2016-07-30 – Nach Shkodra

Heute sind wir recht früh in die Gänge gekommen. Ich habe noch vor dem Frühstück den Wassereinfüllstutzen endrepariert. Dann Frühstück, Schwimmen gehen, Duschen, alles verladen, uns vom Platzbetreuer verabschieden und dann los. Es ist doch schon wieder 11:00 Uhr!

Irgendwann, recht früh – noch vor der Fähre in Kamenari –  zeigt sich, dass es ein grundlegender Fehler war, heute am Samstag zu fahren.

Die Straßen sind knüppeldicke voll. Vor jedem Ort stehen wir uns die Füße in den Bauch.

Und es wird immer wärmer. Und die Küste von Budva und Bar ist extrem zugebaut. Die Strände von oben nur als ein Meer von in Reih und Glied stehenden Sonnenschirmen zu erkennen.

Wir wollen ja nicht über Podgorica fahren. Das ist zwar die Hauptroute nach Albanien. Aber Hauptrouten sind langweilig.

Die Route südlich um den See Skadarsko Jezero ist auf unseren Plänen auch als E 851 ausgewiesen. Allerdings muss man dazu dann auch konsequent über Ulcinj fahren. Da diese Strecke, wie schon oben angeführt heute sehr voll war und die Strände auch nicht das sind, wovon wir träumen, haben wir den ersten Wegweiser nach Sukobin zum Anlass genommen, die Hauptstraße zu verlassen. Ganz schnell machten sich Zweifel breit, dass das eine gute Idee war. Ein etwas besser Weg, wie wir es gewohnt waren, wenn man von der Straße an den Strand abbiegt. Oder zu einer Sehenswürdigkeit. Aber die kleinen Bergdörfer und das Bergpanorama überzeugen, einfach weiter zu fahren. An Stellen, wo die Straße mal ein bisschen breiter ist, lasse ich PKW’s, die hinter mir festhängen, vorbei. Fast alles Italiener und ein paar ganz wenige Albaner. Also, so falsch können wir hier nicht sein.

Auf dieser Strecke sehen wir dann auch die ersten Moscheen, Minaretette und Friedhöfe. Letzte in großer Menge. Und mal wieder kleinstteilige Landwirtschaft und Tiere – Kühe, Schafe und Ziegen – stehen draußen. Teilsweise angetüddert. Oder Schafe am Straßenrand an einer Brücke um an das Wasser darunter anzukommen.

Irgendwann kommen wir dann auch an der Grenzstation Sukobin an. Ein recht langer Stau vor uns, und hier dann auch die ersten Gypsi-Kinder, die am Auto betteln: Geld und Zigaretten. Und wenn du nicht drauf eingehst, dann turnen sie an der Fahrerkabine hoch beziehungsweise springen hoch und versuchen sich am Rückspiegelgestänge festzuhalten. Das alles ist mir nicht neu. Jahrelange Erfahrungen in Afrika, Türkei und anderen arabischen Ländern haben mir Verhaltensregeln vermittelt.

Irgendwann bin ich einfach etwas lauter geworden, habe den intensiven Augenkontakt aufgenommen und habe grimmig geguckt. Sofort war die Attacke beendet und wir wurden in Ruhe gelassen.

Die Grenzabfertigung war erstaunlich einfach. Bevor ich irgendwelche Dokumente zum intensiven Studium herausreichen konnte, wurde ich nur gefragt, ob ich Deutscher bin. Die Antwort „Ja“ führte dazu, mit einer lässigen Handbewegung zur Weiterfahrt aufgefordert zu werden. Da hatte ich mir schon ein etwas prägenderes Ereignis vorgestellt.

Nun ja. Im Nachhinein fällt mir allerdings auf, wo ist dieser komische Zettel, auf dem unser Einreisedatum vermerkt ist, mit dem dann bei der Ausreise angeblich die Maut abgerechnet wird? Aber gerade mit der Maut haben wir ja im Verhältnis zu dem, was ich vorher im Internet recherchiert hatte, viele Überraschungen erlebt: Eigentlich mussten wir nirgends nix bezahlen. Mal sehen, wie es hier dann in sechs Wochen läuft.

Von der Grenze bis Shkodra fährt ein Pannenautotransporter vor uns her. So irgendwas zwischen 30 km/h und 40 km/h. Es ist ein entspanntes Hinterher rollen. Und die ganze PKW-Fahrer hinter uns üben sich in halsbrecherischen Überhohlmanövern.

In Shkodra angekommen, erfahren wir erst einmal, dass unsere EC-Karte nicht so richtig von den Bankautomaten akzeptiert werden. Es ist Samstag. Die Banken selbst haben zu. An einer Bank warte ich an einer Bushaltestelle auf Heidi, die dann auch unverrichteter Dinge zurück kommt. Ich setze den Blinker links und fahre los. Und fast gleich einen Polizisten um. Der hatte sich in seiner prachtvollen Uniform mit Kelle auf der linken Seite angeschlichen und machte mir klar, dass das Überfahren von Polizisten und das Halten auf Bushaltestellen verboten ist. Aber er ist gnädig und zeigt sich dankbar, dass ich ihn nicht überfahren habe, und lässt uns fahren.

Auf der Straße nach Podgorica finden wir dann auch den Campingplatz Lake Shkodra Resort, den ich recherchiert hatte.

Wir werden von einem jung dynamischen, voll durch professionalisierten Team empfangen. Das haben wir nicht erwartet. Aber der Platz ist wirklich gut bis sehr gut vom Angebot her. Nachdem wir unsere Ausweise vorgezeigt haben (hier ist da obligatorisch, an der Grenze nicht so ganz) dürfen wir unseren Stellplatz selber aussuchen. Und auch endlich mal unser Brauchwasser ablassen.

Danach gehen wir erst einmal zum Wasser runter. Ein langer Steg geht in den See hinein. So braucht man im flachen Wasser sich nicht über den steinigen Boden quälen. Lara sitzt auf dem Kopfende des Landungssteges. Circa einem Meter über der Wasseroberfläche. Und tatsächlich, ein ausgeprägtes und motivierendes Locken bring Lara dazu, das erste Mal in ihrem Leben von so hoch ins Wasser zu springen. Toll. Dann aber sofort zurück zur Treppe schwimmen und wieder raus. Und die vielen streichelnden Hände der anderen Badegäste ausgiebig genießen.

Auf dem Rückweg über das an Strand liegende Restaurant klöne ich mich mit einem deutschen Rentnerehepaar etwas fest. Heidi macht Druck. Sie will unsere Sitzmöbel aus Big Blue raus haben um es sich gemütlich zu machen. Als ich mich von den Leuten losreißen kann, komme ich dann schon zu spät. Heidi hat den ganzen Kram schon selbst raus geräumt. Mist!

Heidi schreibt ein paar E-Mails an unsere Freunde. Das hat sich so entwickelt auf unserer Tour. Heidi kontaktet unsere FreudeInnen. Ich kümmere mich um die eingehenden Buchungen für Ferienwohnung, Schäferwagen und Wohnmobil Stellplatz. Und darüber hinaus schreibe ich unseren Reisebericht.

Irgendwann so gegen 20:00 Uhr essen wir etwas: Salat, Brot vom Bäcker auf dem Autocamp Naluka von heute morgen, ein Creme Fresh, den ich vor unserem Big Blue auf eben diesem Autocamp gefunden habe (MHD irgendwann Ende 2016-09), eine Dauerwurst und ein Käse.

Danach schreibe ich meinen Bericht fertig. Heidi liest unseren Reisebericht auf ihre Schleppi.

Dann überkommt es uns doch noch. Ein weiteres Bier unten im Restaurant. Und eine Schale Oliven.

Heidi geht dann irgendwann gegen 22:30 Uhr ins Bett. Ich spreche eine Gruppe Leute an, die sich intensiv über eine Planung von Zielen in diesem Land unterhalten haben um eventuell Tipps zu erhalten. Aber die einen gehen morgen auf eine drei Tages Wandertour und brechen so früh auf, dass wir uns morgen nicht mehr zusammen setzen können. Und die anderen Beiden wissen noch nicht so ganz, wo es für sie lang geht. Aber die eine Frau kennt Prima Klima Reisen aus Berlin. Ein ehemals mit uns befreundetes Buskollektiv.

Dann schreibe ich meinen Bericht von heute fertig. Es ist wunderschön dunkel hier. Sterne, Frösche quaken, Grillen zirpen. Ansonsten keinen Straßenlärm und auf dem Platz ist es auch ruhig. Aber Mücken hats hier. Es ist halt ein Süßwassersee.

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