Albanien 2022

Es ist mal wieder soweit. Nach einer längeren Zwangspause sind wir wieder unterwegs. Eine „fast“ Wintertour. Zu diesem Kompromiss (Ende März bis Himmelfahrt) konnte ich Heidi, die in der kalten Jahreszeit lieber am heimischen Ofen sitzt, überreden.
So geht es wieder nach Albanien. Was schon von Anfang an feststeht, die Fahrt wird anders verlaufen als die vorherigen. Das hat mit Vielem zu tun: Corona, Ukrainekrieg, die Veränderungen in Albanien und nicht zuletzt auch unser Alter inclusive unseres Gesundheitszustandes. Aber alles ist gut und wird auch gut bleiben.

2022-03-26 – Abfahrt bis Hilpoltstein im März 2020 hatte ich dort meine letzte Übernachtung auf der Flucht aus Griechenland und Albanien. Da stand ich hier ganz alleine. Ein Traum mit Blick auf den Main-Donau-Kanal, auch Franz-Joseph-Strauß-Kanal genannt. Und heute nach sieben Stunden Fahrt die Ernüchterung: Die Rentnergang ist losgelassen. Der Platz mit circa 80 Wohnmobilen bevölkert. Und das in der ferienfreien Zeit. Sollte sich das jetzt auf unserer gesamten Reise bestätigen? Während Corona hat sich ja jeder so ein Fahrzeug zugelegt und ist nun damit unterwegs? Das kann ja heiter werden.

2022-03-27 – Weiter nach Slowenien

Die Furcht mit unserem Übergewicht in Österreich gewogen zu werden verdrängend weiter über MünchenSalzburgVillach nach Slowenien. Erster Kurztankstopp bei Eben in Österreich für 2,01 €/Liter Diesel. Nur zum Vergleich in Deutschland 2,52 €/Liter. Damit kommen wir durch die Alpenrepublik. Der Karawankentunnel erlöst uns dann von unserer Furcht, mit 300 kg Übergewicht entdeckt zu werden. An der ersten Abfahrt steuern wir einen kleinen Campingplatz an der E61 bei Lipce (Camping Perun Lipce) an. Er liegt direkt an der Save. Aber er hat noch geschlossen. Wir klemmen uns auf den kleinen Platz davor. Irgendwann kommen die Nachbarn oder auch die Platzbetreiber – genau wissen wir das nicht – und erklären uns, dass es ein Problem gibt. Nach anfänglich kompletten „no go“ über 20,00 €/Nacht, Ratschlägen, wo es offene Plätze gibt landeten wir bei, „naja, für eine Nacht wollen wir mal nicht so sein“. Bei einem langen ausführlichen Spaziergang mit den Hunden durch die Weidelandschaften, die hier bis an die Autobahn heranreichen, macht sich dann doch recht bald Müdigkeit bei uns breit. Essen –> Schlafen, eine Devise, die wir auch von zuhause kennen. Alles in allem – für die Durchreise ein recht passender Platz. Und man hört die Autobahn so gut wie nicht.

2022-03-28 und 2022-03-29 – Heute mal nur kurz bis südlich von Karlovac

Heute wollen wir mal nicht so weit. Aber vor der Abfahrt muss ich doch noch einmal unter die Fahrerkabine schauen. Gestern bei der Abfahrt in Hilpoltstein hatte der Motor so komische Geräusche gemacht. Der Fehler ist schnell gefunden: Die neu aufgelegten Keilriemen haben sich gedehnt und müssen nachgespannt werden. Alles gut.

Dann erst einmal neben der Autobahn Richtung Süden. Wir müssen noch etwas einkaufen. In Radovljica finden wir ein großes Einkaufszentrum. Lebensmittel und bei Abreise Vergessenes ist schnell gefunden. Auf dem Parkplatz demoliere ich an einen Tankstellenbodendeckel mein linkes Rücklicht. Geht ja wieder gut los! Dafür kostet hier das Diesel nur 1,54 €/Liter. Da machen wir den Tank doch gerne voll.

Über die Autobahn an Ljubljana und Novo Mesto vorbei. Dann über Landstraßen Richtung Karlovac. Heidi ist vom Grenzübertritt von Slowenien nach Kroatien völlig überrascht. Sie hat das nicht so schnell erwartet. Auch ich bin verwundert. Als ich 2020 diesen Grenzposten überquert habe, was dieser unbesetzt. Einfach geradeaus durch. Jetzt von beiden Seiten mit Personal besetzt, über Spur Verschwenkungen unübersichtlich gemacht. Und das bei einer innereuropäischen Grenze. Ich bin überrascht!

Dann südlich der A6 geht’s in die Pampa. Die Straßen werden immer kleiner beziehungsweise schmaler. Aber im Gegensatz zu Albanien sind sie hervorragend asphaltiert. Wir haben zwei Tipps, einen in Zevcaj an einem Fußballplatz an einer Brücke des Mreznica.

Und etwas weiter Robinzon Camp in Lučica am Korana. Erster Tipp war zwar landschaftlich recht schön, der Platz aber wegen der Straßennähe für unsere freilaufenden Hunde nicht so toll. Außerdem war offen, ob die „Hausherren“, das Fußballvereinsheim uns nicht doch wegschicken würde, da eigentlich Campen dort verboten ist. Die Entscheidung weiter zufahren wurde dann echt belohnt. Mit dem Robinzon Camp haben wir dann einen vollen Glücktreffer gelandet. Der Platz ist eigentlich nur für Paddler gedacht. Ohne fließendes Wasser (Trinkwasser können wir uns aus einer 400 Meter entfernten Quelle holen) und sanitäre Anlagen.

Dafür viele Lagerfeuer- und Grillstellen und Plumpsklo. Und es ist noch geschlossen! Aber der Vater vom Betreiber „bereitet die Saison vor“. Schnell werden wir uns einig. 20,00 €/Nacht. Nur fürs Rumstehen. Erst wollte er 30,00 € haben. Wir werden uns an ein ganz neues Preisgefüge gewöhnen müssen. Aber in diesem Fall war der Platz es (auch) von der Landschaft her absolut wert. Wir hängen also gleich noch einen Tag dran. Können wir allen jenen, die nicht auf Kilometerfressertour sind, absolut empfehlen.

Die Tage verbringen wir mit Spazierengehen mit den Hunden am Fluss bei strahlendem Sonnenschein. Im Dorf – ein paar locker zusammenstehende Häuser und ein Bauernhof – sind die meisten Männer mit Obstbaumschnitt beschäftigt.

Auf dem anderen Ufer sammelt ein Schäfer gerade seine frisch gelammt habenden Mutterschafe ein. Ein Traum diese Schäferei. Ich würde sofort unseren Hof gegen diesen hier tauschen. Aber jetzt im Rentenalter ist das zu spät.
Der Fluss ist über und über mit Bibern besiedelt. Deren Burgen prägen das Bild: Biberburgen und an- beziehungsweise abgenagte Bäume. Das habe ich in dieser Vielfalt noch nie erlebt. Nicht mal in im Naturschutzgebiet der Elbauen. Faszinierend.

Irgendwie geht die Zeit aber gar nicht um. Seit der Sommerzeitumstellung haben wir schon gegen 16:00 Uhr Feierabendgelüste – das erste Bier.

Nun ja, noch mal mit den Hunden raus. Dann gibt lecker Birnen-Bohnen und Speck.

Nachtrag: Auf unserem Spaziergang treffen wir Rentnerpärchen, welches hier wohnt und gerade zur Quelle unterwegs ist um Trinkwasser für den Hausgebrauch zu holen. Denen schmeckt das gechlorte Gebräu auch nicht. Aber toll, wenn sie diese Alternative haben.

2022-03-30 – An den Perućko Jezero

Irgendwas stimmt mit dem Motor nicht. Die Auspuffklappenbremse hat die letzten Tage schon bei Betätigung so ein zu lautes Zischen von sich gegeben und kaum Wirkung entfaltet. Und bei starker Belastung des Motors macht er Geräusche, die ich von defekten Auspuffrohren her kenne. Eine kurze Durchsicht fördert keinen offensichtlichen Fehler zu Tage.

Das Wetter wird schlechter. Wir haben uns entschieden auf der A1 über den Perućko Jezero nach Split zu fahren. Mit Pause an dem See. Der Regen und der Wind nehmen zu. Die Macken am Motor auch. Er hat zwar volle Leistung, aber in Ordnung ist was anderes. Das Ganze befördert mein Allgemeinbefinden in den Keller. Heidi ist da ja belastungsfähiger.

Am Nachmittag versuchen wir an der Nordspitze des Sees unser Glück auf einem noch geschlossenen Naturcampingplatz. Als wir ankommen verlässt gerade der Besitzer mit einem Trupp Bauarbeiter den Platz. Er meint, es sei noch geschlossen und die Infrastruktur noch abgestellt. Aber wir können uns gerne ein Plätzchen suchen. Was wir nach so einem Tag doch gerne machen.
Bevor es richtig anfängt zu regnen, klappen wir noch einmal die Fahrerkabine vor und schauen uns den Motor zum wiederholten Mal genau an. Wir können keinen Fehler finden. Alles tut das was es tun soll. Ein Anruf bei dem Zuhause-Schrauber meines Vertrauens ergibt, ich solle nicht nur im Auspuffsystem suchen, sondern auch im Bereich der Ladeluft. Ob dort eventuell eine Undichtigkeit vorhanden ist. Morgen mal schauen, ob dem so ist. Ansonsten habe ich schon mal mit Freunden in Albanien Kontakt aufgenommen, um eine versierte Werkstatt aufzutun.

Ein Rundgang am See, welches ein Stausee mit zurzeit recht wenig Wasser drin ist, lässt uns mal wieder von der EU geförderte Tourismusprojekte bestaunen. Vor allem, wie schnell diese innerhalb weniger Jahre verkommen können. Der Sturm und der Regen lassen uns recht schnell in Big Blue zurückziehen. Ein paar Spiele und Kartoffelsalat mit Freakadellen fördern am Schluss des blöden Tages ein bisschen das Wohlbefinden.

2022-03-31 – Mal wieder die Bucht von Kotor

Ich habe mich in der Nacht entschlossen, den „Motorschaden“ an Big Blue wie folgt einzuordnen: Die Verschlussklappe in der Auspuffklappenbremse hat sich von der Achse gelöst und hängt da jetzt irgendwie lose im Abgasrohr. Das erklärt die vormals unterschiedlichen Geräusche bei der Betätigung dieser Bremse und die ausbleibende Wirkung. Und das Pfeifen des Turboladers – viele Berufskraftfahrer finden das geil, dass ihr Auto so heult. Also alles gut.

Heute fahren wir bis an die Bucht von Kotor. Wir wollen Jakob vom Camping Naluka besuchen. Wir waren hier schon vor Jahren. Und es hat uns hier sehr gefallen. Auch wenn es ein vom ADAC empfohlener Platz ist. Wir waren damals, bei unserer ersten Albanienfahrt sehr liebevoll aufgenommen worden. Und heute ist der Platz geschlossen. Während wir bei unwetterartigen Regengüssen uns vor dem Tor eine Alternative suchen, kommt Jakob mit Regenschirm ans Tor und schließt ohne Worte auf. Und wir ganz schnell auf unseren „angestammten“ Platz. Und jetzt kommt zum Wasser von oben noch Wasser von der Seite dazu. Es hat angefangen zu stürmen, bei dem ich wirklich nicht noch auf der Straße unterwegs sein oder ungeschützt in der Landschaft irgendwo rumstehen wollte. Irgendwie quälen wir uns noch mal mit den Hunden raus. Dann futtern (Kartoffelsalat mit den restlichen Freakadellen) und ab ins Bett und beim Schaukeln dem prasselnden Regen lauschen. Ich schlafe nach Nächten der (jetzt abgehakten) Ungewissheit wegen der Motorprobleme seit Nächten das erste mal wieder gut, tief und lange.

Am ersten April machen wir in den Regenpausen längere Spaziergänge durchs Dorf und – so weit es geht – an der Uferpromenade, die hier am Wasser im Sommer sehr schön ist, aber jetzt verlassen und leider vernachlässigt ist.

Unser Weg führt uns auch bergan ins Dörfchen. Es war sicherlich mal wirklich schön. Leider können wir hier auch das, was leider überall passiert, beobachten.

Alte, traditionelle schöne Bausubstanz verschwindet und weicht modernen Tourismus Fabriken. Oder aber Investitionsobjekten, die jetzt, und man staune, von Unmengen an kompletten ukrainischen Familien bewohnt werden. Mit Autos vor der Tür, die man selbst bei uns im Regierungsviertel nicht findet. Und was mich auch sehr erstaunt – auch die Männer sind hier. Laut Selenski sind die doch alle in der Ukraine und verteidigen ihr Land. Aber offenbar wird dieser Krieg auch nur mit den Armen geführt und für die Reichen hat die Flucht scheinbar Urlaubscharakter, in dem man auch noch schnell sein Vermögen in Sicherheit bringt.

2022-04-02 und 2022-04-03 – Ankunft am Shkodra SeeAlbanien

In der Hoffnung, dass das Wetter – wie der Wetterbericht es behauptet – jetzt peu à peu besser wird, füllen wir unsere Betriebsstoffe (Trinkwasser und montenegrinisches Bier vom Minimarkt neben dem unserer zweitägigen Bleibe) auf.

Dann – wie immer – mit der Fähre auf die Südseite der Bucht und nach circa 1 ½ Stunden stehen wir wieder an der albanischen Grenze. Abfertigung wie gewohnt, keine 15 Minuten.

Es gibt jetzt eine Autobahn ähnliche Umgehung der Innenstadt von Shkodra. Wir jedoch wollen uns das Flair des Centrums nicht entgehen lassen und fahren natürlich wieder mitten durch. Nicht zuletzt, weil wir uns gleich noch eine SIM-Karte und Geld vom Automaten holen wollten. Wir finden auch auf dem Sheshi Parruce Platz auch gleich eine richtig für Big Blue passende Parklücke. Es dauert jedoch keine fünf Minuten, dann ist auch schon die Polizei da und meint – wie immer – dass das so nicht geht und wir weiterfahren sollen. So verlassen wir die Stadt unverrichteter Dinge (das quirlige Gewusel haben wir aber doch noch erlebt) Richtung Norden zum Lake Shkodra Resort. Er hat gerade gestern aufgemacht und wir sind die zweiten Gäste. Er bittet uns, mit Big Blue nicht in die üblichen „Buchten“ einzufahren, sondern einfach mitten auf der befestigten Spur stehen zu bleiben. Denn auch sein Platz ist mächtig aufgeweicht. Das macht uns natürlich nichts aus. Wir stehen ja gerne im Mittelpunkt. Und da er, wie für einen Albaner üblich, nicht geschafft hat, alles zum Saisonbeginn fertig zu bekommen, ist der erste Tag umsonst. Das Restorant (kein Schreibfehler, so heißt das eben auf Albanisch) ist noch eine unüberschaubare Baustelle. Bäume und Büsche sind noch nicht alle geschnitten. Der Badesteg ist noch nur zu erahnen. Toiletten und Duschen sind nur teilweise betriebsbereit (aber die, die es sind, sind in einem Standard, den haben einige von uns nicht einmal zuhause). Aber das macht uns alles recht wenig bis nichts aus. Da neuerdings auch das gegenüber liegende Grundstück zum Resort gehört, ist der Gang mit den Hunden erheblich einfacher geworden. Die Wege zwischen den Feldern sind trotz der langen Regenzeit hier recht gut begehbar, so dass wir die zwei Tage genug zum Rumlaufen hatten. Leider spielte das Wetter doch nicht optimal mit. Eher suboptimal. Nun ja. Es gibt Schlimmeres.

In der ersten Nacht hat es wieder gegossen – und gehagelt. Als ich nachts die Hunde mal raus muss wunderte ich mich über das Knirschen unter meinen Schuhen. Der gesamte Boden ist mit Hagel bedeckt, der zu einer großen Fläche zusammen gefroren war. Und am nächsten Morgen können wir sehen, dass die Schneegrenze auf den umliegenden Bergen sich mächtig nach unten erweitert hat. Es ist frisch, aber nicht so kalt, dass wir nicht raus wollen. Das Lichterspiel rund herum ist beeindruckend.

2022-04-04 – An die Küste bei Shëngjin

Wir machen nach dem Frühstück und dem Morgenspaziergang klar Schiff und füllen wieder Wasser auf und entsorgen Klo und Grauwasser. Duschen und bezahlen und weiter geht es.

Erst einmal nur bis zum Großmarkt. Heidi kauft Obst und Gemüse und sondiert die Biereinkauflage. Und ich strampele mit dem Fahrrad wieder zum Vodafone Shop und einem Bankautomat. Ich gehe mal davon aus, dass es polizeilicher seits keine Beanstandungen geben wird, wo ich mein Rad parke. Allerdings gibt es am Bankautomat doch Probleme. Dort steht ein Geldbotenpanzerwagen mit zwei aufs schwerste bewaffneten Männern, die mir im Weg stehen. Es ging dann aber doch irgendwie. Dann rüber zum Telefonshop. Hier durfte ich mir, weil ich mir im Innenraum, wie an der Tür durch Hinweisschilder verlangt, meine Maske aufgesetzt habe, die gesamte Schwurbeler Litanei anhören, die bei uns zuhause ja auch schon zum Muss der „aufgewachten Besserwisser“ und „Freiheitsverteidigenden“ gehört. Brauche ich das wirklich? Eigentlich nicht! Aber diese Menschen gefallen sich scheinbar in der Rolle der Spalter, Ausgrenzer und Verächtlichmacher. Und scheinbar haben sie nichts anderes in ihrem Leben, als sich mit diesem Schwachsinn immer wieder zu profilieren versuchen.

Zurück am Großmarkt müssen wir noch rüber zu den „Großhändlern“ wegen Korça Bier. Wir sind enttäuscht. Korce gibt es nicht in Dosen, nur in Glasflaschen. Da es hier kein Pfandsystem gibt, halten wir es für sinnvoller, hier uns mit Dosen anzufreunden. So kaufen wir erst einmal eine Palette Peja. Werden wir schon nicht dran sterben.

Dann geht es weiter Richtung Süden zum Landschaftsschutzgebiet und Laguna e Kunes. Wir waren ja schon einmal in Shengjin. Da müssen wir wieder durch. Das Entsetzen pur. Massentourismus in Reinkultur. Und Baustelle, so wie wir es von vor 30 bis 40 Jahren aus Spanien und Italien kennen. Und die Bautätigkeiten breiten sich immer mehr Richtung geschützter Lagune aus. Nur auf dem letzten Stück der Landzunge stehen noch vereinzelt die Gebäude der „Erstbebauung“. Und ein paar kleine Bars, an denen man auch mit Wohnmobil übernachten kann. Wir entscheiden uns für Restorant Pati ganz hinten in der Laguna Bay? Schön ruhig. Aber als wir später mit dem Rad unterwegs sind, kommen wir zu der Erkenntnis, dass das nicht die beste Wahl war. An der Bar Ledh hätten wir besser gestanden. Denn dort war der Strand schon soweit gereinigt, dass man ihn als solche bezeichnen kann. Hier hinten bei uns kann man das Landschaftsschutzgebiet eigentlich nur als Mülldeponie bezeichnen.

2022-04-05 und 2022-04-06 – Der Strand von Tale

Eigentlich wollen wir nur mal gucken, wie es dort heute aussieht. Wir kennen das Südende dieses Strandes von unserer ersten Albanienfahrt inmitten der Hauptsaison und das Nordende von unserer zweiten Reise hierher am 31-sten August. Beim ersten tobte hier das touristische Leben – beim zweiten Mal erlebten wir das Saisonende live. Bei Ankunft war alles noch so wie im Jahr vorher. Am Morgen darauf war schon die Hälfe des Strandinventars abgebaut und Ruhe kehrte ein. Und so ist es auch heute. Wir stellen uns neben dem Restorant Poseidon auf den Strand und werden vom Inhaber sofort freundlich begrüßt. Sein Lokal hat sich in den vier Jahren weiterentwickelt. Heute Abend tafeln wir „gehoben“ bei angenehmer Musik. Für morgen fassen wir seine Pizzeria auf der anderen Seite ins Auge.

Der Strand ist schon vom gröbsten Müll befreit. Es sind kaum Touris unterwegs und die beiden Morello-Camper, die mit uns angekommen sind, haben sich gleich wieder verpisst. Nur die Fischer bevölkern das hier mit ihren Booten. So können wir endlose Spaziergänge mit unseren Hunden unternehmen. Und für die beiden ist es auch das Paradies. Was die Fischer hier am Strand beim reinigen ihrer Netze hinterlassen reicht den Beiden für eine zweite und dritte Mahlzeit. Für uns ist das zwar nervig, aber was solls. Ein satter Hund ist ein zufriedener Hund.

Also alles in allem zu dieser Jahreszeit ein sehr schöner Ort, wenn wir nicht beobachten könnten, wie auch dieser Strand von den großen Immobilien Investoren mit Hotels, Appartementhäusern und sonstigem Hochhauskram zugebaut wird. Dabei werden nicht nur die alten kleinen Betriebe verdrängt, es wird auch das eigentlich unter Landschaftsschutz stehende Lagunengebiet immer mehr verfüllt (als Grundlage mit Müll, darüber grober Schotter und als Abdeckung eine dünne Schicht bewuchs fähiger Boden oder Beton). Eine Naturlandschaft, für die Albanien jahrzehntelang Naturschutzsubventionen kassiert hat, verschwindet hier ganz still und leise.

Mit dem Fahrrad unternehmen wir noch eine Radtour über die frühere Südspitze des Standes hinaus. Dort finden wir in circa ein Kilometer Entfernung eine kleine Ansiedlung von den für das Land früher typischen Bar/Restorants. Eine von den vieren hat offen und wir kehren für einen Kaffee ein. Sofort geraten wir mit dem Inhaber, der in Deutschland in Gera für Hermes den Subkutscher macht, in ein nettes und auch tiefgründiges Gespräch über das was hier so in Albanien für die Einheimischen so abgeht: Die Jungen hauen alle ab oder gehen zwielichtigen Geschäften nach. Und die Alten bleiben hier alleine zurück. Dadurch wird es schwer, wirklich was auf die Beine zu stellen. Und weil daher so viel schief geht, daran ist natürlich – na wer wohl – die Regierung Schuld. Viel Wahres, was wir auch nachvollziehen können. Aber auch einige falsche Schuldzuweisungen, weil man selbst auf Grund seiner eigenen Unfähigkeit oder Fehleinschätzung gescheitert ist. Der Fehler liegt immer bei den Anderen. Im Idealfall natürlich bei der Regierung! Sogar beim Müll. Weil die Regierung die Mülltonnen aufstellt – natürlich die falschen am falschen Ort – verweigert der freiheitsliebende Albaner deren Benutzung und schmeißt seinen Abfall daneben. Oder er baut die Räder ab. Denn auch hier will er sich nicht vorschreiben lassen, wie er seinen Müll zu entsorgen hat. Und außerdem ist es ja auch wichtig, den Müll in die Gegend zu werfen, denn die – im Originalwortlaut – Zigeuner leben doch davon, den wieder einzusammeln. Ja, so einfach lassen sich Arbeitsplätze schaffen. Altes Thema, aber nach wie vor aktuell. Trotz der vielen Beteuerungen, es hätte sich hierzu in den letzten Jahren vieles bewegt. Ja, es ist noch mehr Müll geworden, aber man hat sich dran gewöhnt!

Neben den drei Bars hier, steht noch – wir empfinden es als Überreste – eine seltsam anmutende Ansammlung von Ruinen, Sitzgelegenheiten und auch ein Fernseher am Strand. Das Ganze hat den Namen „Viking“. Unser Gesprächspartner klärt uns auf: Das haben sich Jugendliche als „Jugendzentrum“ dort hingebaut. Jugendliche, die das unter der Flagge von Ché Guevara hier realisiert haben. Es gibt sie also doch noch. Das lässt hoffen.

So, nun aber wieder raus in die Sonne, rumlaufen und den Hunden die vierte Mahlzeit gönnen.

2022-04-07 bis 2022-04-10 – Stellungswechsel zum Shkopetsee

Der Platz direkt hinter dem zweiten Tunnel heißt jetzt „Camping und Restorant – The Malçi brothers“ beziehungsweise „Restorant Vëllezërit Malçi“.

Wir freuen uns darauf Aleks, Gjon und ihre Verwandten wieder zu treffen. Bei unserer Ankunft das gleiche Bild wie vor ein paar Tagen an der Bucht von Kotor. Es schifft aus allen Rohren und das Tor ist zu! Aber wir sehen das kleine Motorboot von den Dreien über den See kommen und Aleks schließt uns auf. Auf den ersten Blick haben sie hier viel gemacht – genauer gesagt: angefangen. Ein neues Klohäuschen ist kurz vor der Fertigstellung. Der Stellplatzbereich ist neu aufgeschüttet und vergrößert.

Heidi hat ein längeres Gespräch mit Aleks. Und was er da erzählt, das macht traurig. Auch hier sind die Jungen alle weg. So haben sie ihre Schaf- und Ziegenhaltung aufgeben müssen, weil es alleine nicht mehr zu schaffen ist.

Und auch im Restorant fehlen die helfenden Hände da seine Brüder ihm auch nur sporadisch helfen können, weil sie auch anderen Beschäftigungen nachgehen müssen: Beim Bau, bei der Vorbereitung der Saison und dann wohl auch bei der Bewirtung der Gäste. Das finden wir total schade. Denn dieser Platz ist einer von denen, für den sich für uns immer der Besuch Albaniens lohnte. Und nun macht es den Eindruck, dass er seine beste Zeit hinter sich hat. Schade. Aber trotz dieser Umstände können wir das hier jedem, der nicht nur die touristische Glitzerschicht des Landes sucht, sondern in die albanische Seele eintauchen will, wärmstens ans Herz legen. Denn in den Tagen, an denen wir hier Pause machen – und ein bisschen bei den Vorbereitungen helfen – merken wir, dass Aleks und Gjon alles tun, um den Gästen hier ein erlebenswertes Umfeld zu schaffen.

Und als Tipp von uns: Wer Bock hat, sich zu grundsätzlich verändern und in Albanien eine neue Perspektive sucht, besucht die Malçi’s hier und wenn es euch gefällt, bietet ihr ihnen an, hier einzusteigen. Noch ist alles für die Führung des Restorants und die Tierhaltung vorhanden und gebrauchsfähig. Ebenso das Wissen um die hiesige Tierhaltung und die Herstellung der Produkte: Schafs- und Ziegenkäse, Weinanbau und Herstellung, Honiggewinnung und nicht zuletzt das Brennen von albanischem Raki. Wie es hier abgehen kann, könnt ihr euch bei einer unserer früheren Reisen hierher anschauen.

Ab morgen soll das Wetter auch wieder besser werden – sprich die Sonne wird wieder scheinen. Dann werden wir in die Berge gehen und uns mal Richtung Ulëz begeben.

Wir sitzen heute Abend noch mit Aleks in seinem Restorant und „Wohnzimmer“ zusammen und wir erzählen uns, was wir so in den letzten fünf Jahren erlebt haben. Wie sich unsere Leben weiterentwickelt haben. Wie wir Corona verarbeitet haben. Wie wir mit der neuen „Ukraine“-Krise umgehen. Und wie die Welt insgesamt so funktioniert. Schon alleine für diesen Abend hat sich unsere diesjährige Reise nach Albanien gelohnt. Ab morgen – heute hat Heidi schon Schmorkohl mit Speck, Sauerrahm und scharfem Paprika mit Pellkartoffeln vorbereitet – werden wir zusammen essen. Es wird wohl Fisch geben. Gerade selbst gefangenen! Heute blieb es bei Bier – leider nur italienisches Peroni – und albanischem Raki. Und vielleicht nimmt Aleks ja unser Angebot an, ihm morgen bei der Saisonvorbereitung zu helfen, an. Dann wären aus dem reinen Touristentrott raus. Die Tische und Stühle neu streichen und zusammenbauen, das würde uns auch wirklich nicht überfordern. Wir freuen uns schon auf morgen! Das bedeutet aber auch, das sich unser morgiger Tag anders als oben beschrieben entwickeln wird. Das macht aber gar nichts!

Heute, am 2022-04-08 müssen wir uns erst einmal an das albanische Arbeitstempo gewöhnen. Zuerst geht es gar nicht los, so scharren wir vergeblich mit den Hufen. Also erst einmal mit den Hunden in die Berge. Hier hat sich (nicht) viel verändert. Die eine Schäferei am Berg ist verlassen, die andere hat nur noch wenige Ziegen, mehr so als Hobby. Der Müll vor seiner Tür hat sich mindestens verdoppelt – von der Plastiktüte bis hin zu den Resten aller erdenklichen KFZ-Reparaturen.

Zurück an unserem Stellplatz ist Gjon soweit. Es wird Grundierfarbe angerührt und mit mächtig Terpentin verdünnt. Mit der Konsistenz würde ich mit der Lackierpistole arbeiten. Hier wird der Pinsel geschwungen. Gjon versteht seine Arbeit vor allem darin uns zu beaufsichtigen und Brot zu Backen. Bis Aleks, er ist heute in die Stadt gefahren um sich seine Restaurant Lizenz für dieses Jahr zu holen, wieder zurückkommt, haben wir zwei ganze Sitzgarnituren fertig.

https://youtube.com/shorts/aZ08wLAHhCo

Später werden wir Bilder bekommen, auf denen die Sitzmöbel dann fertig sind. Sehen echt gut aus.

Dann gibt es erst einmal was zu essen: Salat, selbstgebackenem Brot und Käse. Am Abend wird dann die Verpflegung mit wieder selbstgebackenem Brot, dem gefangenen Fisch Salat, Bier und Raki (ich bin schon wieder gefährdet) komplettiert. Wie immer absolut lecker zubereitet, auch wenn der Käse leider nicht mehr aus der eigenen Produktion ist.

Aleks muss sich noch um einen Nachbarn kümmern, der mit seinem Außenbordmotor Probleme hat. Da ist wieder Schrauben im Dunkeln mit Taschenlampe im Mund angesagt.

Am 2022-04-09 ein ähnliches Pensum. Allerdings geht es mit der Arbeitsorganisation heute flüssiger. Anschließend gibt zum Mittag wieder Fisch, aber auch selbst geschossenes Wildschwein und Salat.

Am Nachmittag fahren wir mit den Rädern bergan zu deiner Hängebrücke, die über den See führt und in den letzten Jahren wieder gebrauchsfähig gemacht wurde. Trotzdem hat Heidi Schwindelprobleme mit der Enge, Höhe und dem Schwanken. So kommen wir nicht auf die andere Seite.

Neben der Brücke war früher ein in der Bergwand eingefressener Wasserfall. Ein beliebtes Ziel für Reisende und albanische „Wochenendgäste“ sowie herumfahrende Hochzeitpärchen. Jetzt haben die dort ein kleines Wasserkraftwerk hingebaut. Mitten im Landschaftsschutzgebiet. Wenige 100 Meter stromauf oder -ab wäre das technisch auch gegangen. Unverständlich, warum gerade hier. Aleks meint, da wohnen „wichtige Leute“ und es wäre mächtig Korruption in die Entscheidungsfindung eingeschlossen.

Das Restorant, welches früher einen Bären zur Schau stellte, hat zwar noch geöffnet, aber in ersten Stock sind die Fensterscheiben zerschlagen. Oder zerschossen. Eine andere Bar aus der Anfangszeit des hiesigen Tourismusgeschehens mit sehr aufwändig und schön gestaltetem Biergarten ist dem Verfall preisgegeben.

Und die Furgonstation vor dem Tunnel hat die Grabenschlucht nebendran mittlerweile nahezu ebenerdig mit Gastromüll verfüllt. Da gehen nach wie vor die MitarbeiterInnen mit den großen Kartons aus der Küche einfach ganz offen rüber und schmeißen diese Abfälle rein. Mir geht nur eins durch den Kopf: Weiter unten am Fluss, der aus dem Shkopetsee meerwärts fließt, liegt noch ein kleiner Campingplatz. Der freut sich bestimmt über diese „Wasserveredelung“. Wir stellen jedoch auch in den Gesprächen mit Aleks und Gjon immer wieder fest, dass diese Zustände nicht wirklich die albanische Seele berühren. Leider.

Am 2022-04-11 führt uns Aleks zu den Häusern seiner Familie auf den Bergen um den Stauseedurchlass.

Er erzählt von seiner großen Familie, die hier seit Jahrhunderten lebt und schon die Kämpfe gegen die Osmanen miterlebt hat. Dabei haben wir von ihm erfahren, dass er die Lizenz zum Wanderführer durch die Berge hier hat und neben seinen Bootfahren auf dem See hier auch begleitete Wandertouren anbietet. Als wir an dem Zentralgebäude seines Klans ankommen kontrolliert er seine dort aufgestellten Bienenstöcke. Aleks ist wirklich vielseitig aufgestellt. Am Abend probieren wir seinen Honig. Der ist mal nicht – wie wir es leider häufig in Albanien erlebt haben – mit Wasser versetzt. Ein Gedicht.

Der Abend klingt aus mit einem Abschiedsessen, weil wir morgen weiterreisen werden. Seine Schwester , deren Sohn, Gjon, Aleks und wir treffen uns in seinem Restorant. Es gibt frischen Salat, Geflügel in Grießsoße sowie sein Wildschwein mit Kartoffeln in Bratensoße. Und Bier, selbstgebrannten Pflaumenraki und eigenen roten Wein. Und zum Abschluss eine Geburtstagstorte. Denn Aleks hat heute Geburtstag. Seinen 45-sten. Da wir völlig überrascht natürlich kein Geschenk für ihn dabeihaben, stimmen wir wenigstens ein Happy Birthday an. Wir sind glücklich.

2022-04-12 – Weiter Richtung Süden

Am Morgen verabschieden wir uns von den Beiden. Als wir bezahlen wollen, erfahren wir, dass wir „Familie“ sind. Und in der Familie hat man keine Schulden. Man braucht also nicht bezahlen. Das beschämt uns. Denn das hatten wir mit unserer Hilfe beim Streichen der Sitzgarnituren nicht beabsichtigt – uns durch zu schnorren. So schenken wir ihm noch Rinderleberwurst aus eigener Produktion und verlassen diesen, für uns magischen Ort, durch den Tunnel stromab.

Es wird aber eine kurze Reise. Nach circa 70 Kilometern geht bei Kavaja die Temperaturanzeige auf 100°C und 120°C hoch. Also gleich bei der Abfahrt runter und wir landen bei einer Trecker Werkstatt. Da meint der Techniker, dass der Thermostat festsitzt und baut diesen aus. Aber nach wenigen 100-Metern steht die Temperaturanzeige schon wieder bei 120°C. Also wird das nichts mit Mercedes Truck Service Albania in Tirana. Aber ich entdecke direkt an der Auffahrt auf die Autobahn SH4 eine Mercedes PKW Werkstatt. Der Juniorchef spricht fließend Deutsch und einer der Mechaniker hat auf Mercedes LKW-Motoren gelernt. Nach einer Prüfung des Motors und dem Anhören, was bislang passiert ist, steht für sie fest, dass es aller Wahrscheinlichkeit die Zylinderkopfdichtung oder sogar der -kopf ist. Wir treffen die Entscheidung, dass wir dem nachgehen.

Nach 1 ½ Stunden ist der Motor zerlegt und er Verdacht auf Kopfdichtungsschaden erhärtet sich. Nun geht der Kopf in eine Spezialwerkstatt zur Prüfung, Planschleifen. Die Ventile werden neu eingeschliffen. Also, der Kopf wird generalüberholt. Wir sind guten Mutes.

2022-04-12 bis 2022-04-13 – Zwischen Werkstatt und Autobahn

Die weitere Fehlersuche hat ergeben, dass als Ursache für den Überhitzungsschaden die Wasserpumpe herhalten muss. Diese ist defekt. Nun ja, das ist doof, denn hätte man es vorher gewusst, hätte man den Kopfschaden verhindern können und rechtzeitig die Pumpe gewechselt. Aber andererseits auch beruhigend, denn jetzt wissen wir woran es gelegen hat. Und so ganz nebenbei finden die Jungs auch den Fehler, warum die Motorbremse seit Österreich zwar funktionierte aber keine Leistung erbrachte: Direkt hinter dem Turbolader, dort wo man nun überhaupt nicht rankommt wegen der ganze Hitzeleitbleche, war der Krümmer durch. Auch hierfür gibt es dann eine „Spezialwerkstatt“ die die notwendigen Schweißarbeiten durchführte. Big Blue Motor werden wir wohl am Ende dieses Werkstattbesuches als generalüberholt bezeichnen dürfen.

Da wir von den Werkstattbetreibern sämtliche Schlüssel und Warnanlagen An- und Abschaltungsgeräte bekommen haben, können wir Tag und Nacht die Toiletten und Duschen dort benutzen. Ein Duschbad in solcher Situation hebt die Stimmung doch erheblich über den Nullpunkt. So richten wir uns häuslich ein, zwischen Werkstatt und der Autobahn.

Die Tage, die wir hier warten, fahren wir mit den Fahrrad nach Kavaja und sehen uns dort um. Die Durchgangsstraße haben sie im Zentrum zur Fußgängerzone umgestaltet. (Was natürlich keinen Albaner davon abhält trotzdem mit dem Auto hindurchzufahren.) In der Nebenstraße ist nach wie vor jeden Tag Markt – Lebensmittel, Klamotten, Elektro- und Elektronik und was der Mensch sich sonst so alles vorstellen kann. Hier werden wir uns am Tag unserer Weiterreise – wenn denn dieser Tag dann kommen sollte – noch einmal richtig eindecken.

Heute finden wir aber auch unsere Eisdiele wieder. Laut unserem albanischen Freund und Nachbarn in Deutschland die beste in ganz Albanien. Und die Temperaturen heute sind auch gut für ein Eis.

Darüber hinaus belassen wir es bei einem kleinen Einkauf und ein paar Leckereien für unsere Mechaniker. Leider erfahren wir, dass zumindest einer von den Jungs Moslem ist und zurzeit im Ramadan Modus ist. Muss er die Kekse eben mit nach Hause nehmen und nach Sonnenuntergang essen.

Ach, und Max hat uns hier heute aus Himare besucht. Er hat sich die Ersatzteile für seinen Wohn-LKW abgeholt, die wir für ihn aus Deutschland mitgebracht haben. Es hat schon was, sich 15 Meter neben der Autobahn auf dem Hof einer Autowerkstatt zu treffen, nachdem man sich– ich glaube – für zwei Jahre nicht gesehen hat. Vielleicht treffen wir uns ja noch bei Denis in Himare wieder.

2022-04-14 – Jetzt geht alles ganz schnell – Weiterreise

Heute Morgen werden wir wach, als einer der Mechaniker gegen 7:30 Uhr die Fahrerkabine nach vorne klappt. Der völlig überarbeitete Zylinderkopf ist zurück und es geht sofort an die Arbeit. Eine solche Arbeitsgeschwindigkeit findet man selten in unseren heimatlichen Werkstätten. Daher hätten wir das auch hier so nicht erwartet.

So kommen wir langsam in zeitlich Bedrängnis. Der Juniorchef meint, dass nach der Mittagspause wir dann mit seinem Vater schon die Probefahrt unternehmen könnten. Also schnell gefrühstückt, mit den Hunden noch eine Runde gedreht und dann mit Fahrrad ins Zentrum und Reiseproviant kaufen.

Als wir wieder bei der Werkstatt auf’s Gelände kommen, steht Big Blue schon am Waschplatz und das Abdampfen des Motors wird vorbereitet. Leider haben die Jungs aber aus Unwissenheit wie die Teile bedient werden müssen, die Halterung eines der Aufbauseitenfenster beim Versuch diese zu schließen kaputt gemacht. Und beim vorklappen der Fahrerkabine nicht darauf geachtet, dass die Türen verschlossen sind. So sind die Scharniere der Fahrertür jetzt etwas verzogen, werden aber umgehend vom Chef selber gerichtet. Also nichts um sich aus Verzweiflung umzubringen.

Die Probefahrt mit dem Seniorchef geht zurück bis Durrës. Auf der Rückfahrt zur Werkstatt soll ich dann fahren. Alles im grünen Bereich.

Dann kommt die Abrechnung. Nachdem Chef gemerkt hat, dass er bei der ersten Abrechnung vergessen hat, die neue Wasserpumpe in Ansatz zu bringen, kommen wir auf 1000,00 €. Einen vergleichbare Arbeit in der Heimat hätte so um die 2200,00 € gekostet.

Da es man gerade erst so um die 14:00 Uhr ist, entscheiden wir uns nun doch, schon heute uns hier zu verabschieden und – zwar nicht weit – aber ans Meer zu fahren. Also noch schnell ein Abschiedsfoto mit der Mannschaft gemacht, den Schraubern noch ein kleines Geschenk in die Hand gedrückt und los.

Da wir keinen Bock haben, uns jetzt groß auf die Suche zu machen, steuern wir einen Platz (Pa Emer) an, den wir schon von früher her kennen. In der Hauptsaison für unsere Erwartungen aber zu überlaufen war. Jetzt stehen wir hier auf dem wunderschön angelegten Platz in Gesellschaft mit vier anderen Wohnmobilen und einem Motorradfahrer aus den Niederlanden.

Die Sonne scheint prächtig vom Himmel, das Meer rauscht. Die Duschen sind warm. Das Fischerrestorant nebenan hat offen. Und die Autobahn ist circa zwölf Kilometer entfernt und nicht mehr zu hören. Natürlich kann man sich immer noch mehr wünschen. Aber uns reicht das erst einmal um glücklich zu sein.

2022-04-15 – Endlich Sonne am (sauberen) Strand

Wir wachen bei Sonnenschein und relativer Windstille auf. Draußen frühstücken. Dann ausgedehnte Spaziergänge in beide Richtungen. Unsere „Recherche“, ob der Mini-Markt im Ort schon offen hat, verlief abschlägig.

Dafür finden wir am Strand eine „gestrandete“ Meeresschildkröte. Leider tot – ohne äußere Verletzungen. Wir haben so ein Tier noch nie in freier Wildbahn gesehen. Lebend wäre natürlich schöner gewesen. Auch stolpern wir hier immer wieder über Konversation von Militäreinrichtungen – Bunker zu Molenbefestigungen. Aber auch hier vernichten sie traumhafte Landschaft zwecks Schwarzgeldwäscherei und formen die Natur nach ihrem Gusto.

Am Abend treffen wir uns mit den Leuten aus Tirschenreuth und einem österreichischen Pärchen in dem benachbarten Restorant zu Calamares, Fisch, Salat und Feta. Das Ganze verfeinert mit Bier und albanischem Raki. Ein schöner und auch langer Abend. Dabei wollten die Restorant Betreiber gerade abschließen als wir kamen.

2022-04-16 – Ab nach Himare

Das Wetter soll wechselhafter werden. Daher wollen wir dann heute über die Wetterscheide – den Llogara-Pass – nach Himare zu Denis Camping Kranea.

Das Wetter ist genau richtig zum Fahren. Trocken, die Sonne scheint aber nicht zu warm. Und erstaunlich, auf dem Pass sind es oben bei circa 1027 Meter immer noch 17°C. Also kein Grund zum Frieren.

Wir genießen die Strecke vom Pass nach Himare. Die Straße entlang auf der Steilküste durch kleinste Dörfer und ständig rauf und runter. Die Bremsen sind schon gut durchgewärmt bei der Ankunft bei Denis.

Die Sonne scheint, so noch wieder ausgedehnte Spaziergänge am Meer. Hier haben wir Kiesstrand. Daher ein unglaublich sauberes Wasser. Und da die ganzen Ferienobjekte, die hier als Schwarzgeldwaschprojekte hochgezogen wurden, noch nahezu komplett leer stehen, haben wir den Strand für uns allein. Super. Ebenso auf dem Platz – zwar schade für Denis aber gut für uns – sind nur vier Autos anzutreffen. So können wir entspannt am Abend im Restorant Kotelett mit Salat und Zaziki, ebenfalls mit Bier und Raki in kleiner Runde genießen.

2022-04-17 – Heute gibt es Lamm am Spieß

Max hatte uns schon vor Tagen erzählt, dass Denis heute am christlichen Ostersonntag ein Lamm – in diesem Fall ein Zicklein – am Spies drehen möchte. Nachdem Denis das gestern wegen der geringen Gästezahl und des unsicheren Wetters in Frage gestellt hat, erfreute es uns umso mehr, als wir beobachten konnten, dass er die notwendigen Zutaten anschleppte und den Grill startfertig machte. Und richtig, gegen 16:00 Uhr ist es soweit.

Eine kleine Gruppe von uns vier Camper Pärchen und die Familie der Platzbetreiber sitzen am großen Tisch zusammen und tafelen Zicklein mit Kartoffeln, Zaziki, Brot und Salat. Ich bekomme sogar als Dreingabe den Kopf um mir dort die Zunge und die Bäckchen raus zu pulen. Bier und Raki runden die Speisefolge ab. Gegen 19:00 Uhr wird es mir zu kühl. Heidi auch und wir ziehen uns zurück.

2022-04-18 – Regenwetter in Himare

Ich werde mir den Regen heute vorrangig aus dem Auto aus anschauen und warten bis das – höchstwahrscheinlich morgen – vorbei ist. Heidi ist da wetterfester und macht so die eine oder andere umfangreiche Tour mit den Hunden. Dabei findet sie mal wieder ihre Lieblinge: drei Sauen und die dazu passenden Ferkel. Die laufen auf dem anderen Campingplatz hier am Strand herum. Ich warte nur noch drauf, dass wir jetzt umziehen müssen.

Ansonsten – wie die Segler sagen – ist abwettern angesagt.

2022-04-19 – Gewitter am Morgen

Eigentlich soll heute den ganzen Tag die Sonne vom Himmel brennen -> Als ich gegen 7:00 Uhr mal durchs Auto stromere, kann ich auch am östlichen Horizont die Sonne sehen. Sie lugt so unter einer dicken Wolkendecke hindurch. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Und richtig. Heute Morgen bleibt es wechselhaft. Mit Betonung auf „Wechsel“. Irgendwann jammern die Hunde vor der Tür. Ihr gesamter Liegebereich inklusive des Teppich steht unter Wasser. Also rein mit den Hundchen. Kaum habe ich den Teppich über eine Stuhllehne gehängt, kommt die Sonne wieder durch. Nun ist sie wieder weg, nee schon wieder da. Also, wie gesagt: wechselhaft!

Mit zunehmendem Sonnenschein wird es hier immer besser. Die Spaziergänge am Strand machen immer mehr Spaß. Den Hunden macht es auch sichtlich Freude. Nur kurz. Denn die zunehmende Wärme / Hitze macht unserer 13-jährigen Mutter Lara doch recht zu schaffen.

Und zu allem Überfluss fange ich mir auch noch einen Virus ein. Dünnschiss ohne Ende.

Auch an diesem Sonntag gibt es wieder Zicklein vom Spieß. Aber leider ohne mich. Meine Verdauung spielt noch nicht wieder mit.

2022-04-25 bis 2022-04-27 – In Gjirokastra

Meine Magen- und Darminfektion ist seit heute soweit Geschichte, dass wir einen Stellungswechsel wagen können. Zu Julien und Zhanisa in Gjirokastra. War allerdings eine Fehleinschätzung. Die Magen- und Darminfektion soll mir noch zwei weitere Tage erhalten bleiben. Wir treffen hier auch Reisende aus der Schweiz und Heidelberg wieder, mit denen wir schon in Himare das Vergnügen hatten.

Heidi fährt an den Tagen mehrfach mit dem Fahrrad in die Stadt, die es ihr ja schon bei unserem ersten Besuch vor Jahren so angetan hatte. Dort herrscht Trubel, aber eben nicht so wie in der Hauptsaison vor Jahren. So kann sie sich diesen interessanten Ort in Ruhe anschauen.

Ich bleibe doch mehr am Platz und kuriere meine „Krankheit“ aus und versuche wieder zu Kräften zu kommen. Auch das gemeinsame Essen mit Peter und Regina lasse ich ausfallen. So geht Heidi alleine mit den beiden Essen.

2022-04-28 – Zurück nach Tale

Leider haben wir in den vergangenen Tagen keine gemeinsame Zeit mit Julien und Zhanisa gefunden, denn die Beiden sind mächtig in ihre Hauptjobs eingebunden, denen sie außerhalb nachgehen. Und albanische Arbeitszeiten sind nicht mit dem zu vergleichen, was wir so kennen. So müssen wir uns leider per Telefon verabschieden.

Weiter haben wir entschieden die Runde über den Ohridsee zu canceln und lieber direkt in Richtung Komansee zu fahren. Wir versprechen uns davon, dann dort noch einmal eine längere Periode an einem Ort, den wir in bester Erinnerung haben, zu verweilen.

Als Zwischenstopp haben wir uns noch einmal den Strand von Tale ausgesucht.

Hier bleiben wir bis Sonntag. Denn der Strand ist in der Vorsaison wirklich spitze.

2022-04-29 – Flucht nach Split (Überstürzte Heimreise)

Heute Nacht haben sich mal wieder meine Herzrhythmusstörungen zurückgemeldet. Toll, jetzt habe ich den schmerzhaften Durchfall hinter mir und jetzt das.

So canceln wir schweren Herzens alle unsere weitern Albanienziele und treten schweren Herzens den Heimweg an. Es hat scheinbar keinen Zweck dieses Jahr. Irgendwie stehen die Sterne dieses Jahr doof.

Wir schaffen es bis Split auf den Campingplatz Campingplatz Stobreč Split, auf dem ich schon auf meiner Flucht 2020 gelandet war.

Hier wollen wir nur übernachten und morgen ganz früh weiter. Hoffentlich bis Ljubljana.

2022-04-30 – 2022-05-02 – Wir bleiben erst einmal in Split

In der Nacht habe ich mal meinen Puls überprüft. Er hat wieder seinen Rhythmus gefunden. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Hat der (der Stein) vielleicht die Taktlosigkeit verursacht? So werden wir das schöne Wetter hier – was zurzeit hier übrigens erheblich besser ist als in Albanien – nutzen und wohl bis Montag hierbleiben. So haben wir dann doch noch die Möglichkeit uns gebührend vom Mittelmeer zu verabschieden.

Der Campingplatz hier verkörpert übrigens alles, was so ein ADAC empfohlener Platz so zu bieten hat. Und das Publikum hier ist auch dementsprechend sortiert. Ein Platz, um den wir früher eigentlich immer einen Bogen gemacht hätten. Aber was muss ich sagen, heute am Sonntag müssen wir feststellen, dass wir hier eigentlich das erste Mal so richtig uns entspannen konnten. Sicherlich auch eine Auswirkung dessen, wie er angelegt ist. Man nimmt seine Nachbarn eigentlich überhaupt nicht wahr. Die Buchten sind riesig und durch dichten Bewuchs sehr effektiv vereinzelt.

Klar, Albanienurlaub ist immer mehr Abenteuer als Ruhepause. Und die Erwartungshaltung ist sicherlich auch bei Dauerreisenden, also bei denen die in ihrem LKW/Bus leben und bei denen, die nur für eine „kurze“ Zeit anreisen eine andere. Auch die Erlebnisvielfalt ist da sicherlich eine andere. Wir haben unsere zwei vorherigen, beziehungsweise ich meine drei vorherigen Reisen anders als dieses Mal empfunden. Aber unabhängig von unseren Pleiten dieses Jahr (Motorschaden, Magen- und Darminfektion und Herzprobleme) haben wir Vieles als enttäuschend und damit auch als stressig empfunden. Bei mir gründet dieses Gefühl vor allem darauf, dass ich die Veränderungen des Landes seit 2016 in vielen Teilen als nicht gut empfinde. Vermüllung, Bautätigkeit mit anschließender Investitionsruinenbildung, Vernichtung von Natur für die Waschung von Schwarz- und Drogengeld, Abwanderung der früheren Freunde und Bekannte und damit das Sterben derer Betriebe sowie zunehmende Professionalisierung der Kontakte der Einheimischen zu uns Touris lassen den ehemaligen Charme des Landes in den Hintergrund rücken. Nicht vergessen, aber doch in den Hintergrund rücken. Da kann auf Dauer auch nicht das nach wie vor herzliche Verhältnis der Mehrheit der Einheimischen zu uns nicht drüber hinwegtrösten.

Wir hatten gehofft, dass wir Albanien für unsere Verabschiedungstour – denn so war unsere diesjährige Reise auch auf Grund unseres Alters ja angelegt – noch in einem Zustand vorfinden, der besser zu unseren Lebenswertigkeiten und -zielen passt. Schade. Wirklich Schade!

So werden wir unsere albanischen Freunde in guter Erinnerung behalten und uns wünschen, dass sie vielleicht mal den Weg zu unserem Zuhause finden.

Als Ergebnis dieser Überlegungen werden wir bei unserer weiteren Heimfahrt schon einmal eine andere Art zu Reisen probieren. Denn auf’s Reisen werden wir auch in Zukunft nicht verzichten wollen. Auch nicht auf’s Reisen mit Big Blue. Aber nicht mehr so große Entfernungen. Deutschland und seine direkten Nachbarn sollen ja auch ganz schön sein. Auch wenn es bei uns leider nicht so warm ist. An den großen Flüssen entlang. Oder vielleicht auch ein alter Traum, die B6, die durch unser Dorf führt, mal vom Norden bis in den Süden. Es gibt der Ideen viele.

So, nun aber wieder mal zurück zum Hier und Jetzt.

Gleich mal wieder an den Strand. Die Sonne brennt. Also Hut auf und los.

2022-05-03 – Heute verlassen wir das Mittelmeer Richtung Podzemelj

Auch heute Morgen grübeln wir beim Aufwachen darüber, ob wir nun wirklich den Standort wechseln oder doch noch einen weiteren Tag hier in Split bleiben. Denn entgegen des Wetterberichtes scheint die Sonne und weder aufkommender Regen, Gewitter noch Sturm sind erkennbar. Wir entscheiden uns aber doch für‘s Losfahren. Nach dem Absingen von Happy Birthday für unsere nun 13 Jahre alte Lara, dem Rundgang mit den Hunden, Frühstück und Einpacken verabschieden wir uns von unseren Nachbarn und gurken los. Der Aufstieg aus der Stadt hoch zur Autobahn ist ja immer wieder eine Herausforderung. Aber Big Blue kommt damit gut zurecht. Auch die Autobahnserpentinen bei Zadar meistert unser Auto mit Bravour. Die Reparatur am offenen Herzen in Albanien (neue Zylinderkopfdichtung, Generalüberholung des Kopfes und eine neue Wasserpumpe) ist wohl tatsächlich nachhaltig erfolgreich.

Wir haben uns an der Kolpa, einem Grenzfluss zwischen Kroatien und Slowenien bei Karlovac drei mögliche Campingplätze rausgesucht.

Gegen 15:00 Uhr überqueren wir die Grenze zwischen Kroatien und Slowenien am gaaaanz kleinen Grenzübergang Obmejni Prehod Krušinec. Hier kommen solche Typen wie wir mit solchen Autos wohl sehr selten durch. Zumindest verhielten sich die Grenzer so. Es hätte nur noch gefehlt, dass wir mit denen mit unserem Raki angestoßen hätten und die eine Ziege am Grill gedreht hätten. Mit einem Lächeln im Gesicht haben wir den Grenzfluss Kolpa überschritten und sind jetzt – wie gesagt – in Slowenien.

Der erste Campingplatz, den wir uns gleich um die Ecke ausgesucht hatten, gefällt uns nicht so gut. Er liegt zwar direkt am Fluss, aber nur für die Dauercamper. Wohnmobile sind auf einen Platz vor der Einfahrt verbannt. Dort ständen wir zwar alleine, aber, nee es gefällt uns hier eben nicht so wirklich.

Drei Kilometer weiter finden wir dann den Platz Camping Bela krajina. Hier passt alles. Nur ein weiterer Wohnmobil Gast. Stellplatz direkt am Wasser. Eine sehr bemühte Betreiberfamilie. Kleiner Laden in 200 Metern Entfernung. Wunderbare Wander- und Radfahrmöglichkeiten. Und wenn wir wollten, könnten wir hier auch mit Kanadiern paddeln. Das Wasser ist an der Grenze zwischen „frisch“ und „badefähig“. Hier bleiben wir.

Die Begehung des kleinen, aber mit allem (!) Wichtigen (!), was man so brauchen kann, sortierten Ladens, brachte uns einen Klotz Kassler Braten, Joghurt, Gemüse und – nicht zu vergessen – Eis am Stiel ein. Endlich mal wieder richtig Fleisch (ein großes am Stück) zwischen den Zähnen heute Abend.

2022-05-04 bis – 2022-05-05 – In der Krajina an der Kolpa

Es war gestern tatsächlich kein Fehler, uns für diesen Platz zu entscheiden. Eine himmlische Ruhe letzte Nacht. Wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Und das trotz, dass hier im Katholikenland alle 15 Minuten die Glocken läuten oder die Zeit ansagen – und das von zwei hörbaren Kirchen.

Für heute hat mich Heidi dazu verpflichtet, morgens mit ihr auf den kleinen Berg hier zu wandern. Eine wunderschöne Tour. Auch für die Hunde – endlich wieder ohne Leine unterwegs sein. Auf der Hügelspitze haben wir einen wunderbaren Ausblick über diesen Abschnitt des Kolpatals.

Auf dem Rückweg kommen wir nicht dran vorbei, im oben genannten Laden nach Grillkohleanzündern zu schauen. Und ja, sie haben ihn! Dazu Klobasa. Und ein Eis zum angewöhnen. In der Mittagspause, auch Siesta genannt, will ich eigentlich das machen, was ich jetzt gerade (heute Abend) mache: Diesen Text schreiben. Aber irgendwie verdaddeln wir diesen Tageabschnitt.

Gegen Ende der Siesta wollen wir noch nach Metlika radeln, um einen Schlachter um einige seiner Waren zu erleichtern. Aber wir schaffen es nur bis zum Campingplatz Big Berry (das war der dritte, den wir gestern auf dem Plan hatten). Aber schon der Name ließ uns zurückhaltend sein. Und nach der heutigen Besichtigung: Wir brauchen unsere Entscheidung auf keinen Fall bereuen!

Die Tage hier – und wir bleiben immer noch einen Tag länger hier – nutzen wir zu ausgiebigen Wander- und Radtouren. Und wir entdecken, dass das Restaurant auf dem Campingplatz richtiges Eis hat. So ist dann für die nächsten Tage auch für den Nachmittag jeweils eine halbe Stunde verplant.

Bei unseren Wanderungen fällt uns immer wieder der Zaun auf, der entlang der Kulpa, die ja Grenzfluss zu Kroatien ist, führt. Wir haben ihn für eine Grenzbefestigung gehalten. Gegen Flüchtlinge? Zwischen zwei europäischen Mitgliedsländern? Es ist aber wohl mehr ein Zaun, der immer nur dort errichtet ist, wo Dörfer oder andere menschlichen Ansiedlungen stehen. Er soll wohl verhindern, dass jemand in den Fluss fällt oder aber auch das Ufer vor übermäßiger und damit zerstörerischer Nutzung durch Angler, Wanderer, Touris oder sonstigen Menschen, die nachlässig mit der Natur umgehen. Denn die teilweise sehr steilen Uferbereiche sind natürlich für die verschiedensten Tiere Nistgebiet. Vielleicht soll der Zaun aber auch nur verhindern, dass die Biber vom Wasser her ins Land vordringen können. Denn deren Aktivitäten sind unübersehbar.

2022-05-08 bis 2022-05-09 – In Kärtnerland zum Jakelbauer

Heute haben wir es dann doch geschafft, uns in der Krajina loszureißen. Das Wetter hier soll jetzt schlechter werden und ab morgen ist für Österreich und ab übermorgen auch am Chiemsee Sommer vorhergesagt.

Heute schaffen wir es bis Laas. Circa 20 Kilometer nordwestlich von Villach. Habe dort am Osthang des Alpentales den Jakelbauern gefunden. Mit Hilfe von park4night. Diese unter vielen „Freicampern“ so verpönte Internetplattform. Und es stimmt ja auch. Freistehplätze, die hier veröffentlicht werden, sind durch den dann einsetzenden Ansturm „verbrannt“ und bald mit Verbotsschildern verziert. Aber in der Vor- oder auch Nachsaison findet man hier Plätze, die innerhalb der Saison völlig überlaufen sind, jetzt aber man jetzt ganz für sich alleine hat. Und da wir für unsere restliche Heimfahrt uns mal wieder auf Bauernhöfe, auf denen man übernachten kann, konzentrieren möchten, sind wir mit unserer heutigen Wahl mal wieder überaus zufrieden. Bei leichter Bewölkung mit aufreißendem Himmel treffen wir beim Jakelbauern ein. Ein alter, aber sehr sorgfältig erhaltener alter Hof – wir fanden auf einem Stall ein Baudatum von 1952 – der heute von den „jungen Leuten“ geführt wird. Begrüßt werden wir als erstes von den herumlaufenden Hühnern, dann von der Mutter in der Küche. Die Gaststube hat heute zu. Die ist nur montags, donnerstags und freitags geöffnet. Damit kommen wir klar.

Wir stellen uns so, dass wir den großartigen Ausblick über das Tal genießen können. Dann gehen wir mit den Hunden erst einmal zwischen den üppig blühenden Weiden und den darauf grasenden Rindern – und ein paar Pferden und Ziegen – spazieren.

Anschließend erklärt uns der Bauer, was er da gerade mit Bagger und angekarrtem Erdreich bastelt. Das soll der neue Wohnmobil Stellplatz werden. Am Hang vor der Scheune, ebenfalls mit freiem Blick über die Tallandschaft. Aber eben etwas weg von dem Parkplatz der Gaststube. In unseren Augen wird das eine Verbesserung. Auch wenn wir uns über den „alten“ Platz wirklich nicht beklagen können und wollen. Im Gegenteil.

Obwohl der Himmel immer noch wolkenbehangen ist, ist es warm. Es geht auf die 20°C zu. Und für morgen – Montag – ist Sonnenschein vorhergesagt mit Temperaturen deutlich über 20°C. Und morgen Abend gibt es in der Gaststube eine Brotzeit. Da fällt dann schon sehr früh die Entscheidung, dass wir auch den kommenden Tag hier verbringen werden.

Nach ausgiebigen Spaziergängen beschließen wir den zweiten Tag mit der Vesperplatte auf der Terrasse des Gasthauses. Wir sind total überrascht. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Öffnungszeiten (Montag, Donnerstag und Freitag jeweils von 16:00 Uhr bis 22:00 Uhr ist die Bude voll mit Einheimischen Jung- und Altmannen. Die drei Frauen werden von einem Berliner Pärchen, von den Gastwirten und uns gestellt. Vesperplatte ist super und das Bier tut seine Wirkung. Und den albanischen Raki, den wir auf den Tisch stellen, erfreut sich starker Beliebtheit.

2022-05-10 bis 2022-05-11 – Prien am Chiemsee Landvergnügen beim Biohof Hirzinger

Mit einem lachenden und mit einem tränenden Auge verabschieden wir uns von Martin und seiner Familie. Obwohl die beiden – und sie ist im neunten Monat schwanger – auf ihrem Hof und in der Gaststube alle Hände voll zu tun haben, fanden sie immer wieder Zeit, sich mit uns zu unterhalten: Über ihren Hof, der ihren Traum darstellt und über das, was sie noch in der Zukunft vorhaben. Und sie waren sehr interessiert daran, wie wir das damals mit unserer Heidschnuckenschäferei gemacht haben.

Heute geht es dann wieder über die Grenze nach Deutschland – ups, nee – nach Bayern. Dieses Mal ohne Visitation durch die grünen Jungs und Mädels. So kommen wir recht zügig in Rankham beim Bauer Hirzinger an. Leider ist er im Wald – Holz machen. Und sein Laden ist geschlossen. Dafür ist sein Stellplatz klasse. Außerhalb der Ansiedlung von vier Höfen auf einer abschüssigen Weide mit Blick auf das Alpenpanorama in de Ferne und die örtliche Seenplatte. Auch eine Kirche mit der viertelstündlichen Zeitansage ist in Sichtnähe: Stephanskirchen.

Auch an diesem Platz können wir uns hemmungslos der Entspannung hingeben. Spaziergänge mit den Hunden bis zu der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte sind kein Problem und Radfahren ist auch für uns Rentner machbar.

Ein Ausflug zur Badestelle am Pelhamer See endet bei uns mit einem Gang ins Wasser. Selbst Heidi, bei der das Wasser eigentlich Badewannentemperatur haben muss, scheut nicht vor einer Badeeinlage zurück.

Seit langem mal wieder grillen wir am Abend. Mit unserer Nachbarin Diana. Dazu haben wir uns aus dem benachbarten Bio-Hofladen rohe Rinderbratwürste besorgt. Dazu ein Nudel-Kohl-Salat. Diana steuert noch eine Kiste Marzipan Pralinen bei. Und unser Gastgeber lässt sich auch noch blicken. Ist aber etwas in Eile, denn auch er muss heute Grillen – mit seiner Familie.

2022-05-12 – Abensberg beim Spargelbauern Kügel

Nach zwei Tagen sonnigem Alpenpanorama machen wir uns weiter auf den Rückweg. Irgendwie ist uns nach Spargel. Abensberg – das liegt in der Nähe von Neustadt an der Donau – ist ein Spargelanbaugebiet wie das bei uns zu Hause. Allerdings sind in der Landschaft die bei uns gewohnten riesigen Monokulturen nicht so landschaftsprägend wie in unserer Heimat. Der Hof Kügel ist allerdings einer der nicht kleinen Sorte.

Neben dem Wohnmobil Stellplatz bietet er noch Laden, Automateneinkauf, Spielplatz, Frühstück, Kaffee und Kuchen. Zu nicht Coronazeiten gehört zum Angebot hier noch ein mittelgroßes Restaurationszelt, in dem dann Spargel rauf und runter serviert wird.

Die eigentliche Spargelernte und -verarbeitung nimmt im Gesamtambiente nur einen kleinen Teil ein. Auffällig ist dann nur noch die Containerwohnstadt für die hier rumänischen SaisonarbeiterInnen. Und die streng christliche Orientierung der Betreiberfamilie sticht einem überall auf dem Betriebsgelände ins Auge.

So richtig ein kuscheliger ist der Stellplatz hier nicht. Aber wir haben unsere ruhige Ecke und nur zwei Nachbarn. Und da die Aufhebung der Corona Auflagen für die Betreiber hier zu spät kam, ist das Restaurant leider noch geschlossen. So kaufen wir grünen Spargel und Heidi wird uns heute Abend den in der Pfanne mit Schinken und Salzkartoffeln zubereiten. Da das Wetter sich hält – irgendwas bei 24°C bei leichtem Wind und Sonnenschein – nehmen wir unser Abendmahl dann auch wieder draußen ein.

2022-05-13 – 2022-05-14 – Dötschenmühle

Wir haben – wie fast immer – hervorragend geschlafen. Frühstück, mit den Hunden spazieren gehen, was hier übrigens sehr gut möglich ist, Grauwasser ablassen, Klo ausleeren, Trinkwasser auffüllen, noch eine zweite Fuhre Spargel einkaufen und dann los.

Bevor wir auf unser neues Ziel zusteuern, möchte Heidi noch an den Donaudurchbruch bei Kelheim.

Nicht ganz einfach, dort einen Parkplatz zu finden, wenn man sich dort nicht auskennt. Aber dann doch ganz einfach. Mit einem Parkplatzwächter, der aus Stolzenau kommt und dort früher den dortigen Stell- und Campingplatz mit seiner Familie bewirtschaftet hat. Quasi Wand an Wand mit der Schloss-Schule, der Realschule, in der Heidi fast ihr gesamtes Arbeitsleben verbracht hat. Trotzdem möchte er 3,90 € Parkplatzgebühr haben, die wir nach dem Klönschnack gerne bezahlen. Von hier aus gibt es nur einen Weg zum Kloster und damit zum Durchbruch der Donau durch ein Felsmassiv. Von dort aus werden auch kleine und große Bootstouren angeboten. Das sparen wir uns aber. Auch die verlockende Gastronomie im Klosterhof lassen wir aus. Unser Frühstück ist ja noch nicht einmal ansatzweise verdaut.

So machen wir uns auf den weiteren Weg. Heidi hat die Dötschenmühle herausgesucht. Weil dort laut Landvergnügen Katalog professionell Biokaninchen gehalten werden nach Naturland Richtlinien. Das hat sie neugierig gemacht.

Die Absprache per Telefon war ein bisschen kompliziert. Da wir fast ständig mit einem Anrufbeantworter kommunizieren und dann von verschiedenen Personen zurückgerufen werden, habe ich das Gefühl, dass wir teilweise aneinander vorbeireden.

Aber dieses Gefühl ist bei Ankunft sofort verflogen. Nachdem wir ein wirklich „sportliches“ Gefälle bei der Mühlenzufahrt gemeistert haben, werden wir überaus freundlich von Georg empfangen. Er nimmt sich überaus viel Zeit für uns und zeigt uns seinen wunderschönen Stellplatz an einer vielfältig blühenden Wiese zwischen der Röslau und dem Mühlenkanal.

Da wir aber ein bisschen erschlagen sind, bietet er uns seine Mühlenführung für morgen Vormittag an. Um halb neun Uhr. Irgendwie wird uns dann beim Abendessen klar, dass das eigentlich nicht unsere Zeit ist. Aber wir nehmen uns vor, auch diese Hürde auf unserer diesjährigen zu meistern.

Zum Abendessen spendiert Georg uns noch vier regionale Biobiere. Total lecker. Ein bisschen malzig, aber süffig.

Pünktlich um 8:30 Uhr steht Georg bereit, uns seine Mühle und seine Kaninchenzucht zu zeigen. Auch wir haben es geschafft, zu diesem Zeitpunkt gewaschen und gekleidet fertig zu sein.

Georg hat aus einem Leben unwahrscheinlich viel zu erzählen. Aus einer ganz anderen Welt, als in der wir uns so bewegen. Er hat mehrere Studienabschlüsse in Pharmazie und Apothekenwesen. Und hauptberuflich war und ist er als Strategieberater bei den ganz großen unterwegs. Aber er hat irgendwann gemerkt, dass das nicht alles sein kann und hat sich der Biolandwirtschaft verschrieben. Und hat da für sich die Nische der Kaninchenzucht entdeckt. So wie wir vor 35 Jahren die Nische mit den Heidschnucken. In diesem Thema kann ich viel Parallelen zwischen ihm und uns entdecken.

Da Georg – genauso wie ich – dazu neigt, bei seinen Erzählungen oft sehr weit auszuholen, ist es schon weit nach Mittag, als wir den Rundgang abschließen. Unsere Frage, ob wir nicht noch einen Tag länger bleiben können, bejaht er ohne Umschweife. So haben wir auch schön Zeit, uns die Gegend genauer anzuschauen. Das Tal der Röslau ist wunderschön zu bewandern und mit dem Fahrrad zu erkunden. Eine traumhafte Landschaft. Aber wie überall gibt es auch eine Rückseite der Medaille. Ich hätte nie gedacht, dass Oberfranken, und dort befinden wir uns, eine Region ist, die von starkem Wegzug der Bevölkerung geprägt ist. Nicht nur in den Dörfern finden wir keine Läden und Kneipen mehr. Viele Häuser stehen verlassen und Betriebe, die dort seit Jahrhunderten produziert haben, stehen leer und verfallen zusehend. Selbst Gaststätten an den selbst jetzt schon stark frequentierten Wanderwegen sind auf Dauer geschlossen. Es ist ein Trauerspiel bis hin zu deprimierend.

Aber das wunderbare Wetter gleicht vieles wieder aus und lässt und dann noch mit den Fahrrädern zum Feisnitz-Stausee fahren. Eine Umrundung des Sees mit dem ist schnell gemacht. Ein Eis mit frischen Erdbeeren und eine Schwarzwälder Kirschtorte (die im Übrigen diesen Namen nicht verdient hat) runden diesen Ausflug ab. Der Versuch eine Runde zu schwimmen scheitert zwar nicht, aber hält sich in Grenzen.

Am späten Nachmittag gesellt sich Georg wieder zu uns und erzählt uns interessante „Geschichten aus der Region“.

Zum Abendessen hat Heidi Kartoffelsalat mit Spiegeleiern gemacht. Ein leckerer Abschluss einen wunderschönen Tages.

2022-05-15 – Baumbach an der Fulda

Eigentlich wollen wir heute zum Landhaus Licherode in Alheim, einem Landvergnügen Gastgeber. Allerdings teilt uns Harald am Telefon mit, dass er schon voll sei aber uns eine Alternative in der Nähe anbieten könne. So lassen wir uns darauf ein. Im Notfall können wir ja immer noch zum Gut Hombergshausen, der Tierfairbrik weiterfahren.

Aber wie so häufig kommt es anders als man denkt. Kurz vor finden wir an der Fulda einen kleinen kommunalen Stellplatz, der scheinbar nicht sehr stark frequentiert ist. Er wird wohl auch in Teilen von der Gemeinde als Lagerplatz von Baumschnitt und Ähnlichem genutzt. Aber er bietet eigentlich alles, was wir so als „Autarke“ so erwarten: Grünen Untergrund leicht befestigt, Büsche zur Abgrenzung und ein paar Bäume für den Schatten. Und eine schöne Landschaft drum herum um ein vielfältiges (Rad-) Wegenetz an der Fulda entlang. Was wollen wir mehr. Und das Wetter tut auch seinen Teil dazu: Es scheint die Sonne bei Temperaturen um die 22°C bei nahezu Windstille.

Bei unserer Erkundungsfahrt haben wir in Baumbach schon einen kleine Edeka Laden entdeckt, zu dem wohl auch eine Schlachterei gehört. So ist für morgen früh der Einkauf vor der Weiterreise gesichert. Im Nachbarort finden wir an einem See neben der Fulda ein „Ausflugslokal“ – Das Schlachtschiff – welches einer Kogge nachgeahmt ist. Es ist brechend voll. Und an dem See ist das begrünte Ufer von Freizeitlern belegt. Vereinzelt wird gegrillt. Da läuft mir das Wasser schon fürs Abendessen im Mund zusammen.

Bei uns gibt es heute Abend Arme Ritter mit Kassler auf Zwiebelbett mit Salzkartoffeln.

2022-05-16 – Bio Gut Hombergshausen, auch Tierfairbrik genannt

Nach dem Frühstück und dem Hunderundgang – hier wird übrigens von den Einheimischen genaustens drauf geachtet, dass man den Hundekot erst in eine Plastiktüte packt, bevor man ihn der Natur wieder rückübergibt – fahren wir mit dem Rad zum ortsansässigen Edeka Laden. Und tatsächlich, wie wir schon gestern durch Schaufenster erahnt haben, im hinteren Teil ist ein riesiger Frischfleisch und -wurst Tresen. Da schlagen wir schon einmal zu. Aber im Hinterkopf, dass auf unserem heutigen Zielhof es Schweine- und Rindfleisch in Bioqualität direkt vom Erzeuger gibt.

Mit abnehmend gutem Wetter treffen wir auf dem Gut ein. Der Stellplatz ist jetzt auf der anderen Seite der kleinen Straße am Waldrand. So stehen wir jetzt über den ganzen Ländereien und haben so einen ausführlichen Blick über die Wiesen auf denen die Schweine wühlen, den Gemüsegarten, auf dem zwei MitarbeiterInnen/MitbewohnerInnen gerade noch vor dem zu erwartenden Regen vorgezogene Pflänzchen in die Erde bringen. Bei den beiden findet Heidi auch gleich Gesprächs PartnerInnen über Obst- und Gemüseanbau.

Später ist sie noch auf der Suche nach dem Eber.

Nach der Klärung, was zurzeit alles im Hofladen im Kühlschrank auf uns wartet, unternehmen wir erst einmal einen ausgedehnten Spaziergang durch die angrenzenden Wälder. Wie an vielen anderen Stellen finden wir auch hier wieder große Areale mit abgestorbenen Fichten. Die hiesigen Waldbewirtschafter sind dabei, dieses Totholz aus dem Wald zu entfernen. Die großen Holzläger am Wegesrand sind deutliche Hinweise darauf, in welchen Größenordnungen der Wald zurzeit leidet.

Als wir wieder auf unserem Stellplatz sind, fängt es an zu regnen. Dieser wäschst sich zu einem ausgewachsenen Sturzregen mit Sturm und Hagel aus. Da wir etwas ungünstig stehen – mit der Front tiefer als mit dem Heck, findet das Wasser tatsächlich einen Weg durch die Dichtung zwischen Fahrerkabine und Wohnaufbau. Und das in nicht geringen Mengen. Heidi stellt eine Badewanne unter den Wassereinbruch und so bleibt der Schaden beherrschbar. Wir brauchen also keine Gummistiefel im Auto. Draußen sieht das ganz anders aus: Sichtweite unter 15 Meter und Hagelkörner so groß wie Haselnüsse. Hoffentlich halten die Dachfenster und die Photovoltaik das aus! Sie haben es ausgehalten!

Unser Abendessen – gebrühte grobe Biobratwurst vom Gut, mit Nudeln in Tomatensauce – nehmen wir heute mal im Auto. Draußen ist doch etwas zu nass.

2022-05-17 – Das Landhaus Silberteich in Bruchhausen/Höxter

Wir suchen für die Weiterfahrt nach dem Frühstück mal wieder die Strecke aus, die die Autobahnen vermeidet. Wieder eine gute Entscheidung. Wir fahren durch wunderschöne Mischwälder – auch hier ist der Waldanteil im Verhältnis zur landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche erheblich höher als bei uns im Nienburger Land – auf kleinen Straßen. Wir wussten gar nicht, dass es hier in der Region so stark bergauf und -ab geht.

An unserem Ziel Landhaus Silberteich angekommen, sind wir zuerst etwas überrascht. Die Zufahrt von der Straße her ist so eng, dass sie für uns nicht passierbar ist. Aber schnell finden wir die Zufahrt von hinten. Und das passt. In der Zwischenzeit hat Heidi den Chef gefunden. Leider ist die Gastronomie eigentlich geschlossen. Aber für LandvergnüglerInnen macht er immer die Küche auf. Es wird heute Abend Forelle aus seinem eigenen Teich geben. Der kleine Parkplatz, auf dem wir hier im Tal stehen bietet Ausblicke auf seine Schafsherde, Ziegen und Pferde. Direkt am Restaurant liegt der kleine Fischteich in den eine kleine Biergarteninsel ragt. Und auf dem Teich sind drei schwarze (!) Schwäne mit ihren vier Küken zuhause.

Das Ganze liegt wunderbar im Schatten der großen Bäume.

Wir machen erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang mit unseren Hunden. Da das Anwesen direkt am Ortrand liegt, sind wir sofort zwischen Wiesen und Wäldern unterwegs. Mich erinnert das Ganze hier ein bisschen an das Sauerland am Rand zum Ruhrgebiet.

Später am Tag flanieren wir noch durch das Dorf. Ein schönes Dörfchen. Aber auch hier lugt aus allen Ecken und Nischen der Charme vergangener Tage hervor. Läden, die wir noch erkennen können haben seit langem geschlossen. Ebenso die früher vorhandenen Kneipen, Kaffees, Restaurants und Pensionen. Ein mit viel Engagement und sicherlich auch Geld gebautes Kurhaus inklusive Kurgarten dient heute nur noch ansässigen Müttern zum Spielen mit ihren Kindern. Aber vielleicht ist es ja gerade das, was uns unseren Aufenthalt hier so angenehm macht: Ein Ort, der nicht so von Touristen überlaufen, sondern im vollen Besitz der Einheimischen ist.

Für den Abend hat unser Landvergnügen Gastgeber zwei fangfrische Forellen Müllerinnenart mit Salzkartoffel und Salat vorbereitet. Vorweg gibt es eine Spargelcremesuppe. Nicht aus der Tüte! Sehr cremig und gehaltvoll. Das Menü bekommen wir am Teich serviert. Ein Traum. Und es kommen sogar noch Gäste aus dem Dorf. So sitzen wir hier nicht ganz einsam herum. Und das aufgeweckte sechsjährige Enkelchen, welches heute aus Castrop zu Besuch ist, unterhält uns lebhaft mit ihrer Lebensgeschichte. Alles in allem ein wunderschöner Abend.

Dieser Platz ist nicht nur aber vor allem des Essens sehr sehr empfehlenswert.

2022-05-18 – Rittergut Meinbrexen an der Weser

Heute soll es schweinewarm werden. Daher entscheiden wir uns kurzfristig uns einen Stellplatz zu suchen, der am Wasser liegt und wo man baden kann. Da fällt mir hier in der Gegend das Rittergut Meinbrexen ein. Ein Landvergnügen Stellplatz abseits des Gutes an ehemaligen und heute renaturierten Kiesteichen, wenige Meter von der Weser entfernt.

Bei meinem Anruf endlich mal jemand am Telefon, die nicht nur schnell und kompetent auf meine Frage reagierte, sondern auch schon zu dieser frühen Stunde – es ist so gegen 9:00 Uhr – eine gute fröhliche Stimmung verbreitet.

Also gesagt getan. Heidi überredet unsere polnische Gastgeberin der letzten Nacht, ihr ein paar selbstgemachte Piroggen zu verkaufen, was diese sehr gerne tut.

Wieder auf kleinen Straßen durch ausgedehnte Waldgebiete, aber auch durch Orte, die leider vom Wegzug der Bevölkerung geprägt sind, erreichen wir das eigentliche Wesertal bei Höxter. Hier ändert sich das Bild. Die Orte sind belebt. Es sind Menschen auf den Straßen. Und die Wohnmobile geben sich die Klinke in die Hand. Das lässt für unser Tagesziel ja einiges erwarten.

Die Brücke in Höxter über die Weser war schon immer zu klein für Big Blue und ist derzeit komplett gesperrt, da sie grundsaniert wird. So müssen wir einen nicht unerheblichen Umweg fahren. Aber auch hier entschädigt uns die Landschaft für unsere Mühen. Und zu unserem Erstaunen entdecken wir, dass es hier noch einige kleine Personenfähren über die Weser gibt. Teilweise sogar mit Gastronomie an der Anlegestelle. Auch ein Ausflugsdampfer durchquert unser Blickfeld.

Am Rittergut angekommen finden wir den Stellplatz vor, wie ich ihn vor zwei Jahren verlassen habe. Nur die Landvergnügen Schilder sind abhandengekommen. Wir sind alleine hier. Mit den Hunden erst einmal ans Wasser. Dann zum Gut um uns anzumelden. Dabei erfahren wir, dass es leider auf dem Gut selbst keine Erdbeeren zu kaufen gibt. Sie vermarkten über Verkaufsstände in der Region. Aber eben nicht hier am Ort der Entstehung. Auch gibt es im Ort keine Einkaufsmöglichkeit mehr und die letzte Kneipe hat auch zu gemacht. Von alledem entschädigt uns aber wieder mal der Stellplatz mitten in der Natur.

Durchgeschwitzt nach unserem Spaziergang gehen wir erst einmal eine Runde schwimmen. In einer Bucht der Teiche, in der wir die Enten, Gänse und Schwäne mit ihren Küken nicht stören. Das Wasser ist frisch, aber ertragbar. Ich will mir ja auch nur den Schweiß vom Körper waschen.

Auf den Erdbeerfeldern des Rittergutes arbeiten hier fast nur Frauen, beziehungsweise junge Mädchen. Von der Sprache her Polinnen. Es ist schon auffällig. Denn bei allen anderen Höfen die wir bislang besucht haben – übrigens auch denen bei uns in unserer Nienburger Gegend – sind kaum noch Frauen auf dem Feld. Die frühere Durchmischung ist zurück gegangen und die Männer haben sich durchgesetzt. Hier jedoch sind eigentlich nur Frauen auf dem Feld. Selbst die Maschinen, Trecker und sonstigen Fahrzeuge werden fast nur von weiblicher Hand geführt. Mal sehen, wenn wir uns morgen im Büro verabschieden, ob ich dazu eine Info bekomme, warum das so ist. Zufall oder eine gezielte Entscheidung? (Nachtrag: Ich habe vergessen nachzufragen!)

Heidi hat sich gerade in die „Küche“ zurückgezogen (17:35 Uhr) und bereitet das Abendessen vor: Die Piroggen werden nicht lange mit uns herumfahren. Die gibt es heute Abend mit rohen Bratwürsten vom Bio Gut Hombergshausen – unser Platz vor zwei Tagen.

2022-05-19 – Echt Schaf bei Betheln im Leinetal

Leider ist heute Morgen schon ein Angler der Camouflage Fraktion an unserer Badestelle. So muss das „Körperreinigungsschwimmen“ heute Morgen ausfallen. Leider. So geht es nach dem Frühstück und dem Spaziergang mit den Hunden los. Wieder über möglichst kleine Straßen. Über Einbeck und dann am Ufer der Leine nach Gronau (Leine) entlang. Eine wunderschöne Strecke, aber keine Möglichkeit mit Big Blue mal an schöner Stelle zu pausieren. Und es gibt hier auch keine Wohnmobil Stellplätze. Warum bloß nicht? Hier könnten die Dörfer sich wirklich ein kleines Zugeld verschaffen.

Gronau selbst ist zumindest im Zentrum echt rausgeputzt. Und es gibt eine Eisdiele. Wunderschön gelegen am Marktplatz (?), umgeben von Grün. Und einem famosen Eisangebot. Und zu Preisen, die wir auf unserer Reise bislang nur in Slowenien so erlebt haben. Wenn ich das zu Zeiten meiner Ausliefertouren für unsere Heidschnuckenschäferei gewusst hätte, hätte ich für die Südtour zumindest im Sommer eine halbe Stunde mehr einplanen müssen.

Auf dem Milchschaf- und Landvergnügenhof Echt Schaf war ich schon einmal. Auch dieses Mal ein grandioser Sonnenuntergang über dem hier sehr breiten Leinetal. Und das Ganze nach einem tosenden Unwetter. Und dieses Mal war Big Blue wieder dicht. Kein Wasser ist eingedrungen. Wir standen dieses Mal auch nicht mit der Front nach unten.

Heute Abend gibt es Kartoffelsalat mit Spiegeleiern auf Speck.

2022-05-20 – Unsere letzte Nacht in Stolzenau Leese.

Heidi hat sich gewünscht, unsere letzte Nacht auf dem Stellplatz in Stolzenau neben der Realschule, in der sie als Lehrerin mehr die Hälfte ihres Lebens versucht hat den Kindern was beizubringen, zu verbringen.

Wieder über kleine Straße arbeiten wir uns so, nachdem wir bei unseren Schäfern noch den Verkaufsautomaten um das eine und andere erleichtert haben, wieder über kleine Straßen aus dem Leinetal wieder zurück ins Wesertal. Als wir auf dem Stellplatz Stolzenau, der eigentlich sehr schön direkt an der Weser liegt, ankommen, ist uns innerhalb weniger Sekunden klar, dass das nicht unser nächstes Nachtdomizil wird. Gerammelt voll. Und das schon am Freitag um die Mittagszeit. Ab 16:00 Uhr hätte ich das erwartet. Aber gegen 12:00 Uhr? Irgendwie gibt es zu viele Rentner die sich ein Wohnmobil leisten können.

Lange Rede kurzer Sinn. Auf der anderen Seite der Weser in Leese gibt es am Sportplatz noch einen Stellplatz am Leeser Teich. Den kenne ich aus der Vergangenheit eigentlich nur als verwaist. Heute die Überraschung – von den sieben Plätzen sind drei schon belegt. Bis zum Abend werden es mit uns fünf Gäste sein. Ein kleiner, ruhiger Platz, der nicht nur Strom bietet, sondern auch eine Entsorgungsstation. Und das Ganze für 4,00 € auf Vertrauen in den Briefkasten zu werfen.

Von hier aus kann man wunderschöne Radtouren über Schlüsselburg an der Weser entlang machen. Endlich geht es bei unseren Radtouren nicht mehr auf und ab. Ein Hoch auf das niedersächsische Flachland. Was wir auch machen. Leider haben wir uns kein Geld eingesteckt. Sonst hätten wir uns in Schlüsselburg sicherlich an dem zur Rast einladenden Kiosk mit kleinem Imbissangebot sicherlich etwas schnabuliert.

Auf dem Weg finden wir auch noch einen „Aussichtsturm“. Heidi versucht schon einmal in der Ferne unsere nächste Tourenplanung zu finden.

Auch heute holt uns der Katastrophen vorhersagende Wetterbericht ein. Gegen 18:00 Uhr – nach unserer Radtour – beginnt es recht stark zu regnen. Aber es ist von dem gestrigen Unwetter und dem, was wir aus dem Radio erfahren, weit entfernt. Eben ein etwas starker Regen.

2022-05-21 – Nach Hause

Da gibt es nichts mehr zu erzählen, außer das Ankunft zuhause immer etwas aufregend sein kann! Außerdem geht es in wenigen Tagen, am Mittwoch vor Himmelfahrt ja schon wieder los: Ins Wendland zur Kulturellen Landpartie.

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