2016-12-08 / An die Ardeche

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Ein toller Stellplatz, wenn der Nebel nicht wäre

 

Gegen 8:00 Uhr mal rausgeguckt. Die Rhone ist circa drei Meter entfernt und vier Meter unter uns. Unsichtbar. Irgendwann zieht ein Flusskreuzfahrtschiff ungefähr 15 Meter vom Ufer entfernt stromaufwärts. Wir können es nur erahnen. Das würde mir ja ganz schön stinken, eine teure Schiffsreise zu buchen, und dann nicht einmal das Ufer sehen zu können. Geschweige die Burgen, Schlösser und Dörfer!

 

Wolfgang hat sich schon ein Baguette geholt. Ich koche Tee und mache mein Müsli fertig. Unsere Frühstücksgewohnheiten sind doch sehr unterschiedlich. In seinem Auto riecht es schon nach Kaffee. Und er wird auch schneller warm. Hat ja auch nur circa ein Drittel von dem, was meine Heizung schaffen muss, zu heizen. Und ich mache diese ja über Nacht ja auch aus. Dann habe ich morgens nur noch Außentemperatur plus 8° Celsius im Auto. Im Bett ist es aber kuschelig. Und ich liebe ja kühle „Schlafzimmer“. Ein ewiger „Streit“ mit Heidi. Ich heize dann nur eine halbe Stunde, damit das Aufstehen nicht so schwer fällt.

Beim Verdauungsspaziergang finden wir dann 20 Meter entfernt sogar noch eine Versorgungssäule mit Strom und Wasser. Das ist wohl für die anlegenden Schiffe gedacht. Hätte aber auch bei uns funktioniert. Aber wir haben ja kein Strom- und Wasserproblem. Wir haben ein Internetproblem. Selbst die offenen WLAN’s sind hier kostenpflichtig. Und um sich dort registrieren zu lassen, braucht man erst einmal einen Zugang. Und den haben wir ja eben nicht. Was die sich dabei gedacht haben? Höchstwahrscheinlich nur: Geld verdienen – Geld verdienen – Geld verdienen -!

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Eng, aber es hat gepasst.

Ich gehe noch einmal zur Brücke hoch und versuche diese noch einmal zu fotografieren. Denn gestern Abend war doch nicht so viel zu erkennen.

Wir kommen dann – für unsere Verhältnisse – recht früh los. Bis Höhe Le Teil mit 50 Meter Sichtweite. Und die Franzosen haben es mit dem Licht am Auto noch weniger als die Deutschen. Um die 30% aller Kutschen haben kein Licht an oder nur dieses ominöse Taglicht, bei dem die Rückbeleuchtung nicht mit brennt. Nervig.

Aber dann reist der Himmel, oder ist es der Nebel(?), auf. Und dann ist es innerhalb kürzester Zeit so warm, dass ich einen Ampelstopp dazu nutze, meinen Pullover auszuziehen. 11,5° Celsius.

Das rechte Rhonetal ist wirklich schön. Die Dörfer und Kleinstädte recht ursprünglich erhalten, mit kleinen Gässchen die zum Ufer führen und kleinen Uferpromenaden.

Aber irgendwie wollen wir heute an die Ardeche nach St. Martin. Und irgendwie wollen wir dort auch möglichst früh ankommen. Mal einen Tag nicht bis in die Puppen fahren. Und so soll es dann auch sein. Gegen 12:30 Uhr sind wir da. Das, was ich von vor circa 35 Jahren her kenne, ist im Grundsatz auch wieder erkennbar. Nur alle Stellen, wo man sich früher einfach hinstellen konnte, haben die jetzt vor die Einfahrten Höhenbegrenzer hin gebaut. Bei 2,05 Meter. Keine Chance für uns. Und auf dem Parkplatz an einem Tennisplatz ist dann auch ganz schnell die Police Municipal da. Das einzige was wir verstehen ist das Wort „interdit“. Das haben wir auch schon auf dem Schild gelesen. Aber er lässt uns da stehen, damit wir mit dem Fahrrad uns das Dorf ansehen können. Nur wir sollen dort nicht übernachten. Aber wo denn? Die Campingplätze sind alle „Ferme“. Und ansonsten die Bürgersteige hochgeklappt.

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Stellplatz im Sand

Aber mit dem Fahrrad finden wir im nächsten Ort einen schönen Platz direkt am Wasser. Und keine Schilder, die das hier verbieten. Und spazieren gehen kann man hier auch.

WLAN auch hier wieder Fehlanzeige. Also rufe ich Harry an, zu dem wir morgen wollen und den Ort weder auf Navi noch auf Karte nicht finden können. Meine Telefonanrufe bei ihm bringen mir nur eine französische Ansage ein, die ich nicht verstehe. Also Heidi angerufen. Die freut sich natürlich, nach zwei Tagen mal wieder von uns zu hören. Von ihr bekomme ich drei Nummern von Harry. Nebenbei muss ich noch helfen ihr outlook zu reparieren damit sie weiter ihre E-Mails lesen kann. Dann klappt das aber mit Harry und jetzt ist uns klar, wo wir lang müssen.

Später nehme ich eine Wasserprobe aus der Ardeche und bin der Meinung, dass es nicht so kalt ist wie erwartet. Aber da die Sonne schon auf der Südseite hinter den Bergen verschwindet und es sich sofort merklich abkühlt, nehme ich erst einmal Abstand vom Baden. Wolfgang macht unsere Autoscheiben sauber.

So vergeht der Abend. Die Burg, oder ist es ein Schloss oder nur die „Altstadt“ gegenüber auf dem Berg wird wunderschön angestrahlt. Sieht toll aus. Der Strom kommt aus dem Kernkraftwerk keine 20 Kilometer von hier an der Rhone. Davon haben die hier mehr als genug. Das leiben die Franzosen.

Irgendwann essen wir die Reste von unseren Bratkartoffeln von gestern. Dieses Mal mit eingelegten Kürbissen aus eigener Ernte und Rotwein. Begleitet von Diskussionen über Udo Lindenberg, Gianni Nannini und Adriano Celentano. Wir haben sehr unterschiedliche Geschmäcker. In diesem Fall musikalische Geschmäcker. Aber Wolfgang ist eben Musiklehrer und ich nur Schäfer. Und ich kann besser schlachten.

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