Vorbereitung
Big Blue ist ja eigentlich immer reisefertig vorbereitet. Dieses Mal ist der Hauptunterschied zu sonst, dass ich über Winter in ein Land fahre, in dem es zu dieser Jahreszeit sicherlich nicht viel regionales und reifes Obst und Gemüse gibt. Daher packe ich meine Sitzbänke voll mit Eingemachtem vonvon unserem Selbstversorgerhof.
Und noch einen Satz Kartoffeln und Kürbisse aus dem Garten. Das wird eine Zeit reichen.
2020-01-03 – Vom Hof nach Schlüsselfeld
Bei bewölktem Wetter starten wir dieses Jahr zu unserer – teilweise gemeinsamen – Reise. Auf meiner Fahrt, aller Wahrscheinlichkeit nach, nach Albanien wollen wir Max in Grafing besuchen. In Schlüsselfeld in der Nähe von Würzburg werden wir bei der Brauerei Hertl übernachten.
Um es kurz zu machen:
- In dem Ort gibt es einen hervorragenden Schlachter – Ups. Fehler. Wir sind schon in den Regionen, wo man Metzgerei sagen muss, um Fleisch kaufen zu können.
- Das Craftbier der Hertl’s ist klasse.
- Die Betreiber der Brauerei sind sehr gut drauf.
- Der Stellplatz, den sie über Landvergnügen anbieten ist – sagen wir es mal so – recht sportlich.
Nach unserem Spazier- und Shoppinggang mit den Hunden noch eine Runde durch die Auen, die hier zwischen Ort und Autobahn eingeklemmt liegen.
Danach bereitet Heidi das Kaiserfleisch (auf preußisch: Kassler Nacken) mit Salzkartoffeln und milchsauer eingelegten geschnetzelten Rüben (das sieht übrigens aus wie Sauerkraut, schmeckt aber anders – lecker) zu.
Trotz schwerer Schieflage von Big Blue schlafen wir hervorragend, so dass wir am nächsten Morgen echt frühzeitig los kommen. Leider ist von den Brauern keiner da, so dass wir uns nicht verabschieden können.
2020-01-04 – Weiter zu Max
Im Ort noch mal kurz zum Bäcker und Metzger um Proviant einzukaufen. Beim Blick auf die Preistafel der freien Tanke an der Ecke (1,26 €/Diesel) hätten wir zuschlagen sollen. Trump hat gerade im Iran mal wieder ein paar Leute per Drohne umgelegt und nun wird der Sprit wieder von Stunde zu Stunde immer teurer. Naja, Flasche vorbei geschwommen.
Es ist immer noch bewölkt – wir könnten uns besseres Wetter vorstellen. Aber zumindest kommen wir gut voran. Trotz dass beide Richtungsfahrbahnen mächtig bis übermächtig voll sind. Urlaubsrückreise und verlängerter Wochenendverkehr eben. Fast ohne Stau erreichen wir in Grafing unseren mittlerweile angestammten Stellplatz am Schützenhaus.
Bei Maxens Familie ist Fullhouse. Nach dem herzlichen Empfang noch eine Runde mit den Hunden und dann lassen wir uns zum Abendessen nieder: Linsensuppe – super geil.
Bei uns – Heidi und mir – bürgert es sich mal wieder ein, dass wir uns recht früh in die Horizontale begeben. So liegen wir schon gegen 21:00 Uhr flach. Dieses Mal steht Big Blue absolut waagerecht.
2020-01-05 – Pause
Über Nacht ist es recht kalt geworden. Teilweise sind die Wasseroberflächen zugefroren
Wir verbringen den ganzen Tag mit Spazierengehen. Wir mit unseren Hunden am Bach. Dann alle mit Kind und Kegel und allen Hunden durch die Feldmark oberhalb von Grafing.
Dazwischen erzählen wir uns von unseren Erlebnissen im letzten Jahr. Der Abend klingt mit Spaghetti und Scampies in Tomatensauce aus. Heidi und ich sind wieder früh und müde im Bett. Jaja, das Alter eben.
2020-01-06 – Pläne machen für die restliche Woche
Neben den jetzt schon erprobten Tätigkeiten besprechen wir noch ein paar „touristische Highlights“, die wir angehen wollen, beziehungsweise Max, seine Tochter Heidi und Malte uns zeigen möchten. Wasserburg macht das Rennen. Einen Abend wollen wir auch noch mal richtig in einem bayrischen Wirtshaus essen gehen. Und wir brauchen noch eine neue Gasflasche (eine ist schon leer) und irgendwie müssen die Schneeketten aus dem Wohnhaus den Berg runter in unseren Big Blue.
Tja, wie es so mit Plänen so ist: Sie werden schneller umgestoßen als aufgestellt. Der kleine Otis bekommt das Spucken und Scheißen (Magen- und Darminfektion). So ist wieder alles offen.
2020-01-07 – Jetzt hat auch Max eine Magenverstimmung
Alle Pläne erst sind einmal über den Haufen geworfen. Wir wollen uns vor unserer Reise nicht unbedingt anstecken und machen daher heute unser eigenes Ding. Da kommt es ganz gelegen, dass scheinbar der Gebläsemotor unserer Heizung das Zeitliche segnen will. So kommt keine Langeweile auf. Truma mit ihrem Werk und Service in Putzbrunn ist wenig hilfreich. Schon telefonisch zeigen sie kein besonderes Engagement und weisen darauf hin, dass es für dieses Heizung keine Ersatzteile mehr gibt. So telefoniere ich mit dem Trumaservice Raimund Stiller in Taufkirchen. Dieser hat jedoch Betriebsferien. Er bietet mir aber an, dass ich bei ihm zu Hause in München vorbeikommen kann. Und er habe auch noch solche Gebläsemotoren. Das machen wir. Haben ja sonst nichts zu tun. Auf dieser Route muss sich dann erstmals unser neues Naviprogramm Magic Earth bewähren. Als Ergebnis dieses Morgens und Mittags: Motor bekommen inklusive Ratschläge, wie ich mit dem Fehler der Heizung umgehen soll und das Navi ist erstaunlich gut.
Zurück in Grafing ist Max immer noch krank. So verbringen wir den Tag wieder für uns. Spazieren gehen mit den Hunden und die den Ort erkunden. Im Dorfkern wirklich schön anzusehen. Auch mit schönen und guten Läden, die uns ansprechen und zum Einkaufen locken: Bäckerei und Metzger.
2020-01-08 – Noch ein Tag auf der Krankenstation
Max immer noch krank. Wieder so ein Tag wie gestern. Nur ohne Werkstattbesuch.
Leider kommen wir erst am Abend, also zu spät, auf die Idee, mit der hier in Sichtnähe vorbei fahrenden S-Bahn irgendwo hin zu fahren und mal dort rum zu laufen.
2020-01-09 –Wasserburg
Max ist wieder gesund. So fahren wir mit dem Auto, welches er sich von seiner Tochter Heidi geliehen hat, nach Wasserburg. Sein DAF steht ja in Griechenland. Vorher bringt er uns noch unsere Schneeketten vorbei und wir holen noch eine Gasflasche vom hiesigen Baumarkt.
Dann geht es los. Wir drei und unsere beiden Hunde. Wir finden auf einem Parkplatz in (!) Wasserburg (Insel) ein Plätzchen. Von dort aus umrunden wir den Stadtkern und landen irgendwann in, beziehungsweise vor einem Cafe in der Sonne. Zwei große Cappuccinos, eine heiße Schokolade mit Schlagsahne, ein Käsekuchen, natürlich auch mit Schlagsahne und eine Marzipantorte. Es gibt hier viel zu gucken und Max erzählt aus der Zeit, als er noch gegenüber von diesem Cafe wohnte und diesen Platz als sein Wohnzimmer betrachtete.
Mit Eintritt der Dämmerung sind wir wieder auf unserem Stellplatz am Schützenhaus. Noch ein Spaziergang durch Grafing, Pfandgut wegbringen, ein Gastgeschenk für die Schützenhausbewohner und Gulaschfleisch fürs Abendessen kaufen.
Dann packe ich meine Schneeketten aus. Was Wunder. Die Packer bei Reifendirekt müssen beim Versenden schon im Weihnachtsrausch gewesen sein. Sie haben statt einem Paar Ketten zwei Paar eingepackt. Kann ich also eine verkaufen und habe dann auf diese Art meine Ketten für lau. Hat ja auch was. Vorgezogenes Geburtstagsgeschenk.
Heute gibt es Nudeln mit Gulasch.
2020-01-10 – Abendessen im Bayrischen Wirtshaus
Wir hatten es uns gewünscht: Einmal essen in einem bayrischen Wirtshaus. Nach einem langen Spaziergang am Nachmittag an der Weiherkette Ebersberg und am Klostersee entlang wird dieser Wunsch am Abend Wirklichkeit.
Am Egglburger See im Wirtshaus zur Gass eingekehrt. Deftig bayrisch. Aber auch für Preußen verträglich. Ein toller Abend.
2020-01-11 – Letzter Abend bei Max
Heute ist es soweit. Unser letzter Tag mit Max und mittlerweile auch seiner Freundin Silvia. Und für mich auch mit Heidi für längere Zeit. Genauer gesagt bis Ostern. Heidi packt. Wir gehen nochmal ein paar Lebensmittel einkaufen. Und wieder mal lange spazieren. Dabei finden wir den Park & Ride Parkplatz des Grafinger Bahnhofs. Dort können wir dann morgen früh gut Big Blue hinstellen, wenn ich meinen Schatz zum Zug bringe.
Aber vorher gibt es am Abend bei Malte und seiner Heidi Krustenbraten mit Blaukraut und Semmelnknödeln. Zubereitet von Max. Der hat mal in einem seiner früheren Leben Koch gelernt. Das schmecken wir dann auch.
2020-01-11 – Was mir in Bayern aufgefallen ist
Es war mir nicht mehr so bewusst. Aber es ist mir wieder klar geworden. Die Bayern sind nicht nur katholisch. Sie leben auch 600 Kilometer südlich von uns und die südeuropäische Lebensart ist bei ihnen schon recht deutlich zu bemerken.
- Die Bayern legen einen sehr viel größeren Wert auf gute Ernährung als wir Norddeutschen!
- Im Siedlungsbau wird sehr viel Wert auf das eigene Haus, Grundstück und Zaun gelegt. Aber im öffentlichen Bereich wird oft der Bürgersteig vergessen. Oder nur recht schlampig, unbefestigt und oft viel zu schmal angelegt.
- Das Wegwerfen von Flaschen und Dosen gehört hier wohl auch schon zum guten Ton oder zur Dokumentation des eigenen Wohlstandgefühls: Ich kann es mir leisten oder habe es nicht nötig. Dabei unterscheidet der Bayer sehr genau: Dosen und Plastikflaschen findest du kaum (0,25 € Pfand) aber dafür umso mehr Bierflaschen aus Glas (0,08€ Pfand).
- Überall stehen Hundekotbeutelspender mit dazugehörigem extra Mülleimer rum. Auch im Wald. Diese werden auch regelmäßig (täglich) neu bestückt und gelehrt. Aber an der Bank daneben wird die leere Pizzapackung liegen gelassen. Es wird eben nur das gemacht, wofür man beauftragt ist. Und der Chef bekommt wohl nur die Arbeit mit der Hundescheiße bezahlt.
Tja. Ich bin mir sicher, dass zumindest das Thema Müll mich wieder mal die ganzen drei Monate begleiten wird. Aber es relativiert sich doch. Es ist vermessen, immer nur auf die Südeuropäer oder Afrikaner und ihre Unfähigkeit mit Müll umweltbewusst umzugehen, zu zeigen. Tendenzen zu diesem Verhalten finden wir auch hier vor unserer eigenen Haustür! Und auch dahinter!
2020-01-12 – Echt was geschafft – Bis Radovljica
Gleich nach dem Aufstehen erst einmal mit Big Blue zum Bahnhof. Dort mit den Hunden eine große Runde drehen. Denn Linda muss ja auf der Fahrt nach Hause circa sieben Stunden durchhalten. Es macht sich ja nicht schön, wenn sie im ICE in der ersten Klasse den Ruhebereich zu scheißt.
Dann ist Abschied angesagt. Ich habe nicht nur eine Träne im Auge.
Der Zug ist pünktlich um 10:16 Uhr aus dem Bahnhof raus. Augen trocken gewischt und dann los. Bei Heidi, Malte und Max noch schnell die Jacke wegholen die meine Heidi dort gestern Abend hat hängen lassen. Aber dann wirklich – Los geht’s.
An der Jet-Tankstelle in Forsting noch Trinkwasser aufgefüllt. Die waren echt hilfsbereit – trotz Frost und eingefrorenen Wasserleitungen. Und hat nix gekostet. Nur fürs Pinkeln wollten sie 0,50 € haben.
An diesem Tag schaffe ich es über Salzburg noch über Villach hinaus bis nach Radovljica. Am dortigen Sportpark stehe ich echt nicht schlecht. Bei meinem Rundgang kann ich auf der Eisbahn erst den Kindern beim Schlittschuhlaufen und anschließend der örtlichen Eishockeymannschaft beim Training zusehen. Echt was los hier.
Anschließend mache ich mir den Rest Nudeln mit Goulasch von vor zwei Tagen warm. Bier habe ich heute keinen Bock. Es gibt Tee dazu.
2020-01-13 – Am Mittelmeer bei Klenovica
Um 8:00 Uhr sind die Scheiben in der Fahrerkabine komplett zugefroren. Das hatten wir gestern in Grafing ja auch. Nun ja, erst einmal mit Lara ihre morgendliche Runde. Dabei stoße ich auf eine komplette Bunkeranlage mitten im Ort in diesem hohen Wall.
Dann die Hündin und anschließend mich füttern. Beim fahrfertig packen und abspülen schon mal den Vorhang vom Durchgang in die Fahrerkabine öffnen. Das hilft. Nach 15 Minuten sind die Scheiben soweit aufgetaut, dass ich losfahren kann. Wieder bei schönstem Sonnenschein.
Irgendwann komme ich über die slovenisch-kroatische Grenze. Der Slovene unfreundlich bis zum Abwinken. Kroatien rein brauchte ich nicht einmal richtig anhalten.
Kurz darauf sehe ich bei Rijeka endlich das Mittelmeer. Immer noch strahlender Sonnenschein. Nur über der Halbinsel mit Pula an der Spitze hängen dunkle Wolken. So verabschiede ich mich von dem Gedanken, mich dort mit Dani Schütze mit Freund zu treffen. Das versuchen wir schon seit Jahren. Das hat aber in Spanien schon nicht geklappt, und auch dieses Mal scheint es auch wieder ein ständiges hinter- oder voreinander herfahren werden. Na mal sehen.
Ich habe mir schon südlich von Rijeka bei Klenovica einen Freistellplatz rausgesucht. Direkt am Wasser. Nur ein paar Meter drüber. Ich bin nicht ganz alleine. Ein Selbstbauvan aus dem Eichsfeld steht dort schon in den Ruinen. Die wollen aber noch vor dem Abend weiter. Später kommt noch ein MB-Sprinter aus Biberach.
Ich bin mit Lara so zwei Stunden an der Küste unterwegs. Ich staune. Sie geht ohne das ich was sage ins Wasser. Ihr ist jetzt schon (zu) warm.
Was ich aber auch hier sehen kann: Die Einheimischen fangen an – so wie wir es auch aus Spanien kennen – kleine Wege im Bereich der Einfahrt mit Erdgräben oder -wällen zu sichern, damit man dort nicht mehr mit dem Auto (Wohnmobil) rein kann. Scheint also so, dass auch hier den Einheimischen die Wohnmobilflut langsam auf den Senkel geht. Wohl vor allem im Sommer. Denn jetzt ist hier kaum ein Wohnmobil unterwegs. Und da die Campingplätze fast alle zu haben, hat man ja auch keine andere Wahl als sich irgendwo in die Landschaft zu stellen.
Leider verschwindet die Sonne schon am Nachmittag und mit Einbruch der Dämmerung wird es frisch. Aber jetzt – 20:41 Uhr sind es draußen immer noch 5°C. Das ist ja schon mal was. Da kann ich, glaube ich, dann heute schon mal ohne Heizung schlafen. Endlich. Trotzdem noch ein Gasflaschenwechsel.
Kürbis mit Speck, Zwiebeln im Rührei. Und natürlich (viel) Knobi. Und das Bier schmeckt auch wieder.
2020-01-14 – Warm ist es hier in Klenovica
Heute Morgen um 8:00 Uhr zeigt das Außenthermometer schon ganze 8°C an. Und es sollen zwischen 16°C und 18°C werden. Das lässt hoffen. Die Heizung ist heute Nacht das erste Mal nicht angesprungen. Nicht weil kaputt sondern weil zu warm. Auch das lässt hoffen.
Für den morgendlichen Spaziergang mit Lara habe ich mich wie gewohnt angezogen: Lange Unterhose, dicke Oberhose, T-Shirt, Flanellhemd, dicke Wolljacke und gefütterte Weste. Schon nach zehn Minuten merke ich: Da habe ich im Kleiderschrank wohl ins falsche Regal gegriffen. Weste und Wolljacke deponiere ich auf einem großen Stein und setze meinen Weg Richtung nächste Bucht fort. Eigentlich immer noch zu dick angezogen. Aber da muss ich jetzt durch. Und: Es lässt wirklich hoffen!
Nach ein einhalb Stunden zurück an Big Blue erst einmal frühstücken. Lara hat sich schon an ihr neues Futter gewöhnt (keine Schlachtnebenprodukte mehr) und genießt es sichtlich, nicht mehr in Konkurrenz mit Linda sich alles rein schlingen zu müssen. Bei mir gibt es wie gewohnt Frischkornbrei mit lecker Himbeeren. An dieser Stelle Dank an Heidi (Maxens Tochter) und Malte für diese Beeren aus ihrem Garten.
Anschließend E-Mail an Heidi (meine Heidi). Mensch ist das kompliziert für euch Leser die beiden auseinander zu halten.
Mein 19-jähriger Nachbar aus Biberach ist mit seinem Selbstbau-Sprinter für ein Jahr unterwegs und hat schon die Route Ostsee bis Finnland, weiter über Litauen, Lettland, Estland, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien hier nach Kroatien hinter sich. Jetzt geht es weiter über Italien, Frankreich, Spanien nach Marokko. Tja, dann hat er für sein Leben danach schon einmal einen Grundstock an Geschichten parat, die er dann in langen Winternächten seinen Kindern und Enkeln am Kamin erzählen kann. Finde ich toll, dass es immer noch oder schon wieder eine solche Jugend gibt, die sich auf diese Art und Weise die Welt angucken. Aus solchen Menschen werden, davon bin ich überzeugt, keine Nazis und Faschos. Gegen Mittag – es wird Nachmittag werden – will er weiter.
Nun bin ich hier alleine auf dem Platz. Ich kann von hier die Küstenstraße sehen. An dieser Stelle wird mir ein großer Unterschied zu Spanien klar: Innerhalb einer ganzen Stunde habe ich da oben kein einziges Wohnmobil vorbeifahren sehen. Auch das lässt hoffen. Im Sommer sieht das hier sicher ganz anders aus. Es werden auch bis zum Abend 0 (in Worten Null) Wohnmobile bleiben.
Jetzt machen die vier Arbeiter unten aus dem Hafen Feierabend. Im „Vorbeifahren“ trinken sie mit mir noch ein Bier – für mich ja eigentlich ein bisschen zu früh. Aber soll man so etwas wie Gastfreundschaft zurückweisen? Ich denke nein. Einer kann sehr gut Deutsch. Er hat mal im Ruhrpott in irgendeinem Hafen gearbeitet. So können wir uns auch recht gut unterhalten und sie mir erklären, warum hier ein LKW immer den Berg hochfährt und mit Steinen von da oben zurückkommt und die hier einfach in die Botanik kippt. Ich habe es aber nicht verstanden, warum die das machen. Hat wohl einen tieferen Sinn, der mir aber verschlossen bleibt. Ja, und der eine Kollege war auch schon in Albanien. Er fand das da auch ganz toll. Wollte dorthin auswandern. Ist aber für Kroaten wohl nicht so einfach.
Die Sonne steht jetzt nur noch eine Handbreit über Krk. Jetzt merke ich, es ist doch noch Winter. Es wird schnell frisch. Noch ist es aber auf der Treppe von Big Blue im Hemd erträglich. Wird sich jetzt aber schnell ändern.
2020-01-15 – Nächste Nacht bei Mimice, Kroatien
Ich komme zurzeit morgens echt gut aus dem Bett. Um 8:00 Uhr schon wieder über der 10°C Marke. Und um viertel nach neun schon mit Lara fast eine Stunde unterwegs gewesen und mit Frühstücken fertig. Ich will heute bis südlich von Split. Aber einen Teil der Strecke über die Autobahn. Das klappt auch echt gut. Und auch heute wieder: Ich habe auf der gesamten Strecke nicht ein (!) Wohnmobil gesehen. Hoffentlich sind die nicht alle in Albanien! Ich genieße diesen Unterschied zu Spanien.
Gegen 15:00 Uhr komme ich in Mimice an. Mein Stellplatz für die Nacht ist keine 50 Meter von der Küstenstraße direkt am Wasser in einem kleinen verträumten Fischerhafen. Und von der Straße bekomme ich überhaupt nichts mit, denn die verläuft genau an dieser Stelle durch einen Tunnel.
Übrigens. Bei einer nachträglichen Recherche finde ich diesen und den letzten Platz auch bei park4night. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich sicherlich nicht hier her gefahren. Keinen Bock auf Gruppenzwang. Aber ich muss sagen, hier in Kroatien im Winter sind diese Plätze echt nicht zu verachten. Und man hat seine Ruhe, denn, wie schon erwähnt, es sind zurzeit keine Wohnmobile hier unterwegs. Das mag im Sommer hier ganz anders aussehen.
Das Wasser direkt am Ufer ist sogar so warm (… im Verhältnis zur Lufttemperatur …), dass ich meine Schuhe und Strümpfe ausziehe und mal bis zu den Knien rein gehe. Echt gut. Aber bei Wassertiefen über Kniehöhe wird das Wasser am Grund dann doch bissig.
An dieser kleinen Bucht kann ich mal wieder sehen, wie auch immer noch restliche Refugien mit Schuhkartonhotelbauten zubetoniert werden. Lernen die denn nie dazu?
Nach ausgiebigen Spaziergängen mit Lara brutzel ich mir heute Abend Kürbisscheiben mit Speck und Käse überbacken. Wer sich jetzt fragt, warum isst der Typ ständig Kürbis? Ganz einfach. Wir hatten 2019 in unserem Garten circa 40 Kürbisse geerntet. Und die kann Heidi nicht alleine aufessen. So habe ich mir eine ganze Menge davon mitgenommen. Denn da weiß ich, was ich esse. Ohne Glyphosat und sonstigem Mist, den der Bauer heute so auf seinen Acker schmeißt. Die haben aber in den ersten kalten Tagen in Bayern in den Außenschränken etwas viel Kälte bekommen und werden jetzt weich im Kern. Und da ich nichts verkommen lassen kann, gibt es heute und noch die beiden nächsten Tage Kürbis in irgendeiner Form. Dann sind sie alle. Zumindest die frischen. Eingekochte und eingelegte, damit kann ich noch eine halbe Armee mit durchfüttern.
2020-01-16 – Ich habe Geburtstag
Heute habe ich Geburtstag. 67 werde ich. Heidi und die Michels on Tour haben mir schon gratuliert. Mein ehemaliger Kommilitone und Freund Reinhold auch. Fussel Philip und einige andere kommen noch hinzu bis dann mein Internetzugang an der Grenze zu Bosnien und dann etwas später zu Montenegro den Dienst versagt.
Ich habe mich heute dazu entschieden, Küstenstraße zu fahren. Ist wohl eine gute gewesen. Wieder sehe ich den ganzen Tag kein einziges Wohnmobil. Und ich komme besser voran als gedacht. Eigentlich wollte ich hinter Dubrovnik Schluss machen. Auf Grund des frühen Tages habe ich mich entschieden, doch noch bis zur Bucht von Kotor weiter zu fahren. Aber da haben sie alles dicht gemacht, wo ich mich hätte hinstellen können. Und auf zwei Parkplätzen außerhalb von Ortschaften, wo ich eigentlich mir nur einen Tee kochen und mit Lara eine Runde drehen wollte, waren gleich die Polizisten da und haben mich weg gejagt. Habe ich auch mal diese Erfahrung gemacht. Ist ja neu für mich.
Also kurz auf die Uhr geguckt, das Navi (ja das Navi!) gefragt. Mit viel Glück könnte ich es bis Shkodra schaffen.
Das hat dann aber doch nicht geklappt. Die Straßen hier in Montenegro sind dermaßen schlecht (habe ich von vor vier Jahren noch ganz anders in Erinnerung), dass ich nur recht langsam voran komme. Und die Eingeborenen haben sich hier einen Fahrstil angewöhnt. Da freut sich jeder Schrotthändler. Und Baustellen ohne Ende. Mit Ampelsteuerung. Aber gefahren wird nicht wenn es Grün ist, sondern, wenn man gerade mal beim telefonieren eine Hand frei hat zum Gang einlegen. Und wenn ich den Bauarbeitern bei den endlosen Wartezeiten in der Baustelle so zusehe, wird mir auch klar, warum in der Rest-EU kaum Montenegriner einstellt.
So lande ich mitten in der Stadt Šušanj auf einer ehemaligen Grünfläche am Strand. Diese ist aber in Vorbereitung für Baumaßnahmen. Es ist schon an vielen Stellen Geröll drauf gekippt. Bäume teilweise umgemacht. Aber es ist direkt an der Promenade am Strand. Und zwischen einigen Bars und kleinen Restaurants habe ich meine Ruhe.
Und heute Abend gibt es Kürbis kurz angebraten mit Baked Beans.
Tja, für meinen Geburtstag hätte sich der Weißhaarige da oben doch ein bisschen mehr anstrengen können. Aber so ist es der erste Tag, der nicht zu den besten meiner Tour gehören wird. Aber ich zahle ja auch keine Kirchensteuer. Und dann ist das wohl so. Alles hat eben seinen Preis. Auch das Wohlwollen des alten Herren da oben.
2020-01-17 – Nach Shkodra – Endlich in Albanien
Bei bestem Wetter für diese Jahreszeit aufgewacht. Es spielt sich so ein, dass ich gegen halb acht wach werde. Heizung ein bisschen an, Waschen und Anziehen und mit Lara eine Runde gehen. Nach einer halben Stunde ist es kuschelig warm – sind ja nur circa 8°C die hoch geheizt werden müssen. Mein zum Frischkornbrei mutiertes Müslifrühstück mit einer Kanne Tee. Dabei die – hauptsächlich aufgedonnerten – Frauen, die mit ihren Hunden auf der Promenade bei ihrem Frühgassigang sich von den nächtlichen Aktivitäten ihrer Männer/Liebhaber erholen, beobachten. Hier ist es scheinbar so, dass der Hund auf die Promenade kacken muss (!). Möglichst störend in der Mitte. Und wegmachen? Damit halten sie es hier genauso wie mit dem Müll. Einfach dort fallen lassen, wo man gerade steht. Aber das kennen wir ja schon. Ansonsten eine wunderschöne, wärmende Sonne über dem etwas stärker als sonst bewegten Meer. Aber ohne Wind. So ist dann auch schon gegen 9:30 Uhr so warm, dass ich im T-Shirt losfahren kann. Noch schnell bei der Tanke vorbei, bei der wir schon bei unserer ersten Albanienfahrt getankt haben. Bei unserer ersten Fahrt nach Albanien hat sich das echt noch gelohnt. 0,92 €/Liter im Gegensatz zu 1,39 € in Albanien. Ist aber nicht mehr so. 1,29 €/Liter. Ich werde in Kürze sehen, dass das Diesel in Albanien eigentlich den gleichen Preis hat.
Hinter der Stadt folge ich nicht der (neuen, naja, ist auch schon ein paar Jahre alt) Hauptstraße, sondern quer übers Land einem besseren Feldweg auf der alten Route Richtung Grenzübergang.
Wieder mal – eigentlich wie immer – keine 15 Minuten für die Abfertigung gebraucht. Nur die Montenegriener waren sehr unfreundlich. Irgendwie habe ich dieses Land und die Leute von unseren früheren Fahrten ganz anders in Erinnerung.
Bei der Fahrt von der Grenze nach Shkodra merke ich, hier ist vieles beim alten geblieben. Nennen wir es mal „verordnete dezentrale Müllentsorgung“. Wie ich es kenne, hat alle paar hundert Meter die Verwaltung große Rollmüllcontainer aufgestellt. Allerdings hat sich der Sinn dieser in der Bevölkerung noch nicht so rumgesprochen. Der Müll wird daneben geworfen. Oder wenn rein in die Tonne, dann nur um ihn anzuzünden. Und scheinbar sind die Rollen unter diesen Tonnen hier in diesem Land etwas sehr Wertvolles. An jedem zweiten Container fehlen sie nämlich. Also alles wie gehabt.
Shkodra hat sich in der Peripherie noch weiter ausgedehnt und durch Neubaumaßnahmen noch mehr verdichtet. Meist mit einem Touch von Slum. Im Zentrum alles beim alten. Es wird zügig gefahren. Vorfahrtsregeln gibt es, aber keiner kennt sie scheinbar. Aber auf eins kann man sich echt verlassen: Wer die Nase vorne hat, hat Vorfahrt. Und das wird auch ohne lautes Hupen toleriert und gegebenenfalls auch hart gebremst um eine Berührung zu vermeiden.
Ich fahre zum Shkodra Lake Resort an den See. Im Sommer war der mir immer etwas zu voll und auch vom Publikum her nicht so mein Fall: Schaulauf der Weißware- und Offroadkuschler. Die haben zwar geschlossen, aber die Arbeiter, die den Platz für die Saison vorbereiten, lassen mich großzügig auf den Platz. Ich grüße von der Familie Knittel, die hier ja vor circa drei Wochen Asyl gewährt bekamen. Die Jungs freuen sich, dass wir uns kennen.
Ich packe meinen Motorroller aus. Die Batterie ist platt. Aber mit meinem Ladegerät und einer Steckdose am Büro ist er in einer Stunde fahrbereit. Ich ziehe mich etwas dicker an und dann ab in die Stadt zum Geldtauschen. Sim-Karte brauche ich nicht, denn hier in geht meine eigene wieder. (Später merke ich jedoch, zu welchem Preis. Daher werde ich mir morgen doch noch hiesige holen).
Mit dem Roller macht das echt Spaß in dem Verkehrsgewusel mitzumischen. Da ich mit Helm fahre, bin ich natürlich auch Ziel von Spott der „echten“ vor allem Jungmänner hier. Hier wird oben ohne gefahren. Auch auf schnellen Motorrädern mit Mieze hinten drauf. Hauptsache die Haare fliegen im Wind. Muss etwas von Freiheit haben hier im Land. Aber ich muss sagen, auch wenn ich eindeutig hier der schwächere Verkehrsteilnehmer bin, zwischen allen diesen Wracks und SUV’s, irgendwie hat hier jeder, der am Verkehr teilnimmt so etwas wie eine „Komfortzone“, und in die dringt keiner anderer ein. Auch in den Kreiseln, in denen vorfahrtsmäßig es sehr unübersichtlich zugeht. Wie gesagt, mir hat es Spaß gemacht.
Auf dem Rückweg am Großmarkt, draußen vor der Stadt am Kreisel mit den alten Nationalhelden drauf, noch ein bisschen frisches Gemüse aus diesem Land gekauft. Orangen sind wohl zurzeit reif. Aber die sagen mir nichts.
Zurück auf dem Platz verabschieden sich die Arbeiter und werden von einem Security Mann ersetzt. Na, was will man mehr. Allerdings habe ich mich in der Vergangenheit in Albanien nie gefährdet gefühlt. Kann sich aber hier im Umfeld der Stadt mittlerweile geändert haben. Ich weiß es nicht.
Mit Einbruch der Dämmerung wird es doch sehr schnell sehr frisch. Anders als oben in Kroatien. So wächst bei mir der Entschluss, gleich morgen weiter zu fahren. Ich werde versuchen bis Orikum zu kommen. Da gibt es ein paar geeignete Stellen zum Übernachten am Mittelmeer. Da verspreche ich mir durch den Einfluss des Mittelmeeres nicht so kalte Nächte. Und dann den Tag drauf nach Sarandë. Dort möchte ich Elke und Jürgen Knittel auf ihrer Tour Richtung Mongolei treffen. Und dort sind es eben tagsüber zurzeit 18/19°C und nachts nicht unter 5°C. Damit wäre dann meine Komfortzone erreicht: Nachts nicht heizen zu müssen.
Heute Abend gibt es – was sonst – Kürbis geschmort mit einer Paprika, Zwiebeln, Speck und Käse drüber. Eier fehlen mir etwas. Gab es in der Stadt aber nur lose in der Tüte. Das geht natürlich auf dem Roller überhaupt nicht und ich hatte an meinen Eiercontainer nicht gedacht. Naja, werde ich morgen schon irgendwie dran kommen.
Gutes Nächtle.
2020-01-18 – Orikum
Heute Morgen habe ich den Blues. Heimweh und Sehnsucht nach Heidi. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil mir so langsam bewusst wird, dass ich mit meinen vier Gasflaschen hinten und vorne nicht hinkommen werde. Und ich habe hier in Albanien noch nirgends Gasflaschen gesehen – weder an der Tanke noch bei irgendwelchen Gasbuden. Albanienfan und -kenner Max und auch unser albanischer Freund aus unserer Nachbarschaft sagen immer nur: „Fahr an die Tanke, die machen dir die Flasche schon voll.“ Ich muss es eben mal ausprobieren.
Und es nervt mich auch, dass erst von meinem deutschen Anbieter mir mitgeteilt wird, dass das Internet über diese SIM-Karte laufen kann. Ja, teuer ist’s und auch schon innerhalb von wenigen Stunden verbraucht. Also doch noch los und eine neue Karte holen. Das kommt aber erst später.
Und es waren heute Nacht mal wieder -2°C. Das habe ich mir anders vorgestellt. Wenigstens Plusgrade. Auch Nachts.
Nach dem Aufstehen, beim Rundgang mit Lara und beim Frühstück grüble ich rum, wie es weiter gehen soll. Gestern noch mit Elke und Jürgen gemessengert, dass wir uns morgen in Sarandë oder Ksamil treffen wollen. Das steht jetzt wieder alles zur Disposition. Ich kann mir auch gut vorstellen, abzubrechen und nach Hause zu fahren. Da ich heute Morgen sehr entscheidungsschwach bin, werfe ich eine Münze und verliere.
Also alles einpacken – ich hatte ja Tisch und Stühle und den Motorroller ausgeladen -, mich bei den netten Arbeitern auf dem Shkodra Lake Resort für ihre Gastfreundschaft bedanken und los geht’s. In Shkodra natürlich wieder keine Chance in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden, um kurz bei Vodafone reinzugehen. So geht es über Fushë-Kruja, Durrës, Kavaja, Fier und Vlorë nach Orikum. Nach einem vergeblichen Versuch, in Kavaja eine SIM-Karte zu erstehen, klappt es in Fier. Ich bin wieder unter den Lebenden. Bei den Durchfahrten durch diese beiden Städte, fällt mir mal wieder auf, dass es Samstag ist und alle Männer im Cafe sitzen und trinken Kaffee und Raki, rauchen was das Zeug hält und daddeln an mindestens zwei Handys gleichzeitig rum. Und die sitzen alle in dicken Winterklamotten da draußen rum. Ich schon wieder fast im T-Shirt.
Zwischen Vlorë und Orikum, wir sind hier 2017 schon mal durchgefahren, hat sich am Strand einiges verändert. Und ich weiß nicht ob ich es gut oder schlecht finden soll. Fast sämtliche Bauten, die zwischen Straße und Wasserlinie (schwarz) gebaut worden sind, sind zerstört. Teilweise gesprengt, teilweise mit große Baggern zermalmt. Der ganze Beton ist dann unter dem Kiesstrand beerdigt worden. Einerseits finde ich es gut, dass dem Wildwuchs der Schwarzbauten hier mal ein Punkt vorgesetzt wurde. Bedenklich wird es aber dann, wenn ich beobachten kann, dass die großen Restaurants und Hotels – teilwiese auch Ketten – auf der landseitigen Straßenseite, jetzt scheinbar legal sich auf den geräumten Flächen ausbreiten. Das macht dann doch sehr den Eindruck, dass hier Platz für das „Großkapital“ geschafft wird und die Lebensgrundlage, der über lange Zeit dort ansässigen kleinen Leute, zerstört wird. Ja, Enver Hoxha ist tot. Und das Kapital schlägt zu.
Bei einer von den noch stehenden kleinen Buden am „Hobbyanglerhafen“ habe ich mich in den „Garten“ gestellt. Das firmiert offiziell als Campingplatz. Es ist einfach eine Bretterbude mit Kanonenofen in der Mitte, es gibt Bier, Raki und für mich auch Tee. Saubere Toiletten und einen Schlüssel für die Duschen. Und am Abend bereitet die Chefin den Männern, die drinnen und draußen sitzen, ihren frisch gefangen Fisch zu. Und in regelmäßigen Abständen muss einer raus, Holz hacken für den Ofen. Damit es nicht kalt wird in der verräucherten Bude. Geraucht wird auch, oder trotzdem, das an der Tür ein Schild klebt: Rauchen verboten. Tja. Gesetze in Albanien werden immer nur für die anderen gemacht. Nie für einen selbst. Ist schon fast Anarchie. Diese netten Gastgeber reißen den sonstigen desolaten Zustand vom Strand von Orikum wieder etwas raus.
Am Abend erfahre ich von Elke und Jürgen, dass sie nicht auf dem Platz von Linda und Aleksander stehen. Sondern kurz davor. Und eine weitere Neuigkeit hat sich bis zu mir durchgearbeitet. Der Platz ist geöffnet und auch die heißen Duschen sind in Betrieb. Das habe ich auch mal wieder nötig.
2020-01-19 – Ab über den Llogora Pass nach Ksamil.
Das ist eine elende Kurbelei! Den Aufstieg von der Nordseite her hatte ich nicht so steil in Erinnerung. Die ganz steilen Stücke eiere ich echt im zweiten Gang hoch. Aber die größten Teile meistert Big Blue doch im dritten und vierten Gang. Aber doch mehr Spitzkehren als in Erinnerung. Wie ich schon bemerkte. Auf den oberen zwei Kilometern liegt dann auch noch Schnee im Graben. Aber für den Abstieg auf der Südseite bin ich guten Mutes, nicht auf irgendwelchen Eisplatten ins Rutschen zu kommen. Denn die liegt ja auf der Südseite, und da steht seit Stunden schon die Sonne drauf und es sind draußen 10°C und etwas mehr.
Aber auch die Abfahrt ist steiler als in meiner Erinnerung. Da ich auf den etwas über zehn Kilometern meine Bremsen nicht überhitzen will, fahre ich so, wie wir es vor 40 Jahren in der Fahrschule gelernt haben, als es noch keine Retarder gab: In dem Gang runter wie das Auto es auch hoch schaffen würde. Das ist über lange Strecken tatsächlich der zweite Gang. Hier hält die Auspuffklappenbremse ohne das ich mit der Betriebsbremse nachhelfen muss.
Aber auch nachdem ich über den Llogora Pass rüber bin, geht es weiter mit steil rauf und runter, viel Kurbelei.
Ich schaue bei Denis (Camping Kranea in Himarë) und auf dem freien Strand Borsh vorbei. Denis ist da, hat aber zu und ist zurzeit keine Stellplatz Alternative, da er alle seine Wege frisch betoniert. Und meine Spuren darin würden sicherlich nicht so richtig sein Herz erfreuen. Und Borsh, hier habe ich zumindest ein paar Freaks erwartet. Nix los. Alles leer und zu. Kein Auto. Nichts. Sogar die Wasserschutzpolizeistation ist vereinsamt.
Ab Sarandë wird dann bis Ksamil die Straße besser. Endlich mal wieder sechster Gang und 80 km/h. Die Kurven großzügig geschnitten. Es ist heute niemand auf den Straßen unterwegs. Es ist Sonntag. Eigentlich bin ich alleine unterwegs, mal von ein paar Furgons abgesehen.
Elke und Jürgen haben von ihrem Freistehplatz unten am Ortseingang schon zu Linda und Aleksander auf den Ksamil Camping gewechselt. Die warmen Duschen, Waschmaschine, Stromanschluss und WIFI haben dann nach sechs Wochen dann doch zu sehr gelockt.
Die Beiden sind überrascht, dass ich schon so früh zwischen 14:00 Uhr und 15:00 Uhr einfliege. Für mich war es eher schon sehr lange, was ich für die mal gerade 91 Kilometer gebraucht habe.
Dummerweise ist mir gerade, als ich die befestigte Straße verlassen habe und ich mich durch den Ort zum Campingplatz hocharbeiten wollte, ein Fanghaken unten an der Fahrerkabine abgerissen. Er ist einer von zweien, die die Kabine vor unbeabsichtigten nach vorne Kippen schützen soll. War ein riesiger Knall in der Fahrerkabine und ich dachte zuerst, es wäre wirklich was Ernstes. So muss ich mir wohl nur eine Werkstatt suchen, die mir das wieder so einen Haken anschweißt. (Das ganze Thema erledigt sich dann so, dass Aleksander ein Schweißgerät hat und wir die Tage da uns was zusammenbraten werden.)
Natürlich werde ich von den beiden Betreibern und Freunden mit Kaffee (konnte ich zum Tee „umbuchen“), Bonbons und herzlicher Umarmung begrüßt. Die beiden freuen sich, dass ich mal wieder vorbei schaue.
In meiner angestammten Ecke (es die einzige, wo ich mit Big Blue gut hinpasse und die Sonne für mich dann optimal steht) steht schon Tobias. Ein Schweitzer, der schon fünf Wochen hier verbringt, aber morgen weiter will. Aber diese Ansammlung von (Selbstbau-) Reisemobilen treibt jetzt natürlich den Schnitt, wie vielen solcher Autos hier begegnet bin, mächtig hoch. Ich bin nun eine Woche unterwegs, und Flocki (das Auto von Elke und Jürgen) und Tobias sein Iveco sind jetzt das dritte und vierte seiner Art. Albanien ist von Wohnmobilisten völlig überlaufen.
Wir holen beim Schlachter (der hat übrigens seinen langen Bart ab) zwei Steaks. Es gibt heute Abend dann Steaks, Geflügelkeulen und rohen Speck vom Grill mit verschiedenen Beilagen. Mal wieder in Gesellschaft essen macht nach den Tagen des alleine Tourens auch mal wieder Spaß.
Der Tag ist gegen 18:00 Uhr zu Ende, da, sobald die Sonne weg ist, es mächtig auffrischt.
2020-01-20 – Der Klassiker, das Tankstellendach
Von heute will ich nicht mehr berichten, als dass ich an der Tankstelle die Gelegenheit nutzen will, das Salz von Big Blue waschen und die leere Gasflasche auffüllen zu lassen. Eine Wagenwäsche für das ganze Auto, auch sorgfältig von unten kostet 800,00 Lek. Also circa 8,40 €. Die Gasflasche füllen lassen 700,00 Lek (Das könnt ihr euch selbst umrechnen. Tipp: Dreisatz). Das Ganze also sehr erfolgreich.
Ja, ja wenn ich beim Wenden auf der Tanke mit der rechten Seite nicht am Tankstellendach hängen geblieben wäre. Der Klassiker eben. Ein Loch/Riss von circa einem Meter Länge und 40 Zentimeter Höhe zieren jetzt die Wand oberhalb des Küchenfensters bis zum Mitteleinstieg. Ich klebe das Ganze mit Covertape zu damit ich das Elend nicht mehr sehen muss. Das muss halten bis Ostern, also bis nach Hause. Kann ich ja gegebenenfalls auch nachkleben. Tja, Hajo von der Boxmanufaktur bekommt was zu tun. Geht ja leider nicht auf Garantie. Ist schon zu lange her die Fertigstellung des Koffers. Außerdem ist es ja meine eigene Blödheit gewesen.
Heute Abend essen wir heiße Würstchen.
2020-01-21 – Der erste Tag mit draußen Frühstücken und ohne lange Unterhose
Eigentlich ist der Titelzeile nicht mehr hinzu zu fügen. Außer, dass wir schon überlegt haben, ob das Wasser schon „warm“ genug ist, um mal eine kurze Runde zu schwimmen. Sind aber in dieser Sache nicht so richtig weiter gekommen und daher auch trocken geblieben.
Heute Abend gibt es meine gefürchtete Paella für Arme. Wer die noch nicht kennt: Ein Bauernfrühstück mit zusätzlichem (meist maritimen) Gemüse. Und wer nicht weiß, was ein Bauernfrühstück ist, dem empfehle ich www.Chefkoch.de, www.Wikipedia.de oder www.Google.de.
2020-01-22 – Wieder alleine
Die Knittels haben sich heute Morgen verabschiedet. Sie wollen ein bisschen näher an ihr Ziel, die Mongolei, ran rücken.
Ich mache mich mal wieder mit Lara auf den Weg. Lara findet dabei neue Freunde. Die Stute ist jedoch sehr zurückhaltend, da sie ihr noch säugendes Fohlen dabei hat.
Da ist der Rüde schon ganz anders drauf.
Schade, dass ich mit ihr nur Spazieren gehen kann. Sie ist nicht mehr in dem Alter, wo sie 30 Kilometer neben dem Fahrrad herläuft. Ich würde nämlich gerne mal nach Butrint. Aber mit Big Blue ist mir das zu aufwändig. Und da ich nicht über die Fähre will, müsste ich die Strecke ja auch wieder zurück fahren.
Naja, heute und morgen wird das sowieso nichts.
Am Abend bekomme ich von Aleksander das Schweiß Equipment. E-Schweißgerät und Flex. Mal sehen, ob ich noch E-Schweißen kann. Aber erst morgen.
Und endlich meinen Blog hochladen. Und in einigen Facebook Gruppen, in denen ich unterwegs bin, verlinken. Endlich hat es heute Abend mal geklappt.
Und gleich gibt es Ärger. Einer der Admins von der Facebook Gruppe „Hippie-Busse Weltreisemobile Selbstausbauten & kreative VW Bullis“ meint, a) das unsere Homepage in seinen Augen eine kommerzielle ist und b) wir uns zu selten am Gruppenleben beteiligen würden. Daher würde er unseren Beitrag nicht freigeben. Als wir dann nur den Rohtext ohne diesbezügliche Links hochgeladen haben, wollte er unseren Beitrag trotzdem nicht freigeschalten. In Verlauf der darauf folgenden Diskussion hat dieser Admin uns dann aus der Gruppe gekickt. Tja, ab einer bestimmten Größe ist man für Kritik wohl nicht mehr so offen und nutzt seine Marktmacht aus. Das beherrschen mittlerweile auch diejenigen sehr gut, die irrigerweise von sich glauben, noch irgendetwas mit der Hippiekultur gemeinsam zu haben. Naja, sollen sie glücklich werden.
P.S.: Übrigens, sollte jetzt irgend einer dieser Admins oder Moderatoren sich hier bei uns in den Kommentaren dazu äußern wollen, nur zu. Wir sind gespannt auf diese Diskussion und werden hier bei uns sicherlich nicht (!) zensieren!
2020-01-23 – Heute ist Schweißen angesagt
Zuerst kommt natürlich der Spaziergang mit Lara. Meine Tage haben schon eine gewisse Regelmäßigkeit.
Aber dann. Da ich schon lange nicht mehr E-Geschweißt habe (ich bin auf diesem Gebiet ein Warmduscher, nämlich Schutzgasschweißer), probiere ich mich erst einmal auf der Unterseite eines Selbstbautonnengrills, der hier auf dem Platz steht, aus. Es geht erstaunlich gut. Dann erst einmal einen Eimer Wasser ran geschleppt, mit der Flex alles schön entrostet und einen zusätzlichen blanken Punkt für die Minusklammer geschaffen. Dann geht’s zur Sache. Auf jeder Seite zwei Nähte übereinander. Zwischendrin Schlacke abschlagen (das braucht man beim Schutzgasschweißen nicht), und fertig ist das Teil.
Jetzt muss ich nur noch auf Aleksander warten, weil ich habe keinen Pinsel um das Ganze mit Farbe wieder vor Rost zu schützen. Das hole ich dann am Nachmittag nach, wenn Aleksander aus der Schule kommt.
Stolz wie Oskar, dass ich das so gut hinbekommen habe, lasse ich den Rest des Tages an mir vorübergleiten. Mit T-Shirt in der Sonne sitzen, Tee trinken, noch einmal Einkaufen gehen und das Abendessen vorbereiten.
Es dämmert schon und frischt auf, als Linda noch zu mir kommt und sich zu mir setzt. Einen heißen Tee und eine Orangesaft von wilden Früchte von irgendeinem Verwandten von ihr. Da schmeckt man noch die Frucht! Echt lecker. Und der heiße Tee damit es mir warm bleibt. Ich gebe ihr eine Flasche von unserem selbstgemachten Apfelsaft. Sie findet den auch lecker. Aber wie sie so sind die Albaner. Jetzt am Tisch trinkt sie mit. Aber die Flasche mitnehmen, auch für ihre Familie, da muss ich ihr den schon aufdrängen. Sie sind bei der Annahme von Geschenken unwahrscheinlich zurückhaltend.
Gegen halb sechs wird es uns dann doch zu kalt draußen. Aleksander ist auch vom Sonnendach, welches er für die neue Saison fertig macht, runter.
So gehe ich wieder in Big Blue, mache die Heizung an und schreibe an meinem Blog. Und koche mir noch einen Pott Tee.
Ach übrigens, bevor ich es vergesse. Dank an Steffi, die letzte Nacht mal Korrektur gelesen hat. Tja, der Rechtschreibteufel ist halt überall.
2020-01-24 – Es wird windig im Süden von Albanien
Die Wetter-App hat es ja vorhergesagt. Es soll ein bisschen nachlassen, das sonnig warme Wetter. Aber schon um 7:30 Uhr vom Wind geweckt zu werden. Das habe ich nicht so auf dem Schirm gehabt. Wobei, im Vergleich, was zurzeit in Spanien los ist/war, ist das hier in Ksamil Jammern auf ganz hohem Niveau.
Nun ja. Dann mal wieder dicker anziehen für die „Spaziergänge mit Lara“. (Lieber Blacky. Das konnte ich mir jetzt doch nicht verkneifen.)
Heute wasche ich als Lockerungsübung nach dem Frühstück mal mein Geschirr in der komfortablen Outdoorküche von Linda und Aleksander ab.
Dann ist Big Blue dran. Mal die Fahrerkabine von innen feucht durchwischen, das Armaturenbrett, die Front- und Türverkleidungen sowie die Fenster putzen. Wo kommt bloß der ganze Sand auf dem Boden und Schmadder an den Wänden her? Keine Ahnung.
Dann macht sich bei zunehmender Bewölkung Langeweile breit. Mal rasieren? Oder etwa heiß duschen? Oder mal einen Tee in der einzigen offenen Bar trinken? Ich entscheide mich für einen Motorrollerausflug nach Butrint. Dick eingemummelt mache ich auf die fünf ein halb Kilometer. Dort angekommen muss ich mir natürlich als erstes diese ominöse Fähre anschauen. Mit der muss scheinbar jeder gefahren sein, der in Albanien war. So wie jeder am Syri i Kaltër gewesen sein muss. Ich bin enttäuscht. Habe mir da mehr vorgestellt. Nicht nur von der Fähre, sondern von dem Ganzen hier.
Ein so aufgemöbeltes Hotel, dass es schon gar nicht mehr in diese Gegend passt. Zwei leere Parkplätze und eine museal ausgeschlachtete Ruinenlandschaft. Und nix los. Nicht einmal Fahrgäste für die Fähre. So genieße ich erst einmal das Panorama in alle möglichen Richtungen. Das hat was. Auch mit den in den Bergwipfeln hängenden Wolken.
Die Ruinenanlage lässt mir dann doch keine Ruhe mehr. Kommt da das Bildungsbedürfnis des Architekten in mir hervorgekrochen? 1000,00 Lek = 8,93 € Eintritt. Im Nachhinein sicherlich ein berechtigter Preis in der Hauptsaison (!), wenn drinnen wirklich alles hergerichtet ist und offen hat: Die Beschriftungen, Informationstafeln und Erklärungen, alle Zugänge zu den einzelnen Ruinen, die Wege und Treppen, die Gastronomie, die Toiletten und nicht zuletzt die Andenkenläden. So buche ich das ab unter: Der Albaner lernt dazu und passt seine Preise dem europäischen Niveau an.
Nichtsdestotrotz, die Anlage ist beeindruckend. Daher habe ich mal ganz viele Bilder gemacht und die stelle ich jetzt auch alle hier ein. (In irgendeiner Facebook Gruppe war Unmut aufgekommen, dass ich zu viel über mein Leben auf dieser Wintertour 2019/2020 berichte (das ist nun mal die Art meiner Reiseberichte), aber nichts über Land und Leute, Kultur und sonstige Sehenswürdigkeiten. Über den Zustand der sanitären Anlagen auf den Campingplätzen und auf welchem es Waschmaschinen gibt oder ob es hier so etwas wie Spätzlefritz gibt? Ich hoffe ja nicht. Zumindest kenne ich mich damit nicht aus, will ich auch nicht.
Zurück in meinen jetzigen zu Hause bekommt Lara erst einmal ein paar Leckerlies, weil sie so schön alleine auf das Auto aufgepasst hat. Da ist dann auch gleich die ganze Platzhundemeute zusammen, wenn es was zu Fressen gibt. Komischerweise gibt es um das Futter überhaupt keinen Streit hier. Weder von der Straßenhündin im Asyl mit ihren Welpen noch von (der eigentlich) verfressenen Lara aus. Liegt vielleicht daran, dass hier Hunde aufeinander treffen, denen ihr hündisches Sozialverhalten noch nicht durch menschliche Verhätschelung und Leinenzwang abhanden gekommen ist.
2020-01-25 – Nu regnet es
Beim ersten Blick aus dem Fenster ist klar. Das wird ein langweiliger Tag. Es sind zwar schon 11,9°C gegen 8:30 Uhr. Draußen! Aber es wird heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anfangen zu regen.
Und das tut es dann auch. Nach dem Spaziergang mit Lara und Lisa (sie läuft heute das erste Mal mit uns mit), Frühstück (immer noch draußen möglich), Abwaschen und Körperpflege fängt es dann auch an.
Ach so, ich vergaß. Aleksander kommt mit einem seiner Freunde als ich gerade mit dem Frühstück fertig bin. Dieser hat von einem deutschen Autohaus einen Brief bekommen und die beiden werden aus diesem nicht schlau. So eröffne ich hier jetzt ein Übersetzungsbüro. Ich vom deutschen ins englische, und Aleksander dann vom englischen ins albanische. Ich merke dabei, ich sollte so etwas öfters machen. Das schult.
Nach diesem morgendlichen Erlebnis ziehe ich mich mit Beginn des Regens in Big Blue zurück. Es wird ein langweiliger Tag werden! Sagte ich es schon?
So kann ich mich mal um meinen ganzen Bürokram kümmern. Mal das Bankkonto überprüfen, was ich schon so ausgegeben habe. Mich interessiert dabei vor allem, was ich an Lebenshaltungskosten verbraucht und was ich auf den Mautstrecken ausgegeben habe. Die reinen Lebenshaltungskosten liegen weit unter 5,00 €/Tag und die Maut ist erstaunlich günstig in Slowenien und Kroatien. In Österreich habe ich eine „Postpayed GoBox. Die rechnen ¼-jährlich ab. Naja.
Damit der heutige Beitrag nicht zu trocken wird, eine kleine Bilderserie mit den Hunden hier auf dem Platz.
2020-01-26 – Die Pannen häufen sich.
Der Morgen beginnt ganz gut. 12°C schon vor 8:00 Uhr! Richtung Süden ist auch der Himmel etwas heller. Es bricht sogar ab und zu mal die Sonne durch. Vielleicht heute schon los Richtung Griechenland?
Also wie gehabt. Standardprogramm: Spaziergang mit Lara, Frühstück, mit dem Roller mal ein bisschen Richtung Sarandë fahren und auf dem Rückweg etwas einkaufen. Denn mit Letzterem will ich mich morgen nicht lange aufhalten.
Beim Aufbruch zu meiner Spritztour mache ich eine überraschende Entdeckung. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht, also Nordseite, steht ein Wohnmobil Marke Nasenbär. Da kann ich ja mal vorbeischauen, wenn ich zu meiner Spritztour aufbreche. Und die Grimaldifähre biegt auch in die Meerenge zwischen Albanien und Korfu ein.
Diese (Spritztour) ist jedoch enttäuschend auf der ganzen Linie. Das Wohnmobil ist weg und die Stichstraßen von der Hauptstraße zu den Strandbuchten hinunter sind verrammelt und verriegelt. Der Albaner nimmt es wohl mittlerweile mit dem Begriff „Privateigentum“ sehr genau. Er stellt in einer Bucht eine Bretterbude hin in der er etwas zu Essen und Trinken anbietet und hält dann die ganze Bucht für sein Eigentum, was er einfach so sperren kann, wenn er nicht da ist. Das war vor ein paar Jahren noch anders: Wenn er da, dann kostet es Geld. Wenn er nicht da ist, dann alles offen. So ändern sich die Zeiten.
Gut, dann eben noch was zum Beißen einkaufen und zurück zu meinem Plätzchen. Mal den Kühlschrank richtig sauber machen.
Anschließend drehe ich eine Runde mit dem Fahrrad. 200 Meter geht’s gut. Dann lieg ich auf der Fresse. Der hintere Reifen, Mantel und Schlauch, von der Seite her geplatzt.
Dabei hat sich das Rad so ungünstig zur Seite weggedreht, dass ich einen, meinem Alter angepasst, gekonnten Abgang gemacht habe. Und das ganze auf der glatten betonierten Paralia und nicht im offenen Gelände. Glücklicherweise keine offenen Schrammen und gebrochenen Glieder. Aber für meine von Arthrose gequälten Gelenke ist das Ganze natürlich keine Freude.
Natürlich ist heute Sonntag. Und da machen solche Läden/Werkstätten – glücklicherweise gibt einen Fahrradladen in Ksamil – schon um 14:00 Uhr zu. Und wie spät ist es jetzt? 14:05 Uhr! Natürlich. Wie sollte es auch anders sein. So ist jetzt klar, ich fahre frühestens morgen von hier weiter. Denn den neuen Reifen will ich noch in Albanien kaufen, denn ich habe noch so viele Lek in der Tasche.
Irgendwie entwickelt sich meine Wintertour 2019/2020 zu einer Aneinanderreihung von Pannen: 1) Haken der Fahrerkabinenfixierung bricht ab. 2) Ich fahre mir ein großes Loch in die rechte Seite. 3) Fahrrad kaputt. 4) Wetter ist zurzeit auch nicht besonders – auch Richtung Süden ist es nicht viel besser. Aber ich will mal nicht jammern. Es gibt Schlimmeres.
2020-01-27 – Ich brauche noch einen Tag
Es regnet. Und es wird den ganzen Tag regnen.
Mit meinem kaputten Fahrradreifen, das hat hier in Ksamil nicht geklappt. Aber Linda fährt am Nachmittag nach ihrer Schule für mich nach Sarandë. Und das auch noch, wie ich am Abend bemerke, mit einer mächtigen Grippe im Leib. Danke dafür!
So kann ich am Abend das Hinterrad neu beziehen. Die Werkstatt hinten in Big Blue ist echt klasse. Sonst hätte ich das draußen im Regen machen müssen.
Tagsüber habe ich die kurzen (!) Regenpausen, dazu genutzt, Wasser aufzufüllen und das Klo zu leeren. Ich merke, ich will los.
Am Abend noch gemütlich mit Linda und Aleksander am Ofen zusammengesessen. Selbstgemachter Raki darf dabei nicht fehlen. Aber hoffentlich habe ich mich bei der Familie jetzt nicht angesteckt. Die sind ja alle am Husten und Schniefen.
Wenn ich hier das nächste Mal aufschlagen werde, werde ich mit Aleksander Deutsch lernen. Da ist er nämlich bei und hat mich immer wieder nach Worten gefragt, die er scheinbar aus seinem Lehrbuch nicht verstanden hat. Kann mir gut vorstellen, dass ich damit auch ein bisschen für die genossene Gastfreundschaft zurück geben kann.
So. Mehr gibt es heute nicht.
2020-01-28 – Griechenland
Der heutige Morgen beginnt sonnig. Eigentlich ein Grund doch noch hier zu bleiben. Aber nee. Es reicht an diesem Standort. Noch die gestern leer gewordene Gasflasche auffüllen lassen (die geht echt auf meinen Roller), mit dem Hund gehen, eine Runde mit dem Fahrrad (der Reifen ist geflickt) drehen – für die Gesundheit. Packen (Puh, was habe ich alles ausgeladen gehabt) und mich von Lisa und ihren Welpen verabschieden.
Ein schöne Strecke, die ich mir ausgesucht habe. Nein, nicht über die Fähre, sondern hinten rum um den Binnensee und dann bei Konispol über die Grenze. Die Verabschiedung durch die albanischen Zöllner wieder ganz herzlich. Wollten mir sogar noch einen Raki aufdrängen. Aber wenn ich fahre: keinen Alkohol. Und die Flasche mir mitgeben, nee, soweit ging dann die Gastfreundschaft dann doch nicht.
Ganz anders auf der griechischen Seite. Die Jungs und Mädels verbarrikadiert hinter dickem, vergittertem und getöntem Glas. Auf Fragen keine Antwort. Ich bin dann einfach weitergefahren, nachdem die Polizei mir meine Papiere zurück gegeben hat und der Zöllner das Maul nicht aufbekam.
Und das Ganze bei schönstem Sonnenschein. Ich merke aber sofort, hier in Griechenland sind sie nicht ganz so entspannt wir in Albanien. Die LKW-Fahrer heizen hier wieder mit 90 km/h bis 100 km/h über die Straßen. Überholt wird sehr risikofreudig. Selbst mit Gefahrguttankern. Also muss ich wieder ein bisschen mehr aufpassen.
In Igoumenitsa hole ich mir am Hafen ein bisschen Geld. Hätte ich mir bloß nebendran auch gleich eine Telefonkarte geholt. Denn es zeigt sich mal wieder, dass mein Anbieter hier wieder mit Anbietern zusammenarbeitet, die großflächig mit „Kein Netz“ sich hervortun. Aber das Telefon geht zum Glück noch. Morgen gleich in der nächsten Stadt, durch die ich durchkomme, mir so etwas holen.
Gegen 16:30 Uhr (jetzt griechische Zeit) komme ich am Mitikas Strand bei Preveza am nördlichen Ende an. Eigentlich wollte ich ja noch durch den Tunnel unter der Verbindung des Ionischen Meeres und des Ambrakischen Golf hindurch. Aber die Sonne hat mich so angelacht, dass ich nicht widerstehen kann. Das ist auch die richtige Entscheidung. Noch fast zwei Stunden mit Lara den endlosen Strand entlang spaziert bis die Abendsonne tief am Horizont hinter ein paar aufziehenden Wolken verschwindet. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Mal sehen, was der morgige Tag so bringt.
Jetzt habe ich erst einmal Jetlag von der Zeitumstellung.
Und jetzt fängt es wieder an zu regnen. Pünktlich zur vollen Stunde um 19:00 Uhr.
2020-01-29 – Nach Kato Basile
Es ist windig bis stürmisch. Aber schon um 8:00 Uhr 15°C. Aber nichts, was zum längeren Verweilen einlädt.
Also wieder auf die Straße und durch den Tunnel unter dem Zugang des Ionischen Meeres zum Ambrakischen Golf hindurch. Auf der Südseite dann irgendwie um den Flughafen drum herum geschlängelt Richtung Autobahn, genauer „Ionian Motorway“. Große Namen für nur teilweise fertige Straßenverläufe. Und die, die fertig sind, naja. Aber die Maut ist konkurrenzlos preiswert. Allerdings gab es an der Abfahrt nach Kato Basile ein Problem. Diese Mautstation nimmt nur eine elektronische Vignette oder Bargeld. Keine Kreditkarte. Und das Bargeld ist beschränkt auf Münzen und die kleinen Scheine bis 20,00 €. Ich habe keine Münzen, zumindest nicht genug, und ansonsten nur 50,00 € Scheine. Oder Lek. Letzteres wollte der Automat nun überhaupt nicht, und die 50,00-iger auch nicht. Irgendwann meldete sich ein englisch sprechender Mitarbeiter über die Lautsprecheranlage. Ende vom Lied, er hat meine Daten aufgenommen, mir einen Bon ausgedruckt und mich gebeten, den dann bei einer der nächsten Mautstationen zu bezahlen. Na mal sehen, ob das dann die nächsten Tage so auch klappt.
Der kleine Strand, den ich von Max empfohlen bekommen habe, ist klasse. Sehr rustikal zwischen (wirklich) hohen Felswänden gelegen. Ein bisschen windgeschützt und direkt am Wasser. Mit Blick auf die circa 20 Kilometer entfernte Brücke über die Straße von Korinth bei Patras. Schon ein imposanter Anblick.
Aber, ich habe auch nicht übersehen. Um dort hin zu kommen, passiert man eine wilde Mülldeponie. Wie an den meisten, der eigentlich schönen Plätze.
Irgendwann fahre ich mit dem Fahrrad in das kleine Dorf. Hatte beim Durchfahren dort einen Minimarkt ausgemacht. Nun ja. Hier in Griechenland ist nicht nur die Uhrzeit um eine Stunde vorgestellt. Nein, hier wird auch Siesta gehalten. Also dann ein zweiter Versuch nach 16:00 Uhr. Erfolgreich.
Das Sortiment ist im Vergleich zu den albanischen Minimärkten erbärmlich. Kein Obst, kein Gemüse. Auch kein saisonales. Käse nur abgepackt in Scheiben, so ein Hollandkram der billigsten Sorte. Ebenso mit der Wurst. So bleibe ich dann bei Zwieback, Bergtee, eine Brühwurst und Yahurti Total. Der Joghurt überhaupt. Aber es darf nicht unerwähnt bleiben: Die Mutti, die hinter der Kasse stand, nee saß, gab sich alle erdenkliche Mühe, uns mit ihrem kleinen Sortiment zufrieden zu stellen. Bis hin zur Erklärung, was fettarmer und was vollfetter Joghurt ist. Unter Zuhilfenahme ihrer eigenen Körperfülle. Das hatte schon was.
Mit den Franzosen – oh ich vergaß, an dem Strand stehen noch zwei französische Jungpärchen – radle ich zurück zu unserem Standplatz. Der eine hat den ganzen Nachmittag (erfolglos) geangelt. Schade eigentlich. Frischer Fisch wäre nicht schlecht.
Jetzt sitze ich hier und schreibe. Die anderen haben ein Lagerfeuer gemacht. Eigentlich mein Ding. Aber irgendwie werde ich wohl tatsächlich alt. Heute lockt es mich nun gar nicht ans Feuer. Aber trotzdem. Ich werde mich zwingen: Lange Unterhosen drunter, meinen Lagerfeuerpullover mit den Brandlöchern raussuchen und meine dicke Weste. Dann nehme ich mal den Raki mit den ich von Linda und Aleksander geschenkt bekommen habe. Mal sehen wie der ankommt. Ist doch noch ein schöner Abend.
2020-01-30 – Endlich wieder Sonnenschein
Die Sonne kommt bei klarem Himmel gegen 8:00 Uhr über die umgrenzenden Felswände.
Endlich wieder Frühstück draußen im Morgenmantel mit Meerblick. Zur Linken die Brücke über die Straße von Korinth, zur Rechten die Felswand, die uns vom Wind abschirmt.
Lara hat einen Kalbsschädel angeschleppt. Der findet seinen Platz am Heck von Big Blue. Jetzt habe ich auch so’n Teil am Auto und kann damit angeben, das Rind auf freier Wildbahn durch Überfahren erlegt zu haben.
Endlich mal wieder richtig Radfahren. Teilweise mit Lara zusammen. Ich schaue mir das Örtchen noch einmal etwas genauer an. Es ist genau an der Stelle der Bucht erbaut, an der die längste Zeit des Tages die Sonne hinkommt. Die Paralía mit einfachen Mitteln erstellt. Erfüllt im Sommer bestimmt ihren Zweck. In der einzig offenen Bar sitzen die Männer. Männer im besten arbeitsfähigen Alter. Können die hier schon so früh in Rente? Im Sommer ist hier sicherlich mehr los.
Das französische Pärchen in dem Iveco Kastenwagen verlässt uns heute.
Wir beiden anderen hier verbringen einen Teil des Tages mit Holzsammeln für’s abendliche Lagerfeuer. Und der Vater will morgen mit seinen beiden Jungs davon ein Häuschen bauen.
Heute ist seit langem mal wieder Drohnenfliegen angesagt. Sehr lange nicht mehr gemacht. Aber geht echt gut mit dem neuen Handy als Steuerkonsole.
Lagerfeuer ist bei den Franzosen scheinbar immer mit einem Barbecue verbunden. Einfach eine Bratwurst reinhalten ist nicht so sehr deren Ding. Und gegen 21:30 Uhr ist auch Schluss. Das passt gut in meinen Tagesablauf.
2020-01-31 – Noch einen Tag in Kato Basilie
Ich wache wieder auf als mir die Sonne auf die Nase scheint. Irgendwann heute Nacht, ich kann mich noch genau dran erinnern, stürzten beim Outdoor Pinkeln gleich zwei Sternschnuppen auf mich herunter. Das ging mir zu schnell. Aber einen Wunsch habe ich hinbekommen.
Ein andermal beim nächtlichen Pinkeln stuppst mich ein Jungrind an. Die stehen sonst weiter vorne zum Dorf hin. Aber Nachts trauen sie sich wohl auch hierher. Vielleicht ein Geschwister von dem, welches jetzt hinten an Big Blue hängt.
Irgendwann der Blick auf die elektronischen Medien. Seit gestern funktionieren die bei mir auch wieder (Die hatten mich geblockt, weil aus irgendeinem Grund sich bei mir sehr hohe Roaming Gebühren angesammelt hatten).
So erfahre ich erst jetzt, dass die Knittels gestern an mir vorbei gerauscht sind. Sind noch bei Patras über die Brücke. Wir haben uns jetzt bei Nafplio verabredet. Da treffen wir dann auch auf Max. Mal sehen, was da so zusammenkommt.
Aber erst einmal weiter mit heute.
Da ich die letzten Tage ohne Internet war, habe ich für meinen Blog einiges nachzuholen. Das werde ich auch gleich mal machen. Sonst vergesse ich doch so viel. Jaja, die Demenz ist nicht zu vernachlässigen. Vor allem die Bilder der letzten Tage aufarbeiten.
Heute auch mal wieder das typische Erlebnis. Immer wieder ein Thema unter den Reisenden. Ein ortsansässiger Grieche fährt mit seinem Auto in das hintere Eck dieser wunderschönen Bucht und entlädt dort seinen Kofferraum: Matratzen, Bettzeug, kaputte Wasserkanister. Ihn auf die Scheiße angesprochen gab es dann ungefähr folgende Antwort: „Dies ist unser Land! Was kümmert es euch? Was geht euch das an?“ Dabei bekommen die Millionen EU-Fördergelder für den Aufbau einer effektiven Müllabfuhr. Und das schon seit Jahrzehnten. Wo blieb das Geld? Man sollte diesem Land diese EU-Förderung streichen. Das würde die Zustände vor Ort zwar nicht verbessern. Aber auch nicht verschlimmern. Und es würde nicht mehr unser Geld kosten. Und vielleicht wacht ja dann hier auch der eine oder andere mal auf, wenn er merkt, dass es die Kohle nicht für’s Nichtstun gibt, sondern dass man dafür auch eine Leistung erbringen muss. Das heißt, eine Sensibilisierung eines Jeden. Aber auch der Wille des Staates, dieses Verhalten zu kontrollieren und gegebenenfalls zu sanktionieren! Ein Elend. (Die Bilder dazu sind schon weiter oben zu sehen)
Trotzdem ist das hier ein schöner Platz zum stehen (zumindest im Winter) und das Dörfchen ist auch ganz nett, wenn auch noch im Winterschlaf. Aber die meisten Duschen am Strand sind an. Und die stehen so dicht an der Straße, dass man dort seine Wasserbestände gut auffüllen kann.
2020-02-01 – Auf geht’s nach Nafplio
Schönstes Wetter. Ich könnte auch hier bleiben. Aber ich will weiter. Habe mich ja in Nafplio mit Freunden verabredet.
Also rüber über die Rion-Antirion Brücke. Der Wind und diese Schrankwand von Big Blue. Nicht immer die angenehmsten Voraussetzungen. Aber alles ist gut. Um einen Eindruck von dieser Überquerung zu vermitteln, klaue ich jetzt einfach man was bei Elke und Jürgen Knittel, den Flockies.
Auch der Peleponnes Seite grobe Richtung Osten – Korinth. Jedoch biege ich schon vor der Stadt nach Süden ab und lande dann, wie geplant in Nafplio. Auf den letzten zehn Kilometern vor der Stadt ein Gemüse- und Obststand nach dem anderen. Aber nur Orangen im Angebot. Die werden hier ja auch in Massen angebaut. Und hängen reif an den Bäumen. So muss ich in Nafplio angekommen noch etwas Handfestes zum Essen einkaufen. Denn hier soll irgend ein Feiertag sein, und zwar nur hier, und damit die Läden ab Nachmittag geschlossen sein. Klappt aber noch alles auf den letzten Drücker. Dann weiter in die Bucht Paralia Karathonas (Παραλία Καραθώνας) zum Strand. Scheinbar ein „Geheimtipp“ für die alternative Reisenden Scene. Lasterliebe Rumpeltours sind schon da. Schon viel von denen gehört. Jetzt mal Auge in Auge. Der Motor int noch nicht ganz aus, da kommen auch schon Elke und Jürgen eingeflogen, und wenige Minuten später auch Sylvia und Max. Mit den beiden Letzteren bin hier ja auch verabredet.
Max und ich finden unseren Platz direkt am Strand. Elke und Jürgen gesellen sich zu Lasterliebe Rumpeltours. Denn die haben ein gemeinsames Reiseziel: Die Mongolei. Die haben sich bestimmt viel zu erzählen.
Das Wetter hält sich tapfer. Und heute Abend wird gegrillt! Fleisch habe ich leider in Nafplio nicht mehr bekommen. Und Max und Sylvia haben nur zwei Koteletts. Die will ich ihnen nicht wegessen. Daher greife ich auf meine immer noch gefrorenen Köfte aus Kato Basilike zurück. Dazu einfach Brot. Lecker!
2020-02-02 – Nafplio Strand (Paralia Karathonas)
Leider hängen auf der Ostseite ein paar Wolken über der Bergspitze. So kommt die Sonne erst gegen 9:30 Uhr so richtig durch. Aber dann geht’s ab. Die Temperaturen steigen auf 19°C. Frühstück draußen. Mit Blick über die Bucht von Nafplio.
Ich mache mich in der Mittagszeit mit dem Rad auf in die Stadt. Zumindest in die Richtung. Direkt an der Wasserlinie verläuft ein Weg. Es kommen mir Unmengen an griechischen Familien entgegen. Sonntagsausflug. Zur Grundausstattung gehört bei jedem ein Cafe to go in der einen, ein Handy in der anderen Hand. Bis in die Stadt komme ich nicht, weil der Weg vor der letzten Felsnase mit einem massiven Tor und einem noch massiveren Vorhängeschloss versperrt ist. So geht’s zurück. Zwölf Kilometer insgesamt, endlich mal wieder mein eigentliches Fahrradprogramm absolviert.
Bei meiner Rückkehr an unserem Stellplatz, kann ich mich gerade noch von Elke und Jürgen sowie von Angi und André und Kindern verabschieden. Die wollen los.
Wir Zurückgelassenen vertändeln den restlichen Tag mit Spaziergängen, in der Sonne sitzen und Abendessen. Max zaubert ein Kaninchen nach einem Rezept von Radio Kreta. πολύ νόστιμο (polý nóstimo).
2020-02-03 – Das erste Mal Baden
Ab 9:00 Uhr Sonne satt. Max kocht schon Tee. Man merkt ihm aber noch den frühen Morgen an.
Frühstück, so wie wir es uns verdient haben. Bei strahlender Sonne!
Max und ich haben uns entschieden, heute (!) wird angebadet. Circa 19°C Luft- und 16°C Wassertemperatur. Sportlich, aber mit Freude machbar. Zwar nicht so entspannend wie vor drei Jahren in Gjirokastra im Pool, wo wir uns bei einer Lufttemperatur von 38°C das kalte Bier im Wasser haben servieren lassen. Da wäre hier doch eher noch Glühwein oder ein Grog angesagt. Aber wo bekommt man den hier in Griechenland her? So ist das Ganze ein Vergnügen, aber ein kurzes. Zur Körperpflege aber ausreichend.
Ich toure wieder mit Lara und Fahrrad ein bisschen den Strand auf und ab. Mal gucken wer so alles da ist. Ist immer noch alles leer, was sich aber im Laufe des Nachmittags ändert. Eine Gruppe griechischer Jungmannen mit circa sechs zum Wohnen umgebauten Kastenwagen bauen eine Wagenburg.
Und dann noch ein typisch griechischer Vorgang hier auf dem Platz. Überall stehen große Müllcontainer. Zwar schon sehr kaputt und überfüllt. Jetzt kommt ein kleiner Lastwagen mit Mülltonnen auf der Ladefläche und fängt an, an den Mülltonnen rum zu werkeln. Wir gehen in unserer Leichtgläubigkeit davon aus, dass er die kaputten gegen heile austauscht. Nein, er nimmt sie alle mit. Damit die Leute, die hier sind, nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Müll. Für die Griechen sichtbar kein Problem. Der Müll wird jetzt wieder an Ort und Stelle fallen gelassen und nicht mehr in das Umfeld der Tonnen gebracht. Aber wir wollen uns diesen Gepflogenheiten des Gastlandes doch nicht so anpassen.
Wir spielen noch Mölkki
2020-02-04 – Nichts Neues
Wie der Tagestitel schon beschreibt: Heute haben wir den Tag so wie den Vortag verbracht. Also nichts Neues und auch nichts Interessantes.
2020-02-05 – Weiter geht’s nach Leonidion
Bei leichtem Sprühregen und einem Regenbogen machen wir uns auf den Weg. Noch Tanken und Einkaufen. Dann geht’s um den Argolischen Golf herum Richtung Süden.
Besonders faszinierend sind heute die vollen (Form und Farben) Regenbögen. In jeder Bucht, die wir umfahren, können wir diese sehen wenn wir unseren Blick zurück Richtung Norden wenden. Leider keine Fotos gemacht. Sylvia bei Max im Auto hat sich auf mich und ich mich auf sie verlassen. Leider.
Ich hoffe, dass ich das Dorf Agios Andreas wiedererkenne mit seinem Campingplatz. Ich habe da schöne Erinnerungen aus meiner Buskollektivzeit. Max hat mich schon vorgewarnt. Es ist so, wie ich es im Alter mir jetzt schon öfter passiert ist. Die „Orte meiner Jugend“ haben sich dermaßen verändert, dass ich sie entweder nicht mehr wiedererkenne oder aber maßlos enttäuscht bin. Dieses Mal trifft erstes zu.
Auch Leonidion hat sich „weiterentwickelt“. Was auch immer man darunter verstehen will. Es ist kein kleiner griechischer Ort mehr, der hauptsächlich vom Fisch und Obst und Gemüseanbau lebt. Hier machen sich jetzt Orangen-, Zitronen- und Mandarinenplantagen breit. Auch teilweise unter Treibhauszelten. Und im Umfeld dazu die Gebäude und Logistik, die für das Betreiben dieser landwirtschaftlichen Strukturen notwendig sind.
Unseren Standplatz für die nächsten paar Tage finden wir am südlichen Ende des Ortes auf dem Campingplatz Semili. Wir brauchen mal wieder eine warme Dusche und Wäsche wollen wir wohl auch mal waschen. Wir stehen hier zwischen Oliven-, Maulbeer-, Zitronen- und Mandarinenbäumen. Die beiden letzten sind erntereif und wir dürfen uns bedienen. Der vom Wetterbericht versprochene, gegen Abend zunehmende, Regen bleibt in der Form aus. Aber es windet, wenn nicht sogar stürmt.
Mit dem Fahrrad unternehme ich eine erste Erkundungstour zum „Ortskern“ Leonidion-Plaka. Zwei kleine Lädchen, drei kleine Bars/Restaurants. Alles angeordnet um den kleinen, früher sicherlich Fischerhafen. Im Licht der hinter den Bergen verschwindenden Sonne fast doch noch ein Déjà-vu.
2020-02-06 – Leonidion
Der Wetterbericht meint, dass es draußen 4°C sind. Mein Thermometer zeigt jedoch knapp 10°C an. Ist natürlich auch nicht die Welt, aber es reicht zum draußen Frühstücken. Allerdings entwickelt sich der Tag in Richtung „Bewölkt“. So schränke ich meine Aktivitäten auf Hundespaziergang und Radfahren für die Gesundheit ein. Den Rest des Tages verbringen wir abwechselnd Geriatrix II – das ist der DAF von Max – oder Big Blue. Irgendwie haben wir uns immer was zu erzählen. Auch immer wieder was Neues. Irgendwie sind wir uns in vielen Dingen ähnlich, in anderen Sachen aber wieder gänzlich verschieden. Das macht es ja so spannend mit uns Dreien. Und es macht Spaß. Soviel Spaß, dass wir uns entscheiden, am Samstag oder Sonntag, gemeinsam nach Gythio weiter zu fahren.
Gegen Nachmittag dann in Geriatrix II der Supergau: Die neue Dieselheizung tut nicht mehr das, was sie tun soll: Heizen. Aber die Beiden haben noch ein Elektroöfchen dabei. Also Auto an Landstrom anschließen, Stecker in die Steckdose, und weiter geht’s. Vor allem Sylvia ist beruhigt, dass sie die kommende Nacht nicht erfrieren muss.
So geht auch dieser Tag vorüber. Kein besonderes Wetter. Keine besonderen Vorkommnisse
2020-02-07 – Das Gegenteil vom Vortag
Ab 8:30 Uhr ist es draußen in der Sonne, und die ist heute Morgen mal überall, kuschelig warm. Selbst Frostköttel Sylvia sitzt schon neben dem Auto am Frühstückstisch.
Und so geht sich dieser Tag ganz anders an als der gestrige.
Neben meinen Verpflichtungen Lara gegenüber helfe ich Max bei der Reparatur seiner Heizung. Irgendwie ist Dreck im Diesel. Die Heizanlage ist komplett neu. Aber das Diesel hat er aus seinem Fahrzeugtank abgezapft. Und da ist einfach Schmodder drin. Fünf Jahre tanken in Ländern wie Griechenland, Albanien und Mazedonien hinterlassen eben Spuren. Und sein Militär-DAF pfeift den Kleb einfach mit durch. Der hat ja auch Einspritzdüsen, durch die kann man durch krabbeln. So machen wir das System noch einmal richtig sauber. Neuer Filter, neue Leitung und nach einem vergeblichen Startversuch auch neue Pumpe. Tja, wer mit einem Laster reist, der hat solche Dinge halt immer dabei. Nun läuft sie – die Heizung – wieder.
Als Belohnung gibt es erst einmal einen kleinen 14:00 Uhr Imbiss. Die Beiden Schnittchen und Joghurt mit Honig und Banane, ich Tomatensalat und ebenfalls Joghurt, aber mit Walnüssen aus dem eigenen Garten.
Dann ein Bier mit Max. Anschließend zweiter Spaziergang mit Lara. Dabei finde ich Reste der letzten Saison. Da hat sich ein oder mehrere Besucher dieses Strandes künstlerisch ausgetobt. Und Lara endlich mal ein Hundchen, mit dem sie ausgelassen toben kann.
Dann verschwindet die Sonne hinter den Bergen und schon wird es frisch. Wir ziehen uns in die Autos zurück. Ich koche mir einen Tee. Mit Hindernissen. Gerade jetzt ist mein Wasser alle. Also an die Wasserzapfstelle, Trink- und Klowasser auffüllen und weiter geht’s im Programm. Zweiter und erfolgreicher Versuch Tee zu kochen, Zitrone pflücken und ausdrücken und mal nachgucken, was so in der Welt so los ist. Wer hat geschrieben?
Heute mal keine(r). Also erst einmal entspannt meinen Reisebericht aktualisieren. Dann meiner Liebsten schreiben.
Und um 19:00 Uhr geht’s in den Hafen zum Griechen. Essen.
19:00 Uhr: Man merkt, es ist Winter in Griechenland. Die Kneipe fasst nur mit einheimischen Männern besetzt. Außer uns keine Touristen. In der Mitte steht ein riesiger Holzofen. Das Ofenrohr geht fast durch den ganzen Raum. Eine wohlige Wärme strömt auf uns ein. Wir sitzen kaum, stehen auch schon Mengen von Oliven und Brot auf dem Tisch. Schnell gefolgt von viel Wein und Wasser. Es gibt heute Goulasch oder Hähnchen und den Rest weiß ich nicht mehr. Wir bekommen trotzdem unsere Calamari (Ganze und nicht nur Ringe!). Mit einer riesen Portion griechischen Salat (der Saison) und Mengen an Tsatsiki. Wir sind zufrieden. Sehr zufrieden! Der Chef der Kneipe spricht deutsch und ist rührend um uns bemüht. Irgendwie erinnert er mich an Atze Schröder. Und natürlich fehlt auch zum Abschluss der Ouzo nicht.
Nach etwa zwei Stunden rollen wir uns kugelrund gefressen die 400 Meter am Stand lang nach Hause. Der Mond scheint – fast voll – vom Himmel. So klappt der Heimweg auch ohne Handylampe sturzfrei.
Mit Wein und Ouzo im Kopf schläft es sich schnell ein.
2020-02-08 – Ein Tag wie viele
Morgens Sonne und kein Wind. So macht der Morgenspaziergang mit Lara am Strand auch wieder Spaß. Die Sonne ist, wenn sie denn scheint, schon wirklich mit Kraft gesegnet. Als ich zurück komme sind die Beiden schon beim Outdoor-Frühstück. Ich setze mich mit meinem Frischkornbrei und griechischen Bergtee dazu. Max und Sylvia frühstücken da eher traditionell. Brot/Brötchen mit Marmelade, Ei, Käse und Wurst. Wenn man mal von Max seiner Vorliebe von Sardellen am Morgen absieht, eben traditionell.
Anschließend begeben wir uns auf die Suche nach der gestern verschlampten Ersatzdieselpumpe von seiner Heizung. Nach dem Vorklappen der Fahrerkabine finden wir diese auf dem Ventildeckel des sechsten Zylinders. Aktion erfolgreich abgeschlossen. Die anschließende Suche nach dem Fehler im Bremslicht Kabelstrang ist da nicht so mit Erfolg gekrönt. Muss Max also sich jetzt ein Schild hinten dran hängen: „Bremslicht streikt“. Jetzt suchen wir nur noch einen Übersetzer.
Irgendwie ist heute Haushaltstag. Sylvia und ich gehen noch an den Hafen zum Minimarkt einkaufen. Denn morgen ist Sonntag und da haben die Läden zu. Anschließend legen wir noch unsere gewaschene und mittlerweile auch trockene Wäsche zusammen und räumen sie weg.
Dann ziehen auch schon die angekündigten dunklen Wolken vor die ach so wärmende Sonne. Und es frischt auf. Noch mal eine Runde mit Lara und dann hält uns nichts mehr draußen. Wir haben auch drinnen noch genug zu tun. Gerade unsere Verpflichtungen der „Außenwelt“ gegenüber müssen wir noch hier in Leonidion erledigen. Denn ab morgen ist das WLAN/WIFI erst einmal weg. In Gythio ist erst einmal wieder Freistehen angesagt. Da muss dann das Datenvolumen wieder Federn in Form von MegaBits lassen.
Der Rest heute ist Lesen, die Wolken verdammen und auf die Essenszeit warten. Dann Essen und ab ins Bett. Morgen wird das wieder eine elende Kurbelei in den Bergen!
2020-02-09 – Weiter geht’s nach Gythio
Ein trüber Morgen versüßt uns den Aufbruch. Noch Mandarinen, Orangen und Zitronen auf dem Campingplatz Semili pflücken. Fahrfertig packen, duschen, bezahlen und los geht’s.
Max hat die Route über Poulithra ausgewählt. Hier brauchen wir, anders aus auf der Strecke über Kosmas nur auf 932 Meter aufsteigen. Und die Strecke dann runter nach Gythio soll über Kosmas auch sehr langweilig sein. Ich kann dazu nichts sagen. Meine Erfahrungen auf dieser Strecke habe ich vor 30 bis 40 Jahren gesammelt. Die haben heute sicherlich keine Relevanz mehr.
Gleich in Poulithra wird es eng für mich. Die Häuser stehen stellenweise sehr eng beieinander. Vor allem in den Kurven. Aber es geht gut. Hinter der Ortschaft erwartet uns dann gleich der erste Aufstieg. Kontinuierlich um und über 10% Steigung auf einer Strecke von circa zehn Kilometern. Dann sind wir auf der Hochebene. Kurze Erholung von der Kurbelei und dann geht’s auf 932 Meter hoch. Von der Beschaffenheit der Strecke vergleichbar mit der gerade geschafften. Ein wunderbarer Blick über die Landschaft. Die Bewölkung ist aufgerissen und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Die Ortschaften, die wir passieren sind wieder an einigen Stellen für Big Blue schon eine Herausforderung: Backen und Bauch einziehen, und es passt. Aber wichtiger, diese Ortschaften strahlen noch so etwas aus, wie ich es in meiner ersten Reisephase in meinem Leben (ich erwähnte es schon vor ein paar Zeilen) erleben durfte. Der Massentourismus ist hier vorbeigegangen. Oder wohl realistischer ausgedrückt, fährt hier nur durch. Denn hier gibt es keine Seen zum Baden, keine Camping- oder Stellplätze und touristische Attraktionen sind rar. Und es sind einfach strukturierte Orte, dem die Mehrheit der Touristen nichts abgewinnen können. Im Gegenteil, sie haben vielleicht sogar Angst, sich in diesem rauen Landstrich frei in die Natur zu stellen. So bleiben dann solche Schmuckstücke erhalten.
Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir den kleinen freien Stellplatz bei dem seit 1981 vor der Küste von Gythio liegenden Wrack. Elke und Jürgen mit ihrem Flocki warten schon auf uns. Erst einmal mit den Hunden an den Strand.
Noch eine Umgruppierung um den Wind besser abzuschirmen. Dann geht es auch schon an die Abendessenvorbereitung. Elke und Jürgen haben einen Kohleintopf schon fertig. Bei uns müssen so langsam mal die Muscheln und Scampies weg. So haben wir eine Vorspeise und die Früchte des Meeres mit Dinkelnudeln als Hauptspeise. Bier, Wein, Ouzo und Raki runden die Menüfolge ab.
Das Ganze natürlich am Lagerfeuer. Endlich mal wieder Lagerfeuer. So schön der Tag auch war, auch hier geht die Sonne so um 16:30/17:00 Uhr unter und es wird frisch.
Das Feuer ist runter gebrannt und wir beiden Letzten (Max und ich) ziehen uns auch in Richtung warmes Bett zurück. Ein Blick auf die Uhr: 19:55 Uhr. Es ist nicht zu glauben!
2020-02-10 – Der Tag fängt früh an
Um 7:30 Uhr sehe ich Max draußen rumlaufen. Der Langschläfer, was macht der da schon? Aufklärung: Sein Auto steht ungünstig. Durch die Scheibe an seinem Kopfende scheint die ganz frühe Morgensonne schon rein. Direkt auf seine Nase. Und da war es mit seiner Nachtruhe um.
Ich pelle mich dann so gegen 8:30 Uhr aus der Koje. Wie immer erst einmal mit Lara an den Strand.
Dann füttern und jetzt sitzen wir alle am Frühstückstisch.
Was liegt heute an? Einkaufen? Max muss nach Gythio wegen der Fährtickets nach Kreta. Sylvia will in die andere Richtung zum Lidl – sie braucht Schokolade. Bei mir fehlen Gemüse, Eier und Joghurt. Und schon seit längerem Speck.
Irgendwann klärt sich das mit den Tickets telefonisch. So wird der Rest des Pflichtprogramms auf morgen vertagt. So schließen wir mit der Kür an. Ab ins Wasser. Echt ein bisschen frischer hier als in Nafplio. Aber als wir dann drin und untergetaucht sind, ist alles schön. Vor allem wie wir hinterher auf unseren Liegestühlen liegen und uns in der Sonne trocknen lassen. Da fühlt es sich richtig gut und kuschelig warm an. Aber auch dieser Tag neigt sich recht schnell dem Ende entgegen. So ziehen wir uns unsere „Zwiebelschale“ nach der anderen wieder über: Unterwäsche + Lange Unterhosen + dicke Hosen. Unterhemd + T-Shirt + Hemd + Jacke + dicker Wollpullover.
Vorher gehe ich noch einmal zum Strand zu dem Wrack und mache Fotos. Über dieses Wrack wissen die meisten, die hierher kommen, Bescheid.
Mir fallen aber auch die Ruinen auf, die hier bis auf den Strand hin reichen. Da steht zwar ein Schild welches auf archäologische Funde hinweist. Aber mehr auch nicht. Schade eigentlich.
Abendessen gibt es dann schon wieder in Vollbekleidung, denn die Sonne ist schon wieder weg – 17:00 Uhr.
Kaasspatzen gibt es. Für uns Preußen eher aus dem schwäbischen als Käsespätzle bekannt. Hat uns Elke schon gestern angedroht. Manche Drohungen sind einfach klasse. Vollgefressen sind wir gegen 18:00 Uhr. Schon bettreif und ziehen uns in unsere Autos zurück. Irgendwann werden wir soweit sein, dass wir uns morgens nach dem Zähneputzen gleich wieder hinlegen.
2020-02-11 – Nichts Besonderes
Frühstück am warmen Morgen – Pause – ein Bier – Zwischenmahlzeit – Pause – Baden in den Fluten – Pause – Warten auf das Abendessen – Pause – Schlafen. In den Pausen mehrheitlich rumblödeln.
2020-02-12 – Wieder nichts Besonderes
Frühstück am warmen Morgen – Pause – ein Bier – Zwischenmahlzeit – Pause – Baden in den Fluten – Pause – Warten auf das Abendessen – Ups, nee.
Warten auf das Abendessen trifft nur Elke und Jürgen und mich. Denn um 15:00 Uhr erinnert Sylvia Max daran, dass sie bis spätestens 16:00 Uhr im Hafen ihre Fährtickets nach Kreta abgeholt und sich zur Einschiffung bereitgestellt haben müssen. Es kommt kurzzeitige Unruhe auf. Herzliches Abschiedsdrücken. Für mich mit dem Wissen, die Beiden diesen Winter leider nicht mehr zu treffen. Denn Kreta liegt nicht auf meiner Route.
Anschließend geht es weiter mit Warten auf das Abendessen – Pause – Schlafen.
2020-02-13 – Wieder alleine
Heute reisen auch Elke und Jürgen ab. Sie wollen zu den Höhlen von Vlychada bei Diros. Werde ich mich erst einmal wieder dran gewöhnen müssen nach 1 ½ Wochen Gruppenleben. Wird schon werden.
Leider ist es heute etwas bewölkt. Aber nicht kalt. Daher fahre ich heute Morgen erst einmal mit dem Roller nach Gythio. Mal ein bisschen orientieren. Denn am Samstag wird es dort recht voll werden. Eben Wochenende. Aber da will ich ja dann noch auf den Bauernmarkt bevor auch ich hier wieder aufbreche und mir ein neues Ziel suchen werde.
Im Laufe des Nachmittags tausche ich mit Bärbel aus CUX noch Bücher. Endlich mal jemand, der/die noch analog liest. Eines der Bücher entpuppt sich als „nicht für die Nacht lesbar“. Zu gruselig. „Wyrm von Wolfgang Hohlbein“.
2020-02-14 – Bauernmarkt in Gythio
Anders als von Max angekündigt, ist der Bauernmarkt schon am Freitag in der Stadt. Das erfahre ich durch Zufall von ein paar Reisenden aus Hannover (!). Die kommen gerade vom Markt.
Also den Motorroller gesattelt und los.
Eine ganze Straße im Ort ist für den Markt gesperrt. Das Angebot ist der Jahreszeit entsprechend überschaulich: Kartoffeln, Blumen- und Weißkohl, Broccoli, Tomaten, ein paar Salate und Paprika. Eingelegte Oliven und Honig. Ich finde also alles was ich brauche. Heute Abend gibt es Röstkartoffeln mit angeschmortem Blumenkohl, Zwiebeln und Knoblauch. Und mit ein Ranken mariniertem Bauchspeck. Den hole ich mir noch vom Schlachter.
Als ich zurück zum Standplatz komme, sehe ich, dass ich jetzt ganz alleine hier stehe. Hat ja auch was. Nur blöd, dass es in der Nacht anfängt recht ergiebig zu regnen. Da ich nicht einschätzen kann, wann der Sandboden auf Grund von Durchnässung seine Tragfähigkeit aufgibt, wechsele ich gegen 2:00 Uhr in der Nacht meinen Standplatz um 50 Meter auf festeren Boden.
2020-02-15 – Nach einer regnerischen Nacht
Meine erste Tat heute Morgen ist, zu überprüfen, ob der Sand auf Grund des nächtlichen Regens wirklich seine Tragfähigkeit verloren hat. Hat er nicht. So stelle ich mich wieder zurück auf meinen angestammten Platz. Anschließend mit Lara spazieren gehen, sie füttern, mich füttern und die Gasflasche wechseln. Damit ist die Pflicht erledigt. Jetzt kommt die Kür. Ach so ja, Elke hat heute Geburtstag. Schnell noch Grüße nach Diros-Strand rüberschicken. Ich spiele mit dem Gedanken, vielleicht schon heute auch dort rüber zu fahren. Irgendwie sieht es in die Richtung sonniger aus. Der Wetterbericht bestätigt das so aber nicht. Hier am Wrack soll auch wieder die Sonne durchkommen. Mal abwarten.
Im Laufe des Tages trudelt Gerd, ein Schleswig-Holsteiner (zugereist aus Süddeutschland), ein. Und auch Bärbel aus CUX kommt zurück. Na, dann bin ich ja diese Nacht hier nicht ganz alleine.
2020-02-16 – Klasse Badewetter
Und damit will ich es für heute auch belassen
2020-02-17 – Es geht nach Monemvasia
Aufbruch bei schönstem Bade-, aber auch Reisewetter. Es sind ja nur 47 Kilometer. Nach ein einhalb Stunden komme ich in Monemvasia an. Auch diesen Ort kenne ich aus meiner Buskollektivzeit von vor 30 bis 40 Jahren. Und wie so oft, wenn ich Orte besuche, die ich aus einer früheren Zeit kenne, bin ich maßlos enttäuscht. Der Ort hat sich zu einem Touristenort entwickelt. Jetzt in der Wintersaison sitzen in den Bars und Kaffees am Nichtmehrfischerhafen griechische Familien mit Geld in der Tasche. Das gesamte Angebot im Ort ist nicht mehr auf die Einheimischen ausgerichtet. Keine kleinen Läden (Bäcker, Schlachter, Obst- und Gemüselädchen) mehr. Zwei Supermärkte habe ich entdeckt, Banken und Geldautomaten, Souvenirlädchen und ein paar Wein- und Olivenshops, die auf ganz edel machen.
So mache ich mich nach meinen Einkäufen (hätte ich man bloß auf der Fahrt hierher in dem kleinen Bergstädtchen eingekauft) auf meine Standplatzsuche. Gut vorbereitet mit Google-Maps gestern Abend, weiß ich, dass es nördlich von Monemvasia zwei Sandstrände gibt. Auf dem ersten steht man recht dicht an Häusern und Baustellen, die erst noch Häuser werden sollen. Hier hat sich eine Familie mit zwei Kindern mit ihrem historischen Hanomag F 66 im Sand festgefahren. Mehrere Bergeversuche scheiterten kläglich, denn der Havarist lag schon mit dem Rahmen auf dem Sand auf und musste bergauf gezogen werden. Selbst mit Differenzialsperre und vollen Wassertanks auf der Hinterachse hat Big Blue keine Chance. Ich frage die beiden, ob ich als seelische Unterstützung dabei bleiben soll, oder ob es in Ordnung ist, wenn ich auf den zweiten Strand weiter fahre. Denn dort ist es schöner. Die Beiden meinen, dass sie auch alleine klar kommen. Ich stehe dort nicht so zwischen den Häusern sondern schön windgeschützt in einem Eukalyptus- und Kiefernwäldchen direkt am Wasser. Oder sind das Pinien?
Von hieraus kann ich die Unglücksvögel aber sehen. Wenn die morgen früh da immer noch feststecken, dann gehe ich noch mal rüber.
Doch irgendwann kommen die vier auch hier an. Man sieht ihnen an, dass sie heute echt was getan haben.
Wir verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen. In unseren Gesprächen bekomme ich ansatzweise einen Eindruck davon, was sie so im Leben treiben. Dazu aber mehr und dann zusammenhängend morgen.
2020-02-18 – Es wird Frühling und das mit Macht
Die Sonne scheint ins Auto. Und das lange vor 7:30 Uhr. So kann ich schon um 8:00 Uhr draußen Frühstücken. Meine Nachbarn schlafen noch. Verständlich nach der Buddelei gestern. Nach meinem Frühstück erforsche ich mit Lara mal die nähere Umgebung. Hier fließen zwei kleine Flüsse in das Meer. Wenn denn mal Wasser in den Wasserläufen ist. So ist aber Süßwasser vorhanden und so sprießen hier in der Mündung auf kleinen Äckern Olivenbäume. Bei meinem Rundgang entdecke ich auch die ersten blühenden (Wild-) Mandelbäumchen dieses Jahr. Die sind voll mit Bienen und Hummeln. Und auch auf dem Boden tut sich einiges in Richtung Frühling.
Die meiste Zeit verbringe ich mit meinen Nachbarn. Auf meinen Wunsch hin erzählen sie mir was sie so treiben. Sie wohnen auf verschiedenen Wagenplätzen in Leipzig. Verbringen aber viel Zeit in Südeuropa und betätigen sich im Bereich Flüchtlingsrettung auf dem Mittelmeer. Zum einen reparieren sie die Rettungsschiffe, nehmen aber auch direkt an Rettungsfahrten teil. So schlossen sich mal wieder Kreise. Auf der KLP (Kulturelle Landpartie im Wendland) traf ich schon einmal auf Leute von Sea-Watch. Und meine Nachbarn sind auch auf diesen Schiffen tätig. Und was ich von ihnen hier am Strand erfahre hinterlässt bei mir, wie damals in Klein Witzeetze, tiefe und bleibende Eindrücke. Ich kann solche Menschen nur bewundern, die diese notwendige Arbeit machen. Das sind Menschen, die mein Leben bereichern.
Irgendwann am Tag gehen wir auch mal wieder Baden.
Und am Abend ist Lagerfeuer angesagt.
2020-02-19 bis 2020-02-21 – Baden, Besuch und Lagerfeuer
Die Tage ähneln sich, wenn ich länger an einem Ort stehe. Es passiert nicht viel. Da aber die Sonne scheint, sind zwei wichtige Dinge erfüllt: Baden und in der Sonne liegen. Und die Kids können am Strand sich austoben.
Im Laufe des 19-ten laufen dann noch zwei Auto hier. Freunde meiner Nachbarn. Ein Allradmagirus, auch aus Leipzig und ein DüDo aus der Schweiz. Wir sind jetzt sieben Erwachsene (zumindest halten wir uns dafür), sechs Kids und drei Hunde. Also Leben in der Bude.
Ich unternehme einen Ausflug in die Nachbarbucht.
Irgendwann bemerken wir, dass in unserem Pinienwäldchen Prozessionsspinnerneste in den Zweigen hängen. Und die Raupen fangen an, aus den Nestern auf den Boden zu fallen und dort dann ihre Prozession beginnen. Die sind nicht ganz ungefährlich, diese Tierchen. So wie bei uns die Eichenprozessionsspinner. Sie lösen bei Berührung sehr oft starke allergische Hautreaktionen aus.
Die Abende verbringen wir am Lagerfeuer und essen gemeinsam.
Anmerkung: Zu diesen Tagen in Monemvasia veröffentliche ich nur wenige Bilder um den Kindern ihren Datenschutz zu gewährleisten.
2020-02-22 bis 2020-02-23 – Für zwei Tage zurück zum Wrack nach Gythio
Windig ist es heute Morgen. Wir Verbliebenen prütschern so vor sich hin. Alle wollen los. Ich auch! Nach dem Frühstück noch eine schnelle Runde mit dem Fahrrad drehen (das ist hier einfacher als später in Gythio). Dann einpacken und noch was einkaufen. In Monemvasia ist Wochenmarkt. Welch glücklicher Zufall! Tomaten und Blumenkohl von Kreta. Brot vom Bäcker und Zwieback aus dem Minimarkt.
In den Bergen tropfen mir dann tatsächlich ein paar Regentropfen auf die Windschutzscheibe. In den Ortschaften, durch die ich nun schon teilweise zum dritten Mal durchkomme, sitzen die Männer schon wieder in den völlig überfüllten Bars und Cafés. Das mag daran liegen, dass ich scheinbar immer zum Wochenende unterwegs bin.
Am Wrack staune ich nicht schlecht. Endlich ist das 1981 aufgelaufene Schiff umgekippt. Nee – Scherz. Hier treffe ich meine Nachbarn aus Monemvasia in ihrem F 66 wieder. Und die Familie Widdel. Die haben vor circa einem Jahr von mir die Betten aus unserer Lia Kuh (unser Mercedes 817 LK zum Ausschlachten) abgekauft haben. Und zwei Selbstbauer-Varios. Die drei Familien reisen schon seit längerem zusammen. Volles Haus also. Vor allem weil jetzt eine – für mich schier unüberschaubare – Menge an Kindern auf dem Platz rumtollt. So ist Lara mal ausgelastet. Nur das Wetter lässt noch zu wünschen übrig.
Das ändert sich aber am Sonntag. Herrlichstes Sonnenwetter, was mal wieder zum Baden einlädt. Leider reisen die Leipziger gegen Mittag ab. Schade. Die vier habe ich liebgewonnen.
Endlich auch mal jemand dabei ist, die Fleisch isst. So kann ich endlich mal wieder ein Lahm Lhalou machen. Für mich alleine lohnt sich das immer nicht, wenn ich mit den ganzen Vegetariern und Veganern zusammen esse.
Und anschließend Lagerfeuer.
Anmerkung: Auch zu diesen Tagen veröffentliche ich nur wenige Bilder um den Kindern ihren Datenschutz zu gewährleisten.
2020-02-24 – Diros Strand
Große Aufbruchsstimmung. Die drei Familien wollen nach Sparta ein bisschen Kultur machen. Ich nach Diros Strand. Dinosauriereier gucken.
Vorher noch Geld in Gythio ziehen. Es ist wirklich erstaunlich mit welchem Beharrungsvermögen die Banken in den südlichen Ländern ihre Bankautomaten so ausrichten, dass der Bildschirm Richtung Sonnenseite zeigt. Nicht nur ich kann kaum etwas erkennen. Da brauche ich dann eine Griechin, die ihren Mantel hinter mir so ausbreitet, dass etwas Schatten auf den Automaten fällt. Ich stelle mir die ganze Zeit vor, was wohl die anderen Passanten über uns gedacht haben? Die Frau mit ausgebreitetem Mantel dicht hinter mir. Umgekehrt hätte es sicherlich Ärger gegeben. Nun ja. Mit Geld in der Tasche geht’s nun weiter. Irgendwie fährt mein Magic Earth Navi mal wieder Abkürzungen auf kleinen Wegen durch Olivenhaine. Aber trotzdem komme ich an. Sind heute ja nur 57 Kilometer.
Die Abzweigung zum Weg runter zum Strand liegt etwas versteckt hinter einer Werkstatt und Bar. Er ist auch auf den anfänglichen Metern auch sehr eng und Steil. Aber es ist der richtige.
Am Strand schönster Sonnenschein und Windstille. Da hatte ich oben in den Bergen schon Befürchtungen, denn da hat es mächtig geweht. Der Strand geht recht steil ins Wasser und besteht aus großen Steinen. Eben den Dinosauriereiern. Die Brandung ist durch diese großen Steine recht laut. Und die Brandung nimmt gegen Abend noch zu. Na, mal sehen, wie das her mit dem Schlafen wird.
Erst einmal gehe ich mal den gesamten Strand ab. Groß ist er ja nicht. Aber ein paar Rinder mit ihren Kälbchen laufen hier ganz gemächlich rum und fressen ganz langsam vor sich hin. Nicht solche „Leistungsfresser“ wie bei uns zu Hause.
Am einen Ende vom Strand steht ein – ich denke mal – ein Haus mit Ferienwohnungen. Schon in Natursteinen der Landschaft angepasst und sehr kleinteilig in der Außenansicht angelegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Urlaub hier Spaß macht.
Mehrfach kommen den Tag über ältere griechische Pärchen vorbei. Er fährt und sie läuft nebenher durch das Grün und sammelt Kräuter. Und anschließend stehen sie immer noch eine Weile am Wasser und beobachten die Brandung.
Heute merke ich endlich mal, dass die Tage jetzt echt schon länger werden. Um 18:44 Uhr ist die Sonne endgültig untergegangen. Es ist aber noch nicht dunkel, der Horizont scheint immer noch rot. Aber kühl wird es auch hier nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Also rein und Türen zu um die Wärme drin zu halten.
2020-02-25 – Weiter zur Ochsenbauchbucht
Der Diros Strand ist für mich nicht so der Bringer. Trotz sehr gutem Wetter finde ich keinen Grund hier noch länger zu bleiben. Baden ist schwierig bei den großen Steinen und der Brandung. Außerdem ist letztere nachts so laut, dass es mich beim Schlafen stört.
So mache ich mich auf den Weg zu den Flamingo-Lagunen, auch Ochsenbauchbucht genannt. Der Name kommt sicherlich von der Salzwasserbucht, die sich in die Lagune hinein wölbt.
Die Strecke vom Diros Strand nach Kalamata ist traumhaft. Wechselweise auf Meeresniveau oder bis zu 500 Meter über dem Meer. Und bei bestem Wetter eine wunderbare Aussicht.
Einen Wermutstropfen finde ich dann aber doch. Die Gegend um Kalamata, bekannt für ihre besonders leckeren Oliven, hat sich mittlerweile zu einer reinen Monokulturlandschaft entwickelt. Keine andere Frucht und auch keine Flächen mehr, die nicht kommerziell für den Olivenanbau genutzt werden. Schade.
Immer noch bei bestem Wetter komme ich in der Ochsenbauchbucht an. Es ist ein bisschen schwierig hier den Platz zu finden, an dem ich mich hinstellen kann. Oskar Unterwegs ist schon da. Und ein älteres Ehepaar aus LEO.
Mit Lara erkunde ich erst einmal das Gelände. Flamingos kann ich keine entdecken. Oder sollten es diese weißen Punkte ganz weit hinten in der Lagune sein? Keine Ahnung. Die Bucht selbst ist schön und das Wasser echt warm. Aber der Strand ist auf unserer Seite mächtig mit angespültem Tang bedeckt, dass ich um die halbe Bucht rum muss, um eine Einstiegstelle zu finden.
So sitze ich in der Sonne und genieße bei Ziegenkäse, Tomate und Zwiebeln die angenehme Wärme.
Gegen 18:00 Uhr verschwinden alle in ihren Autos. Die Sonne ist mal wieder hinter einem Berg verschwunden und es wird sofort kühl.
Zum Abendessen gibt es mit Käse überbackenen Blumenkohl.
2020-02-26 bis Ende – Zurück nach Kato Basile – Nee, gleich weiter bis nach Gjirokastra.
Einige aufmerksame LeserInnen haben es schon sicherlich gemerkt. Meine Berichte werden immer knapper. Die Aufenthalte an einem Ort immer kürzer und die Strecken die ich täglich fahre werden immer länger. Warum ist das so? Ich will nach Hause!
Ich habe mir die vier Monate ohne Heidi einfacher vorgestellt. In den letzten Jahren war ich nur zwei Monate alleine im Winter unterwegs. Und dann war ich dabei immer wieder bei lieben Menschen „zu Besuch“. Dieses Mal habe ich unterwegs ebenfalls mir wichtige Menschen getroffen: Max und Sylvia, die Familie Knittel, die Familie vom Wagenplatz in Leipzig, die Widdel Familie und Sue. Einige von ihnen waren Freunde von mir oder wurden es auf dieser Tour. Aber nichtsdestotrotz, vor einigen Tagen war Bergfest und mir wurde immer klarer – mir fehlt was Wichtiges. Jemand mit dem ich die schönen, aber auch die nicht so schönen Dinge intensiv und bedingungslos teilen kann. Und mir wurde immer klarer, diese Person fehlt mir. Mehr als ich bei Beginn meiner Tour je dachte.
Daher mein Entschluss, zügig nach Hause zurück zu kehren.
Die Strecke bis kurz vor Patras ist echt schön. Aber ich habe scheinbar kein Auge dafür. Da ich sehr früh am Tag die Rion-Antirion Brücke passiere, entscheide ich mich zu Freunden in Gjirokastra durchzufahren.
An der griechisch/albanischen Grenze bei Kakavija werde ich erstmalig mit etwas konfrontiert, was ich so aus dem Augenwinkel heraus im Netz schon einige Tage bemerkt aber nicht wirklich realisiert habe: Das Corona-Virus. Die Grenzer stehen hier alle mit Atemmaske, teilweise sogar mit Schutzanzug rum. Zuerst dachte ich, es sind Veterinäre auf dem Platz, da auch ein Schweinelaster hier rumstand. Aber nein. Es waren Schutzvorkehrungen für die Mitarbeiter vor dem Virus, der uns, wie sich wenige Tage später herausstellt, vor ganz neue Herausforderungen stellt.
Aber wie es dieses Jahr so ist, auch hier stellt mir das Pech wieder mal ein Bein.
In Gjirokastra bei meinen Freunden Julian und Zhanisa auf ihrem Weingut und dem Camping Gjirokastra angekommen, habe ich gestern festgestellt, dass der in Ksamil reparierte Haken an der Fahrerkabine wieder abgebrochen ist. Julian hat sich sofort bereit erklärt, sich in seinem Freundeskreis nach einem Schweißgerät umzuschauen. Da er jedoch tagsüber arbeitet, geht das nicht von heute auf morgen. Ich hoffe, dass es morgen, am Freitag, soweit ist.
Am Abend bin ich wieder mal „Gast der Familie“. Julian und Zhanisa geben sich wieder alle Mühe herausragende Gastgeber zu sein. Was ihnen auch wiedermal hervorragend gelingt. Mir geht es aber nicht so gut.
Und auch die Mutter meldet sich am ersten Morgen in Form einer großen Tüte mit Eiern von den eigenen Hühnern. Wann soll ich das alles essen? Aber vielen Dank dafür!
Da die beiden ihren Campingplatz von Grund auf umbauen, kann ich darauf nicht stehen. Aber in seinem direkt an den Platz anschließenden Weinberg. Ich fühle mich da sehr wohl!
So warte ich, gemütlich in ihrem Restaurant sitzend, darauf, dass es weitergeht. Dabei beobachtend, wie auf den gegenüberliegenden Bergen die Schneegrenze immer weiter runter kommt. Das wäre es noch, hier einzuschneien.
Aber was wollte ich eigentlich hier mit diesen Zeilen sagen? Ich denke, dass ich an dieser Stelle meinen Reisebericht beenden werde. Denn die reine Rückreise, soweit es geht auf der Autobahn, ist es dann sicherlich nicht wert, darüber zu berichten.
Vielleicht, wenn ich dann zu Hause bin, noch ein kurzer Abschluss. Mal sehen. Und was mich hieraus für mein restliches Leben prägen wird.
2020-02-27 bis 2020-02-29 Pause in Gjirokastra
Ich werde von Julian und Zhanisa wieder mal als Freund des Hauses aufgenommen. Wie selbstverständlich bin ich Gast bei den gemeinsamen Essen. Die Mutter umsorgt mich zwischen den Mahlzeiten mit Produkten vom eigenen Hof. Julian hat am Freitag endlich von einem Freund eine Flex und ein Schweißgerät organisiert. Ich warte eine Regenpause ab und schweiße einen neuen Fanghaken an der Fahrerkabine an.
Am Abend essen wir noch einmal gemeinsam. Ein schöner Abend. Aber für mich auch mit Wehmut behaftet. Es wird wohl das letzte Mal sein, dass ich hier zu Gast sein werde. Ich merke, alleine möchte ich nicht mehr reisen. Und Heidi will wohl auch lieber zu Hause bleiben. So sehe ich diese Freunde das letzte Mal in meinem Leben.
Am Samstag starte ich Richtung Shkodra. Camping Legjenda.
Beim Rausfahren aus dem Weinberg treffe ich noch einen Zaunpfosten und haue mir so hinten links noch eine fette Beule ins Auto. Pleite, Pech und Pannen setzen sich fort.
2020-03-01 – Von Shkodra nach Split
Nach einer gut durchgeschlafenen Nacht – und diese sind bei mir selten geworden – starte ich am frühen Morgen Richtung Split.
Ich erreiche mein Ziel gegen 16:00 Uhr. Und habe einen Sturm im Gepäck. Auf dem Campingplatz suche ich mir eine windgeschützte Ecke und hoffe, dass sich der Sturm nicht zu einem Bora entwickelt. Im Sommer haben die meist eine Dauer von einem bis zwei Tage. Im Winter können diese aber bis zu 14-Tage andauern.
Gegen 2:00 Uhr checke ich nach bislang schlafloser Nacht den Wetterbericht. Bis 14:00 Uhr soll der Wind in üblichen Stärken bleiben. Danach soll es weiter stürmen.
Meine Entscheidung steht fest. So früh wie möglich los und versuchen bis 14:00 Uhr die Küste bei Zadar verlassen und in die Berge Richtung Ljubljana verschwinden.
2020-03-02 – Ljubljana
Der Start heute Morgen ist erst einmal sehr holperig. Die Rezeption hat erst ab 8:00 Uhr geöffnet. Und das Mädel kommt – ich will es mal so ausdrücken – sehr pünktlich. Und dann ist mein hinterlegter Ausweis nicht auffindbar. Ich versuche ruhig zu bleiben. Gegen 8:45 Uhr komme ich endlich los.
Rauf auf die Autobahn und ab Richtung Norden. Gegen 12:00 Uhr erreiche ich die Serpentinen der Autobahn im Aufstieg von Meereshöhe auf Bergniveau. Am Heck zerrt schon wieder der stärker werdende Wind.
So gegen 14:00 Uhr bin ich in den Bergen verschwunden und der Wind ist für mich Geschichte. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich einen kleinen Stellplatz neben einer Gastronomie in Ljubljana in der Nähe der Autobahn.
Die angrenzende Ljubljanica ist kurz vor dem Übertritt über das Ufer. Trotzdem sind hier gerade KajakfahrerInnen unterwegs. Seit längerem kann ich hier mal wieder ausgiebig mit Lara spazieren gehen. Das tut auch mir gut.
Ich schlafe seit langem mal wieder die ganze Nacht durch.
2020-03-03 – Zurück in Deutschland – eine Nacht Hipoltstein
Es hat die ganze Nacht geregnet. Und die Temperaturen sind mächtig runter gegangen.
Zurück auf der Autobahn A2 habe ich erst einmal einen Zwangsstopp vor dem Karawankentunnel. Wegen Bauarbeiten ist hier mal wieder Blockabfertigung. In der davor liegenden Grenzstation werden die Fahrzeuge unter und über 3,5 Tonnen voneinander getrennt. So muss ich mit den LKW durch die Hot-Spot-Kontrollanlage fahren. Und dann circa ein halbe Stunde auf die Weiterfahrt warten.
Hinter Villach im Tal der Drau läuft’s gut. Die Bergspitzen im Schnee. Je weiter ich mit dem Fluss Höhenmeter gewinne desto näher kommt die Schneegrenze.
Am Katschberg und Tauern kann ich die Skisportler die schneebedeckten Hänge runterrutschen sehen. Hier reicht die weiße Pracht bis auf die Standspur.
An der österreichisch bayrischen (ich muss es so nennen) Grenze verfranze ich mich in den vielen Spuren und lande mal wieder in der LKW-Zollabfertigung. Die jungen Grenzer werden sehr spät auf mich aufmerksam. Aber es reicht ihnen mich raus zu winken. Sicherlich ist bei ihnen auch ein gerüttet Maß an „privater“ Neugier der Auslöser. Aber der eine von ihnen, der ständig mit seinem automatischen Gewehr vor dem Bauch hinter uns herlief, musste sich von mir dann doch die Frage gefallen lassen, ob er seinen Schießprügel wirklich gesichert hat und ob er auch weiß, dass er den Lauf Richtung Fußboden zu halten hat. Die Frage nach meinem Reiseweg und -ziel konfrontierte mich nun zum zweiten Mal mit dem Thema Drogen und Corona. Das Thema Drogen habe ich ganz schnell erledigt. Ich verweise darauf, dass die montenegrinischen Kollegen schon ihren Drogenhund erfolglos durch mein Auto gejagt haben. Und das Thema Corona haben wir damit beendet, dass die vier Grenzer erheblich mehr geschnieft und genießt haben wie ich. Dann haben sie noch ganz höflich gefragt, ob sie auch ohne Durchsuchung mal in mein rollendes Heim reinschauen dürfen. Natürlich. Aber das Gewehr bleibt draußen.
So habe ich den erst einmal letzten Grenzübertritt auf meiner diesjährigen Wintertour hinter mich gebracht. Nur der vollständigen Statistik zuliebe: Auch auf dieser Tour habe ich mit Ausnahme der albanisch/montenegrinischen Grenze nie länger als 15 Minuten in der Abfertigung gestanden.
Heute fahre ich noch bis Hipoltstein. Kurz vor Nürnberg am Main-Donau-Kanal. Auch bekannt als der Franz-Joseph-Strauß-Kanal. Auch für diesem Stellplatz gilt, Park4Night-Plätze sind im Winter auch für Leute wie mich absolut akzeptabel.
Alleine am Kanal, die Schiffe fahren vorbei. Das ganze strahlt eine Ruhe aus. Wunderbar. Und der Radweg entlang des Wasserweges lädt zum Radeln ein.
2020-03-04 – Endlich zu Hause
Heute Morgen ist es echt kalt draußen. Es hat gefroren. Aber ich habe ja noch zwei volle Gasflaschen. Heute Nacht musste ich echt noch mal raus und von einer leeren auf eine volle umschalten. Aber wie gesagt, zwei sind noch voll. Und nur noch ein Tag bis zu Hause. So kann ich heizen ohne Ende.
Nun folgt deutsche Autobahn über Nürnberg, Leipzig, Halle, Magdeburg, Braunschweig und Hannover bis zu Heidi. Die Strecke ist langweilig. Dafür das Ziel umso interessanter. Endlich zu Hause! Noch nie ist mir so klar gewesen, wo mein zu Hause ist. Ich liebe das (auch Langzeit-) Reisen. Aber die Reihenfolge ist: 1) der wichtigste Mensch im Leben 2) das zu Hause 3) der Luxus Reisen.
2020-03-14 – Aktueller Nachtrag
Ich kann diese Wintertour nun bewerten wie ich will. Sicher ist: Es ist die Tour, die in sehr schlechter Erinnerung bleiben wird. Wer diesen Reisebericht aufmerksam gelesen hat, weiß warum. Heute schält sich als einer der wenigen positiven Punkte heraus, dass ich die Tour vorzeitig abgebrochen habe und damit zum einen wieder bei Heidi bin und wirklich auf den letzten Drücker vor den Corona-Einschränkungen mein zu Hause erreicht habe. Das hätte mir noch gefehlt, irgendwo festzusitzen!
Ich hoffe, dass Max und Sylvia, Socke und Familie, die Widdel-Familie, Su und andere liebe Menschen, die ich getroffen und mit denen ich schöne Tage verbracht habe, auch heil nach Hause kommen. Wo auch immer das ist!
Das Loch in Big Blue ist schon wieder zu.
So, das soll es für meine Wintertour 2019/2020 sein. Vielleicht noch die Info. Das Steinwaldtreffen, auf dem ich eigentlich bei meiner Rückfahrt vorbeischauen wollte, ist abgesagt. Eine sehr eigenverantwortliche und sehr gute Entscheidung von Torsten.
Hallo Heidi und Stephan.
Kreta hat uns immer noch und der Virus lässt die Griechen nicht panisch werden. Alle Tavernen und Bars sind zu aber es wird halt ans auto geliefert. Wir hoffen, dass bis 18.5. die Grenzen wieder offen sind, da Sylvia einen Flug nach D hat und ich nach AL will. Lasst es euch gut gehen.
Liebe grüsse Sylvia und Max
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Tja Max und Sylvia.
Dann habt ihr ja echt Glück bislang. Wollen wir hoffen, dass das Glück anhält.
Liebe Grüße auch von Heidi.
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Rechtschreibung wird völlig überbewertet. Wo soll denn die Phanasie bleiben.
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Hallo Max.
Wie sieht es denn bei euch jetzt aus. Machen wir den Peloponnes? Müsste ich mal langsam wissen. Denn ich will ja nicht so runter jagen müssen.
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Lieber Stefan, liebe Lara! Toll, daß Ihr diese Wintertour unternommen habt! Schade für die Kofferschramme…Hoffe den Tape hält was er verspricht…Gute Weiterfahrt! Und…nachträglich alles gute zum Geburtstag ( Bist fast ziemlich genau 19 1/2 Jahre jünger als ich. ( das hatte ich bis jetzt nie zusammen gerechnet,…irgendwie..) Na ja: Schöne Reise, und viele schöne Überraschungstreffen mit netten Menschen!!
Liebe Grüße aus Halle(Saale)
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Hallo Bernard!
Schön mal wieder von dr zu lesen. Es klappt ja immer nicht, uns mal zu treffen. Letztens habe ich ja mal bei Halle auf einem Landvergügen Streußenhof übrnachtet. Aber da wart ihr gerade mal wieder Wandern. Na, Vielleicht dieses Mal, wenn ich kurz vor Ostern wieder Richtung Heimat unterwegs bin.
Aber ich muss dir sagen, „Kofferschramme“ ist ja leicht untertrieben. Das Loch geht an einer Stelle durch. Ist dann schon eine etwas größere Reparatur.
Grüß deine Frau und Kind(er?) von mir
Bis demnächst mal.
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