2016-08-07 – An den Liqeni i Ohrit

Das Gewitter, welches gestern Abend noch an den Horizonten aufgezogen ist, steht jetzt direkt über uns. Schon in der Nacht haben wir auf dem Dach die Tropfen gehört. Es ist richtig was runter gekommen. Die Landwirte freut das.

Für uns heißt das aber, wir werden wegfahren. Denn, wie schon beschrieben sind uns die vermüllten Strände hier ein Graus, und bei dem Wetter sind wir nicht bereit, hier rum zu suchen, um was besseres zu finden. Schade, das hier war eines meiner Toppziele, die ich mir ausgesucht hatte.

Heidi hat schon im Stillen sich den Liqeni i Ohrit (Oridsee) ausgeguckt. Für mich heißt das, erst einmal viel gemütliche „Autobahn“. Wenn wir von der Halbinsel runter sind. Es ist zwar Sonntag und die ganzen Tiraner sind auf der Suche nach einer Wochenendlokation. Und alle paar Kilometer werden wir von farbenprächtig geschmückten Autokorsos überholt oder sie begegnen uns: Hochzeiten. Da betreiben die Familien einen irren Aufwand. Bei uns zu vergleichen, wenn wir Fußballweltmeister geworden sind. Hier wie zuhause, muss ich da natürlich mächtig aufpassen, denn ich muss für die teilweise schon sehr angetrunkenen Fahrer mitdenken und ihre unvorhersehbaren Aktionen eben doch zumindest vorausahnen.

Bis Tirana geht es recht flott voran. Aber auch hier auf der Autobahn, merkt man, dass wohl viel von dem Baumaterial den Weg in die Toreinfahrt des einen oder anderen Bauingenieur gefunden hat.

Hier fehlt der wichtige Hinweis
Hier fehlt der wichtige Hinweis

In Tirana ist wieder Erwarten und bisher gemachten Erfahrungen der Weg nach Elbasan sehr gut ausgeschildert. Nur am Ende, wo es fast schon wieder aus der Stadt raus ging, fehlte eines, und die riesige Straße auf der wir waren endete im Nichts. So drehen wir, fahren etwas zurück und nehmen einen neuen Anlauf. Ein Polizist, der am Straßenrand steht, bestätigt uns, dass wir hier abbiegen müssen, auch ohne Schild. Dieser Teile der Ausfallstraße ist nicht fertig und die Umleitungen (um die Baumaschinen) ist abenteuerlich. Aber wir schaffen es bis zum Stadtrand und freuen uns auf die in der Karte schon als Autobahn eingezeichnete Straße. Aber auch hier schlägt mal wieder der Wunschtraum zu. Es wird zwar gebaut, gefahren wird auf der alten Straße immer am Berg lang, eng und rauf und runter. Aber nach circa 20 Kilometer ist sie dann plötzlich da. Beginnend mit einem neuen, endlos langen Tunnel mit einem starken Gefälle und anschließend noch mehr Gefälle befahren wir wohl die neueste Straße Albaniens. Bis fast nach Elbasan.

Danach wieder die bekannten Straßenverhältnisse. Man muss halt aufpassen. Die Dehnungsfugen an den Brücken fehlen oft. Dafür steht an jeder Brücke ein Schild, welches darauf hinweist, dass hier eine Brücke steht und wie lang sie ist. Und die Straßenstände nehmen wieder zu. Wir fahren durch eine recht fruchtbare Gegend. Und wir sind jetzt in vornehmlich von Moslems bewohnten Gebieten. Man merkt das auch in den Ortschaften, die wir durchfahren. Noch mehr Leben auf der Straße, noch mehr am Kismet orientiertes Leben, noch mehr Cafés, in denen noch mehr Männer und noch weniger Frauen sitzen. Aber ich liebe dieses. (Bitte nicht missverstehen!)

Von Librazhd bis an den Liqeni i Ohrit führt neben der Straße die noch von Enver Hoxha gebaute Eisenbahnlinie: Tunnel, Brücke, Tunnel und so weiter. Diese Strecke ist vor allem und auch dafür gebaut worden, um das Militär in Albanien so schnell und zuverlässig wie möglich von einem Landesteil zum anderen, von einer Grenze zur anderen transportieren zu können. Nebenbei erfüllte diese Strecke aber auch wichtige Transportaufgaben der Industrie und des Bergbaus. Die Ruinen des Letzteren kann man in Pogradec noch sehr gut sehen.

Irgendwann kommen wir am Liqeni i Ohrit an. Bei Lin sehen wir ihn zum ersten Mal. In langen Serpentinen schlängeln wir uns auf sein Niveau aus den Bergen runter. In Lin erkennen wir ein Hotel und Campingplatz Resort. Aber wir wollen noch ein bisschen in Richtung Pogradec. Bei Hudënisht hatte ich bei meiner Vorbereitung einen Platz gefunden, der einen recht passablen Eindruck machte, so dass er unter Anderem WiFi vermuten ließ. Aber wir übersahen ihn wohl und standen in einer grässlichen Straßenbaustelle an den Toren von Pogradec. So weit wollten wir nicht und auch nicht so nah an der Stadt unser Lager aufschlagen. So fuhren wir zurück zu einem Platz, den wir schon vorher gesehen hatten, uns die Einfahrt aber zu problematisch erschien. Jetzt schauten wir uns Camping Rei diesen genauer an und worden sofort von einem jungen Mann empfangen, der mich sofort an Lothar vom Bioladen Abakus in Bremen erinnerte. Ich beschloss, dass das passt. Und es passte. Auch wenn der Platz im Internet noch vor der Zerstörung des Hauptgebäudes präsentiert wird.

Wir stellen uns mit der rechten Breitseite zum Wasser. Es stürmt heute so stark, dass die Brandung über den „Sonnenstrand“ spritzt.

Dann wollen wir uns aber erst bewegen. Da bietet sich die stillgelegte, oben schon angesprochene Bahnlinie an, die auch hier in wenigen zehn Meter Entfernung neben der Straße verläuft. Nur Lara hat Probleme ihre Schrittfolge den Schwellen anzupassen.

Abendessen in Big Blue
Abendessen in Big Blue

Dann fängt es wieder an zu regnen. Und immer stärker. So ziehen wir uns erst einmal in Big Blue zurück und nutzen das WiFi des Platzes. Hätten wir nicht gedacht, dass die hier so etwas haben. Denn der Platz ist doch auf einem recht einfachen Standard. Die Küche zum Beispiel ist eine open air Veranstaltung. Und wenn es regnet, wird eben mal ein Sonnenschirm über den Grill gehalten. Aber die Jungs bereiten einen super Fisch und Steaks zu. Wir entscheiden uns heute mal für Fleisch. Dazu absolut leckeren Salat, albanischen Joghurt (Tzatziki) und frittierte Kartoffeln und Brot. Und serviert haben uns die Jungs das alles in Big Blue, da es draußen geschifft hat wie selten. Einer trägt den ganzen Kram auf einem Tablett, der andere hielt einen Sonnenschirm darüber, damit unser Essen nicht nass, und Bier und Wein nicht verwässert wird.

Später stoßen noch Astrid und ihr Freund (Achim?) mit ihrem T4 zu uns. Endlich mal Leute, die auf unserer Wellenlänge sind. Die Beiden müssen aber schon am 2016-08-12 wieder zuhause sein. Ich hätte mir gut vorstellen können, mit denen eine Strecke zusammen zu machen.

Wir schlafen bei Regentropfen auf dem Dach ein.

Morgen gehts weiter ->

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