und viel zu kleinen Käfigen gehalten, vor. Den Standort des Bären werden wir der Organisation „Vier Pfoten“ melden damit diese eine Befreiung des Bären vorantreiben können. Bei den anderen Tieren sind uns die Hände gebunden.
Dann gibt Heidi sich doch dem Verdacht hin, dass unser Gemüse nicht reicht, um heute Abend satt zu werden und gurkt noch einmal mit dem Fahrrad los. Und kommt nach zwei Stunden wieder. Jetzt haben wir genug für die nächsten Tage.
Den Rest des Tages verbringen wir dekadent am Pool. Mit einem Bier und beobachten die Familien mit ihren Kindern, die in Pampers ins Wasser „geworfen“ werden.
Wie wunderschön und voll aus dem Leben geschrieben, so ein herzlich ehrlichen Reisebericht haben wir lange nicht gelesen. Starten am Freitag Richtung Albanien und nach eurem Bericht nochmal 100% mehr neugierig auf das was kommt.
Grüße aus der Eifel
Micha und Heike
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Wir wünschen euch viel Spaß und tolle Erlebnisse in diesem Land. Solltet ihr teilweise auf unseren Spuren wandeln, grüßt die Leute bitte von uns.
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Hallo Heike und Micha!
Wie hat es euch denn gefallen in Albanien?????
Würden uns freuen, von euch zu hören!
Wir sind schon wieder fast dort.
Liebe Grüße von Heidi und Stephan
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