2022-05-25 bis 2022-06-06 – Kulturelle Landpartie 2022

Wir sind ja gerade vor wenigen Tagen aus Albanien zurück. Zuhause treffen wir auf unsere Hofhüterin, die in unserer Abwesenheit unseren Garten, unsere Ferienwohnung, unseren Wohnmobil Stellplatz, und unseren Schäferwagen betreut hat. Trotzdem ist nach Heidis Empfinden vieles liegen geblieben. So trifft sie die Entscheidung, nicht direkt an Himmelfahrt mit ins Wendland zu kommen, sondern erst einmal zuhause – und vor allem im Garten – klar Schiff zu machen. So starte ich schon am Mittwoch Richtung Gledeberg, dem Wunde(r)punkt der kulturellen Landpartie, der von uns aus gesehen der ist, der am dichtesten dran ist.

Mittwoch, der 2022-05-25 – Gledeberg 1

Die für die Zeit von Himmelfahrt bis Pfingstmontag als Stellplatz umgewidmete Wiese ist noch so gut wie leer. Ein bisschen Angst fährt aber mit, als ich drauf fahre: Da es regnet und die Ausfahrt auf dem Grundstück bergauf geht, ist die Frage nicht ganz unberechtigt, ob das spätere Weiterreisen ohne Treckerunterstützung möglich sein wird. (Um es vorweg zu nehmen, es wird keine Probleme damit geben).

Ich genieße den ersten Abend, so fast alleine auf weiter Flur. Nach den teilweise doch recht turbulenten Albanienwochen eine Wohltat. Wind und Regen sind zwar am Tag etwas störend, in der Nacht jedoch eine wunderschöne Melodie zum (Ein-) Schlafen.

Donnerstag, der 2022-05-26 (Himmelfahrt) bis Sonntag, den 2022-05-29

Heute beobachte ich bewundernd die Aufbauarbeiten der VeranstalterInnen und AusstellerInnen. Zügig wachsen die letzten Stände aus dem Boden, werden die Scheune und anderen Räume mit Waren und Kunstgegenständen gefüllt und auf der Bühne wird der erste Act vorbereitet. Leider scheitert mein Versuch, Brot im Hofrestaurant zu kaufen. Das wird in erster Linie für die Mahlzeiten der hofeigenen Gastronomie gebacken, nicht für den Verkauf. Wenn der Abend zur Neige geht, dann stehen die übrig gebliebenen Brote zum Verkauf. Aber es gibt jetzt einen zweiten Bäcker auf dem Gelände, der speziell für das Frühstück, Kaffee, Brot und Zimtschnecken anbietet. So muss ich nicht verhungern. Schon alleine, weil sein Brot auch zu der deftigeren Sorte gehört.

Am Abend tritt auch schon die erste Musikgruppe – bANDISTA aus Istanbul -auf. Dazu einen großen Salat und einen Gledeberger Tee. So bin ich heute an Himmelfahrt um die trinklustigen Vatertags Vagabunden herumgekommen. Klarer Vorteil für diesen Wunde(r)punkt. Ganz anders als früher bei der Wendlandbrauerei in Kussebode. Ein ehemaliger Wunde(r)punkt, der außerhalb von Himmelfahrt in den vergangenen Jahren auch seinen Reiz hatte.

Da heute sich die Wiese (etwas) gefüllt hat, das Brückenwochenende bevorsteht und die Erfahrungen der früheren Jahr gezeigt haben, dass es hier im Wendland dann voll wird, beschließe ich hier zu bleiben und das Wochenende hier abzuwettern. Gute Entscheidung, denn das Programm auf dem Hof ist super und das Abendessen nicht zu verachten.

Montag, der 2022-05-30 bis Mittwoch, den 2022-06-01

Irgendwo um den Ort Güstritz oder Meuchefitz herum suche ich einen neuen Stellplatz. Warum? Weil von dort aus die Kommune Güstritz (inklusive Teich), Meuchefitz, die Villa Wendland, Küsten, Salderatzen, Diahren und Göttien leicht mit dem Fahrrad erreichbar sind. In den vergangenen Jahren war leider in Meuchefitz die große (Stellplatz-) Wiese dem Maisanbau ohne wirklichem Ersatz zum Opfer gefallen.

Umso größer ist meine Überraschung, dass sich hier wieder zwei große Wiesen als Stellplatz anbieten. Mit Vertrauenskasse. Schön ruhig gelegen und optimal mit für die Hunde, die Heidi am Dienstag mitbringt. Wie sich herausstellen wird, werden wir dann auch mehr mit Spazierengehen beschäftigt sein, denn die meisten Wunde(r)punkte haben über die Woche bis hin zum Samstag doch ein sehr eingeschränktes Programm. Dafür ist der Platz am Waldrand Urlaub pur.

Donnerstag, der 2022-06-02 bis Sonntag, den 2022-06-05

Freitag ist Gorlebenpflicht. Nicht zuletzt deswegen, dass diese Widerstandparty die letzte sein wird. Offizielle Begründung: Wir haben den Kampf gegen das Endlager gewonnen. Das wollen wir dieses Jahr gebührend feiern! Aber dann ist das Thema durch! (Die KLP wird es aber weiterhin geben)

So wechseln am Donnerstag nach Gedelitz zum Gasthaus Wiese. Ein Ort, den wir jedes Jahr besuchen. Nicht zuletzt um Katharina Hahn, die phantastische Kunstschmiedin zu treffen.

Die Betreiber haben auch dieses Jahr sehr ausgewogenes Programm mit politischen Themen aber auch mit Unterhaltungswert (denn es gibt ja, wie oben schon bemerkt etwas zu feiern!) zusammengestellt.

Aber Höhepunkt ist natürlich die Widerstandsparty am Freitag. Gegen 14:00 Uhr machen wir uns per Fahrrad auf zum Gelände des Endlagers und sind erst einmal sehr überrascht. Die vier Kilometer lange Straße dorthin ist nicht, wie in den letzten Jahren, komplett zugeparkt. Der Ansturm hält sich doch sehr in Grenzen. Auf dem Gelände selbst ist es angenehm „nicht überfüllt“. So können wir uns Klaus den Geiger, Gerd Schinkel, das Freie Theater Wendland, das Chaos Varieté und vieles mehr anschauen. Und auch beim Pizzastand, frühere Wartezeiten so um 30 Minuten, kann sofort mit einer Pizza nach Wahl aufwarten.

Anders wird es dann so gegen 18:30 Uhr. Die Straße ist jetzt bis nach Gedelitz zugeparkt. Und die drei großen Bühnen erfreuen sich größten Ansturms. Es beginnt die Zeit der „unpolitischen“ Unterhaltung. Zumindest regional bekannte Gruppen treten auf. Das ist dann nichts mehr so richtig für uns. So gegen 22:00 Uhr liegen wir beide im Bett.

Alles in allem ein sehr schöner und informativer (!) Tag.

Am Samstag erfahren wir noch vieles über Lützerat. Und Sonntagabend tritt wieder mal das Duo Tim Lothar & Holger „HoBo“ Daub mit Mundharmonika und Steel Guitar auf.

Montag, der 2022-06-06, Abschied in Gledeberg 1

Mittlerweile ein Muss für uns. Zum Abschied von der KLP gönnen wir uns die Resterampe auf dem Hof in Gledeberg 1. In Marcos Restaurant werden dann ab circa 21:00 Uhr die Reste aus der Küche als Büffet gegen Spende aufgebaut. Immer wieder ein Erlebnis. Dazu ein gutes Musik Programm – Max Krach. Wie kann man besser Abschied nehmen.

Was uns dieses Jahr aufgefallen ist!

  1. Die in unserer Gesellschaft zu beobachtende Entsolidarisierung ist auch im Wendland, hier insbesondere bei der KLP, angekommen. Immer mehr Veranstaltungsorte lösen sich aus dem von der BI aufgebauten Veranstaltungsrahmen heraus und arbeitet diese Tage nur noch auf eigenen Verdienst/Vorteil hin. Dabei sind sie sich auch nicht zu schade, den Terminrahmen, der durch die KLP Organisatoren mit sehr viel Arbeit und Kosten geschaffen wird, für ihre eigenen Zwecke als TrittbrettfahrerInnen zu nutzen.
  2. Veranstaltungen, die schwerpunktmäßig politische Themen transportieren, sind immer schwächer besucht (selbst auf der Widerstandparty am Endlager). Dafür erfreuen sich die „unpolitischen“ (Musik-) Darbietungen, meist gegen Abend oder an den Veranstaltungsorten, die sich aus der KLP herausgelöst haben, steigender Beliebtheit.
  3. Anknüpfend an Punkt 2) haben wir eine zunehmende Kommerzialisierung vieler Wunde(r)punkte beobachtet, beziehungsweise diejenigen, die früher hauptsächlich für politische Themen standen, ziehen sich immer häufiger zurück.

Das macht uns traurig. Denn das Wendland und die Kulturelle Landpartie stehen nicht alleine für Freizeit und Unterhaltung. Beides sind (historische) Ergebnisse einer politischen Bewegung und des sich daraus ergeben habenden Kampfes. (Deswegen gab es dieses Jahr auch nur ein paar Stimmungsbilder von unserer Seite)

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