Kulturelle Landpartie 2018

2018-05-10 – Himmelfahrt

Es ist alles geklärt. Alessia und ihr Freund werden am späten Vormittag kommen, um bis Sonntag unseren Hof zu hüten. Wir fahren aber schon vorher los. Wird dieser „fliegende“ Wechsel klappen?

Er klappt. Wir sind noch nicht an unserem Tagesziel – die Wendlandbrauerei in Kussebode – da klingelt das Handy und die Beiden sagen Bescheid, dass sie auf unserem Hof angekommen sind in sich jetzt einrichten. Unseren „Arbeitszettel“ haben sie auch schon gefunden.

So können wir entspannt in Kussebode einfallen. Der letzte Kilometer ist die Straße schon zugeparkt. Aber wir wissen vom letzten Jahr, dass die Brauerei direkt am Platz zwei mindestens zwei Wiesen als Parkplätze eingerichtet hat. Und die Erfahrung sagt, dass dort immer was frei ist. Denn die Meisten parken schon auf der Anfahrt im Straßengraben, da sie davon ausgehen, dass, je dichter sie an den Ort des Geschehens kommen, die freien Parkplätze überfüllter sein werden.

Auf der ersten Wiese stehen wieder die üblichen Verdächtigen: Handelsübliche Wohnmobile (weiße Ware) und auch eine ganze Menge Selbstbaureisemobile. Beide Gruppen haben eines gemeinsam: Das Kuschelcampen. Nicht unser Ding. Wir entscheiden uns für den Waldrand auf der zweiten Wiese. Und um es vorweg zu nehmen: Dort werden wir eine ruhige Nacht verbringen.

Dann kommen die Enttäuschungen. Kein Internet, um uns die Veranstaltungsangebote auf der diesjährigen KLP anzusehen und uns ein Programm zusammen zu basteln. Liebe Frau Bundesdigitalministerin: Wir teilen ihnen hiermit für ihre aktuelle Erhebung ein Funkloch im drahtlosen Telefonnetz und Internet mit – Es nennt sich WENDLAND!

Die zweite Enttäuschung ist, auf dem Gelände der Brauerei gibt es zwar leckerstes Bier, aber keinen (analogen) Veranstaltungskalender mehr. So müssen wir aus dem hohlen Bauch planen. Erst einmal ein Bier und einen Wildbraten mit Salzkartoffeln und Sauerkraut mit Mohrrübensalat. Das niedergehende Gewitter warten wir unter einer der vielen abgespannten Zeltdächer ab. Ein bisschen kommt die Sorge auf, dass unser Big Blue auf der Wiese versinkt oder sich zumindest morgen weigern wird, diese ohne Probleme zu verlassen. Auch hier nehmen wir mal vorweg: Er hat auch damit keine Probleme. Wie ich schon immer sage. Allrad wird total überschätzt.

Unsere Nachbarn stellen uns ihren Veranstaltungskalender zur Verfügung. So können wir das, was wir bis zum Sonntag sowieso vorhaben, noch etwas mehr mit Hintergrundwissen vertiefen.

2018-05-11 – Gedelitz, Gasthaus Wiese

Wunderbar geschlafen. Frühstück in der Sonne. Spaziergang mit Lara und ihrer Tochter Linda (unsere Hunde) durch den Wald. Dann packen wir zusammen und begeben uns auf den Weg Richtung Gedelitz. Ganz gewollt über kleine und kleinste Straßen erst einmal nach Lüchow. Noch mein vergessenes Leinöl für die Beherrschung meiner Schlaganfallgefahr einkaufen. Dann noch zu Obi, neue Scheibenwischerblätter kaufen. Die alten lösen sich gerade auf. Und ich muss feststellen, auch so ein vormals einfacher Einkauf erweist sich heute als nicht mehr so leicht. Es gibt jetzt vorgepackte Paare an Scheibenwischern, bei denen zwei verschiedengroße zusammen gepackt sind. Böse Falle für jemanden wie uns, die noch so ein altes Auto fahren, welches einfach zwei gleichgroße hat. Aber auch das bekommen wir geregelt und kommen nach anschließender längerer Fahrt durch wunderschöne Baumalleen in Gedelitz an. Wir können uns sogar auf den gleichen (den besten Platz am Platze) Platz vom Vorjahr stellen.

Katharina Hahn, eine Schmiedin, die kennen zu lernen ich schon letzte Jahr das Glück hatte ist auch wieder da. Und mit ihr ihre wunderschönen Exponate. Dieses Mal konzentriere ich mich auf die Kleinskulpturen im Ausstellungsraum. Atemberaubend. Alleine schon die Ausdruckskraft der kleinen geschmiedeten Figuren lässt mich und auch Heidi staunen. In Verbindung mit Holzstrukturen ergeben sich Erlebnisse, wo ich eigentlich nur noch stumm bewundernd davor stehen kann. Wie schon im letzten Jahr: Einer der Höhepunkte meiner KLP Tour.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Spaziergängen mit unserer beiden Hunden in Wald und Flur. Und dem einen oder anderen Wendländer Bier im Garten des Gasthauses Wiese, deren Betreiber unsere bemühten Gastgeber sind.

Dieses Jahr treffen hier auf dem Platz nicht nur die KLP Besucher. Es ist für eine „Rheinländische Widerstandgruppe“ ein Zeltlager aufgebaut. Die wollen die KLP nutzen, eines ihrer Jahrestreffen hier abzuhalten.

Als Betthupferl ziehen wir uns noch einen Musikus rein, der Reinhard May und Degenhard covert. Gut gemacht, aber für Heidi zu „bewegend“. Die Leichtigkeit des Tages ist für sie ein bisschen dahin.

2018-05-12 – Klein Witzeetze

Rosenhofsalat
Rosenhofsalat

Heidi hat sich für heute echt ein enges Programm gesteckt. Sie möchte die beiden Mädchen sehen, die wir letztes Jahr schon in Gedelitz bestaunt haben: Tuchakrobatik. Dieses Jahr in Küsten. Und sie möchte den total leckeren Wildblumensalat auf dem Rosenhof in Göttien haben.

Erstaunlicherweise klappt das alles total gut. Nach dem Salat noch schön im Wald spazieren gehen und dann nach Küsten. Wir sind natürlich viel zu früh dran. So können wir uns noch die anderen Dinge hier ansehen. Wunderschöne Schals und Halstücher. Aber für meine Zwecke die absolut falsche Preisklasse. Seide halt.

Dann um 16:00 Uhr die Mädchen am Tuch. Wieder ein Erlebnis. Die beiden haben eine neue Chorographie. Mir persönlich ein bisschen zu leichtsinnig, das Ganze ohne Sicherheit (-snetz) zu machen. Aber das ist nicht meine Verantwortung.

Dann nach Klein Witzeetze. Der dortige Stellplatz ist wieder eine Wiese. Zwar eine andere als die des letzten Jahres, aber Mücken gibt es hier genauso viele.

Zu Fuß gehen wir zu Gerhard nach Sallahn. Hier möchten wir Horst und Evelyn treffen. Nicht zuletzt deswegen, weil Heidi die morgige Heimfahrt mit den beiden besprechen möchte. Wir treffen aber nur Swantje und Norman an. Und wer Horstens Familie kennt, der weiß, dass man nie einen fragen darf, was ein anderer geplant hat. So muss Heidis Rückreiseplanung noch bis morgen früh warten.

So haben wir aber Zeit, uns den Wunde(r)punkt Klein Witzeetze in Ruhe anzuschauen. Die Leute hier haben sicherlich einen der politisch interessantesten Plätze aufgebaut. Neben einer sehr informativ aufgestellten Information über die Entwicklung des Widerstandes im Wendland ist dieses Jahr auf wieder Sea Watch vor Ort und informiert über ihre Arbeit auf dem Mittelmeer. Immer wieder bedrückend, was dort abgeht und wie gleichgültig sich die EU gegenüber dem Massensterben dort auf See verhält. Und auch unsere eigene Regierung.

Dann läuft uns auch noch Mareike, unsere Freundin aus Braunschweig über den Weg. Sie hat fast ihre ganze Familie im Schlepptau. Und sich die Haare rot gefärbt. So ist der Wiedererkennungswert etwas retardiert.

Da in Gerhards Wunde(r)punkt in Sallahn schon am frühen Nachmittag der Flammkuchen ausverkauft war, kochen wir heute Abend mal selbst.

Dann läuft noch Barbara, unsere Autorin der vierjährigen ZDF-Serie „Die Büffelranch“, auf. Sie hat eine Freundin dabei und führen uns ihre gerade in Mützingen gekauften Schlüpfer vor. Noch etwas was Heidi dann morgen dort kaufen möchte.

Irgendwann treiben uns die Mücken ins Auto.

Heidi macht dann noch etwas Planung für mich für die nächsten Tage. Naja. Es kommt dann ja doch anders als man denkt.

2018-05-13 – Meuchefitz

Auf unserem Morgenspaziergang treffen wir Horst und Evelyn. Ihre Rückfahrt ist für 16:00 Uhr geplant. So haben wir noch Zeit, uns noch einmal in Klein Witzeetze und Sallahn umzusehen.

Anschließend fährt Heidi mit dem Fahrrad nach Mützingen. Nach Anpassungsproblemen mit meinem Fahrrad schafft sie es auch. Allerdings kommt sie nur mit griechischem Bergtee und einem Stück Seige zurück. Zu den Schlüpfern konnte sie sich dann doch nicht durchringen.

Pünktlich steht Heidis Rückfahrgelegenheit um 16:00 Uhr vor der Tür. Ein kurzer Abschied und ich bin mit Lara alleine. Den Welpen hat Heidi mitgenommen.

Auch ich breche auf. Nicht noch eine Nacht auf dieser Mückenweide. In Küsten möchte ich mir das Konzert von Klaus dem Geiger anschauen. Aber Klaus hat heute Abend keinen Bock. So gibt es Blues und Soul von McEbel. Hat auch Spaß gemacht. Und Klaus steht dann für mich Dienstagabend auf dem Programm.

2018-05-13; Meuchefitz 01

Schlafen werde ich heute in Meuchefitz. Das sind nur circa fünf Kilometer. Eine große Wiese. Einige Selbstbaumobile. Leute aus Bauwagensiedlungen.

Endlich mal eine Gesprächsplattform, wie ich sie liebe. Und um 23:00 Uhr noch eine Feuer Jonglage. Wie sehen die im Dunklen nur die Fackelgriffe? Denn ins Feuer wollen die ja auch nicht greifen.

Jetzt habe ich meine Bettschwere.

2018-05-14 – Güstritz

Bei einer Frau aus Braunschweig in ihrem Magirus Oldtimer einen total geilen Ofen entdeckt. Selbst geschweißt aus einer alten Gasflasche. Das hat Nachbaucharakter.

Der Wunde(r)punkt Meuchefitz hat heute zu. Noch das WLAN nutzen, endlich mal den Reisebegleiter der KLP durcharbeiten und mir ein Programm für die nächsten Tage erstellen.

Heiß ist es heute, und hier auf der Wiese kein Schatten. Und die Bäume am Rand beginnen in dem Wind umzufallen.

Also folge ich den anderen zu einem See bei Güstritz. Ich finde auch noch einen Platz am Wegesrand unter einer Eiche. Dann erst einmal mit Lara schwimmen gehen. Das genießen wir Beide erst einmal. Und dann in der Sonne trocknen.

Am Abend sitzen wir – vier vom Bauwagenplatz Braunschweig mit ihren beiden LKW, ein „Energiebällchen Produzent“ und fünf Hunde – zusammen, essen und trinken uns in den Feierabend.

Es wird spät.

2018-05-15 – Am Güstritzer See

Gegen 10:00 Uhr Frühstück. Unser Energiebällchen Produzent hat gestern wohl zu viele davon gegessen. Er strotzt vor Selbiger und war schon mit dem Fahrrad einkaufen.

Dann schön schwimmen und auf der Liegewiese ausspannen.

Am frühen Nachmittag mit dem Roller nach Wustrow, ein bisschen einkaufen.

Auf dem Rückweg setze ich mich noch ein bisschen zu unserem „Energiebällchen Produzenten“ ins Auto. Ein VW-LT mit Doppelkabine und einem nach oben komplett zu öffnenden Alkoven. So sitzen wir zu fünft und basteln Energiebällchen. Probieren verschiendenste Rezepte und verkosten diese auch gleich, um sie zu bewerten. Wenn ich das öfter machen müsste, dann adé schlanke Linie.

Um 17:30 Uhr fängt es pünktlich an zu regnen. Da ich auf keinen Fall mit Big Blue hier weg will um meinen idealen Stellplatz nicht zu verlieren, kann ich mir also das Konzert mit Klaus dem Geiger in Küsten abschminken. Mit Roller oder Rad wäre ich pitsch nass. Und das Konzert ist ja auch draußen. Und das mach keinen Spaß. Da muss ich mir Klaus wohl an den nächsten Tagen woanders anschauen.

2018-05-16 – Jabel – Satemin – Güstritz Kommune und Villa

Ich werde heute noch hier bleiben. Aber mal eine Rundtour mit Rad und Lara machen.

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In Jabel ist nichts los. Es ist vielleicht noch zu früh.

In Satemin entgegen erwartet mich schon eifrige Betriebsamkeit. Dieser Ort, ein Sammelpunkt von vielen kleinen (kunst-) handwerklichen Betrieben bereitet sich schon auf das Pfingstwochenende vor. Ich habe wunderschöne Holzarbeiten gefunden. Aber wohin damit in unserem kleinen Häuschen? So bleibt es beim Bewundern.

Das Kommuneprojekt in Güstritz stellt sich dar. In Wort, Bild und ihren selbstproduzierten Waren. Zurzeit Pflanzensetzlinge in Bioqualität. Aber da sind wir zu Hause ja auch schon mit durch. Unsere Pflanzen sind schon in der Erde.

Bei der Villa ist mir zu viel los. Da fahre ich lieber gleich weiter. Der See ruft zum Baden. Es ist ein bisschen frisch heute. Aber es geht.

Und endlich, heute Abend bin ich bei Klaus dem Geiger in Güstritz. Dieser Mann strahlt immer noch eine Lebensfreude und -lust aus. Einfach nur faszinierend. Und er schafft es immer wieder, diese Stimmung auf sein Publikum zu übertragen. Ein schöner Abend.

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Lagerfeuer am See mit unserem Energiebällchen Produzenten (er heißt übrigens Alex), Tim, Kai und einer Frau (den Namen habe ich schon wieder vergessen) schließt den Abend ab.

2018-05-17 – Breese im Bruche und Gedelitz

Heute habe ich mir ein strammes Programm vorgenommen: Frühstück, Baden, Scheißhaus entsorgen, Dominik und Christine – Die Lauscher – angucken und zum Abschluss nach Gedelitz auf der Schnibbelpartie Gemüse vorbereiten für die Küche auf der Veranstaltung an der WAA am Freitag.

Frühstück und schwimmen geht klar. Alex, unser Energiebällchen Designer hat mir noch ein paar der Leckereinen für Katharina vorbei gebracht.

In Lüchow beim Klärwerk meine Scheißhauskassette entleeren geht auch wieder problemlos. Kostet nix und man kann sie auch gleich noch ausspülen. Trinkwasser auffüllen eht angeblich hier auch, brauche ich aber nicht. Mein Tank ist noch fast voll.

Von hier aus fahre ich wieder über kleine Straßen über Weitsche Richtung Norden. Ein landschaftlich sehr schöne Strecke. Aber leider kein Rüberkommen Richtung Westen nach Breese im Bruche. Alle Zuwegungen sind auf 2,5 to oder 3,5 to begrenzt. Und zwar tatsächliches Gewicht und nicht höchstzulässiges Gewicht. Das ist mir dann für die kleinen Brücken etwas zu riskant. So muss ich bis Dannenberg hoch und dann auf der Bundestraße wieder zurück nach Süden.

Auf dem Parkplatz des Wunde(r)punktes treffe ich mal wieder Wolfgang. Er hat es sich unter der Markise seines Nachbarn gemütlich gemacht und genießt sein Wohlergehen.

Dominik mit seiner Waldzitter und Christine mit ihrer singenden Säge begeistern nicht nur mich, auch das restliche Publikum. Dominik versteht es exzellent zwischen den Musikstücken seine ZuhörerInnen für die Geschichte seiner Instrumente zu interessieren.

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Nun aber nach Gedelitz. Ich freue mich schon auf die Schnibbelpartie. Ich bin noch früh dran und es spielt gerade die Sambatruppe Takatimis. Ich werde meine Energiebällchen an Katharina los. Ich glaube sie freut sich darüber.

Irgendwie kühlt es ab. Das Wetter. Den ganzen Tag ist es recht heiß gewesen, und jetzt ist lange Hose und dickes Hemd und Jacke angesagt. Aber im Zelt ist es schnell kuschelig. Circa 250 kg Gemüse wollen geputzt, geschält und klein geschnitten werden. Für die Kartoffelsuppe morgen. In einem kleineren Topf gibt es die Suppe für uns zum Vorkosten. Irgendwie ist da neben Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln auch noch Spargel drin. Den habe ich nicht mitbekommen. Trotzdem total lecker.

Ein nahtloser Übergang zum Lagerfeuer lässt den Abend ausklingen. Müde – Schlafen.

2018-05-18 – Die große Partie

Es hat heute Nacht etwas geregnet. Jetzt nieselt es ein bisschen. Und kalt ist es geworden. Erst einmal im Auto bleiben und hier Frühstücken. Und mal sehen was da so kommt.

Nach zwei Spaziergängen mit Lara am Vormittag, suche ich erst einmal im unerschöpflichen Fundus von Big Blue nach einer langen Unterhose und dicken Wollsocken. Letzteres ist einfach. Lange Unterhosen von mir sind nicht im Sommerrepertoire unseres Autos. Aber ein Trainingshose von Heidi. Und ich passe sogar rein. Habe ich schon so viel abgenommen auf der diesjährigen KLP oder hat Heidi heimlich zugenommen? Na, das lasse ich jetzt mal so stehen.

Also mit Trainingshose drunter, zwei Sweatern, einer dicken langärmeligen Jacke und mit meiner geliebten Mütze geht’s dann mit dem Fahrrad zum Aktionsgelände an der WAA.

Ich bin noch zu früh, noch kein warmes Essen. Nicht einmal die Kartoffelsuppe, für die wir gestern Abend 250 kg Gemüse geputzt haben, ist noch weit vom Gar sein. Und ich bin echt durchgefroren.

Da helfen erst einmal nur die Energiebällchen von Alex. Er hat echt noch ein Plätzchen für seine rollende Energiestation bekommen.

Irgendwann ist dann auch die erste Pizza fertig. Und schau an, das Wetter wird besser: Der Nieselregen hört auf und es wird wärmer.

So langsam kommt auch Leben auf’s Gelände. Die ersten Straßenaktionen beginnen, auf den beiden Bühnen gibt es Musik und/oder politische Foren.

Auch neben den Bühnen treffen sich Leute, um Straßenaktionen zu präsentieren. Hier gefällt mir besonders die RAK – Rotzfreche Asphalt Kultur. Die Jugend, vor der uns unsere Eltern immer gewarnt haben. Aber super drauf, geiles Programm und viel Power für ihren Lebenstraum. Das erinnert mich an was. An was nur?

Klaus der Geiger drückt sich mit seinen beiden Mitspielern zwischen den Ständen durch und macht mal hier, mal dort die Gäste glücklich.

Von den politischen Informationen bin ich besonders von der Gruppe, die mit ihren französischen Freunden über Bar-Le-Duc berichten, beeindruckt. Sie werben hier für die Aktion am 2018-06-16 in Bure, wo von der französischen Regierung ein vergleichbares Projekt von WAA, Zwischen- und Endlager wie hier in Gorleben geplant ist. Vor kurzem ist hier von der Polizei unter brutalstem Einsatz auch ein Aktionscamp geräumt worden. Auch das erinnert mich an was. Also, wer Zeit hat, ist dort ein gerne gesehener Gast.

Um 17:00 Uhr geht’s mal wieder rund um die Anlage. Zweieinhalb Kilometer zu Fuß. Es ist wäremer geworden. Wir außerhalb vom Zaun, die Staatsmacht innerhalb. Man kann es auch so ausdrücken: Wir in der Freiheit, die im Knast.

Gegen 18:00 Uhr mal mit dem Rad zurück zum Gasthaus Gedelitz, wo ich mein Lager aufgeschlagen habe, mit Lara mal wieder eine Runde durch den Wald drehen und dann zurück zur WAA.

Mit Essen ist immer noch Essig. An den Ständen stehen so lange Schlangen, dass mir der Hunger vergeht. Also wieder ein paar Energiebällchen und dann ein ruhiges Plätzchen gesucht und das Ganze auf mich wirken lassen. Hier treffe ich endlich wieder auf den Teil der Jugend, von der ich dachte, die gibt es gar nicht mehr. Lebensfrohe und -bejahende junge Menschen, die Lebensvorstellungen haben, die nicht unikonformistisch daher kommen, gegen den Strom schwimmen und für den Freiraum für ihr Lebenskonzept bereit sind zu kämpfen. Das macht Hoffnung!

Gegen 23:00 Uhr schmore ich mir in Big Blue noch etwas Gemüse. Die einzige Chance, heute was Warmes zu essen zu bekommen, ohne sein halbes Leben in der Warteschlange zu verbringen. Trotzdem hätten mir die Kartoffelpuffer der VolXküche gefallen. Naja, vielleicht nächstes Jahr.

Ein Bierchen dazu und ab ins Bett. Der Platz hier ist brechend voll geworden. Und ein Haufen Kuschelcamper dabei.

2018-05-19 – Seedorf

Es nieselt wieder. Nicht so doll wie gestern und es ist nicht so kalt. Ich frühstücke draußen. Die ersten kommen aus ihren Zelten, die sie um Big Blue in der Nacht noch aufgebaut haben, gekrochen. Bei mir kommt etwas Panik auf, denn so wie das jetzt aussieht, komme ich hier nicht raus. Doch die Meisten wollen nach dem Frühstück auch los. Das lässt hoffen. Und tatsächlich, irgendwann ist es soweit, ich bin fertig mit Frühstück, Ab- und Waschen, Wasser auf die Toilette auffüllen, Standgebühr abdrücken und nicht zu vergessen, mein bemaltes T-Shirt abholen. Der Weg ist frei und ich komme raus.

Seedorf, nordöstlich von Dannenberg, nicht leicht zu finden, ist ein wirklich kleines Dörfchen. Aber mit See inklusive Badestelle. Ich werde hier übernachten.

Ich schaue mir heute noch einmal das diesmal komplette Programm des Chaos-Varieté an. Der Anfang 13:00 Uhr, verschiebt sich um längere Zeit. Dem Namen entsprechend. Dann wird aber Artistik, Jonglage und Feuerkunst vom feinsten geboten. In einer wunderbaren Aufbereitung, die kleine Kinder bis hin zum gestandenen Erwachsenen geleichermaßen begeistert.

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Anschließend sehe ich mir die Badestelle an. Keine 200 Meter entfernt. Ich könnte da sogar mit Big Blue übernachten. Aber da würde ich mir im Dorf bestimmt keine Freunde machen. So bleibe ich an der wirklich gut duftenden Silagemiete stehen. Hier habe ich meine Ruhe, Lara kann frei rumlaufen, und der der Bauer hat auch nichts dagegen. Ich frage ja lieber, als hinterher böses Blut geschaffen zu haben.

Der Auftritt der Wendland Hippies verzögert sich um zwei Stunden auf 20:00 Uhr. Naja, Hippies eben. So gehe ich mit Lara noch einmal intensiv Schwimmen. Ist das schön, hinterher in der Sonne (sie scheint und wärmt wieder) zu liegen und zu warten, das man trocken wird. Dabei unterhalte ich mich lange mit einer Potsdamerin, die hier im Seedorfer Projekt ihre Liebe gefunden hat.

Gegen 20:00 Uhr trolle ich mich dann zur Bühne. Schon bei den ersten Klängen ist mir klar, ich bin hier mit einer Erwartungshaltung hingegangen, die nicht erfüllt werden wird. Für mich beinhaltet die Bezeichnung „Hippie“ noch eine Art zu leben, bestimmte Lebenswertigkeiten und vieles mehr. Und hier steht der gehobene Mittelstand auf der Bühne, die in den Texten zwischen den Musikstücken die Welt zu erklären versuchen, die sie aus dem Blickwinkel von Landgängen bei Segelkreuzfahrten oder aus dem Fenster von Touristenbussen erlebt haben. Da bevorzuge ich doch andere Formen von Informationsgewinn.

Das Publikum jedoch war begeistert von der Aufführung: Musik aus der Zeit und den Ländern, als die MusikerInnen noch selbst (jugendlich?) unterwegs waren und heute mit einem verklärten Blick auf die „guten alten Zeiten“ sich zurück erinnern. Es sei ihnen wirklich gegönnt. Aber nicht mein Programm.

Dafür war die Bratwurst und Grillkäse nicht von schlechten Eltern. Auch das Bier echt lecker. So kein verlorener Abend.

Ich bleibe noch bis morgen früh – schon alleine wegen der Bademöglichkeit.

2018-05-20 – Klein Witzeetze

Nach Frühstück und meiner morgendlichen Schwimmrunde – ich war selbst um 9:00 Uhr hier nicht mehr alleine – geht’s wieder nach Klein Witzeetze. Auf die Mückenwiese. Echt voll hier. Tja, Pfingstwochenende. Mit der Ruhe der letzten Woche ist es endgültig vorbei. Und es macht sich bei mir auch schon etwas das Gefühl breit, mit der Rückfahrt begonnen zu haben.

In Sallahn bei Gerhards Wunde(r)punkt vorbeigucken. Beim Flammkuchen steht keiner an. Also schnell einen bestellt und dann kurz zu Evelyn und Horst gesetzt. Die haben die vermisste zweite Hundeleine dabei. Das ist gut.

Im Wendlandladen noch schnell was zum Essen einkaufen und dann zurück zum Auto. Ein bisschen Reisetagebuch schreiben und mich seelisch auf die Veranstaltung über Repaircafe’s vorbereiten.

Leider bin ich etwas enttäuscht von dieser Veranstaltung. Ich habe eine andere Erwartungshaltung. Es geht nur indirekt um Repaircafe’s. Es geht um die grundsätzliche Müllvermeidungsstrategien durch Recycling und/oder Upcycling. Für mich bekannte Themen und auch im sicherlich sehr guten Vortrag für mich keine neuen Impulse.

Dafür ist dann die Comiclesung „Flucht aus Berlin“ von Gerhard Seyfried ein krönender Abschluss für die diesjährige Kulturelle Landpartie.

 

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