
Tja, heute Morgen haben den zweiten Knollen am Scheibenwischer. Der – ich kann es nicht anders sagen – Wichser von Kontrolletti hat nicht geklopft oder sich irgendwie anders bemerkbar gemacht. Er hat einfach den zweiten Knollen zu dem ersten dazu gesteckt. Was soll man dazu sagen? Unser Entschluss steht damit fest. Nichts wie raus aus Bosnien Herzegowina. Und wenn es geht nie wieder rein. Dann sollen sie mit ihren Pauschal-Schnäppchen Touristen glücklich werden. Und sollen sie doch mal versuchen, diesen privaten Anspruch bei uns zuhause geltend zu machen. Auf die Auseinandersetzung freue ich mich schon. Und sobald ich ausreichend Internetkapazitäten zur Verfügung habe, werde ich diese Erfahrung im Netz verbreiten. Rache ist Blutwurst!
Aber nun zu den schönen Dingen des Lebens. Nach kurzer Strecke sind wir wieder in Kroatien, dieser Enklave, die sich noch zwischen Bosnien Herzegowina und Montenegro befindet. Kommentar wie auf der vorherigen Strecke durch Kroatien: Heidi genießt die Panoramen und mich nervt der Massentourismus mit allen seinen Nebenwirkungen. Aber unter dem Strich, doch sehr schön hier.
Wir umfahren Dubrovnik. Nur an der Brücke über die Bucht halten wir kurz für ein Foto und den Kauf einer Postkarte für unseren Nachbarn Peter. Das Foto machen wir, das mit der Postkarte.
Wir erreichen die Grenze nach Montenegro. Im Rahmen meiner Recherchen zur Vorbereitung dieser Reise habe ich ermittelt, dass wir hier für die Maut richtig abdrücken müssen: Die Ökomaut soll seit Januar 2016 wieder gelten.
Aber es kommt ganz anders. Wir passieren hier wieder mal eine Grenze zwischen EU und Nicht-EU Land. Also wieder Grenzer, die an Coolness nicht zu übertreffen sind. Warten, fünf Meter vorrücken, warten und so weiter. Wie früher im Transit nach Berlin. Dann die Überraschung, Montenegro ist hier Maut frei. Dann wollen wir Geld tauschen in der Wechselstube. Wir warten. Ich mache Fotos von der Grenze und warte auf meine Verhaftung wegen Fotografierens militärischer Wichtigkeiten und Geheimnisse. Dann spricht uns ein ebenfalls wartender Trucker an und weißt uns darauf hin, das Montenegro mit Euro bezahlt. Au, war das peinlich. Aber hat natürlich auch seine Vorteile.
Was in diesem EU-Land sofort auffällt ist, dass die Straßenbaubehörden entweder es verpasst haben die reichlich vorhandene EU-Kohle für den Straßenbau zu beantragen und auch in diesen zu investieren oder aber die beantragten Gelder sind woanders versickert. Bislang die schlechtesten Straßen auf unserer Tour.
Aber die Landschaft ist mindestens genauso toll wie in Kroatien. Und nicht ganz so verbaut.
Heidi möchte um die Bucht von Kotor herum fahren. Diese soll ja wirklich besonders schön sein. Wir nehmen den Anlauf dazu und schaffen es nicht auf die Fähre zu fahren. Denn sonst ist Fähre fahren auch eine Sucht von Heidi. Und auch von mir. So fahren wir jetzt links um die Bucht von Kotor herum. Da wir keine Informationen über Übernachtungsmöglichkeiten haben, und ich unbedingt vor Albanien noch einmal auf einen Campingplatz mit WiFi möchte, fahren wir auf den zweiten drauf, an dem wir vorbei kommen. Wir sind der Auffassung, dass es sich hierbei um den Platz handelt, der seit einiger Zeit hier als vom ADAC empfohlener Platz ausgeschildert ist. Das ist ein Fehler und wir hängen auch gleich in einem tiefhängenden Stromkabel fest. Die Platzgäste strömen herbei mit ihren Handys und filmen unseren Auftritt. Also, nichts wie weg hier. Wenige Meter weiter finden wir dann den gesuchten Platz Naluka. Wir stehen im Eingangsbereich und observieren die Lage. Da kommt ein sehr bemühter Platzwart auf uns zu und bietet und sofort den einzigen Platz an, auf den wir mit Big Blue passen. Und dann kommen sofort die Erklärungen zum Platz: Sanitäranlagen, wo mit dem Hund Gassi gehen, Einkaufsmöglichkeiten, wie zum Strand, wo das nächste gute Restaurant zum „Preis normal“. So haben wir den besten Platz mit eigener Terrasse.

Strom anschließen, den Kühlschrank umstellen auf Normalstrom, und dann erst einmal zum Strand, circa 80 Meter, und eine kalte, frisch gepresste Zitronenlimonade trinken. Dann das Restaurant suchen und in den Minimarkt reinschauen. Letzterer ist ein Erlebnis. Der Kwikimarkt aus den Simpsons ist ein Dreck dagegen. Hier besorgen wir uns die vergessenen Müslizutaten, die uns schon ausgegangen sind.
Dann zurück zu Platz. Auf der einen Seite des Platzes fließt ein Süßwasserbach vorbei in die Bucht. Dieses Wasser ist beunruhigend kalt – circa 12°C. Aber das erfrischt total. Schnell rein, abtauchen und bevor die Füße am Boden anfrieren schnell wieder raus. Der Rhythmus der Wiederholung liegt ungefähr bei 15 Minuten. Das gefällt auch Lara.
Danach nutzen wir den Internetzugang. Ich für die Weiterführung unseres Blogs, Heidi zum Checken unserer E-Mails und eingegangen Buchungen für unsere Ferienwohnung, Schäferwagen und Wohnmobilstellplatz. Allerdings füllt sich der Platz immer mehr. Und scheinbar sind die dann alle im Netz unterwegs. Die Übertragungsgeschwindigkeit geht in die Knie und ein sinnvolles Arbeiten wird zur Farce. Ich schreibe daher den Text einfach erst einmal auf Word vor und bringe die Bilder in richtige Format.
Heute reichen mir nicht die zwei Bier. Also noch einmal zum Minimarkt und noch eine Flasche Niksicko Pivo geholt. Die Verkäuferin bittet mich darum die Flasche zurück zu bringen. Ich verspreche: Morgen. So brauche ich keinen Pfand zu bezahlen. Super. Was?
Heidi liegt seit 22.00 Uhr im Bett. Ich bemerke zum ersten Mal auf dieser Tour kläffende Hunde in der Umgebung. Diese Geräuschkulisse war mir früher so vertraut in den südlichen Ländern. Aber dieses Jahr ist uns schon mehrfach aufgefallen: Es gibt keine Tiere mehr in diesen Regionen: Keine sichtbare Nutztierhaltung, keine „streunenden“ Hunde und Katzen. Eigentlich gar nichts mehr. Das ist eigentlich schade. Aber hier scheint es ja wieder los zu gehen.