Zum Frühstück laufen unsere Platznachbarn Olli, Sonja und Ronja bei uns auf und fragen, ob wir mit ihnen nach Berat fahren möchten. Die haben einen Pickup, den sie unter ihrem Wohnaufbau rausgezogen haben und daher jetzt sehr flexibel sind, was Rundtouren betrifft. Da nehmen wir natürlich sofort dankend an. Wir haben uns ja schon den ganzen Morgen darüber Gedanken gemacht, wie wir in die Stadt kommen. Mit dem Furgon (die kleine Busse die hier zwar ohne Fahrplan aber ständig fahren und dort Fahrgäste zuladen oder aussteigen lassen, wo diese es möchten) oder per Fahrrad.
So fahren wir noch mit Lara mit dem Fahrrad zum Kacken und kurzem Wasser (Lorken) Bad.
Dann ab nach Berat.
Unsere Chauffeure haben einen lockeren Plan davon, was sie sich anschauen wollen. Es ist an den Sehenwürdigkeiten entlang orientiert. Burg, Altstadt in der Burg und so weiter. Ich möchte eigentlich nur in die Brücken und die alten Wohnquartiere Gorica auf der linken Seite des Osum und Mangalem (Siedlung der 1000 Fenster) auf der anderen Seite des Flusses. Daher verabreden wir uns für 15:00 Uhr auf dem Parkplatz, wo wir uns eine Lücke erkämpft haben.
Heidi und ich gehen über die Prachtpromenade zur Hängebrücke.
Und dann auf schmalen Pfaden im christlichen Teil Berats aufwärts. Es gibt hier ein staatlich gefördertes Sanierungsprogramm, mit dessen Geld die Besitzer ihre sanieren und insofern umbauen können, dass sie ein oder zwei Räume zu Ferienwohnungen umbauen können. Von diesem Programm ist wohl ausgiebig Gebrauch gemacht worden. So hat sich das Bild dieser Gebäude sehr zum Vorteil entwickelt und es ist eine kleine Logistik für Reisende aufgebaut worden: Kleine Bars mit Weingärten auf Terrassen, Tramperhotels und vieles mehr. Wunderschön angelegt mit einem sensationellen Blick über den Fluss auf die molemische Seite Berats.

Auch auf die Kirche in der Felswand gegenüber.
Wir verlassen diesen Stadteil am anderen Ende und setzen uns vor eine kleine Bar gegenüber einer Getreidemühle und dem Busbahnhof und betrachten das Treiben. So etwas kan man nur beobachten und genießen. Beschreiben ist sehr schwer. Vielleicht helfen einige Bilder weiter. Aber ich komme nicht drum herum, den Linienbus zu erwähnen, den ich schon vor 40 Jahren in Griechenland getroffen habe, und da war er schon mindestens 30 Jahre alt. Jetzt hat ihn der Grieche wohl einem Albaner verkauft, und der fährt damit immer noch Linie.
Danach gehen wir über die osmanische Steinbogenbrücke aus dem Jahr 1780 in den moslemischen Teil der Stadt.

Beim Blick auf einen Wehrturm der Festug auf dem Berg können wir erkennen, dass es auch hier immer noch Freunde von Enver Hoxha gibt.
Auch hier gehen wir aufwärts in das Wohnquartier, den Stadteil der 1000 Fenster. Auch wenn hier ein anderer Gott herrscht, in den Gassen merkt man diesen Unterschied nicht wirklich. Um 12:00 Uhr ruft der Muezzin seine Gläubigen zum Gebet. Da kann man einen Unterschied drin vermuten.
Es ist heiß wie Hölle. So setzen wir uns auf der Promenade in ein Restaurant und bestellen was zu trinken und zwei Pizzen. Keine italienischen, albanische. Die waren wirklich sehr gut. Fester Boden und ausgewählter und wohlschmeckender Belag.
Die Suche nach Briefmarken ist dann erfolgreich, nur die dazugehörigen Postkarten sind nicht aufzutreiben.
Dann treffen wir uns mit Olli und Familie. Denen ist genauso heiß wie uns und wir fahren zurück zum Campingplatz.

Lara aus Big Blue lassen und mit ihr erst einmal mit dem Rad wieder zu ihrer Badstelle fahren. Danach geht Heidi ins 100 Meter entfernte Schwimmbad. Ich traue mich wegen meiner Hacke immer noch nicht. So fange ich an, meinen Reisebericht weiter zu schreiben. Vorher unterhalte ich mich aber mit den Neuankömmlingen.
Neben uns steht ein französischen Ehepaar mit Kindern, die hier ihrer Weltreise beginnen.
Und ich erkenne, es gibt viele Leute, die im Urlaub mit ihren Schleppies am Arbeiten sind um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Scheinbar schlägt das Wetter um. Prachtvolle Wolkenkonstellationen am Abend.