Die erste Fahrt

Nachdem Annette uns Big Blue pünktlich gebracht hat, können wir unsere erste eigene Fahrt mit ihm unternehmen. Wir haben uns dafür kein spektauläres Reiseziel vorgenommen. Das Auto ist schon spektakulär genug.

Wir besuchen „nur“ meine Verwandten Margret und Walter ins Wangerland. Sie sind auch Landwirte, in der was weiß ich wievielten Generation. Diese Familie macht das auf alle Fälle schon erheblich länger als wir.

Der Plan ist, erst einmal an die Nordsee zu fahren und dort in Big Blue da erste Mal zu übernachten. Aber die Nordsee ist ja bekanntlich eingedeicht und eingetzäunt. Und wenn ich dort in der Vergangenheit angekommen bin, war sie auch immer gerade weg. So landen wir bei der Suche nach einem ruhigen Plätzchen erst einmal auf dem Jade-Weser-Port: Der Platz, in den unsere allwissenden Politiker Millionen unserer Steuergelder verbrannt haben und an dessen Kais die träumende Wirtschaft die Giga-Container-Riesen erwartet. Aber der Platz ist leer, die Kräne stehen still, es ist kein Schiff da. Nur das Brandwrack, das vor wenigen Wochen von der englischen Küste hierher geschleppt wurde qualmt noch vor sich hin. Alles leer und die Eisenbahnanbindung rostet vor sich hin. Ein Platz für gefühlt 2 Millonen Wohnmoblie. Was anderes ist, wie man schon seit der Eröffnung vor Jahren immer wieder in der Presse mitbekommt, auch nicht in Aussicht.

Aber wie so oft in unserer Bananen Republik Deutschland ist hier natürlich diese zur Zeit einzig mögliche und sinnvolle Nutzung verboten. So suchen wir weiter und stoßen bei Hooksiel auf einem natürlich auch verbotenen Parkplatz. Wir machen neben einem Sitzensemble aus Beton den Motor aus. Big Blue läßt sich ja auch nicht so einfach wegschleppen. Nach unserem Spaziergang haben sich schon zwei VW-Busse dazu gesellt. Wir decken den Beton mit Isomatten ab, essen Pistazienkerne und trinken Neumarkter Lamms. Und die Sonne geht unter. Schön isses.

Dann das erste mal Schlafen in Big Blue. Wir schaffen es auch ohne schnarchen und können so die ganze Nacht kuscheln.

Wir haben sehr gut geschlafen, wenn auch etwas aufgeregt. Dann das erste Mal duschen in unserem Badezimmer. Das ist fast wie zu Hause. Viel Platz und richtig warmes Wasser. Mit ausreichend Druck aus der Dusche. Einfach toll.

Dann fahren wir zu meinen Verwandten nach Hohenkirchen. Hier werden wir erwartet. Das heißt natürlich, erst einmal richtig ausgiebig Frühstücken. Unser Geschenk, eine Heidschnuckenkeule, ist immer noch tiefgefroren: Minus 28°C. Unser Kühlschrank hat damit inklusive Tiefkühlfach auch seine Feuertaufe bestanden.

Freunde unserer Gastgeber haben Interesse am KTM-Werbeleuchtkasten in der Werkstatt von Big Blue. Sie sind selbst als Motorsportler unterwegs und finden daher Big Blue mit seiner Werkstatt famos. Aber den geben wir nicht her. Aber den Leuchtkasten geben wir mit Freuden.

Es gibt viel zu erzählen. Neugierig schauen wir in den neuen (aber auch schon ein paar Jahre alt) Kuhstall. Hier hat sich der Sohn Peter über dem eigentlichen Stall seine Wohnung eingerichtet mit einer riesigen Fensterfront in das Innere des Boxenlaufstalles. Das finde ich geil. Was gibt es schöneres, beim Abendessen über seine Herde zu blicken und sie zu beobachten, wie diese für die Nacht noch einmal voll fressen und saufen.

Nach einem opulenten Abendessen ziehen wir uns zur zweiten Nachtruhe in Big Blue zurück.

Am nächsten Morgen besuchen wir nach dem Frühstück mit Margret und Walter auf der Rückfahrt nach Hause den Veranstalter des Jührdener Wollmarktes. Wir sind erstmalig mit unserem Imbisswagen zu dem diesjährigen Markt im Oktober eingeladen. Und wir wollen uns das vorab mal anschauen. Vor allem was wir unter Swingolf zu verstehen haben. Das ist ganz einfach Golf für grobmotorische Bauern.
Das Anwesen macht einen ansprechenden Eindruck und wir glauben, dass dieser Markt nicht nur vom Thema sondern auch von der Örtlichkeit zu uns passt.

Dann ab nach Hause. Heidi muss morgen ja wieder zur Schule.