2016-08-28 – Wandertag am Liqeni i Shkopelit

Ich habe etwas Rückenschmerzen und fahre daher als erstes Mal mit dem Fahrrad den See hinauf. Die Steigung ist moderat. Die Taverna Fredi ist geschlossen. Der Inhaber hat viel investiert, es hat eine schöne Lage und direkten Zugang zum Wasser. Aber der Besitzer war nicht der Typ, der mit seinen Gästen umgehen konnte. So verfällt das Ganze jetzt, da er wohl aus Stolz nicht verkaufen will. (Das alles haben wir dann am Nachmittag von Verwandten unseres Platzbetreibers erfahren)

Furgon Raststätte
Furgon Raststätte

Die Straße weiter bergan komme ich zu einer weiteren Bar. Diese hat auf der gegenüberliegenden Seite ein Bassin mit Forellen. Hier könnten wir Fisch essen. Mal sehen. Und, was sich für deren Geschäft sicherlich besonders positiv auswirkt, hier steht eine Toilettenanlage, die vor allem von den Furgons genutzt wird. Denn diese Kleinbusse haben natürlich kein Klo. Die machen hier Pause und die Fahrgäste gehen hier dann nicht nur auf’s Klo, nein, sie trinken hier dann auch was, damit sich der Halt an der nächsten Toilettenanlage auch lohnt. Und essen meist auch eine Kleinigkeit.

Kurz danach überquert eine Hängebrücke für Fußgänger den See. Auf der gengenüberliegenden Seite stehen drei Häuser/Gehöfte, deren Bewohner auf diese angewiesen sind. Offensichtlich haben die Bewohner aber auch am Ufer Bootchen liegen, mit denen sie die Ufer wechseln können. Scheinbar trauen sich nicht nur wir nicht mehr über die Brücke.

Einige Serpentinen weiter stoße ich auf eine alte Tankstelle, deren Spritpreise noch fest auf einem Werbeschild geschrieben stehen. Und diese sind sicherlich schon seit Jahren nicht mehr aktuell. Die Tankstelle hat sich zu einer Bar/Restorant weiter entwickelt. Mit einer Attraktion: ein albanischer Bär im Käfig.

Von hier aus fahre ich zum Frühstück zurück zum Campingplatz.

Wir entscheiden uns, die Strecke, die ich heute Morgen mit dem Fahrrad gemacht habe, noch einmal gemeinsam zu Fuß abzulaufen.

Es ist und bleibt Tierquälerei
Es ist und bleibt Tierquälerei

Am Ziel, dem Restorant mit dem Bären setzen wir uns hin und nehmen wieder einmal gekühlte Getränke zu uns. Dabei beobachten wir, wie unzähligen Autos hier anhalten und nur kurz mit dem Bär posen und Selfies machen. Dabei wird der Bär mit Brot gelockt, sich auf die Hinterbeine zu stellen oder irgend was anderes Spektakuläres zu machen. Und auch, und das haben wir schon häufiger im Umgang der Albaner mit Hunden beobachtet, Bier wird dem armen Tier eingeflößt. Der Umgang mit Tieren hier im Land ist für uns Nordwesteuropäer gewöhnungsbedürftig. Aber eigentlich wollen wir uns an so etwas gar nicht gewöhnen. Hier wird es noch eine lange Zeit brauchen, bis die Leute hier auf das Level kommen, auf dem wir uns bewegen.

Andere Gäste zapfen nur Wasser an der gefassten Quelle und einige kehren auch ein.

Zurück an Big Blue brauchen wir endlich unsere letzten Gemüsevorräte in Form eines Salates auf. Dann Schwimmen, Sonnen, Trocknen und von vorne.

Plötzlich stehen zwei Männer bei uns. Der eine spricht uns in fließendem Deutsch an, bittet um Entschuldigung, stellt sich als Verwandter einer der Männer, die hier den Platz betreiben, vor und erzählt uns seine Geschichte. Und die seines (beste)n Freundes, der in der Schweiz arbeitet. Er selbst war acht Jahre als Friseur in Deutschland tätig und arbeitet jetzt hier in der Gegend von Durrës, auch als Friseur. Als er 35 Jahre alt war, hat ihm seine Familie klar gemacht, dass er jetzt eine Familie zu gründen und daher nach Albanien zurück zu kehren habe. Und ein artiger Sohn macht das dann auch. Vielleicht ist es ja gut, das ich nie ein artiger Sohn war.

Der frühe Nachmittag vergeht dann mit den Beiden im Wechsel mit Geschichten erzählen, Schwimmen (ja, die Beiden gehören zu den Albanern, die schwimmen können) und Geschichten erzählen und wieder von vorne.

Irgendwann verabschieden sich die Beiden und ich entdecke an der Bar an der Wasserlinie einen Radler, der kein Albaner sein kann. Ich gehe hin und treffe Stefan aus Leipzig. Er ist in zwei Tagen vom Ohridsee bis hier runter geradelt. Anerkennung! Er ist schon vom Chef hier mit dessen Freunden an deren Tisch zum Essen und Trinken eingeladen worden. Er will die Nacht hier bleiben. Gute Entscheidung.

Morgen gehts weiter ->

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