2022-10-10 – Der Nord- Ostseekanal

2022-10-10 – Nochmal los dieses Jahr – Erste Etappe nach Lühe Fähranleger

Dieses Mal kommt Heidi mal wieder mit. Sie hat es sich ganz doll gewünscht, dieses Jahr noch einmal an den NOK (Nord-, Ostseekanal) zu reisen um große Schiffe zu gucken. Dieser Wunsch soll ihr erfüllt werden.
Die erste Etappe geht bis Lühe Fähranleger. Ein Plätzchen mit ganz vielen Fressbuden, ganz viel Elbe und ganz viel große Kähne. Für mich ist hier immer das Größte das Posen der Harley-Davidson Rocker und der Goldwing Schweber. Denn hier trifft sich bei Wind und Wetter, im Sommer wie im Winter ein großer Teil der Hamburger Motorradscene. Inklusive der Wernerfans aus Kappeln an der Schlei. Immer wieder mehr als ein Hingucker.

Leider werden wir bei Ankunft auf nahezu leerem Platz von einem deutschen Blockwarttypen mit dem Spruch „So geht das hier aber nicht“ begrüßt. Ich liebe diese Menschen! Dann weiß man, warum der liebe Gott uns Fäuste gegeben hat. Aber – Nun gut.

2022-10-11 – Weiter geht’s nach Wischhafen bis zum 2022-10-13

Wer kenn sie nicht, die Verkehrsmeldung: „Wartezeit an der Fähre Wischhafen – Glückstadt eineinhalb Stunden.“? Wir haben Glück. 13 Autos sind vor uns. Trotzdem. Wir wollen mal den kleinen Stellplatz direkt hinter dem Deich ausprobieren. Er liegt schön. Mit ein bisschen gutem Willen kann man die Fähre beobachten. Auch die großen Pötte auf der Elbe bleiben nicht verborgen. Nur Nachahmer sollten nicht den Fehler machen, den wir gemacht haben. Ganz bis zum Ende des Platzes zu der Weidenhecke durchzufahren. Denn diesen Sichtschutz nutzt der Wohnmobilist als Kloersatz. Es riecht und die Hunde erfreuen sich gerne mal in einem der Scheißhaufen rückenwälzender Weise. Dabei gibt es öffentliche Toiletten direkt neben dem Kiosk am Fähranleger. Und das eigene Klo im Auto sollte man auch nicht vergessen – das gibt es ja eigentlich auch noch!

Den Imbiss am Anleger macht einen guten Eindruck und ist auch an unseren beiden Tagen hier gut besucht.
Wer dem Wandern und/oder Radfahren als Hobby frönt, der ist hier gut aufgehoben. Egal ob auf Deichen entlang oder nach Wischhafen in den Museumshafen mit einem kleinen Hafenmuseum. Letzteres hatte bei unserem Besuchsversuch leider zu. Aber auch von außen vermittelte es einen interessanten Eindruck.

Und beim Bäcker im Ort kann man recht schön an der Hauptverkehrsstraße eine heiße Schokolade trinken und sich über die Unmengen an Wohnmobilen wundern, die diesen Weg hier über die Elbe suchen.

2022-10-13 – Nach Hochdonn, Heidis eigentlichem Wunschreiseziel
Hier waren wir schon einmal. Zu Zeiten, in denen man noch keine Probleme hatte, am NOK freie Stellplätze zu finden. Heute stehen überall – wirklich überall – wo man sich mit einem Wohnmobil hin klemmen könnte, unübersehbare Verbotsschilder. Oder Höhenbegrenzungen. Oder einfach Betonklötze. Hier an der Eisenbahnbrücke aus Kaisers Zeiten gab es früher vier Stellmöglichkeiten. Heute duldet (!) der Bürgermeister nur noch an einer Stelle das Übernachten im Wohnmobil. Wie man auf dem entsprechenden Schild lesen kann, war gar nicht einmal das Übernachten ansich das Problem. Nein, scheinbar haben sich die Gäste nur benommen wie die Schweine und die Parkplätze mit Entsorgungseinrichtungen verwechselt.

So sind wir nur eine Nacht geblieben, denn von dem geduldeten Platz haben wir keine direkte Sicht auf den Kanal.

2022-10-14 und 2022-10-15 – Fischerhütte in Steenfeld

In den üblich verdächtigen Internetportalen habe ich die Fischerhütte in Steenfeld als einzigen kleinen, ruhigen, unseren Wünschen entsprechenden erlaubten Stellplatz mit Blick auf den Kanal gefunden. Alles andere, was da angeboten wird, ist nicht so unser Ding: Große Betonflächen – am besten noch parzelliert, Kuschelcamping oder Autowettpolieren. Alles nicht unsere Kragenweite.

Um nicht nur, aber auch, Wohnmobilen die Zufahrt zu den schönen Plätzen am NOK zu verbieten, denken sich die Behörden tatsächlich abenteuerliche Schilderkombinationen aus.


Die Fischerhütte, eine ehemalige Gaststätte direkt am Fähranleger, ist vor zwei Jahren von Maria und Knut nach zwei bewegten Leben gekauft worden und wird nun seiner neuen Nutzung zugeführt. Selbst über lange Zeit ihres Lebens im Reiselaster und -bus unterwegs bieten sie an ihrem neuen Zuhause zwei Stellplätze in der Pole Position zum NOK an. Keine Anmeldung, keine Reservierung. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Schattig unter einem großen Baum – zurzeit nicht mehr soooo wichtig, aber im Sommer war der Schatten sicherlich begehrt – haben wir feien Blick auf alles Wichtige: Die Fähre, die großen Pötte, hier auch in der Ausweichstelle (Weiche genannt), die Radwege und nicht zuletzt der kleine Imbiss, genannt „Service-Station-Fischerhütte“. Hier kann Heidi sich endlich mit leckersten Krabbenbrötchen vollhauen. Und ich mit heißer Schokolade mit richtiger Schlagsahne, nicht Sprühsahne! Für den anderen Abend haben wir uns einfach zwei Bartheringe geben lassen, die wir dann zu unseren Essenszeiten – denn 17:00 Uhr ist das gewiss noch nicht – mit Bratkartoffeln uns fertig gemacht haben.

Irgendwann kommen wir mit den beiden Gastgebern etwas enger ins Gespräch. Die Welt ist klein. Auch er hat eine Vergangenheit in einem Reisebuskollektiv ähnlichen „Betrieb“. Er kennt einige der Reisebuskollektive von vor 30 Jahren. Er hat auch mal so etwas gemacht, was in Skandinavien „Reisende Schule“ genannt wurde. Er hat das Wasser per Segel- und Paddelboot erkundet, auf Flüssen, Kanälen und zur See. Wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir sicherlich lange Abende mit unseren Anekdoten füllen.
Aber wir wollen heute am Sonntag los. Nach Hause. Denn ich habe mal wieder schon seit ein paar Tagen Herzklabastern. Wird wohl wieder auf Krankenhaus hinauslaufen: Diagnose -> Sedieren -> Elektroschock um dem Herz wieder den richtigen Takt vorgeben. Kenn ich ja schon.

So kommen wir dann am Sonntagnachmittag zuhause an. Alle Hühner leben noch, die Hunde suchen den Hof nach Katzen ab. Und die Sonne scheint. Draußen noch Tee, Kaffee und Rumkugeln schnabulieren. Und schon ist auch der Sonntag um.

P.S.: Ich schreibe diesen Bericht jetzt am Montag. Aus dem Krankenhaus! In Diepholz. Mein Besuch bei meiner Hausärztin heute Morgen war echt ernüchternd. Herzrhythmusstörungen Wieder einmal!. Die sind als Notfall einzustufen. Sie hat über eine Stunde herumtelefoniert, um einen Platz in einem Krankenhaus mit Kardiologie zu finden, die noch (selbst Notfälle) aufgenommen haben. Nienburg soll schon bis nach Hildesheim verlegen und hat schon mehrere Abteilungen blockiert. Verden hat gelacht (im übertragenen Sinn), wie wir auf solch eine Frage kämen. Die Rettungszentrale sagt, sie fragen schon gar nicht mehr an, sondern fahren nur noch hin zu den Notaufnahmen und hoffen und beten. Tja, das ist das angeblich führende Gesundheitssystem in einem der angeblich reichsten und führenden Länder der Welt. Das ist das Ergebnis, wenn man so mal eben auf die Schnelle 100 Milliarden für die Bundeswehr und Waffenlobby locker macht und das Gesundheitswesen dem freien Markt überlässt. Vielleicht noch die Bürger auffordert, mal auf den Balkon zu treten und zu klatschen. Streiks um bessere Arbeitsbedingungen bei den Piloten, wo es eigentlich in der Mehrzahl um die Befriedigung von Freizeitinteressen der Fluggäste handelt, medial in den Vordergrund rückt weil die Urlauber nicht nach Malle kommen, bei dem medizinischen und pflegerischen Personal solche Arbeitskämpfe und Tarifverhandlungen nicht oder kaum zur Kenntnis nimmt.

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