2016-07-28/29 – In der Bucht von Kotor

2016-07-28

Für das Frühstück kommt immer ein Bäckerauto um 8:00 Uhr vorbei und verkauft am Eingangstor zum Platz frisches Brot.

Nach dem Frühstück versuchen wir tatsächlich einen Spaziergang in Richtung Kotor. Das scheitert kläglich. Für uns alle inklusive Lara ist das eine Tortur. Auch ich mache noch einmal darauf aufmerksam, dass ich in diesen Breitengraden nicht gedenke in der Zeit zwischen 12:00 uhr und 16:00 Uhr großen Aktivitäten nachzugehen. Denn das tun die Einheimischen auch nicht. Und die leben hier schon länger und haben damit mehr Erfahrung als wir Zugereisten, wie man mit der Hitze umzugehen hat. Heidi fühlt sich angegriffen. Da sie scheinbar mehr Aktivitäten losgelöst von der Temperaturentwicklung eines Tages realisieren möchte. Dann soll das alleine machen. Und das ohne Groll von mir gesprochen!

Im Endeffekt brechen wir den Spaziergang ab und gehen Schwimmen. Zuerst am Strand. Das Wasser ist hier irre. Durch die Zuflüsse er kalten Gebirgsbäche erleben wir einen ständigen Wechsel zwischen schön warm und richtig kalt. Das hat was. In unserer Heimat nennen das einige Kneippen.

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Kalte Honigmelone
Kalte Honigmelone

Danach in das Süßwasser im Bach an unserem Campingplatz. Das bedarf dann doch wieder einiger Überwindung. Danach noch etwas Laptoppen, den Rest der Honigmelone verspachteln und dann los zum Bus.

Ich, auch Heidi, dachten, dass wir schon alles in Bezug auf Busfahren gesehen, beziehungsweise erlebt haben. Aber das hier war doch wieder mal eine Erweiterung unseres Erfahrungsschatzes. Der Bus, irgendwie ein Aufbau auf einem cirka 6 Tonnen IVECO-Fahrgestell, sah vom Modell noch recht frisch aus. Aber innen merkte man sofort, dass scheinbar hier immer noch solches Material einmal gekauft und dann verbraucht wird. Nicht nur im Fahrgastbereich, nein auch in dem Bereich wo der Fahrer tätig war, viele Provisorien, Schalter die nicht ersetzt worden sind beziehungsweise am Kabel aus dem Armaturenbrett heraus hängen. Der Fahrer in seiner Fahrstimmung zu vergleichen mit einem Mantafahrer, den seine Freundin am Morgen nicht hat dran oder drauf lassen. Und dann an den Haltestellen wurde immer weitr zugeladen. Zugelassen war dieser Bus für 26 Sitz- und 39 Stehplätze. Auf den Stehplätzen standen zur Hochzeit auf dieser Strecke weit über 50 Personen. Aber immer weiter rin an den Haltestellen. Die Klimaanlage pfiff nervös vor sich hin. Es bleibt nur die Frage warum, denn alle großen Fenster waren offen. Da kann man sich die Klimaanlage auch gleich sparen.

Nun ja. Trotzdem kommen wir wohlbehalten in Kotor an. Sind aber doch froh, uns dafür entschieden zu haben, Lara zuhause zu lassen. Ich glaube, in diesem Bus hätte sie ihre erste Beißattacke ausgelebt. Das wäre ja auch mal eine Erfahrung gewesen. Wir konnen darauf aber gut verzichten.

Nachdem wir in Kotor den Bus verlassen haben, verlaufen wir uns erst einmal, da wir an der Wasserlinie weiter laufen. Wir kommen das recht schnell an zwei großen Gebäuden vorbei, das eine vielleicht eine alte Uni, die den Sozialismus nicht überlebt hat, das andere eine große Hotelanlage, die vor sich hin verfällt. Und die Leute hier erinnern wirklich an diejenigen, die noch vor kurzem in Fernsehen in schier endlosen Kolonnen nach Europa kamen. Nichts Schlimmes. Aber überraschend.

Auf der nächsten Straße, die wir versuchen gelangen wir zum ZOB und in ein nahzu entvölkertes trümmerhaftes Gewerbegebiet.

Nach einer weiteren Neuorientierung finden wir dann auch Kotor Zentrum. Hinter der Stadtmauer gegenüber der Yachten Marina. Hier liegen Schiffe, die etwa so viel kosten wie im Jahresetat vom Montenegro veranschlagt werden. Und viele davon mit amerikanischen Touristen der Edelklasse bevölkert, die dann in Gruppen in die Stadt einfallen.


Einwurf:
Es hat sich nicht viel verändert seit ich als kleines Kind auf Köln-Düsseldorfer Dampfern mit meinen Eltern gefahren bin. Da waren die Amis auch sofort zu erkennen. Damals an ihren kleinkarierten zu kurzen Hosen, ihrem dicken Fotoapparat auf dem Bauch und ihrer alles übertönenden Lautstärke – Hoppla jetzt komm ich. Das mit den Hosen hat sich geändert, der Fotoapparat wird durch ein Smartphone ersetzt, aber die alles vereinnahmende Lautstärke ist geblieben. Vor allem bei den Youngstern.


Die alte Innenstadt hat schon was zu bieten. Eine wunderschöne in weiten Teilen erhaltene Bebauung. Aber im Erdgeschoss flächendeckend für touristische Zwecke umgenutzt: Restaurants, Souvenirläden, Klamotten die kein Mensch braucht, „Kunstgewerbe“,  Nippes Furtz und Trallala. Aber keine Läden für Lebensmittel oder nur ein Laden, in dem man Zeitungen erhält.

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Wir setzen uns dann aber auch in eines dieser Gaststätten und bestellen zwei Salate mit Meeresfrüchten für je 12,00 €/STÜCK! Die Größe war die eines Beilagensalates. Er war aber trotzdem gut und wir waren erst einmal soweit gesättigt, dass wir uns auf die Rückfahrt mit dem Bus trauen.

Die genaue für uns aber wage Beschreibung unseres Campingplatzbetreuers führte uns aber dann doch zu richtigen Haltestelle. Aber es gibt hier keine Fahrpläne, zumindest nicht solche, wie wir Nordwesteuropäer als solche erkennen. Es heißt einfach der Bus verkehrt stündlich, immerso um Viertel nach Voll und das bis einschließlich 22:00 Uhr. Ein Bus unserer Blue Line kam, reagierte aber auf unsere Zielangabe Morinj abweisend. Der nächste, cirka eine halbe Stunde später, der unser Ziel auf dem Schild in der Windschutzscheibe hatte, fuhr trotz Winkens vorbei. Der dritte Bus dann, der hatte was ganz anderes auf seinem Zielschild, der war einverstanden und hätte uns zuletzt sogar direkt am Campingplatz raus gelassen. Aber wir brauchen noch Bier vom Minimarkt. Und davor ist die reguläre Haltestelle. So ist auch die Rückfahrt gut gegangen und wir haben einen schönen Tag hinter uns.

2016-07-29

2016-07-29; Campingplatzbetreuer
Die gute Seele vom Campingplatz

Heute morgen fahren wir mit dem Fahrrad nach Bijela um Fleisch zu kaufen. Der Schlachter dort ist uns vom Campingplatz Meister empfohlen worden. Er hat sogar dort vorher angerufen, gefragt ob er offen hat und uns angekündigt.

So machen wir uns auf den Weg. Heidi hatte ja so ihre Bedenken wegen der engen Straßen und dem doch recht starken – auch LKW – Verkehr. Aber es geht überraschend gut. Wir kommen in Kamenari an der Fährstation vorbei, mit deren Hilfe man die Umfahrung der Bucht von Kotor vermeiden kann. Da wir mit dem geplanten Programm für heute dann schon zweimal eine große Strecke der Bucht mit dem Linienbus erlebt haben, ist die Entscheidung gefallen, dann am 2016-07-30 mit Hilfe der Fähre unseren Weg nach Albanien fortzusetzen. Die Überfahrt soll, so wie wir die Preislisten dort interpretieren 12,50 € kosten. Das sparen wir locker an Spritkosten ein.

Wieder auf die Straße und in Bijela links rein und da ist auch gleich der Schlachter. Neben dem Bäcker. Der Chef noch ein Original. Hackt, schneidet und klönt mit den Kunden. Und trotzdem noch alle Finger dran. Und davon können sich einige unserer deutschen Schlachter eine Scheibe abschneiden – im wörtlichen Sinn. Vor dem Wiegen wird das Fett abgechnitten! Es gibt Schwein, Rind, Schaf und Geflügel. Wir entscheiden uns für die ersten zwei. Fleisch und Würstchen. Heute Abend wird gegrillt.

Das Fleisch in die Tasche, in der wir profilacktisch ein paar Kühlelemente mitgebracht haben und zurück zum Platz. Jetzt ist temperaturmäßig schon wieder so, dass eigentlich nur noch das Schleppen zwischen warmen Salzwasserstrand und frostigen Süßwasserbach geht. So daddeln wir die Zeit tot bis 16:00 Uhr. Es zieht ein bisschen Wind auf. Angenehm. Ab in die „Ausgehklamotten“ und zur Bushaltestelle. Heute wollen wir die beiden Inseln bei Perast: St. Georg (Sveti Đorđe) und St. Marien auf dem Felsen (Gospa od Škrpjela).

Der Busfahrer heute fährt nicht über die Uferstraße durch das Dorf wie der Fahrer gestern, sondern außen rum über die Umgehungsstraße. Er läßt uns am Ortseingang raus. Damit wird natürlich die Suche nach der Haltestelle für die Rückfahrt wieder zum Abenteuer.

Perast ist scheinbar für den Verkehr gesperrt (das bezieht sich aber scheinbar nur auf diejenigen, die keinen besonderen Status oder ein ausreichend dickes Auto haben), da hier heute und morgen ein großes Fest geplant ist. So können wir recht entspannt auf der Uferpromenade entlang flanieren. Wir werden sofort in Sankt Pauli Manier angebaggert, dieses und kein anderes Boot zur Insel zu nehmen. Wir wollen aber erst uns den Ort ansehen. Dann noch ein Eis und im Minimarket eine Flasche Wasser kaufen.

Dann rüber zu den Inseln. 5,00 €/Person. Auf der kurzen Überfahrt, erfahren wir, dass auf der einen Insel gar nicht angelegt werden darf, weil sie den Friedhof beherbergt. Trotzdem können wir beobachten, wie sich auf Liegestühlen vor dem klosterähnlichen Bau sich leichtest bekleidete Frauen räkeln.

Die zweite Insel ist für den Ansturm der Touristen frei gegeben. Eine Kapelle, die in den meisten Teilen zum Souvenirladen oder zur Artgallerie mutiert ist. Naja. Und jetzt kommen neben den Amis auch wieder die japanischen Reisegruppen.

Den Tag beschließen wir mit Grillen auf dem Mu Kata: Schweinekoteletts, Rindersteaks und leckere Schweinewürstchen. Ein paar Gartenfackeln angezündet und den Abend genießen mit Zikadengrillen, Musik aus der benachbarten Strandbar und etwas Straßengeräuschen.

Morgen gehts weiter ->

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4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Tim Fischer sagt:

    Hallo und vielen Dank für den interessanter Artikel!
    Toller Blog.

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  2. Bernard Chemin sagt:

    Salut, meine lieben 3! Wir kommen vom Urlaub zurück ( 2 1/2 Wochen bei Fontainebleau zum Bouldern und Wandern ) und hier zurück in Halle(Saale) merke ich, daß Ihr schon voll weit seid! Ich muß Euch natürlich ein wenig beneiden! Nur bei der Hitze läßt meinen Neid nach…Ich hoffe Euer super Trip verläuft weiter so toll wie bis jetzt, und auch abenteuerlich schön…Wir hatten gestern auf unserem Rückweg eine Rückblende von unserem Urlaub, und NIcole meinte sie hat unseres ständige Draußensein in der Natur genossen, vor allem das Einnehmen der Mahlzeiten auf der Biwakwiese ( natürlich mit fester robusten Holz Tisch-Garnitur ) und verglich es mit den Mahlzeiten auf dem Hof Schwarzes Moor hinter der Küche…
    Ich bin weiter gespannt auf den Folgeberichten. Die Art und Weise wie Ihr ( Du Stefan ) das macht finde ich sehr unterhaltsam und informativ: Weiter so. Meintest Du Lara habt Ihr zu Hause gelassen : Im Camping, oder in Niedersachsen?
    Liebe Grüße von Bernard

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  3. Werner M. sagt:

    immer wieder interessant, Auslandsberichte zu lesen von typisch deutschen Vorurteils-Bürgern, die nicht merken, wie sie ihre Gesinnung outen… ;-)
    Trotzdem sehr gut zu lesen, schön geschrieben und gute Bilder!
    weiter so!

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Werner!

      Mich würde ja mal interessieren, woran du gerade das deutsche Vorurteilbürgertum fest machst.
      Denn wir sind ja offen in unserer Kommunikation und halten auch nicht mit unseren (Lebens-) Erfahrungen zurück. ich denke, dass ist das Recht von jedem, offen zu sagen, was er erlebt hat und wie er die Erfahrungen bewertet.
      Aber unser Leben ist noch nicht zuende und daher sind wir natürlich bereit, auch weiterhin dazuzulernen. Lernen durch konkrete Erfahrungen.

      Es wäre schön, wenn du deine Kritik mal konkretisieren könntest.

      MlG

      Stephan

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